Auf dem Weg zur Schule entging gestern Morgen ein Mädchen vermutlich nur knapp einer Entführung. Die Polizei ermittelt.
Eine zwölfjährige Schülerin der Oberschule zum Dom (OzD) ist gestern Morgen in der Lübecker Innenstadt offenbar um Haaresbreite einem Entführer entkommen. Wie die Polizei mitteilte, befand sich das Mädchen auf dem Weg zum Staffeltag der OzD auf dem Buniamshof. Gegen 8.25 Uhr überquerte es auf der Straße Parade den Fußgängerüberweg am Gesellenhaus.
In diesem Augenblick näherte sich nach Angaben der Polizei ein großes, silberfarbenes Auto. Ein Mann riss mitten auf dem Fußgängerüberweg die Fahrertür auf und versuchte, die Sechstklässlerin mit Gewalt in den Wagen zu zerren. Ein Passant beobachtete den Vorgang und kam dem Mädchen zu Hilfe. Er soll den unbekannten Täter angeschrien und ihn aufgefordert haben, das Kind loszulassen. Der Autofahrer ließ daraufhin vom Mädchen ab und fuhr in unbekannter Richtung davon.
Die junge Gymnasiastin lief anschließend völlig verstört zur Schule, ohne Kontakt zu Zeugen aufzunehmen, und berichtete der Schulleitung von dem Vorfall. Die informierte umgehend die Polizei. "Das Mädchen war noch Stunden nach dem mutmaßlichen Entführungsversuch derart aufgelöst, dass es uns gegenüber keine Angaben zum Tathergang machen konnte", erklärte Polizei-Kommissar Chris Radtke vom 1. Revier, der im Laufe des Vormittages versucht hatte, das Mädchen zu vernehmen. "Was wir wissen, wissen wir von den Lehrern und den Eltern, denen sich das Kind anvertraut hat", so der Beamte. Die Zwölfjährige sei ihren Eltern in der Schule weinend in die Arme gefallen.
Radtke appellierte vor allem an den bislang unbekannten Passanten, sich so schnell wie möglich bei der Polizei zu melden. Dieser hatte nach dem Vorfall den Tatort verlassen, ohne bislang eine Anzeige gemacht zu haben. Auch weitere mögliche Zeugen sind aufgefordert, bei der Polizei nähere Angaben zur Tat zu machen. "Wir erhoffen uns vor allem durch den Helfer genauere Informationen über den silberfarbenen Wagen", so der Kommissar. Das Kind habe von einem "großen Auto mit vier Türen" gesprochen. Nach Einschätzung der Eltern könne es sich dabei nur um einen Kombi gehandelt haben.
"Das Kind war in meinen Augen stark traumatisiert", erklärte Radtke. "Wir gehen davon aus, dass die Schülerin die Wahrheit sagt." Merkwürdig sei bislang nur, dass sich der Helfer noch nicht gemeldet habe. "Das ist in solchen Fällen eher unüblich", so Radtke.
Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich umgehend unter dem Polizeinotruf 110 oder bei einer Polizeidienststelle zu melden. Die Ermittlungen hat das Kommissariat 11 der Lübecker Polizei aufgenommen. Vor dem Hintergrund des Mordes an der 16-jährigen Jessica in Neumünster wurde der Lübecker Vorfall gestern nach Angaben Radtkes an sämtliche Dienststellen des Landes gemeldet. Wie die Lübecker Polizei gestern Abend mitteilte, gehe es der Lübecker Schülerin inzwischen den Umständen entsprechend gut.
ln-online/lokales vom 10.10.2002 09:55
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Kann man seine Kinder nicht mal mehr unbeaufsichtigt zur Schule lassen?
Dieses ist kurz vor meiner (gehe auch auf die OzD) Schule passiert, dieser besagte Zebrastreifen ist vor einem Krankenhaus (!!) Daneben ist eine Berufsschule (!!), eigentlich ein sicherer Bereich. Doch nur scheinbar, wenn sowas sogar in der Innenstadt und dann vor solchen Gebäuden passieren kann.
Also nochmal meine Frage: Sind Kinder überhaupt noch sicher??