In Zeiten von Umbesetzungen ist auch Gelegenheit für alle die meinen die Lösung des Problems zu kennen ihre Weisheit kund zu tun. Ich warte eigentlich noch auf das obligatorische Valdo Stenzel-Gebet zur aktuellen Lage. Ich denke es ist einen eigenen Thread wert um einmal den Ansatz von Wolfgang Sommerfeld zu beleuchten.
Auf hw.com wurde ein PM der HBL veröffentlicht. Ich krieg immer eine Magengrummeln wenn ich solche Überschriften lese.
ZitatSommerfeld: "Unsere Nationalspieler müssen Typen sein"
Das ist eine typische catch-all phrase wie "Neue Männer braucht das Land" oder "Eier, wir brauchen Eier". Und vor allem impliziert es ja, dass alle die wir haben Weicheier, Schwiegermuttersöhnchen, Warmduscher, Sitzenpinkler, Tierfilmgucker sind.
Hier mal der entscheidende Absatz.
ZitatWas erhoffen Sie sich von diesem System regionaler Individualbetreuung?
Wolfgang Sommerfeld:
Es muss darum gehen, die außerordentlich begabten Spieler zum einen handballspezifisch immer weiter zu verbessern, zum anderen aber auch einzugreifen, wenn es zum Beispiel in der Schule schlecht läuft. Die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Spieler spielt eine große Rolle. Unsere zukünftigen Nationalspieler müssen Typen mit Gewinnermentalität sein, davon hatten wir in den WM-Playoffs möglicherweise zu wenige auf dem Spielfeld.
Die Junioren-Nationalspieler sollen vom DHB Coaches zur Verfügung gestellt bekommen. Sommerfeld selbst ist Ober-Mentor.
Ich frage mich zunächst mal, ob damit nicht Konflikte zwischen Spielerberater, deren Aufgabenfeld ja genau diese Bereiche umfassen, und Mentor vorgezeichnet sind. Vielleicht will man weitere Fälle a la Zieker vermeiden.
Hauptpunkt ist aber die Frage nach der Definition des "Typen". Ein inhaltsloses Modewort. Sind da mündige Lautsprecher a ala Heinevetter mit gemeint? Auf die Platte bezogen ja vermutlich Leute die in der Crunchtime voran gehen. Ich behaupte mal, dass man 18-jährige nicht mehr zu absoluten Leadern machen kann. Da ist die Persönlichkeitsbildung abgeschlossen. Zumal jeder Junioren-Nationalspieler ja bis dahin schon ein leader in seiner jeweiligen Mannschaft war. Was dann noch fehlt ist vielleicht ein großes Ego, Brutalität, Rücksichtslosigkeit.
Sommerfeld betont ja auch die individuelle Durchsetzungsfähigkeit vor dem Zusammenspiel. Ist halt die Frage ob man aus deutschen Wohlstandsjünglingen solche Eigenschaften extrahieren kann. Vor allem warum lässt man eigentlich solche Typen in der Nationalmannschaft links liegen? Für mich sind die Müller-Twins die einzigen Deutschen, welche in ein derartiges Anforderungsschema passen. Michael Müller spielt schon lange keine Rolle mehr.