HSV - Der Begleitthread bis zum endgültigen Abgesang

  • Freundschaft!

    Gerald
    Man muß aber auch sagen, daß Magdeburg oder Kiel Großstädte sind. Keine Metropolen, aber das ist wohl eher Vor- als Nachteil für diese Vereine. Und auch der Umzug in die Stadt kann ja erfolgen. Von Dutenhofen nach Wetzlar, von Handewitt nach Flensburg, von Dankersen nach Minden, von Nettelstedt nach Lübbecke, von Großwallstadt nach Aschaffenburg. Das macht doch Sinn und passiert darum auch immer wieder.

    In den Metropolen muß man die Vereine aber mit viel Geld ständig interessant halten. Gelingt das aus den laufenden Einnahmen, dann wächst ein Verein auch an. Wenn nicht, dann wird er irgendwann auch wieder weg sein. Es ist halt ein Problem, wenn man einen Verein künstlich etablieren will.

    Ich habe so den Eindruck, daß man im Handball viel Geld reinpumpen muß, um einen Bundesligaverein in einer Metropole halten zu können, während es beim Fußball umgekehrt ist. Da braucht es viel Geld von Außen, wenn man einen Bundesligaverein in einer zu kleinen Stadt etablieren will (vgl. Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen oder Ingolstadt). Das spricht ja irgendwo dafür, daß bei Sportarten ihre natürliche Heimat in bestimmten Städten haben. Beim Handball sind das in der Regel Städte zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern.

  • Also ich gehe seit 35 Jahren zum Handball und behaupte auch mal das eine wirkliche Fanseele in mir schlägt. Ich muss chruschtschow wirklich Recht geben, denn Handball war (und ist es teilweise) immer eine Provinzsportart. Man denke nur mal an die Zeit zurück da der deutsche (und teilweise auch Welt-) Handball von Städten wie Gummersbach oder gar Großwallstadt dominiert wurde. Kiel ist da ja schon fast eine Großstadt und verdankt vermutlich seine über jahrezehnte gewachsene Zuschauerdominanz in erster Linie der Unfähigkeit Holstein Kiels, sich in der zweiten Liga zu etablieren.
    Warum die Versuche sich in Großstädten, speziell den deutschen Metropolen, zu etablieren immer wieder scheitern ist mir schleierhaft. Es ist aber bezeichnend, dass bsw. der Fc Bayern lieber auf der zweite Pferd Basketball denn Handball setzt. Will sich der Handball aber auch Dauer als Mannschaftssport Nummer zwei hinter dem Fußball platzieren, dann geht das nur über die Großstädte (und eine erfolgreiche Nationalmannschaft - allerdings hätten die anderen beiden Sportarten diese Trumpfkarte ja auch noch).

  • ....
    Anbei erwähnt. Ich hatte kürzlich ein Gespräch (mit einer Person, die ich sehr ernst nehme), die mir versichert hat, daß Kaiser ganz ordentliche Arbeit bei der HBL macht und sicher die kompetensteste Person dort ist. Gut, das Letzte ist noch nicht zwangsläufig ein Lob. :lol:


    Willst Du damit sagen, dass der Einäugige unter den Blinden der König ist. Dein letzter Satz lässt diese Vermutung zu :lol:

    Ein Mensch möcht' erste Geige spielen - jedoch das ist der Wunsch von vielen,
    So dass sie gar nicht jedermann, selbst wenn er´s könnte, spielen kann:
    Auch Bratsche ist für den der´s kennt, Ein wunderschönes Instrument.

  • Also ich gehe seit 35 Jahren zum Handball und behaupte auch mal das eine wirkliche Fanseele in mir schlägt. Ich muss chruschtschow wirklich Recht geben, denn Handball war (und ist es teilweise) immer eine Provinzsportart. Man denke nur mal an die Zeit zurück da der deutsche (und teilweise auch Welt-) Handball von Städten wie Gummersbach oder gar Großwallstadt dominiert wurde. Kiel ist da ja schon fast eine Großstadt und verdankt vermutlich seine über jahrezehnte gewachsene Zuschauerdominanz in erster Linie der Unfähigkeit Holstein Kiels, sich in der zweiten Liga zu etablieren.
    Warum die Versuche sich in Großstädten, speziell den deutschen Metropolen, zu etablieren immer wieder scheitern ist mir schleierhaft. Es ist aber bezeichnend, dass bsw. der Fc Bayern lieber auf der zweite Pferd Basketball denn Handball setzt. Will sich der Handball aber auch Dauer als Mannschaftssport Nummer zwei hinter dem Fußball platzieren, dann geht das nur über die Großstädte (und eine erfolgreiche Nationalmannschaft - allerdings hätten die anderen beiden Sportarten diese Trumpfkarte ja auch noch).

    Erstens mal möchte ich doch anmerken das keine Rede davon sein kann, das sich der Handball nicht aus diesem "Turnhallenmief" erhoben hat. Allein das heute alle Sportler Vollprofis sind, die nicht nebenbei noch im Beruf stehen (wenn sie clever sind natürlich noch studieren), ist etwas was in den 80ern und auch noch Anfang der 90er so nicht vorstellbar gewesen wäre.

    Zweitens möchte ich abermals zur BBL was sagen, was stellt ihr euch eigentlich vor wie diese Spiele ablaufen? Auf welche Weise sie angeblich spektakulärer sind als Handball? Kommen Alba oder Bayern geht natürlich publikusmtechnisch die Post ab, der aber der Rest ist vom Handball nicht zu unterscheiden. Hallen nicht größer als Handballhallen, Publikum nicht lauter usw. Ich will der Sportart nichts absprechen, toller Sport, attraktive Liga, aber wenn man wirklich dem Handball einen Mief andichten will, sollte man regelmäßig zum Basketball gehen und das mal gegentesten....und zwar wie gesagt nicht zu Alba.

  • Der FC Bayern hat sein Basketball-Team gepimpt, weil Hoeness halt Basketball mag.

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Das spricht ja irgendwo dafür, daß bei Sportarten ihre natürliche Heimat in bestimmten Städten haben. Beim Handball sind das in der Regel Städte zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern.


    Entscheidender als die Größe halte ich die Konkurrenz von anderen Sportarten. Um sich hier von den anderen Hervorzuheben ist der Hamburger Weg (die Spitzenposition sich zu erkaufen) schnell erfolgreich. Das Berlin einen anderen Weg eingeschlagen hat lag vielleicht auch daran, das sich hier kein handballverrückter Mäzen gefunden hat. Ob der Berliner Weg (in der Jugend für Breite sorgen) auf Dauer erfolgreich ist wird sich auch erst in einigen Jahren zeigen.

    "Nichts ist gefährlicher als die Weltanschauung von Menschen, die die Welt nie angeschaut haben"

    Alexander v. Humboldt

    »Die schärfsten Kritiker der Elche

    waren früher selber welche« F.W. Bernstein

  • Naja, da muss man unterscheiden. Als der HSV Hamburg auf der Bildfläche auftauchte, waren die Etats doch noch viel weiter im Keller. Als Rudolph das Zepter übernahm, hatte der THW Kiel noch einen Etat von 5 Millionen (das ist die Hausnummer, in der auch der Großteil der EC-willigen Teams agiert). Hamburg, später auch die Löwen (wirtschaftlich aus dem Stand überholen) haben die Preise dann entsprechend in die Höhe getrieben.

    Im Übrigen sollte man zum Thema Franchising mal die aktuelle Ausgabe von Handball Time lesen - nur mal als kleinen Tipp ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • @Jaydeeblue
    die antwort gibst du dir doch fast selbst und dies schreiben hier doch die meisten, das es in einer großstadt, ab 100 000 einwohner immer schwerer ist einen verein egal welcher sportart neu zu integrieren.
    wenn dann nur mit viel aufwand und vor allem geld, doch dann muss die akzeptanz noch der bürger da sein, was wieder schwer wird wenn in dieser stadt eine andere sportart nummer 1 ist und dies seit jahren etabliert, dann macht es auch keinen sinn, wenn man sich linzenzrechtlich vom HSV Fußball den namen HSC und das logo ausleiht.

    deshalb ist auch das was gestern gerald geschrieben hat, großer quark und humbug.
    denn wichtig ist immer wie verrückt sind die bürger und welche rolle spielt die sportart seit jahren in einer stadt.
    das es zb in coburg so klappt liegt nicht nur an den vielen und guten sponsoren, sondern daran das es schon immer richtig gute handballmannschaften gibt, die aber den sprung weit nach oben nie geschafft hätten.
    aus meiner jungend weiß ich noch, wenn du in der schule beim wahl der qualifizierenden sportart fußball gewählt hast, warst du der öd und mit viel glück kamen 11 mann zusammen, doch handball war immer nummer 1, da wollten alle zum nachmittagssportunterricht.
    also war es in coburg klar, wenn die größeren vereine in sachen handball fusionieren dann klappt das in coburg und die stadt, die bürger, die medien und firmen als sponsor stehen dahinter.
    fußball hätte in coburg so nie eine chance. was man auch klar sehen kann, zuschauerzahl 3 liga, zuspruch von medien etc.

    oder bamberg wirst du alles auser basketball vergessen können, die sind seit jahrzenten basketballbekloppt.

  • Der FC Bayern hat sein Basketball-Team gepimpt, weil Hoeness halt Basketball mag.


    Wobei der liebe Ulli aber auch seine Handballer nicht am langen Arm verhungern lässt :hi:

    Da fehlts wohl eher an Einem der ein Konzept mit Hand und Fuss auf den Tisch legt und das Heft in die Hand nimmt! Zweitklassigkeit ist nun mal nicht des Nayern Ding :D

  • Erstens mal möchte ich doch anmerken das keine Rede davon sein kann, das sich der Handball nicht aus diesem "Turnhallenmief" erhoben hat. Allein das heute alle Sportler Vollprofis sind, die nicht nebenbei noch im Beruf stehen (wenn sie clever sind natürlich noch studieren), ist etwas was in den 80ern und auch noch Anfang der 90er so nicht vorstellbar gewesen wäre.

    Zweitens möchte ich abermals zur BBL was sagen, was stellt ihr euch eigentlich vor wie diese Spiele ablaufen? Auf welche Weise sie angeblich spektakulärer sind als Handball? Kommen Alba oder Bayern geht natürlich publikusmtechnisch die Post ab, der aber der Rest ist vom Handball nicht zu unterscheiden. Hallen nicht größer als Handballhallen, Publikum nicht lauter usw. Ich will der Sportart nichts absprechen, toller Sport, attraktive Liga, aber wenn man wirklich dem Handball einen Mief andichten will, sollte man regelmäßig zum Basketball gehen und das mal gegentesten....und zwar wie gesagt nicht zu Alba.

    Das sehe ich genau so. Wobei man auch Bayern und Alba nicht zu sehr hochjazzen sollte. Alba kommt auf einen Schnitt von 10000 Zuschauer, in der über 14000 Zuschauer fassenden O2-World in Berlin. Im Schnitt ist die Arena also zu 2/3 gefüllt. Das sind 2000 mehr als die Füchse in der Schmeling-Halle, aber genau in den unterschiedlichen Spielorten würde ich den Unterschied sehen. Wer in der o2 spielt muss mehr Zuschauer bringen. Da wird dann sehr aggressiv mit Sponsorenkarten, Gewinnspielen etc. gearbeitet. Aus Füchse-Sicht ist ein ein Gewinn, dass man sich die Schmeling-Halle nicht teilen muss - diese Halle ist für Handball bestens geeignet (im Gegensatz zur Ü10000-Arena) und vom Fassungsvermögen allemal ausreichend. Bayern München kommt meiner Kenntnis nach noch nicht mal auf einen 6000er-Schnitt, liegt also unter den Handball-Spitzenwerten. Hier zeigt sich, dass etablierte Lokalmatadore in Mittelstädten, wie zum Beispiel in Bamberg, stärker sind. Nur weil im Hoeneß-Dunstkreis viel darüber geschrieben wird, ist die Halle also noch lange nicht voll. Insgesamt geht es im Basketball etwa gleich zu wie im Handball, in den Spitzen ist Handball sogar stärker.
    Turnhallenmief kann ich eigentlich kaum mehr feststellen. Wir haben in Deutschland doch in der Regel hervorragende Hallen. Gut, die Stadionsporthalle in Hannover ist kein Traum (obwohl Großstadt! so einfach sind die Dinge nicht), aber keine Turnhalle. Lübbecke ist vielleicht etwas kritisch (schon etwas turnhallenmäßig), aber man gibt sich Mühe und schafft, es gut zu verkaufen.
    Natürlich ist das demographische Potenzial in gen Großstädten enorm (und wird immer größer, denn die ländlichen Regionen verlieren an Einwohnern). Aber die Lehre ist doch die, dass man keinen Großstadtverein künstlich hochzüchten kann. Ich gehöre ja zu denjenigen, die mehr Handball in den Großstädten sehen wollen. Aber der Ansatzpunkt müssen hier Standorte sein, die sinnvoll sind und eine Tradition haben: Leipzig, Essen, Rostock... Nicht unbedingt Hamburg und München, Wenn dort etwas kommt, umso besser. Aber sicher nicht übers Knie gebrochen, das würde nur ein weiteres Mal schief gehen.

  • in it's proper place.....Der, der angeblich ja schon mit dem Schuh auf den Tisch gehauen hat, hat uns ja vorhin schon gesagt, dass das ein Kinderspiel ist, will uns die Lösung aber nicht verraten..... ;)


    Wann und wo habe ich gesagt, dass das ein Kinderspiel ist? Ich bitte um eine entsprechende Zitierung.

    Tatsächlich handelt es sich bei der Vermarktung von Profi-Handball in Großstädten um eine riesige Herausforderung.

    Das solltest Du, der Werbekaufmann in einer internationalen Werbeagentur gelernt und Marketing-Kommunikation studiert hat, dazu über 20 Jahre Marketing- und Medien-Erfahrung verfügst, eigentlich wissen.

  • Für die Reputation eines Unternehmens ist es immer noch von größerer Bedeutung zum Beispiel "Partner des BVB" zu sein, selbst wenn man dort nur der 347. Kleinsponsor ist als Hauptsponsor etwa beim TuSEM. In einer Stadt/Region, in der es einen bedeutenden Fußballvereinen gibt (wobei "Bedeutende Vereine" sich beim Fußball bis mindestens in der 4.Liga finden, siehe RW Essen) hat kaum je eine andere Mannschaft heutzutage noch eine Chance, wenn sie nicht bereits über eine gewachsene eigene Reputation verfügte, bevor der die Ära der Überdominanz des Fußballs begann (also ca. 1992). Die Kölner Haie, die DEG, die Eisbären haben eine eigene besondere Geschichte, die sie heute zu Markte tragen und gehören seit Jahrzehnten zum gewohnten "sportlichen Portfolio" ihrer Stadt. Sich diesen Status zu erarbeiten hat zum Beispiel der HSV Düsseldorf verpasst. Schon die Trennung von der innerorts namhaften TuRU war in dieser Beziehung ein Fehler.

    Wenn man es genau betrachtet, ist Handball überall da "Volkssport" und wirtschaftlich gesund, wo Fußball schwach ist. Kiel, Flensburg, Ostwestfalen, Schwäbische Alb, Rheinpfalz (seit dem bemitleidenswerten Niedergang des SVW). Das ist nicht primär ein Einwohnerzahl-, sondern ein Dominanzproblem. Von den 15 größten Städten Deutschlands waren bis auf Köln und Dresden schließlich alle schon einmal mit einem oder mehreren Vereinen in der HBL vertreten (gut, im Fall Frankfurt war es nur der Name). Stuttgart und Hamburg mit drei verschiedenen, Hamburg stellt zwei Meisterveine. Sie halten bloß nicht durch, weil es ihnen nicht gelingt, etwas von dem großen, aber ungleich verteilten Kuchen abzubekommen. Das Geld liegt auf der Straße, aber der Fußball fährt vor allen anderen mit dem großen Staubsauger darüber. Daran ist die trantüdelige Öffentlichkeitsarbeit des DHB/der HBL und der Vereine in den den vergangenen Jahrzehnten nicht ganz unschuldig. Als ich noch Duisburg wohnte, wußte ich teilweise gar nicht, daß wir einen Bundesligaverein hatten, denn davon war praktisch nirgendwo etwas sichtbar. Dafür bin ich mit hunderten anderen nach Baesweiler und Bergisch-Gladbach gefahren, um dem örtlichen Fußballriesen beim Oberligafußball zuzusehen. In der heutigen Zeit wo jeder Furz eines beliebigen Drittligakickers ein bundesweites Medienecho auslöst ist es dann eben extrem schwierig, dagegen noch anzustinken. Ich bin mir sicher, daß mehr Menschen wissen, wo Kevin Großkreutz seinen Döner kauft als daß die SG Flensburg eben die Champions League gewonnen hat.

    Das ganze Dilemma erkennt man gut am TuSEM. Essen ist die "Hauptstadt des Reviers" und liegt zentral im größten Ballungsraum Westeuropas, in ihr sitzen X der größten Unternehmen Deutschlands mit ihrem Hauptsitz. Es gibt abertausende potentielle Kleinsponsoren, nicht nur in Essen sondern auch im "Umland" (das aus "kleineren Orten" wie Bochum, Oberhausen oder Mülheim besteht...). Die alle investieren größere Summen aber lieber in einen der vielen, vielen für ihre Stadt bedeutenden Fußballvereine des Reviers. Und genauso sieht es mit der Publikumswirksamkeit aus. Fußball zieht selbst in den unteren Ligen viel mehr als Handball ganz oben, weil nur wenige Handballvereine es geschafft haben, Identifikationsfaktor zu werden (FAG, THW, SGF, SGL... andere kleine Orte, in denen abends Fuchs und Hase auf der Straße tanzen), mit dem man auch langfristig fiebert.

    Der RWE, um beim Beispiel Essen zu bleiben, ist das seit Jahrzehnten, gleich in welcher Spielklasse. Der Viertligist(!) bekommt vom geneigten Essener Bürger (Steuerzahler) für X Millionen ein neues Stadion hingestellt, weil man Hoffnung hat, daß er irgendwann mal wenigstens wieder in der zweiten Liga mitkicken darf. Der TuSEM - jeweils dreifacher Deutscher Meister, Pokalsieger und Europapokalsieger - spielt in der Sporthalle am Hallo. Wer schon mal da war, wird jetzt wissend mit dem Kopf nicken. Wo der Fußball seinen Daumen drauf hat, schafft es auch ein Traditionsverein des Handballs heute nicht mehr, wenigstens 10% eines Drittliga-Fußballetats zusammenzukratzen um zu überleben. Dabei ist Handball im Ruhrgebiet keineswegs unbeliebt, sondern in den unteren Klassen ein weit verbreiteter Sport. Alleine in Duisburg gibt es rund um 30 Vereine, in denen man aktiv Handball im Ligabetrieb spielen kann. Aber nach dem Spiel redet man in der Mannschaft eben nicht über den TuSEM oder wenigstens den THW, sondern über den MSV, Schalke, Dortmund. Der höherklassige Handball interessiert(e) - nach meiner Beobachtung, und das war schon in den 80/90ern - kaum jemanden von den Aktiven, was damals freilich auch daran lag, daß man sich kaum irgendwo darüber informieren konnte.

  • Sehr guter Beitrag Hereticus.

    Wenn man sich mal die genannten Eishockey- und Basketballvereine anschaut, die schon vor dem Fußball "da waren" und die abzieht (ich nehme auch mal die Zeit Anfang/Mitte der 90er als großen Umbruch im Fußball), dann bleiben am Ende eigentlich nur folgende Vereine über, die in den Großstädten platziert wurden oder dorthin zogen:

    Frankfurt Skyliners
    Hamburg Freezers

    Mehr nicht wenn man ehrlich ist.

    Meinetwegen kann man noch die Bayern Basketballer dazu nehmen.

    Die Batzis gibt es in der Form nur durch die Unterstützung der Fußballer.
    Die Hamburg Freezers kann man denke ich mit dem HSV ganz gut vergleichen. Sie profitieren zudem auch stark von einem externen Geldgeber.

    Bleiben die Frankfurt Skyliners die nach schneller Erfolgen nun ein absolutes Mittelklasse Team sind, mal an den Playoffs kartzen und im Schnitt etwas mehr als 4000 Zuschauer haben.

    Jetzt mal ehrlich, das soll der Weg sein, den der Handball gehen soll? Die verheißungsvolle Zukunft?

  • Hereticus. Genau so ist es. Was Du für das Ruhrgebiet resp. Essen schilderst, entspricht ziemlich exakt der Lage in Stuttgart. Besonders interessant (und aus meiner Sicht zutreffend) ist die These, dass Handball vor allem dort gedeiht, wo der Fußball nicht den Rahm abschöpft. In Nischen also, die sich durchaus zu regionalen 'Clustern' erweitern können. Strukturell ähnlich, aber natürlich noch um Größenordnungen krasser, sieht es bei dem Sport aus, dem ich neben dem Handball anhänge. Siehe Avatar. Hier gibt es weiße Flächen auf der Deutschlandkarte, wo das Ringen inexistent ist - und es gibt Gegenden, da hat praktisch jedes Dorf (und das sind dann wirklich Dörfer!) eine hochklassige Mannschaft. Der amtierende Deutsche Mannschaftsmeister heißt ASV Nendingen und hat aktuell, neben internationalen Stars, den derzeit erfolgreichsten deutschen Ringer im Kader (Frank Stäbler, immerhin 3. bei der WM). Was ich damit sagen will: Auch in Nischen lässt sich auskömmlich leben und wirtschaften, das wurde weiter oben schon gesagt. Eine Nischenstrategie kann, abhängig von den verfügbaren Ressourcen, langfristig erfolgreich sein - die 'Hidden Champions' der deutschen Industrie machen es vor. Warum muss man immer mit den großen Wölfen heulen? Vor allem aber sind Nischenführer meist auch Qualitätsführer ihrer Branche. Ein anschauliches Beispiel ist die SG Flensburg-Handwitt aus dem Hanbball-Cluster Schleswig-Holstein.

  • Potsdam ist ja nicht Berlin, aber die Kooperation zwischen Füchsen und dem VfL gedeiht schon länger.
    Das Alexander Haase von den Füchsen nach Potsdam gewechselt ist habe ich nie als Zufall angesehen. Jetzt wird in Potsdam das gleiche Konzept umgesetzt, das Bob Hanning in Berlin eingeführt hat - Aufbau einer breiten Jugend mit klarer Förderung für den Leistungsbereich.
    Der aktuelle Artikel der handball-world gibt Auskunft.
    Wenn das keine Grundsteine sind um Handball langfristig auch in einer Metropole zu etablieren...

    "Nichts ist gefährlicher als die Weltanschauung von Menschen, die die Welt nie angeschaut haben"

    Alexander v. Humboldt

    »Die schärfsten Kritiker der Elche

    waren früher selber welche« F.W. Bernstein

  • und das ist doch genau der punkt, welchen stellenwert spielt der sport, in unserem falle handball in der region.
    deshalb wird es immer schwer sein, einen handballverein, wie in hamburg hochzupuschen, wenn davor hamburg eher handballneuland war. wenn dann geht es nur mit gewalt und viel geld, was aber auf dauer nie mit erfolg gekrönt ist, da die gewachse struktur fehlt und der stellenwert des sportes in der region.
    spielt die sportarte eine rolle und ist sie in der region gewachsen, wird es auch immer einfacher sein firmen zu finden, die den verein unterstützen, wie in einer großeren stadt.

    da ja oft eishokey angesprochen wurde, die alten traditionsvereine, wie der sv landshut, starbulls rosenheim, sc risersee oder der ehv kaufbeueren, dümpeln zwar alle in der 2 liga, doch es sind immer noch in der region die zugpferde, da die städte schon immer eishokeybekloppt waren, da wird eine andere sportart auch wenn sie noch so gepuscht werden würde, nie wirklich eine chance haben und sich so richtig etablieren.


  • Wobei der liebe Ulli aber auch seine Handballer nicht am langen Arm verhungern lässt :hi:

    Da fehlts wohl eher an Einem der ein Konzept mit Hand und Fuss auf den Tisch legt und das Heft in die Hand nimmt! Zweitklassigkeit ist nun mal nicht des Nayern Ding :D


    Nee, nee, dass der Uli großer BB-Fan ist, stimmt wohl schon. Er hat diesen Sport in seiner Jugend wohl sogar mal aktiv gespielt und ist bis heute großer Anhänger davon, weshalb ein anderer Sport als Basketball als zweiter Profisport im FCB wohl nie ein ernstes Thema war. Zumal der FCB im Handball (und auch im Eishockey) ja schon Profi-Teams hatte, die sich aber auch nicht durchsetzen konnten.

    Und zur BBL: Also gerade die BBL finde ich schon ein Beispiel, wie man sich vom Turnhallen-Mief befreien kann. Die BBL hatte schon viele Jahre vor der HBL einen Hallenstandard (mind. 3000 Plätze, Tribünen auf allen vier Seiten), der von Anfang an wesentlich höher war als er in der HBL heute ist (mind. 2000, Tribünen auf beiden Längsseiten )und dazu geführt hat, dass die Hallensituation in der BBL heute wesentlich besser ist als in der HBL, während noch vor ca. 12-15 Jahren beide Ligen in dem Punkt in etwa gleichauf lagen. Man sehe sich nur mal die neuen Hallen in Bonn, Ulm, Oldenburg, Ludwigsburg an, genauso müssen künftig auch die Hallen in der HBL aussehen, auch wenn die Neubauten in Gummersbach oder Coburg ja schon in die Richtung gehen.
    Und dass der FCB derzeit "nur" ca. 6000 Zuschauer hat, liegt v.a. an der äußerst bescheidenen Hallensituation in München (typisch Fußballstadt eben, wo alles Geld nur in Stadien fließt), die dazu führt, dass man in einer recht kleinen, veralteten Halle spielt, aber eine neue Arena mit 10- 12.000 Plätzen ist bereits in Planung.

  • Das sehe ich genau so. Wobei man auch Bayern und Alba nicht zu sehr hochjazzen sollte. Alba kommt auf einen Schnitt von 10000 Zuschauer, in der über 14000 Zuschauer fassenden O2-World in Berlin. Im Schnitt ist die Arena also zu 2/3 gefüllt. Das sind 2000 mehr als die Füchse in der Schmeling-Halle, aber genau in den unterschiedlichen Spielorten würde ich den Unterschied sehen. Wer in der o2 spielt muss mehr Zuschauer bringen. Da wird dann sehr aggressiv mit Sponsorenkarten, Gewinnspielen etc. gearbeitet. Aus Füchse-Sicht ist ein ein Gewinn, dass man sich die Schmeling-Halle nicht teilen muss - diese Halle ist für Handball bestens geeignet (im Gegensatz zur Ü10000-Arena) und vom Fassungsvermögen allemal ausreichend. Bayern München kommt meiner Kenntnis nach noch nicht mal auf einen 6000er-Schnitt, liegt also unter den Handball-Spitzenwerten. Hier zeigt sich, dass etablierte Lokalmatadore in Mittelstädten, wie zum Beispiel in Bamberg, stärker sind. Nur weil im Hoeneß-Dunstkreis viel darüber geschrieben wird, ist die Halle also noch lange nicht voll. Insgesamt geht es im Basketball etwa gleich zu wie im Handball, in den Spitzen ist Handball sogar stärker.

    Bei Alba und Bayern geht es auch um die Auswärtswirkung. Nehmen wir den Mittelfeldverein Bremerhaven, der für Alba und Bayern in die große ÖVB-Arena in Bremen umzieht was die Zuschauerzahlen von normal bummelig 4000 mal eben mehr als verdoppelt. Diese Wirkung haben solche Vereine mit Strahlkraft eben, was aber nichts damit zu tun hat das sie aus München oder Berlin kommen, weil wir die gleiche Wirkung im Handball beobachten können, wenn Flensburg und Kiel durch die Lande ziehen.

    Die eigentliche Gefahr die ich für die BBL sehe, ist das wettrüsten. Bayern hatte vor der Saison glaube ich nen 12 Millionen Etat, Alba 8 und der Rest bewegt sich in Handballregionen. Das Bayern ohne den Mutterverein diese Summe niemals aufbringen kann ist absolut klar, die normalen Vereine müssen aber trotzdem sehen wo sie bleiben um da mitzuhalten. Da waren wir im Handball auch schon mal mitte der 2000er. Ich würde zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersagen wollen welche Liga jetzt mittelfristig die attraktivste ist. Zumindest ist die HBL finanziell gesund, denn außer dem HSV haben anscheinend alle Vereine solide gewirtschaftet.

  • Naja WOMBAT, Potsdam hatte schon 'ne gute Jugendarbeit als nach den "Füchsen" (Reinickendorf) noch kaum ein Haar gekräht hat - später wurden dann viele Talente über die Havel in die Großstadt "geschickt/gelotst/transferiert" oder wie auch immer.

    Im Anfang war das Nichts - und das ist dann explodiert." (Terry Pratchett)
    1990 + 1974 - 1954 = 2010  (nur ein kleiner RECHENFEHLER)

  • Einer Sache, die jetzt bereits in mehreren Beiträgen so dargestellt wurde, sollte doch widersprochen werden: Handball war in Hamburg kein "Neuland". Der Hamburger SV war bspw. Gründungsmitglied der Hallenbundesliga. Die Sportvereinigung Polizei Hamburg von 1920 e.V. wurde in den 1950er Jahren Meister sowohl auf dem Feld als auch in der Halle.
    Der THW Kiel hatte sicherlich seine Beweggründe, CL-Spiele in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg auszutragen!

    Easy, easy baby, es kommt meine Zeit!