Sind Schiedsrichter heutzutage überfordert?

  • Ich sehe das wie Steambootwilli. Aber zunächst mal zu den Lehrabenden. Bei uns wurde die Zahl der Lehrabende von 3 auf 2 verkürzt, jedoch mit 100% iger Teilnahmepflicht. Die Qualität finde ich ok, insbesondere merkt man den Lehrwarten ihr Engagement an. Die Erhöhung der Lehrabende ist illusorisch, da sonst noch mehr Schieris hinwerfen würden.
    Das Thema Pöbeleien hatte ich auch mit meinen Schieripartner. Wir harmonieren nach drei Jahren mittlerweile recht gut. Aber er reagiert sehr sensibel auf "asoziale" Trainer und Zuschauer. Pro Saison haben wir ca ein oder zwei Spiele mit derart negativen Erlebnissen. Als Kompromiss haben wir ausgemacht, dass wir Ansetzung bei solchen Vereinen erst mal für zwei Spielzeiten ablehnen. Da wir vier Klassen zur Auswahl haben, ist das auch kein Problem. Ich stelle auch keine Verrohung der Sitten fest.
    Entscheidend ist die Arbeit der Schiedsrichterwarte in den Vereinen. Ich bin auch einer. Bisher habe ich nur Einzelschiedsrichter betreut. Auch da gibt es klagen über Vereine, welche die Neulinge runtermachen. Da sollte man sich als Schieriwart auch nach bestandener Prüfung um die Neulinge kümmern. Ein entscheidender Schritt ist, dem Neuling klar zu machen, dass er auch die Bank verwarnen muss. Grundlage hierfür ist allerdings, dass die Regeln sitzen und er erst mal einigermaßen normale Spiele im Griff hat. Problematisch ist, wenn man Neulinge hat, welche Fehler machen, diese erkennen und sich dann noch verunsichern lassen.
    Die Schiedsrichterei ist ein langfristiges Hobby. Man braucht Zeit um aus kritischen Situationen zu lernen. Ich bin jetzt drei Jahre im Gespann bei den Aktiven unterwegs und glaube schon, dass ich auch in meinem "hohen" Alter noch viel gelernt habe.
    Die wichtigste Fähigkeit eines Schiedsrichters ist Selbstkritik, am Anfang noch viel mehr als mit Erfahrung. Ich verkaufe das meinen Neulingen auch immer als Eigenschaft, welche man im Berufs- und Privatleben gut gebrauchen kann. Auch wenn ein Spiel man emotional war und Sachen unter die Gürtellinie gehen ist es wichtig zu reflektieren, ob man aus seiner Sicht alle Siutationen richtig gelöst hat. Da bleiben bei jedem Spiel ein paar, welche man besser lösen kann.
    Aber letztlich ist es wie mit jeder ehrenamtlichen Tätigkeit. Gute Schieriwarte sind auch Goldstaub. Ich sehe auch kein Verrohung der Sitten, sondern mangelndes Engagement in den Vereinen, zumindest in der Größstadt. Die Spieler haben eine größere Konsummentatlität und zeigen weniger Engagement als Jugendtrainer oder Schieris. Zumindest bei uns in der Großstadt. Liegt wohl an den interessanten Karrieremöglichkeiten für junge Leute.

  • Für mehr Lehrabende braucht man nicht mehr Engagement von Lehrwarten als bisher auch. Wie sieht es denn im Regelfall in einem Bezirk aus. Da werden 2 Lehrabende mit Themen gefüllt und dan mit jeweils 5-6 Terminen an verschiedenen Orten abgehalten damit auch ja alle Schieris Teilnehmen können . Mein Vorschlag ist jetzt im Jahr 10 Termine auf 12 Monate verteilt.

    Bedeutet für die Lehrwarte den gleichen Aufwand wie vorher für 2 Lehrabende.

    Jetzt dann bitte noch die Schiedsrichter Ordnungen geändert und wieder zurück zu den 50% der Veranstaltungen müssen besucht werden und dann ist alles gut. Bzw. erst einmal ein Anfang gemacht. In Hessen müssen es in einer Saison 2 ganze Lehrabende sein.Extra geändert und weniger als vorher damit dia ach so guten Schiedsrichter nicht noch mehr lernen müssen. Wie man da Neulinge ausbilden und alte Hasen weiterbilden will ist mir schleierhaft. Und genau das ist die Qualität die viele unserer Kollegen in den Hallen immer wieder vorführen.

    Daraus entsteht dann der Frust unter den Zuschaern, die Schmährufe und was es da alles so gibt. Und darüber beschweren sich dann wieder die Kollegen die um Gottes Willen nicht mehr als 2 Lehrabende pro Saison möchten . Und bitte immer mit dem obligatorische Regeltest zu Beginn eines Lehrabendes, den bestimmt hier jeder kennt und mit dem man die anwesenden Schiedsrichter perfekt ausbildet. :wall:

    Gruß Frank

  • Wir brauchen keine quantitative Änderung der Lehrarbeit, sondern eine qualitative. Die meisten Lehrgänge sind Zeitverschwendung, da kommen vielleicht 5 % Information rüber, der Rest ist blabla. Da sind neue Formen gefragt, aber auch klare Ansagen und Konsequenzen, wenn Vorgaben nicht eingehalten werden.

    Wenn de nix hast, mussde dafür sorgen, dassde was hast (Robert Geiss)

    Sie ist es. Ich würde für sie sterben. Aber sie will, dass ich auch noch abwasche. (Hellboy)

  • Nach unserem heutigen Spiel bin ich der Meinung, dass man Tests einführen sollte, um wenigstens eine gewisse Qualität aufrechtzuerhalten oder zu entwickeln.

    Offense wins games, Defense wins Championships. - Junior Seau

  • Nach unserem heutigen Spiel bin ich der Meinung, dass man Tests einführen sollte, um wenigstens eine gewisse Qualität aufrechtzuerhalten oder zu entwickeln.

    Dem stimme ich zu. Aber nur, wenn es den Test auch für Spieler gibt. :hi:

  • Wie soll das funktionieren? Kann nur ein Regeltest sein.


    Nein, die Spieler sollten schon einen Nachweis über ihre handballerischen Fähigkeiten (natürlich abhängig von der Spielklasse) erbringen. Denn ansonsten kann nicht sichergestellt werden, dass die Zuschauer auch ein anständiges Niveau zu sehen bekommen.

    Aber mal Spaß beiseite. Natürlich ist der Vergelcih von Schiedsrichtern und Spielern nicht symmetrisch. Während der Spieler durch Fehler seiner eigenen Manschaft schadet und dann ggfls. durch weniger Spielzeiten belohnt wird ist der Schiedsrichter von jemanden anderen ausgewählt und seine Fehler treffen immer andere. In der Regel gleicht sich das zwar aus, aber das muss dann noch lange nicht der Wahrnehmung der Zuschauer und der Mannschaften sein.

    Insofern ist dies ein schwer zu lösendes Problem.

  • Während der Spieler durch Fehler seiner eigenen Manschaft schadet und dann ggfls. durch weniger Spielzeiten belohnt wird ist der Schiedsrichter von jemanden anderen ausgewählt und seine Fehler treffen immer andere.


    Das stimmt nicht. SR unterstehen ebenso einem Wettkampf. Machen SR zu viele Fehler, werden sie aus den entsprechenden Kadern gestrichen. Seine Fehler treffen ihn also auch immer selbst.


  • Das stimmt nicht. SR unterstehen ebenso einem Wettkampf. Machen SR zu viele Fehler, werden sie aus den entsprechenden Kadern gestrichen. Seine Fehler treffen ihn also auch immer selbst.

    Was aber auch nur zutrifft, falls man in einem Kader ist. Und das sind wohl die wenigsten...

    Offense wins games, Defense wins Championships. - Junior Seau

  • Jetzt im Ernst: Es gibt regelmäßig Tests und Bewertungen, je höher die Spielklasse, desto mehr, desto intensiver. Aber wie bei Spielern: Auch da werden die (Trainer-)Vorgaben mal gut, mal schlecht umgesetzt. Da es in unteren Klassen nicht genügend Schiedsrichter gibt, leidet dort die Qualität, definitiv richtig. Das können die betroffenen Spieler und Vereine nur selber ändern.

  • Ich bin sicher wenn die vereine mehr Geld für Beobachter bereit stellen wird sich jeder SR freuen unter besserer kontrolle zu sein.

    Zitat

    Was aber auch nur zutrifft, falls man in einem Kader ist. Und das sind wohl die wenigsten...

    Ich denke mal oberhalb der Kreise ist jeder SR in irgendeinem Kader und unterliegt irgend einer Form der Leistungsüberwachung.

  • 2 Lehrabende mit 100% Anwesenheitspflicht steht auch bei uns im Bezirk. Wenn ich mir dann die Räumlichkeiten ansehe, die Zahl der Sitzplätze zähle und das ganze mit den Lehrgangsveranstaltungen multipliziere...................


    ................... dann weis ich 100%ig das nicht alle Schiedsrichter kommen. Bei uns würde der vorhandene Platz für ca. 2/3 der Schiedsrichter reichen. Der Rest hätte Stehveranstaltungen.

    Oder aber auch in den letzten Jahren eine Vollversammlung mit Anwesenheitspflicht und Platz in den Räumlichkeiten fur ca. 50% der Schiedsrichter. Und alle wissen das es gar keine Konsequenz geben kann da wir auch zu wenig Schiedsrichter haben.


    Gruß Frank