Abstandsverletzung beim Anwurf (absichtliches Anspielen!)

  • Hallo zusammen,

    hatte zuletzt bei einem Männerspiel folgende Situation und wusste nicht wirklich, was
    ich machen sollte (und eigentlich weiß ich es auch immer noch nicht):

    Mannschaft B wirft ein Tor; Mannschaft A spielt keine schnelle Mitte; der Anwurf-ausführende Spieler A8 steht auf dem Mittelpunkt und sieht, dass B5 den Abstand nicht einhält (steht ziemlich genau auf der Mittellinie, ca. 1 bis 2 Meter vom Mittelpunkt entfernt); Anpfiff zum Anwurf; A8 wirft B5 den Ball absichtlich in die Arme und reklamiert "Abstand". B5 startet sofort mit dem Ball nach vorne (zwischen Torwart und ihm sind keine Spieler von A mehr, da sie ja alle verteilt direkt an der Mittellinie stehen). Beide Teams hatten zu dem Zeitpunkt 2 Verwarnungen (weder A8 noch B5).

    Was hätte ich machen müssen?

    Viele Grüße,
    Rheinland-SR

    2 Mal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (13. Februar 2014 um 04:04)

  • Es gab zumindest in meinem Verband vor Saisonbeginn ein Rundschreiben "zur Koordinierungsbesprechung der SR-Lehrwarte des DHB am 09.-10.05.2013 in Kassel".

    Frag mal deinen Lehr-/SR-Wart ob du das erhalten kannst.

    Ich zitiere mal 2 Punkte

  • Ich würde sagen, dass hängt von der Linie ab, mit der du bis dahin gepfiffen hast.

    Bei einer "normalen" Abstandsverletzung beim Freiwurf korrigiert man in der Regel beim ersten Mal und wiederholt den Freiwurf.

    Wenn also bis zu der beschriebenen Situation noch keine Ermahnung erfolgt ist, würde ich einfach ermahnen, ansonsten progressiv bestrafen (also wir reden jetzt hier von B5, A8 würde ich auch progressiv bestrafen). Ansonsten Wiederholung des Anpfiffs.

  • Die Abstandsverletzung bestand schon vor dem Wurf. Sie wurde also nicht durch eine Wurftäuschung provoziert. Es gab überhaupt keine Wurftäuschung.

    Der ganze Text von Steamboat-Willie bezieht sich aber auf

    "Antäuschen von formalen Würfen und eine damit verbundene bewusste Provokation einer Abstandsverletzung seitens der Abwehr (insbesondere seitens des ausführenden Spielers)".

    Das ist eine andere Situation als die von Rheinland-SR geschilderte.

    Ich sehe keinen Grund, den Anwerfenden zu ermahnen oder zu verwarnen.

    B5 kriegt nach 8:7c eine progressive Strafe, kommt also nicht mit einer Ermahnung davon.

  • Die Abstandsverletzung bestand schon vor dem Wurf. Sie wurde also nicht durch eine Wurftäuschung provoziert. Es gab überhaupt keine Wurftäuschung.

    Der ganze Text von Steamboat-Willie bezieht sich aber auf

    "Antäuschen von formalen Würfen und eine damit verbundene bewusste Provokation einer Abstandsverletzung seitens der Abwehr (insbesondere seitens des ausführenden Spielers)".

    Das ist eine andere Situation als die von Rheinland-SR geschilderte.


    Was so natürlich nicht stimmt - da würde ich nochmal genauer lesen und länger über das gelesene nachdenken

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Hat er ihn einfach nur angespielt um die Strafe zu provozieren oder war da Jemand den er anspielen wollte?
    Wir wurden vor einiger Zeit von unserem BSW darauf hingewiesen, dass wir als unsportliches Verhalten progressiv bestrafen sollen wenn da kein anspielbarer Spieler ist und nur angeworfen wird um die Strafe zu provozieren.


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    Immer weiterkämpfen!

  • Henning,

    lies dir noch mal den von mir zitierten TOP3 durch. Der Einzige bezug zu TOP2 ist, dass es auch als Unsportlichkeit gewertet wird. Ansonsten hat TOP3 nichts (insbesondere nicht mit dem Antäuschen) mit TOP2 zutun.
    Daher ist insbesondere was in TOP3 steht hier anwendbar.

    Rheinland-SR,

    Wie war den die Stellung des Abwehrspielers zum Zeitpunkt des Anwurfs? Stand der da auch schon zu nah dran?
    Oder lief der wie ein Hans-guck-in-die-Luft quer übers Feld ohne darauf zu achten dass da ein Anwurf stattfindet?
    Hat er bewusst den Abstand verkürzt um sich einen Vorteil zu erlangen?

    Wann hast du das Spiel unterbrochen? Sofort als er den Ball bekommen hat oder erst nachdem er zum Tor startet?

    Fakt ist denke ich die unsportlichkeit des Anwurfausführenden.
    Wenn der Abwehrspieler das auch bewusst gemacht hat, ist das auch eine Unsportlichkeit.
    Wenn er eher "zufällig" vorbei lief und keine erkennbare Aktion mit dem Ziel die Wurfausfürhung zu verhindern stattfandt und ihm der Ball eher in den Schoß fiel, dann ist das nicht zu sanktionieren. Nichts desto trotz muss der Anwurf wiederholt werden.
    Wenn du dann aber unterbrichst und er zieht weiter richtung Tor, ist das eine Unsportlichkeit.
    Solange du das Spiel nicht unterbrichst und den Anwurf zurückpfeifst und wiederholen läßt kannst du dem Abwehrspieler aber keinen Strick draus drehen.

  • Da habe ich einen Zusammenhang erkannt, den es gar nicht gibt. Tschulljung.

    Wenn Rheinland-SR sein Handeln aus Top 3 ableitet und eine Unsportlichkeit des Anwerfenden feststellt, und der Anwerfende zum ersten Mal in diesem Spiel eine solche Aktion ausführt, dann muss der SR den Anwerfenden ermahnen. Beim zweiten Mal geht´s in die Progression.

    Das war aber sicher das erste Mal in dem Spiel, oder, Rheinland-SR?

    Dann wäre eine Strafe für den Anwerfenden nach den Regeln korrekt (Unsportlichkeiten werden bestraft) und nach Top 3 falsch (Ermahnung wird gefordert).

    Zur Bestrafung des Abstandsverletzers steht in Top 3 gar nichts. Der trägt dazu bei, dass der Angriff unterbrochen wird; also würde ich ihn bestrafen, egal ob provoziert oder nicht.

    Wenn man sich nur an die Regeln hält und Top 3 außen vor lässt, kommt Folgendes dabei heraus:

    Es ist jederzeit erlaubt, den Gegner anzuspielen. Also liegt keine Regelwidrigkeit und auch keine Unsportlichkeit des Anwerfenden vor.

    Wenn der Abwehrspieler den Ball berührt, wird seine Abstandsverletzung wirksam und muss bestraft werden.

    Ich hätte in der Situation
    den Anwerfenden nicht bestraft und auch nicht ermahnt und
    den Gegner progressiv bestraft und
    dem Anwerfenden einen Freiwurf gegeben.

  • Zitat

    Zur Bestrafung des Abstandsverletzers steht in Top 3 gar nichts. Der
    trägt dazu bei, dass der Angriff unterbrochen wird; also würde ich ihn
    bestrafen, egal ob provoziert oder nicht.

    Wenn da nichts steht gibts auch keine Strafe ist meine Interpretation.
    Ich könnte jetzt auch noch mal die Mail meines Lehrwarts raus suchen welche Zusatzinfos er mir dazu gegeben hat. Oder ihr fragt euren.

    Wenn man sich nur an die Regeln hält und Top 3 außen vor lässt, kommt Folgendes dabei heraus:

    Es ist jederzeit erlaubt, den Gegner anzuspielen. Also liegt keine Regelwidrigkeit und auch keine Unsportlichkeit des Anwerfenden vor.

    Wenn der Abwehrspieler den Ball berührt, wird seine Abstandsverletzung wirksam und muss bestraft werden.

    Ich hätte in der Situation
    den Anwerfenden nicht bestraft und auch nicht ermahnt und
    den Gegner progressiv bestraft und
    dem Anwerfenden einen Freiwurf gegeben.


    Wir haben hier aber kein Wunschkonzert wo jeder macht was er will sondern wo wir uns alle an gewisse vorgaben halten sollten.
    Von daher sollte man diese Regelklarstellung seitens des DHB eindeutig befolgen.

  • Ok, also das mit dem Angreifer ist jetzt klar.
    Ermahnung, ab dem zweiten Mal Progession.

    Aber die entscheidende Frage ist wirklich, was ich mit dem Abwehrspieler mache.

    Es steht wirklich nicht in den Erläuterungen drin.

    Was aber klar für eine Strafe spricht, ist, dass in den Erläuterungen steht, dass die angreifende Mannschaft
    in Ballbesitz bleibt (wenn der Anwurf ausgeführt war, Freiwurf; wenn nicht, Anwurf).

    Und wenn ich, wie in meinem Beispiel oben, den "Gegenstoß" von B5 abpfeife (läuft alleine auf's Tor zu) und dann nur
    A8 bestrafe, kann ich doch nicht A dann den Freiwurf geben, oder? Und einen Grund sofort zu unterbrechen und A5 die Chance
    zu nehmen, gibt es dann meines Erachtens auch nicht.

    Nur wenn ich B5 mit bestrafe, macht ja auch die Spielfortsetzung für A einen Sinn, oder?


    Was gegen eine Strafe für B spricht, ist, dass in den Erläuterungen steht, dass ein Abstandvergehen beim Anwurf nur dann
    bestraft werden soll, wenn die Ausführung gestört wird.

    Und wenn ich A bestrafe (oder ermahne), weil der B absichtlich angespielt hat, ist es natürlich schwierig, dann trotzdem noch zu argumentieren, dass der Anwurf durch B gestört wurde.

    Hm, ich weiß nicht. ?(

  • Eine erlaubte Aktion für unsportlich zu halten, darauf kommen nur Handballfunktionäre.

    Eine Strafe nicht zu verhängen, weil sie nicht in Top 3 steht sondern nur in den Regeln verlangt wird… gar nicht gut.

    Aus einer Ermahnung, wie in Top 3 gefordert, eine Strafe zu machen, finde ich in diesem Zusammenhang auch nicht in Ordnung, obwohl das immerhin in der Regel steht, in 8:7.

    Der einzige Weg, Top 3 und den Regeln gerecht zu werden, ist, keine Unsportlichkeit festzustellen.

    Einmal editiert, zuletzt von Henning (16. Februar 2014 um 09:18)

  • Mit B? Nix! Da A (ich zitiere:) absichtlich B angespielt hat ist weiterspielen angesagt.

    Eigentlich klingt das logisch.

    Das Problem, das ich damit habe, ist, dass in denselben Erläuterungen steht, dass die angreifende Mannschaft in Ballbesitz bleibt.

    Wenn der Ball beim Anwurf bereits die Hand verlassen hatte, mit Freiwurf.

    Und da weiß ich nicht, wie das regeltechnisch gehen soll, dass ich das laufende Spiel unterbreche und dann bestrafe ich eine Mannschaft
    und diese Mannschaft bleibt in Ballbesitz. Das kann ja nicht sein.

    Irgendwie ist das alles unlogisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (17. Februar 2014 um 02:18)

  • Entweder habe ich was überlesen oder.... :
    Wieso bleibt A im Ballbesitz? A wirft beim Anwurf absichtlich B den Ball in die Arme (ich interpretiere dies jetzt nicht) und reklamiert. Fazit: B ist in Ballbesitz und A wird später (da sonst Vorteilverlust für B) progressiv für das unsportliche Verhalten bestraft... Oder du drückst ein Auge zu, weil A sowieso sauer ist, dass du b den Ball lässt.... oder A regt sich so stark auf, dass du sogar noch .... (aber lassen wir mal den Fall).

  • Wieso bleibt A im Ballbesitz?

    Es steht so in diesen Regelauslegungen (s. oben) drin.

    Ist dort extra fett gedruckt.

    Und das macht eigentlich nur Sinn, wenn die Mannschaft, die den Abstand nicht eingehalten hat,
    auch bestraft wird.

    Logischer und passender zum Rest wäre aber eigentlich (wie du ja auch sagst) keine Strafe für A5.

    Ich habe überhaupt nichts dagegen, Regelanweisungen einzuhalten, aber so wie's da steht, ist es sehr unklar.

  • Für mich stellt sich die Frage, warum der Anwurf überhaupt angepfiffen wurde!
    So steht in 15:4 "Eine regelwidrige Position von Abwehrspielern bei der Ausführung eines An-, Ein- oder Freiwurfs darf von den
    Schiedsrichtern nicht korrigiert werden, wenn eine sofortige Wurfausführung für die ausführende Mannschaft von Vorteil ist. Entsteht ein Nachteil, ist die Aufstellung zu korrigieren."

    In 15:5 kann man lesen "Pfeift der Schiedsrichter den Wurf trotz falscher Aufstellung der Spieler an, so sind diese Spieler voll aktionsfähig."

    A8 spielt den Ball absichtlich zu B5, somit liese ich hier weiterspielen.

    Oder habe ich den Zusammenhang nicht richtig verstanden?

  • Nach Studium des gesamten Threads und einigen Blicken ins Regelheft denke ich, dass damario der Diskussion die entscheidende Passage geliefert hat.

    Für mich bleibt aber noch eine Unklarheit in der Situationsbeschreibung.

    A8 steht korrekt zum Anwurf bereit.
    B5 steht zwar nicht korrekt (nur ca. 1 bis 2 m Abstand), behindert die Ausführung aber nicht. Insofern ist der Anpfiff des Anwurfs durch die SR nicht nur regeltechnisch möglich (Regel 15:4 verbietet die Korrektur bei Vorteil für den Anwerfenden und schreibt die Korrektur für einen Nachteil des Anwerfenden vor. Für weder Vor- noch Nachteil gibt es keine Aussage, also liegt es im Ermessen der SR) sondern absolut nachvollziehbar. Durch den Anpfiff wird B5 voll aktionsfähig - allerdings nur in seiner aktuellen Position. Er hat keine "Narrenfreiheit". Hier fehlt mir jetzt die Angabe in der Situationsbeschreibung ob B5 tatsächlich fest steht oder sich bewegt. Und wenn ja, bewegt er sich zu A8 hin oder von ihm weg?

    Interpretation a)
    B5 bewegt sich zu A8 hin:
    B5 wegen Abstandsvergehen progressiv bestrafen
    A8 ist nach TOP3 der DHB-Klarstellungen zu ermahnen (im Wiederholungsfall progressiv zu bestrafen)
    Spielfortsetzung: Wiederholung des Anwurfs mit Anpfiff

    Interpretation b)
    B5 steht fest oder bewegt sich von A8 weg:
    B5 ist voll aktionsfähig
    Spielfortsetzung: theoretisch weiterspielen lassen
    ABER: A8 ist nach TOP3 der DHB-Klarstellungen zu ermahnen (im Wiederholungsfall progressiv zu bestrafen). Folglich ist die Spielfortsetzung Freiwurf für B.