Rechtshänder RR mit offensiver Deckung verteidigen

  • Wird mal wieder Zeit für eine Grundsatzdiskussion. :hi: Das folgende Problem hatte ich hier vor Jahren mal unter dem Gesichtspunkt diskutiert, ob ich den Gegner auf der Wurfarmseite oder auf der Wurfarmgegenseite bekämpfe.

    Folgendes Problem, das ab Einführung der Raumdeckung bei 1:5 oder 3:2:1 immer wieder relevant wird:

    Der Gegner spielt mit einem Rechtshänder auf RR, der gerne zur Hand durchbricht und den Wurf immer wieder in der langen Ecke unterbringen kann. Insbesondere bei der 3:2:1 ist dies ein großes Problem, da der Gegenspieler auf HL zur Mitte einrücken muss, mit Ballrichtungswechsel zum RR sprinten muss, der ihn zur Hand überläuft und mit Wurfhandvorteil abschließen kann. Spielt dort ein starker Spieler, kann an diesem Problem ein Spiel entschieden werden.

    - Hat der Gegner einen schwachen Außen in der Ecke, kann ich das über AL lösen. Steht in der Ecke ein Vollstrecker, schießt der mich ab und ich unterstütze den Passhandvorteil noch.

    - Lasse ich HL früh rauslaufen, öffne ich im Zentrum gefährlichen Raum für RM und KM.

    Lästiges Problem, das dringend eine Lösung braucht.

    Idee 1
    Noch nicht erprobt, aber vielleicht praxistauglich. Steht RR grundliniennah (breite Stellung des Rückraums), könnte ein offensiver Außen, der den Passweg bedroht, HL zumindest Zeit verschaffen, rechtzeitig rauszulaufen und Körperkontakt aufzunehmen.

    Idee 2
    Ansatzweise habe ich das schon erprobt und es erscheint mir zumindest im Mädchenhandball eine gute Lösung zu sein: Das Problem löse ich nicht durch HL, nicht durch AL sondern durch den Torwart. Es kommt bei Durchbruch zur Hand von RH auf RR meist zu einem scharfen Wurf in die lange Ecke, bei Aufsetzer extrem undankbar zu halten. Also öffnet meine Torhüterin die kurze Ecke zur Wurffalle. Unterstützt von eine HL, der die Aufgabe hat, RR winkelverkürzend abzulaufen (und ggf. noch mit Block über dem Sechser unterstützt), kann die Torhüterin den einfacheren Wurf auf die kurze Ecke verteidigen.

    Denkbar erscheint auch die Kombination von 1 und 2.

    Eure Erfahrungen und Ideen?

    Edith sagt: Einzelmanndeckung darf ich übrigens in Niedersachsen in der C-Jugend nicht spielen und Pressdeckungsvarianten sind mir von Schieris (warum auch immer) auch schon verboten worden.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (24. Januar 2014 um 11:22)

  • Warum nicht für diesen Fall den Abwehrspieler "Falsch-Herum" stehen lassen und den Weg nach Außen auch noch anbieten?
    Der Abwehrspieler hat dann die Aufgabe den Rechtshänder möglichst nach außen abzudrängen und so zu einem schwierigen Wurf zu zwingen. Könnte ich mir gut im Zusammenhang mit Deinem TW-Spiel vorstellen.



    Ein Umlaufen auf die "taktisch richtige" Seite halte ich auch für schwierig, vor allem, weil ein intelligenter RR daraus ebenso einen Bewegungsvorteil erhalten kann, indem er im richtigen Moment nach innen abbricht.


    Insofern mein Vorschlag: Weg nach außen anbieten, dann aber konsequent abdrängen und zu einem möglichst schwierigen Wurf zwingen.

  • So wie "Orange" schreibt wird die Abwehrhandlung richtig gelöst.
    Dies gilt auch für die RL Position, wenn dorthin ein Linkshänder hin gekreuzt wird.

    Aber nun zu den Torleuten.
    Spielsituation:
    Rechtshänder mit Ball auf RR, derTorhüter steht in der langen Ecke, Pass zum Rechtsaussen, nun muss doch T wieder in der kurzen Ecke sein.
    RA spielt jetzt den Ball zu RR zurück.
    Frage an Zickenbändiger: stellt sich nun dein T wieder in die lange Ecke?
    Nein, natürlich nicht.

    Grundsatzkonzeption:
    Die Torhüter haben immer; bis auf wenige Ausnahmen, die kurze Ecke.

    msG
    Tiago

  • orange: Genau diese Situation will ich ja gerade verhindern. Ich spreche nicht von einem stark in seinen Möglichkeiten eingeschränkten RR, sondern von dem, der nach Pass von RM nach außen seinen Gegenspieler überläuft und den harten Wurf, häufig als Aufsetzer, anbringt. Ich kann mich gerade nur an ein Spiel in der wC oberste Spielklasse erinnern, das genau hierdurch von meiner Mannschaft verloren wurde. Die RA war zu stark, als dass AL hätte helfen dürfen. RR hat gerade gegen eine 3:2:1 den entscheidenden Vorsprung, seinen Wurfhandvorteil zu nutzen.

    Torwarttrainer: Beim Zurückstoßen haben wir eine ganz andere Situation, RR kann nicht dieselbe Dynamik entwickeln, bzw. kann nicht so einfach HL überlaufen. Da steht TW wieder kurze Ecke. Bei einem Trainerlehrgang habe ich einmal eine wB Torhüterin beobachtet, die im gesamten Demo-Training in einer solchen Situation die kurze Ecke aufgemacht hat. Und ihre eigenen Mannschaftskameradinnen, die sie ja kannten, sind immer schön brav darauf reingefallen. Ich sage ja nicht, dass dies auch im männlichen Leistungsbereich funktionieren würde.

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  • Ich glaube, ich weiß schon was du meintest.

    Mein Gedanke war die Stärke des Gegners in eine Schwäche umzuwandeln, indem man ihm gerade diese Bewegung anbietet und dann ausnutzt, dass man weiß was passiert.

    Mir fallen noch einige weitere Dinge ein, die eventuell auf das Problem angewendet werden können. Die Frage ist, ob alle im C-Jugendalter anwendbar sind. Außerdem bringt jede Möglichkeit wieder neue Nachteile mit sich...:
    1. Offensiver Außenspieler, der den Pass zu RR angreift oder sogar herausfängt. Rest der Abwehr agiert dann entsprechend.
    2. 3-2-1 mit Libero und HM der genau diese Bewegung antizipiert und verteidigt .
    3. Kronenvariante mit sehr offensivem HL, der den RR dazu zwingt den Ball im Stand anzunehmen.
    4. 3-2-1 mit extrem offensivem VM, der einen möglichst ungenauen Pass auf RR erzwingt.
    5. Im Extremfall könnte ich mir sogar vorstellen, dass AL in relativ offensiver Position wartet (gerade so, dass kein Pass auf RA kommt) und dann gegen RR verteidigt und HL bis auf AL durchläuft. Die Spieler wechseln dann kontinuierlich die Positionen.
    6. VM bietet RM extrem den Weg gegen die Hand (nach links) an und versucht auf diese Weise das Spiel auf die rechte Abwehrseite zu lenken. Im 1-1 wird der RM dann auch eher den Durchbruch nach links suchen. Der HL wird dadurch einigermaßen von seiner Hilfsfunktion erlöst und kann den RR besser verteidigen.

  • Na ja, es gibt immer mal wieder so diese spezielle Situation, Rechtshänder(in) auf RR.
    1. Es wäre im Spiel (oder vielleicht schon im Training...) möglich, dass der HL defensiv bleibt, sich auf das Blocken beschränkt und versucht, einigermassen die lange Ecke zuzumachen. Dann müsste der RR auch von 8 Metern stark im Sprungwurf sein, um erfolgreich abzuschliessen. Und ob er dann noch einen Aufsetzer hinbekommt ???
    2. Wenn möglich, kann man auch versuchen (probieren geht über studieren..), das zu machen, was ORANGE unter viertens vorschlägt, nämlich den Aussen ziemlich offensiv stehen zu lassen und den Pass auf RR zu bedrohen, während HL ein bisschen offensiver rausgeht und den direkten Sichtkontakt (und Passweg) zum Rechtsaussen (von HM aus) verhindert. Ziemlich spekulativ, das Ganze, aber vielleicht mal 2 - 3 mal verwirrend genug für den Angriff....
    3. Die Standardantwort wäre schon - wie ORANGE auch schreibt - den RR möglichst weit nach aussen abzudrängen. Nur wird dieser das schon gewohnt sein und an Schulter/Arm kommst Du nicht ran, also nagelt er Dir die Aufsetzer trotzdem rein. Daher gibt es nur eine Lösung: Der HL muss weiter rüberrücken, was in der Mitte Probleme schaffen wird. Aber irgendwas muss abgewogen werden: Ist der RR wirklich so gefährlich oder ist der Kreisläufer auch super gefährlich - welcher scheint das kleinere Übel zu sein ?
    -- :hi:

  • Schade dass "Orange" keine Lösung für die Torleute aufzeigt.

    Jede Art von Torhütertechnik und Taktik kann die Richtige sein, wenn diese nur intensiv verfolgt und verfeinert, automatisiert, wird.

    Zickenbändiger: Wie ist es bei anderen Mannschaften in deinem Verein? Wird dort auch dieses Konzept trainiert?

    msG
    Tiago

  • Wie wärs damit :
    Den oft laufstärkeren (hoffentlich etwas Agressiven) Aussenspeieler auf die Halbposition stellen. Dieser soll dann mit grosser Fussarbeit die Räume verengen.
    Den oft grösseren und langsameren Rückraumspieler zur Sicherung auf die Aussenposition stellen. Dadurch dürfte der Durchbruch auf die Wurfarmseite deutlich schwieriger werden, durch den grösseren Aussenverteidiger können dann zusätzlich die Pässe auf den RA bedroht werden,
    Wenn die Spielertypen passen, würde ich es versuchen.
    Suomi

    Einmal editiert, zuletzt von Suomi (29. Januar 2014 um 09:40)