Arzt zu früh auf dem Feld => rote Karte !?!?

  • Ich habe von dem Vorfall in der Zeitung gelesen. Es geht um das Spiel vom Wochenende:
    3. Liga Nord
    TS Großburgwedel : HF Springe

    Zitat aus der HAZ:
    "Als der TSG-Arzt auf das Feld eilte, um einen verletzten auf dem Boden liegenden Spieler zu behandeln, schaltete sich das Kampfgericht ein. Wegen zu frühen Betretens des Feldes gab es von den immer unsicherer werdenden und überforderten Schiedsrichtern eine rote Karte gegen die TSG Bank"

    Ich habe das Spiel nicht gesehen und weiß auch nicht, was da vorgefallen ist. Mir ist die Regelwidrigkeit bewußt, aber mich verwundert die harte Bestrafung.
    Ein grobes unsportliches Verhalten haben hier ganz andere gezeigt.

    Hat jemand das Spiel gesehen, bzw. was sagen die Experten dazu?

  • Nach meinem Ermessen müsste es lediglich eine progressive Bestrafung geben.


    Stimme dir vollkommen zu!

    "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)

    "Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun." (Orson Welles)

    „Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“ (John Dewey)

  • Erscheint mir eine merkwürdige Entscheidung, bei einem Wechselfehler gibt es ja auch keine Rote Karte, sondern 2 Minuten, entsprechend müsste das dann auch hier das Maximum an Bestrafung sein

    Abgesehen davon dass ich es, auch wenn es regeltechnisch und formell vielleicht in Ordnung sein sollte, albern finde, eine Mannschaft dafür zu bestrafen dass ein Arzt einen verletzten Spieler behandeln will....da sollte dann doch das berühmte Fingerspitzengefühl obsiegen und keine Profilierungssucht

  • Ach, wenn man eine Mannschaftsstrafe bekommt, weil ein Journalist hinter der Bank Fotos schießt, dann ist die Strafe gegen den Mannschaftsarzt, der einem verletzten Spieler helfen will, doch erst recht gerechtfertigt. :rolleyes:

  • Vielleicht war ja wirklich jemand da und kann was dazu sagen. Möglicherweise gab es ja schon gelb ud 2min gegen die Bank. Somit wäre bei einem Betreten des Spielfeldes Rot die logische Konsequenz.
    Zum Thema Fingerspitzengefühl: In Liga 3 gibt es ein neutrales Kampfgericht. Wenn diese einen Regelverstoß in der Coachingzone melden muss gehandelt werden. Wenn dann noch ein Beobachter auf der Tribüne sitzt pfeift man extrem nah an den Regeln. Ansonsten droht die schlechte Bewertung.

    "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)

    "Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun." (Orson Welles)

    „Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“ (John Dewey)

  • Das VIDEO gibt leider nur bedingt Aufschluss über die Szene. Der Schiedsrichter macht keinen allzu guten Eindruck in dieser Szene, u.a. weil seine Gesten nicht eindeutig sind. Er unterbricht zwar das Spiel und gibt die Zwei-Minuten-Strafe für den Schlag ins Gesicht, aber er sieht keinen Moment lang nach dem verletzten Spieler. Stattdessen marschiert er in Richtung Spielmitte, während sein Partner noch gar nicht begriffen hat, dass auf Abwurf entschieden wurde.

    Unstrittig ist wohl, dass der Betreuer das Feld ohne Genehmigung der Schiedsrichter betreten hat und da wie von couglyn vermutet, die Bank der Gastgeber bereits eine Verwarnung und eine Zwei-Minuten-Strafe erhalten hatte (siehe Spielprotokoll), blieb nur die Disqualifikation. (Ein Blick ins Spielprotokoll und auf die Webseiten der beteiligten Vereine genügt oft schon)

  • Hab mir das mal angeschaut, "macht keinen guten Eindruck" ist ein höflicher Ausdruck

    Zu der fehlenden Erlaubnis an den Arzt das Spielfeld zu betreten: was soll ein Arzt in einer solchen Situation machen, wenn der Schiedsrichter offensichtlich überfordert ist um rechtzeitig das Signal zum Betreten des Spielfeldes zu geben? Es kann ja auch eine schwere Verletzung vorliegen, die ein sofortiges Einschreiten des Arztes erfordert, ich denke nur zB an solche Saschen wie Zunge verschlucken...und da soll man es einem Arzt zumuten abzuwarten???

    manchmal ist es wirklich schade dass es keine Rote Karten für Schiedsrichter gibt

  • Wenn alle die, die besser in der Juristerei aufgehoben wären, statt im Sinne "unseres" Sports Regelkunde zu betreiben, wäre ihnen aufgefallen, dass in 36:17 eine erneute Rote Karte fällig wäre (sorry, die Spitzfindigkeit der Unterscheidung in "Rote" oder DQ geht mir an die Nieren). Es betritt ein Wischer ohne Aufforderung der Spielleitung das Feld. Da die Wischer durch die Ausrichtende Mannschaft gestellt werden, ist das dieser anzulasten - auch wenn die Wischer nicht als Offizielle gelten. Zumal das Spielgeschehen noch in unmittelbarer Nähe war.

    Eine Bestrafung für unberechtigtes Betreten mag durch die Regeln gedeckt sein, genauso ist das Gegenteil gedeckt. Strafrecht bricht Sportregeln. Und unterlassene Hilfeleistung gehört zum Strafrecht. Wenn ein ARZT - bei unterbrochenem Spiel - entscheidet, dass er sofort Hilfe leisten muss, dann gehört jemand ordentlich eins hinter die Waffel, der dann eine Strafe fordert UND dem eins hinter die Waffel, der dann eine Strafe verhängt.

    Hört mal auf, euch hinter die Regeln zurück zu ziehen, und hört wieder auf den wunderbaren Geist unseres Sports.

    Einerseits zieht man ein entsetztes Gesicht, wenn es darum geht, "Wie korrupt unser Sport ist", andererseits, verteidigt man mit regeltechnischen Spitzfindigkeiten Entscheidungen, die man "regeltechnisch" erklären kann, menschlich und sportlich aber völlig neben der Spur sind.

    Danke, auf solche Schiris verzichte ich.

    Einmal editiert, zuletzt von Fichtl (17. Dezember 2013 um 01:46)

  • Hört mal auf, euch hinter die Regeln zurück zu ziehen,

    Wenn doch aber nach den Regeln gefragt wird...

    Das Bild auf dem Schirm hier ist leider nicht sehr gut. Aber sieht es nicht so aus, als ob der Schiedsrichter, der die Bestrafung ausspricht, mit der linken Hand die Ärzte aufs Spielfeld lässt? Sah auf den ersten Blick zumindest so aus.

  • Zu aller erst:
    Ich glaube dass die SR hier einen Fehler gemacht haben. Sie haben sich wie schon beschrieben überhaupt nicht um den Verletzten spieler gekümmert. Hier hätte sofort mit einem schnellen Blick entschieden werden müssen, ob eine Behandlung erfolgen soll oder nicht. Hätten die SR das gemacht, wäre es nie zu dieser Situation gekommen.
    Und auch anschließend kann man unter Fingerspitzengefühl durchaus noch verstehen, wenn es hier keine Bestrafung gibt. Den Vorwurf mache ich da auch dem Sekretär.

    Aber dennoch:

    Das ist Regeltechnisch schlicht und einfach Falsch. Bitte lesen dir einmal die Regeln durch, wenn du dir hier eine Ernsthafte Diskussion wünschst!

    Die Realität zeigt leider, dass Spieler vermehrt diese Hilfeleistung ausnutzen um ihrer Mannschaft oder sich eine Verschnaufpause zu gönnen.
    Vor ein paar Jahren gab es mal im Schiedsrichtermagazin eine Statistik, dass ein Männerspiel brutto im Schnitt 10 Minuten länger dauert als ein Damenspiel. Die DHB SR Oberen schlußfolgerten daraus, dass Männer eher Zeit durch vermeintliche Behandlungspausen und ähnliches versuchen zu schinden. Die Anweisung war damals klar, weniger auf diese Aufforderungen einzugehen.
    In diesem Video sieht es für mich nicht danach aus, als markiere der gefoulte. Nichts desto trotz erklärt das vielleicht die Sensibilität, mit der SR und Kampfgericht solchen Aktionen begegnen.
    Hat jemand das ganze Spiel gesehen und kann sagen, ob da häufig jemand auf dem Boden lag?

    Nur mal als Beispiel:
    Ich hatte in der letzten Saison ein Spiel, in dem bei unentschiedenem Spielstand 6 Sekunnden vor dem Ende ein Offizieller der sich in der Abwehr befindlichen Mannschaft einfach aufs Spielfeld rannte um eine vermeintlich verletzte Spielerin zu behandeln. Die war aber schon wieder auf den Beinen bevor er an der "Unfallstelle" war. Bis zum Time-Out vergingen noch mal 2 Sekunden und 4 Sekunden vor dem Ende aus ne Statischen Situation war natürlich nicht mehr soviel zu holen wie noch bei 6 Sekunden im laufenden Spiel.

    Die Anweisungen an die SR im allgemeinen sind ja die, dass der Spielfluß vorrang hat. Es soll ja Beispielsweise bei einer (vereintlichen) verletzung ein laufender Tempogegenstoß ja auch nciht unterbrochen werden sondern diese maximal 5 Sekunden noch abgewartet werden. Frei nach dem Motto "normale" Verletzungen während des Spiels können auch 5 Sekunden warten, da wird keiner dran sterben. Ich sage ganz klar, normale Verletzungen.
    Wenn einer sich die Nase bricht oder das Kreuzband reißt, wird ein Arzt 5 Sekunden später ja kaum was anderes machen können als vorher.

    Natürlich muss man dabei sensibel sein und in vermeintlich wirklich Lebensbedrohlichen Situationen sofort unterbrechen und Hilfe ermöglichen!


    Hört mal auf, euch hinter die Regeln zurück zu ziehen, und hört wieder auf den wunderbaren Geist unseres Sports.

    Einerseits zieht man ein entsetztes Gesicht, wenn es darum geht, "Wie korrupt unser Sport ist", andererseits, verteidigt man mit regeltechnischen Spitzfindigkeiten Entscheidungen, die man "regeltechnisch" erklären kann, menschlich und sportlich aber völlig neben der Spur sind.

    Danke, auf solche Schiris verzichte ich.

    Das ist so lächerlich! Bei den Diskussionen rund um Gensheimer gegen Magdeburg und Berlin wurde auf die SR eingedroschen, weil diese die Regel etwas freier interpretierten. Da wurde verlangt, man solle konsequent und nur nach den Regeln pfeifen.
    Nun wieder das ganze anders rum, die SR sollen nicht nach den Regeln sondern nach "dem Geist des Sports" pfeifen.
    Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet würde?
    Was ist denn der "Geist des Sports"? Gibt es da eine allgemeingültige Definition?
    Die Folge wäre doch nur, dass jeder eine anderen Definition davon hat, und jeder SR grundsätzlich anders pfeifen würde.

    Wie stellst du dir das den vor?
    Dass sobald ein Spieler am Boden liegt grundsätzlich und immer sofort unterbrochen wird und der Arzt/Betreuer aufs Spielfeld kommt?
    Wie lange soll so ein Handballspiel denn dann gehen?

    Die jetzige "Regelung" ist durchaus ein Kompromiss zwischen der Hilfeleistung eines Verletzten Spielers und der möglichst unterbrechungsfreien Durchführung eines Spiels.
    Eben weil in der Regel Verletzung solcher Natur sind, dass es auf ein paar Sekunden nicht ankommt.
    Das in Notfallsituationen anders gehandelt wird sollte klar sein.

    Was ist denn in diesem konkreten Fall hier passiert? Ein paar Minuten später sieht der gefoulte eigentlich wieder ganz lebendig aus. Im darauf folgenden Angriff spielt er sogar wieder mit!
    Was genau wäre denn passiert, wenn der Arzt ihm erst 5 Sekunden später ein Eispack ins Gesicht gedrückt hätte?

  • Könntet ihr mal Bitte die Zeiten in den Videos angeben wo die entsprechenden Situationen sind. Ich möchte mir zugegeben nicht unbedingt das gesamte Spiel ansehen ;)

    Immer weiterkämpfen!

  • Eine Szene aus der Bundesliga:
    "....tobte die Halle. Nur Boomhouwer selber nicht: Er blieb mit einem schmerzhaften Wadenkrampf im Kreis liegen.
    Physiotherapeut Alex Gubenko winkte Mannschaftsarzt Dr. Harald Schnieders herbei, alleine waren Boomhouwer die Schmerzen nicht zu nehmen.
    Eintrag im Spielbericht
    Während sich Physio, Arzt, TVE-Spieler und HSV-Spieler um Boomhouwer kümmerten, eilte plötzlich Spielleiter Jürgen XXXX aufs Feld, wollte Schnieders vom Parkett schicken, schließlich hatten die Schiris ihn nicht herbeigewinkt. Boomhouwers Schmerzen interessierten nicht. Da Schnieders sich aber nicht von seinen ärztlichen Pflichten abhalten ließ, gab‘s anschließend einen Eintrag im Spielbericht. Unglaublich!" (Quelle: Ruhrnachrichten)

    Ergänzung: Der Arzt war nicht im Bericht eingetragen. Martin Schwalb betrat (ohne Handzeichen 16!!) die Szenerie und konnte den Spielleiter überzeugen, dass die Behandlung fortgesetzt wurde. Strafe für Schwalb: Keine (Sportlich gesehen: Gut so).

  • Ich denke, dass man als Schiedsrichter mit etwas Erfahrung sehen kann, ob eine schwere Verletzung vorliegt oder nicht. Das Problem des sich behandeln lassen, um danach einene gut positionierte Abwehr stellen zu können oder einen angestrebten Wechsel durchführen zu können kenne sicherlich nicht nur ich. Wir achten darauf, welche Art der Verletzung vorliegt. Manchmal ist es auch notwendig, dass drei oder mehr Personen sich um den Verletzten kümmern. In solch einem Fall, ich maße mir an dies zu erkennen, wird selbstverständlich keine Strafe wegen unerlaubten Betretens ausgesprochen. Bisher hat auch keine Mannschaft dies bemängelt, sei es als betroffene oder gegenerische Mannschaft.
    Das ist das Maß Fingerspitzengefühl, welches ich von jedem Schiedsrichter erwarte. Bei leichten Verletzungen reichen im Normalfall zwei Personen aus.

    "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)

    "Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun." (Orson Welles)

    „Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“ (John Dewey)

  • Die Spieler und alle Verantwortlichen auf und abseits des Spielfeldes haben sich für diesen Sport "freiwillg" entschieden, mit allen Bedingungen...und dann "muss" man sich auch an das dafür bestimmte Regelwerk halten. Ein Regelwerk, welches auch aus den gemachten Erfahrungen vieler Handballsportjahren entstanden ist. Oft genug bleiben Spieler auch scheinbar verletzt liegen, um eine Unterbrechung des Spieles zu bewirken, darum läuft eben ein Spiel auch manchmal weiter, obwohl einer auf dem Boden liegt. Wenn da dann jedes mal ein Arzt rein springt, weil er ja seinem verletzten Spieler helfen will, dann hätten wir nur noch Chaos auf dem Spielfeld! Und weder ein Schiri, noch ein Arzt , kann einfach so, womöglich noch aus der Ferne erkennen ob, oder wie schwer ein Spieler verletzt ist!

    Böse unterstellt könnte man ja auch von Seiten der Bank mal gezielt den ARZT rein schicken, wenn sowas Sekunden vor Abpfiff in einer engen Partie passiert...auch mal daran gedacht??? Und das mit dem hier auch angeführten Strafrecht ist an den Haaren herbeigezogen, da der Arzt ja helfen will....hier wäre schon der bedingte Vorsatz, der bei einer unterlassenen Hilfeleistung vorhanden sein müsste, nicht erkennbar.

    Das ein unerlaubtes Betreten eines "Betreuers", wie hier in diesem Fall durch den Arzt geschehen, durch den Schiedsrichter bestraft wird, ist aus Sportlicher sicht absolut nachvollziehbar....

    Handball ist mehr als Rock`n´Roll...it`s HEAVY METAL :smokin:

    2 Mal editiert, zuletzt von oko (17. Dezember 2013 um 13:02)

  • Ich denke es gibt hier einen kleinen aber feinen Unterschied, das Spiel war doch wenn ich es im Video richtig verfolgt habe aufgrund der gegebenen 2-Minuten Strafe schon unterbrochen, d.h. der Arzt betrat hier nicht das Spielfeld um eine Unterbrechung bewusst herbeizuführen