Von den Jungs zu den Mädchen

  • Guten Abend!

    Die headline verrät es ja schon ein bisschen. Ich werde
    in der kommenden Saison eine weibliche E- Jugend übernehmen. Bisher habe ich
    lediglich Jungs in allen (Minis - A Jugend) Altersklassen trainiert. Ab der C-
    Jugend immer leistungsorientiert.

    Meine Frage: Gibt es grundsätzliche
    Dinge die man beim Training mit Mädchen beachten muss? Wir sind ein Verein, bei
    dem die Jungs im Fordergrund stehen bzw. gestanden haben. Dieser kommende E-
    Jugend Jahrgang mit 13 Mädchen soll unser erster Jahrgang werden, den wir
    gezielt fördern und fordern möchten.

    Für jeden Tipp, was die Unterschiede
    im Umgang mit einer reinen Mädchen Mannschaft betrifft wäre ich sehr dankbar.
    Vielleicht gibt es zu dem Thema ja auch entsprechende Lektüre respektive
    Schulungsunterlagen als PDF.

  • Für dieses Alter ist unbedingt zu empfehlen, eine Cotrainerin zu "organisieren". Da wird noch viel geweint und dauernd tut was weh oder "ich muss mit meiner Freundin dringend auf die Toilette" und solche Sachen. Und gekreischt wird, dass sich die Balken biegen...
    Also die Unterschiede liegen eher im sozialen Bereich. Ansonsten in der E-Jugend Prellen, Parteiball, Passen wie bei den Jungs auch. Im Wesentlichen.... Viel Glück !! :hi: :D :cool:

  • Momentan sieht der "Trainerstab" so aus, dass ein Vater und ich die Mannschaft übernehmen werden. Thomas(der Vater) hat früher selbst Regionalliga gespielt und hat dieses Jahr seine C- Lizenz und ich letztes Jahr meine B- Lizenz gemacht.

    Das es gut wäre eine weibliche Person mit ins Boot zu holen, wegen der von dir genannten Problematik, sehe ich "jetzt" - nachdem du es geschrieben hast, auch so. Ich werde mir die Mädchen, die momentan in den beiden Minimannschaften unserer Trägervereine "trainieren" kommende Woche anschauen. Vielleicht schaffen wir es ja und bekommen das Rudel ohne weibliche Unterstützung gebändigt. Wenn nicht, dann habe ich evtl. schon eine Idee wen ich ansprechen werde.


    Mädchenhandball ist komplettes Neuland für mich. Gibt es Themenfelder die man früher oder grundsätzlich anders schulen sollte? Ich meine mal gehört zu haben, dass Mädchen in dem Alter 2-3 Jahre weiter sind als Jungs (in Ihrer Auffassungsgabe). Gibt es in dem Zusammenhang irgendwelche Dinge die man anders machen sollte?


    Über Feedback würde ich mich freuen.

  • Die Mädels brauchen mehr Wiederholungen als Jungs. Vor allem beim Wurf brauchen die Kinder hier nochmals Hilfe, die Tellerhaltung Usw....

    Defence makes the Difference

  • hallo,

    finde es irgendwie amüsant, dass Du dich da so ein bißchen verrückt machst. Mädels sind an sich keine Alien, Monster oder ähnliches. Und kreischen tun sie beide gleich laut. Nicht mehr und nicht weniger. Also keine Panik. Das mit dem weiblichen Trainer, keine Ahnung ob das unbedingt sein muss. Bei den Jungs trainieren auch Frauen alleine....und so oder so geht der Trainer nicht mit aufs Klo! Und wenn was weh tut, ist es den Mädels genauso egal ob ein Mann sie tröstet oder eine Frau. Beim Sani können sie sich dann auch nicht anstellen....

    Was die Auffassungsgabe anbelangt, ich hätte mal gesagt nicht in der E-Jugend. Wenn Du eine Übung machst, wo sie mehrere Sachen hintereinander machen sollen, sind beide Geschlechter gleich aufmerksam oder eben unaufmerksam. Und die einen kapieren schneller, die anderen brauchen eine bildliche Darstellung. Taktikboard mitnehmen, vormachen lassen!

    Was aus meiner Sicht sicherlich auffällig ist: die mädels drücken sich vor dem Training gerne auf der Bank rum um zu schnacken, die Jungs nehmen sich gleich den Ball und ballern rum, die Mädels sind unkreativer während die Jungs alles, was sie mal gesehen haben, ausprobieren. Ansonsten heulen bei den Stabi, Kraft und Koordinationsübungen die Jungs genauso rum wie die Mädels. Meist kannst Du die Jungs mit Kraftübungen nicht 'bestrafen' die Mädels aber schon.

    Ansonsten, viel Spass mit dem Mädels, die einfach in dem Alter echt süss sind, weil sie noch nicht meinen sie müssten extrem cool sein!

    :spring: Laufen ist schön, andere laufen lassen noch viel schöner :D

  • Panik hab ich eigentlich nicht. Wenn es so wäre, dann hätte ich mich ja gar nicht dazu entschieden den Posten zu übernehmen. ;)


    Ich will es einfach nur richtig machen... wir wollen den Mädchen den Sport richtig beibringen und keine Bewegungstherapie veranstalten... nach dem Motto: "zweimal die Woche ein bisschen bewegen und mal schauen wo die Reise hingeht"


    Natürlich kann man in der E- Jugend kein reines leistungsorientiertes Training machen, das ist uns klar. Das ist aber unser Ziel. Langfristig wollen wir im weiblichen Jugendbereich leistungsorientiert arbeiten und den Damenbereich stark machen. Daher möchte ich mich so gut es geht vorbereiten um den "Job" richtig machen zu können.

  • finde ich nachvollziehbar und auch löblich. warum nicht schon in der e jugend anfangen. ich bin mir zwar nicht sicher, ob du da nicht eine hohe 'durchfallquote' hast. Einfach die talentierten mädels, aber dann auch die, die zwar nicht schlecht sind, aber halt nicht auf dem Niveau. oder wo du dann feststellst dass es eher turnerinnen sind, als Handballerinnen. Ich hatte erst in der vorletzten Saison einen fall. Mädel B-Jugend, Linkshänderin, echt nicht schlecht, hat bei den minis angefangen, auswahl gespielt, alles ok. Aber irgedenwie....sie wollte immer gerne fussball spielen, irgendwann habe ich zu ihr gesagt, dann machs. spiel erstmal zweigleisig und entscheide dann. Heute spielt sie in der Jugendfussballbundesliga und hat die erste Einladung zur dfb sichtung bekommen...tja....

    Viel Spass weiterhin.

    :spring: Laufen ist schön, andere laufen lassen noch viel schöner :D

  • Ich weiß nicht wie das bei Jungen ist, aber Mädels sieht es meistens so aus:

    -die Mädchen die schlechter sind gehen in die D noch mit,
    aber wenn es dann in die C-Bezirk/Oberliga geht, hören ein paar auf.

    -wenn das mit ,,Ich bin da, weil meine Freundin auch da ist´´ nicht mehr geht, weil die Freundin
    geht, geht wenn du Pech hast die nächste mit.

    -Wenn man immer auf Leistung geht, wollen und können viele das nicht mitgehen.

    -Wenn du dann soweit bist das deine Mädels gut Spielen, hast du die anderen
    (manchmal Möchte gern)Leistungs-Vereine geweckt, jetzt werden die guten die du hast, mit allen Mitteln versucht von deinem Verein weg zu holen. Auch wenn sie sich nicht Sportlich verbessern, das ist den meisten Trainern/Vereinen egal.

    Aber eine Richtung zu haben ist immer besser, als wenn ich manche Vereine sehe
    wo es nach dem Motte geht,, Na ja die Mädchen, wird schon einer machen´´

    Dann kommt manchmal der Punkt wo man sich fragt, warum mache ich das eigentlich
    (der Satz hat mit der Sache nicht zu tun, aber der Brannte mir auf der Seele)

  • Hi,
    ich habe in meiner Karriere schon beides trainiert. Jungs und Mädchen, wobei die Mädchenjahre insgesamt etwas die Oberhand haben. Aktuell bin ich auch bei der weiblichen E-Jugend gelandet. Macht riesig viel Spaß mit den Mädels, das kann ich schonmal sagen!
    Der aus meiner Sicht größte Unterschied kam hier schonmal raus. Jungs probieren alles, was sie schonmal gesehen haben, sofort aus. Deshalb werden die über die Jahre hinweg technisch auch etwas besser. Mädels muss man immer wieder ermutigen, etwas zu probieren. Ansonsten machen sie (fast) ausschließlich das, was du ihnen sagst.

    Im Umgang mit den Mädels: Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, etwas vorsichtig an die Sache ran zu gehen. Das heißt, nicht gleich im ersten Training laut werden. Wenn es dir gelingt, ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufzubauen, dann darfst du während dem Training oder während dem Spiel fast alles zu ihnen sagen. Versteht mich jetzt nicht falsch, ich bin nicht übertrieben streng zu den Kids, aber die können echt was ab, das hätte ich vorher nicht gedacht. Aber bei "Fremden"/"Neuen" sind sie sensibler.

    Und zum letzten großen Punkt, zur Leistungsorientierung:
    Ich glaube, wir sind uns da schon einig. Das Wort "Leistung" ist in den E-Mädchen schon grundsätzlich mal negativ besetzt. Aber, dass wir ausgebildete Trainer nicht zweimal die Woche Kinderbelustigung machen wollen, ist auch klar. Das wollen die Mädels (mehrheitlich) auch nicht. Viele spielen Handball, weil sie Handball spielen wollen. Den anderen sind die Vorzüge des Handballspielens näher zu bringen. Und wenn man diese Grundsätze im Training verfolgt, dann kann man fast zuschauen, wie die Mädels von Training zu Training besser werden.

  • In der E-Jugend sollte man als Trainer generell ohne besondere Erwartung antreten und sich einfach überraschen lassen. Egal ob Jungs oder Mädels
    Ich habe bereits Jungs, Mädels und sogar gemischt(E-Jugend) trainiert und dabei einige Unterschiede ausgemacht.
    Aktuelle trainiere ich eine wC-Jugend in der Bezirksoberliga.
    Nach meinen Erfahrungen sind Jungs deutlich aktiver bzw. entwickeln häufig einen Eigenantrieb, wo sie viele Dinge ohne große Scheu und Überlegung ausprobieren. Mädchen lassen sich dagegen lieber anleiten. Dabei können sie aber sehr anspruchsvoll sein. Sie hinterfragen gern jede Übungen und möchten den Zweck erstmal verstehen, was eigentlich sinnvoll ist.
    Allerdings kann dann die Trainingzeit schnell kurz werden, weil die Erklärungen länger ausfallen.
    Mädels lassen bei der Umsetzung der Übung viel Sorgfalt walten. Feedback spielt dabei auch eine große Rolle für sie.
    Jungs untereinander klatschen sich höchstens mal ab. Mädchen bestätigen sich gern untereinander, was auch für eine ausgeprägte Gruppendynamik spricht. befreundete Spielerinnen, die kritisiert werden, bekommen meist direkt die Unterstützung der Freundinnen. Das kann sogar dazu führen, das die gesamte Mannschaft mitleidet.
    Mit zunehmenden Alter kann es aber bei Mädels ziemlich schwierig werden. Launisch und Lustiglosigkeit schlagen einem plötzlich entgegen ohne erkennbaren Grund. Da muss man wirklich besonnen bleiben. Aber man muss durch Täler gehen, um auf den Gipfel zu steigen.
    Langfristig würde ich behaupten ist es angenehmer Mädels zu trainieren, weil die ausgeprägte Kommunikation für taktische Elemente hilfreich ist. Wenn man es schafft noch den richtigen Ton anzuschlagen, dann können auch die Mädchen richtig Gas geben. Da stehen sie den Jungs in nichts nach.

  • Meine Erfahrungen sind etwas anders.
    Mädels zu trainieren empfinde ich als anstrengender, da sie nicht so lernbegierig wie die Jungs sind und es schwerer ist, sie zu motivieren. Und sie brechen besonders Kraftübungen oft ab.

    Offense wins games, Defense wins Championships. - Junior Seau

  • @ padi94

    Da muss ich dir widersprechen! Ich trainiere schon seit vielen Jahren Mädchenmannschaften, von der Basisschulung bis zum Aufbautraining alle Altersklassen. Meine Mädels sind motiviert, natürlich gibt es auch immer welche, bei denen ist es etwas weniger als bei anderen, aber das ist mit Jungenmannschaften nicht anders. Die Ladies absolvieren sehr viel im athletischen Bereich, von 50 - 60 Minuten Ausdauerläufen, bis hin zu schnelligkeitsausdauerlastigen Fahrtenspielen im Wald oder auf der Tartanbahn. Dazu kommt noch regelmäßiges Stabi-Training, ein Bauch- und Rückenmuskel Programm und 2 x in der Woche Langhanteltraining nach Zawieja je 1 Stunde. Hier bricht keine Spielerin aus Lustlosigkeit das Athletiktraining ab, so was habe ich noch nicht erlebt!

    Im Gegensatz zu einigen anderen Jugendtrainern setze ich nicht auf sogenannte "Spielzüge", sondern vornehmlich auf die individuelle Ausbildung, nämlich das Schaffen eines breiten Repertoires in Sachen Täuschungen, Würfe, Abwehrtechniken, Fangen und Passen in der Bewegung usw., um daraus Kleingruppenspiel in Grundspielen zu entwickeln (Parallelstoß, Kreuzungen, Pass - Lauftäuschung - Rückpass, Sperren - Absetzen). Wichtig ist aber das freie Spielen in diesen Grundspielen, damit die Kids ganz wesentliche Dinge lernen, nämlich kreativ zu sein und (richtige) Entscheidungen zu fällen.
    Die Mädels sind nach RTK ausgebildet worden, ich habe mich immer an die Vorgaben gehalten. Wir spielen in der wB als Basisabwehr eine 3:2:1 mit Libero und antizipativen, offensiven Gegenaußen, dazu switchen wir im Spiel oft zur 1:5, sinkenden Manndeckung/Halbfeldmanndeckung und haben jetzt sogar noch die 4:1:1 eingeführt, um die Gegner vor immer neue Aufgaben stellen zu können. Also wenn das nicht lernbegierig ist, was ist es dann?

    Unser regelmäßiger Mikrozyklus:

    Mo: 19.00 - 20.30, Schwerpunkt Langhanteltraining
    Di: 17.30 - 20.00, Schwerpunkt Technik/Taktik ab 19.15 Fahrtenspiele
    Do: 18.45 - 20.45, Schwerpunkt Technik/Taktik/Langhanteltraining
    Fr: 18.00 - 19.30, Schwerpunkt Technik/Taktik/Bauchmuskelprogramm

    Eine Spielerin fährt über 2 Stunden, einfache Fahrt, 4 x in der Woche zum Training plus Spiel am WE! Ich sehe hier keinerlei Motivationsprobleme, ganz im Gegenteil!
    Wenn ich oben regelmäßig geschrieben habe, gibt es natürlich auch Phasen wo es unregelmäßig wird und die Mädels noch mehr Zeit für unseren geliebten Sport aufbringen. Teambuildingmaßnahmen wie Klettergarten und Orientierungslauf, Mentaltraining mit einer Sportpsychologin, Trainingslager in der VP2 und Workshops an spielfreien Wochenenden kommen auch noch dazu! Das Mädchen schlecht zu motivieren sind, habe ich also auch widerlegt, oder?

    Der Lohn für diese Mannschaft ist, dass die Mädels seit der wC Jugend immer OL gespielt haben! Ich finde, die Girls haben sich das auch verdient!

    Aber ich gebe dir auch recht, denn die Ausprägung des Handballs im Mädchenbereich "Blumenwiese, Sommerkleidchen mit Strohhut, die Schmetterlinge flattern, die Bienen summen und wir werfen uns den (Gummi)Ball lachend und lustig im Kreis zu!" gibt es halt öfter! Trotzdem sollte man nicht zu pauschal an die Sache gehen...

    "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!"

    btw: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Vater einer Bundesligaspielerin bin? :hi:

    2 Mal editiert, zuletzt von B_Coach (2. Juni 2014 um 12:14)

  • B_Coach, du schreibst von LEISTUNGSHANDBALL und TALENTIEREN sowie LEISTUNGSORIENTIERTEN Spielerinnen. Und entsprechendem Training...

    Ich glaube, padi schreibt von BREITENSPORT mit etwas Leistungsorientieretem Training und Spielerinnen die z.T. talentiert sind aber deswegen nicht gleich Leistungsorierntiert....

    Wobei ich das auch nicht in eine Schublade packen würde, nämlich dass Mädels eher Kraftübungen abbrechen. Jungs tun halt so als wenn sie die Liegestütz machen würden, und wehe Du schaust hin, dann tut bestimmt irgendwas weh :)

    Gruß

    :spring: Laufen ist schön, andere laufen lassen noch viel schöner :D

  • Da ist unser Problem. Du redest von einer B-Jugend, ich von einer E- bzw. F-Jugend.
    Dort sind die Jungs fast immer lernbegierig und wollen gefordert werden, die Mädels wollen aber lieber mit ihren Freundinnen quatschen.

    Offense wins games, Defense wins Championships. - Junior Seau

  • padi94

    Vorsicht Ironie: Meine Mädels wurden1998 alle als B-Jugendliche geboren! :D

    Aber mal ernsthaft, auch Mädels die ich in der Basisschulung trainiere, verhalten sich nicht so wie von dir beschrieben, zumindest bei mir nicht lange... ;)

    "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!"

    btw: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Vater einer Bundesligaspielerin bin? :hi:

  • dann bist du eben ein ganz, ganz toller trainer für alle altersstufen und leistungsklassen ... ^^

    aber mal ernsthaft: gib padi lieber ein paar tipps, wie man dahin kommt, dass das so aussieht, denn speziell in kleineren vereinen, die sich nicht immer aussuchen können, wer da so alles am trainingsbetrieb teilnimmt, wenn sie überhaupt eine spielfähige mannschaft zusammenbekommen wollen, haben dieses problem sehr wohl, dass da spielerinnen mehr aus sozialen gründen als aus sportlichen in der halle sind. das ist bei jungs durchaus anders.

  • dann bist du eben ein ganz, ganz toller trainer für alle altersstufen und leistungsklassen ... ^^



    Vorsicht Ironie: Erzähl mir mal was neues, irgendwas das ich noch nicht weiß... :baeh:

    Aber mal ernsthaft, in der Basisschulung gibt es keine Leistungsklassen, da finden wir als Jugendtrainer nahezu das gleiche "Material" vor, natürlich werden jetzt einige aufschreien und sagen, dass das nicht stimmt. Aber überall gibt es Talente, es kommt drauf an was man daraus macht. Wir leben doch fast bis in die D-Jugend hinein vom Talent der Kinder, der Leistungsbereich beginnt doch erst ganz "zart" in der D-Jugend, überregional sogar erst ab der C-Jugend.
    Meine Ansprache ist immer laut und fordernd, daran müssen sich die Kids meistens erst gewöhnen, egal ob Jungen oder Mädchen. Fehlverhalten hat bei mir immer Konsequenzen. Ermahne erst einmal, erkläre den Kids warum sie aufmerksam sein sollen beim Training. Ich sage ihnen immer, wir haben wenig Zeit zum Lernen (meist sind es nur 90 Min., bei einigen Vereinen sogar nur 75 min pro Einheit!), da können wir die Zeit nicht vergeuden, weil einzelne nicht zuhören oder Blödsinn machen. Wenn das nicht aufhört, setze ich vereinzelt auch mal Spieler/innen kurz auf die Bank, ich frage sie nach kurzer Zeit ganz ruhig, ob sie jetzt wieder beim Training mitmachen möchten, dann aber nach meinen Regeln, oder sitzen bleiben wollen. Noch nie oft eingesetzt, aber sehr effektiv. Bei den älteren Jahrgängen hilft auch manchmal "Ostblockmotivation", meine Mädels wissen ganz genau, wenn ich anfange zu reden, hält jeder seine Klappe und hört zu, ansonsten darf man sich "athletisch fortbilden". Jetzt entsteht natürlich der Eindruck, das es bei uns ohne Spaß und Freude abgeht, aber das ist nicht so, wir lachen verdammt viel. Ich sage meinen Spielerinnen aber von Anfang an, dass alles seine Zeit hat. Permanente Albernheiten und Leistungssport, oder der Weg dorthin, passen nicht zusammen, Spaß und Leistungssport bedingen sich sogar, aber wie gesagt, alles hat seinen Zeitpunkt.

    Es gibt aber sehr wohl ein paar schon genannte Besonderheiten, speziell bei Mädchen. Nimm dir immer eine Betreuerin mit dazu, es gibt Dinge, die besprechen Mädels nicht mit Männern, außerdem hast du als Mann in bestimmten Bereichen nichts zu suchen. Aber jemanden in der Kabine zu haben, der Strömungen erkennt und dort auch die Streitigkeiten schlichtend eingreifen kann, ist sehr wichtig. Ich habe das in meinen Anfängen als Trainer unterschätz, es kam dann durch Mobbing leider zur Eskalation. Rede viel in Bildern mit deinen Spielerinnen, sie brauchen das mehr als Jungs. Mädchen fühlen sich bei notwendigen Korrekturen, Verbesserungen und Kritik oft persönlich betroffen, erkläre ihnen immer wieder ruhig warum das notwendig ist!

    Ich mache im Training keinen unterschied zwischen Jungen und Mädchen, wozu auch? Halte dich an die Vorgaben der RTK, erstelle ein Konzept, was du wann verwirklichen willst! Ansonsten gibt es für die Basisschulung die ht-junior, zig DVDs und das von mir sehr geschäzte Buch von Renate Schbert und Dietrich Späthe.

    Zitat

    ...denn speziell in kleineren vereinen, die sich nicht immer aussuchen können, wer da so alles am trainingsbetrieb teilnimmt, wenn sie überhaupt eine spielfähige mannschaft zusammenbekommen wollen...

    Der NHC ist auch ein "Dorfverein"... ;)

    "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!"

    btw: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Vater einer Bundesligaspielerin bin? :hi:

    Einmal editiert, zuletzt von B_Coach (3. Juni 2014 um 14:00)


  • Ich mache im Training keinen unterschied zwischen Jungen und Mädchen, wozu auch?

    B_Coach: schau dir noch mal deinen absatz an, den du direkt vor diesem satz geschrieben hast. dann erkennst du, dass es sehr wohl ein paar unterschiede gibt, die auch du beachtest.

    Padi bzw. an den themenstarter: inhaltlich gibt es natürlich tatsächlich praktisch keinen unterschied. klar sind mädchen im normalfall koordinativ stärker und beweglicher, dafür sind die kraftfähigkeiten weniger ausgeprägt. das sollte man bei den inhalten berücksichtigen. aber auch das muss man individuell sehen.

    ansonsten gibt es bei der grundausbildung vor allem eine besonderheit zu beachten, die zum weitest verbreiteten fehlerbild bei mädchen führt: mädchen haben meistens am anfang noch nicht die nötige kraft in der unterarmmuskulatur um den ball sicher zu halten. das führt dazu, dass sie aus angst, den ball zu verlieren, hand und arm unter den ball nehmen. sprich der ellbogen ist beim wurf unterhalb der schulter und es kommt zum "kugelstoßen". ist die kraft in der hand mal da, hat sich diese technik meist schon eingeschliffen und ist nur mit großem aufwand wieder zu korrigieren. also gib gerade anfängern oder schwächeren am anfang kleinere bälle, bälle mit weniger luft, goalcha-bälle etc. und trage auch ansonsten dafür sorge, dass die kinder gut greifbare bälle zur verfügung haben. ihre technik wird es dir später danken. (und in diesem zusammenhang auch wenn ich mir damit vielerorts keine freunde mache: auch harz ist hier ein durchaus probates lernmittel. allerdings stößt du hier wieder auf einen weiteren unterschied zwischen jungs und mädchen: während jungs harz cool finden, findens mädchen eklig.)

  • Dafür gibt es extra weiche Bälle in Größe 0. Auch wenn diese Bälle nur wenige Wochen halten.
    Ich werde im morgigen Training mal extra auf diese Details achten.

    Offense wins games, Defense wins Championships. - Junior Seau

  • B_Coach: schau dir noch mal deinen absatz an, den du direkt vor diesem satz geschrieben hast. dann erkennst du, dass es sehr wohl ein paar unterschiede gibt, die auch du beachtest.

    Sorry, da habe ich mich ein wenig missverständlich ausgedrückt, denn ich meinte die Trainingsinhalte!

    "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!"

    btw: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Vater einer Bundesligaspielerin bin? :hi: