SG Flensburg-Handewitt

  • Das brutale Verhalten der damals ab 18Uhr nicht mehr beaufsichtigten Jugendlichen ist die eine Seite des Problems.
    Die andere Seite ist (wenn es denn so abgelaufen ist) die Erpressung der Eltern mit dem Ziel der Vertuschung durch die Leitung der Akademie.
    Das wäre völlig undiskutabel,übel und ein grosser Skandal.

  • Mal ne kurze Frage:
    Ich brauch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, wenn ich eine Jugend bei uns im Verein trainiere.
    Lege ich keine vor, Keine Trainertätigkeit. Und das wird vom Verein überprüft.
    Nun lese ich, dass nach 18:00h in einem Internat keine Aufsichtsperson da ist??
    Das ist doch lächerlich oder wird so ein Internat von niemandem kontrolliert? Behörde oder Vereinsführung müssen da doch hinterher sein??
    Das wäre doch "Commedy" falls nicht.

  • Alles in allem bleibt noch viel zu viel unbekannt, als dass man da einfache Patentlösungen nennen dürfte.
    Als ob eine Anwesenheit / eine "Aufsicht" durch Erwachsene ausreichen würde, solch immer wieder zu beklagenden Rituale zu verhindern.

    Denke nicht, dass wir es hier mit einem Sturm im Wasserglas zu tun haben. Werden noch viele Wochen dazu Neues hören und diverse Vorschläge und Absichtserklärungen lesen.

  • Lege ich keine vor, Keine Trainertätigkeit. Und das wird vom Verein überprüft.
    Nun lese ich, dass nach 18:00h in einem Internat keine Aufsichtsperson da ist??


    Ich weiß nicht - die sind doch alle 15+, oder?
    Muss da wirklich permanent immer eine Aufsicht da sein oder reichen da stichprobenartige Kontrollen aus?

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Was würde ein Staatsanwalt für eine Strafe fordern, wenn ich nur einmal eine Jugendmannschaft unbeaufsichtigt trainieren lassen würde, und ein Jugendlicher verletzt sich schwer? Vielleicht weil er an einem Gerät trainiert hat, welches eigentlich fürs Training eine Aufsichtsperson benötigt.
    Klar kann auch eine Aufsicht nicht alles was schieflaufen kann, verhindern. Aber eine "gehörige Aufsichtspflicht" hat jeder Verein, jede Firma, jedes Internat. Und das wird nicht durch permanente Abwesenheit einer Aufsicht nach 18:00h geleistet.

  • Es ist aber ein Unterschied zwischen dem Betreuen eines Trainings und dem Betreuen des Wohnens von Jugendlichen(14+) in einem Internat.

    Letzendlich kennst du die rechtliche Lage also auch nicht - so wie ich...

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Dass die rechtliche Lage schwammig ist, ist klar. Aber der Gesetzgeber weist im Ordnungswidrigkeitengesetz darauf hin, dass Private und öffentliche Personen für das Fehlverhalten von zu beaufsichtigen Personen haftbar gemacht werden können, sofern sie keine "gehörige Aufsicht" nachweisen können. Und das ist nur das Ordnungswidrigkeitengesetz. Beim Jugendschutz kann ich mir vorstellen, dass hier doch sogar noch mehr von Verantwortlichen Personen verlangt wird.

  • @ Zeitzi
    Ich hab geschrieben, dass ich mir beim Jugendschutz vorstellen kann, dass hier noch mehr verlangt wird. Hier kenn ich mich nicht 100% aus.
    Beim Ordnungswidrigkeitengesetz kenn ich mich aus. Hab mal meinen Werksleiter überzeugen dürfen, wofür er alles verantwortlich gemacht werden kann, wenn er sich nicht absichert.
    Und in der Rechtssprechung gilt halt immer das "schärfere" Gesetz, sollte hier der Jugendschutz "lascher" sein.
    Wenn die Darstellung der nicht vorhandenen Aufsicht stimmt, könnte man sogar über ein Offizialdelikt nachdenken!
    Aber danke für Deinen Hinweis.

  • Wie pervers ist das denn, als Ritual mit einer Zange die Brustwarzen bearbeiten und rumdrehen. Kranke Hirne, hieß es nicht, Handballer sind intelligenter?
    Und 3 Jahre lang wird das unter Verschluß gehalten.
    Beschämend.

    Gott sei Dank, dass bei uns sowas Menschenverachtendes öffentlich gemacht werden kann und dann rechtstaatlich behandelt wird, Celje. Deine Begeisterung für die Stechschrittparade in einem anderen Thread vor ein paar Tagen solltest du schleunigst überdenken, wohlwissend wie grausam und umfangreich Rituale in der russischen Armee sind.

  • Moin,

    meine Meinung zu einigen angesprochenen Punkten:

    - Aufnahmerituale dieser Art sind nicht schön und haben in der heutigen Zeit nix mehr verloren
    - die Flensburger Akademie wird jedoch nicht die einzige Sportstätte sein, in der so etwas üblich ist, das macht die Sache jedoch bei weitem nicht besser
    - wenn den Eltern wirklich die Gebühren nur gegen Stillschweigen erlassen wurden, find ich das schon ziemlich unverfroren - vor allem dann, wenn es eben keinen Zweifel an den Vorkommnissen gibt
    - ob man Jugendliche ab 18 Uhr ohne regelmäßige Aufsicht lassen kann, halte ich für fraglich, aber eine Aufsicht, die ja nun bei weitem keine dauerhafte Bewachung ist, hätte das Ritual kaum verhindern können. Jugendliche und junge Erwachsene sind sehr kreativ im Austricksen von Regeln und es finden sich immer Gelegenheiten, in denen die Aufsichtsperson eben nicht alle Bewohner unter Kontrolle hat
    - der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist aus SG Sicht natürlich nicht günstig, jedoch glaube ich weder, dass die Veröffentlichung Unruhe in den Profikader bringt (dafür sind die Herrschaften viel zu „weit weg“), noch glaube ich, dass der THW die Veröffentlichung jetzt forciert hat. Natürlich wird das Thema etwas Unruhe und Mehraufwand für die Geschäftsstelle bedeuten, aber weder Trainer noch Spieler werden mit direkten Presseanfragen bedrängt werden
    - der THW-Medienpartner hat das Thema jetzt nicht ans Licht gezerrt, sondern auf einen Bericht im Spiegel reagiert. Da in der Medienwelt nun auch die Anzahl der Klick wichtig sind, wäre ein Nichtreagieren eher untypisch, denn auch der NDR muss irgendwie Geld verdienen und mit einem Thema, was bereits vor drei Jahren dort bearbeitet wurde, mag dies vielleicht deutlich einfacher gehen, als wenn man jetzt aktuell was neues recheriert

    Generell halte ich eine öffentliche Aufarbeitung für sinnvoll. Dies wird zwar nicht dem Betroffenen Ex-Handballer wirklich helfen, aber was hilft vielleicht anderen, die ähnliche Rituale über sich ergehen lassen mussten zu verstehen, dass es helfen kann an die Öffentlichkeit zu gehen. Ebenso sieht vielleicht der ein oder andere ein, dass diese Rituale in der Gesellschaft nicht vorbehaltlos hingenommen werden.

    Glück auf
    smoerf

  • Meine 2 Cents zu dem Thema. Die Jugendakademie der SG FH steht jetzt am Pranger, ich wäre aber überrascht wenn das deutschlandweit ein Einzelfall ist.
    Zu meiner Zeit hab ich auch diverse Aufnahmerituale (Akademien gab es da nicht) erlebt, die von harmlos bis lustig (Singen), bis zu exzessivem Alkoholkonsum gereicht haben.
    Der Fisch stinkt meistens von Kopf - hier wäre interessant die aktuellen Aufnahmerituale der Bundesligamannschaften zu hinterfragen, Stichwort Vorbildfunktion im Verein.
    Vor 10-15 Jahren gab es im Süden so Scherze wie ein neuer Spieler muss eine Kiste Bier trinken.....

    Zu den rechtlichen Themen will ich mich gar nicht äußern. Ich verstehe auch warum man als Mannschaft so etwas wie Aufnahmerituale etabliert und man daraus eine Tradition macht.
    Nur sollten die Vereine da deutlich mehr Fokus drauf legen, dass das in sinnvolle Bahnen gelenkt wird. Das kann und sollte ein Akademieleiter aktiv gestalten, gerne auch vor 18 Uhr.
    Die wenigsten Sachen, die ich da selbst erlebt habe würde ich gutheißen, wenn man Sohn in 10-15 Jahren selbst davon Teil werden würde.


  • Ich weiß nicht - die sind doch alle 15+, oder?
    Muss da wirklich permanent immer eine Aufsicht da sein oder reichen da stichprobenartige Kontrollen aus?

    Aber selbstverständlich hat eine Kontrolle rund um die Uhr vor Ort zu sein.
    Ich war 4 Jahre im Internat, 21:45 schwebte zur Nachtschicht der Nachtwächter ein, er hatte Dienst von 22:00 bis 6:00, danach kam die Frühschicht, anschließend die Spätschicht
    22:00 Uhr war Nachtruhe, selbst die 12. Klässler hieten sich dran...
    aber heute ist eben alles anders.
    Es darf nichts kosten, immer billig.
    Wehe, wenn dann etwas passiert, dann sind alle tief erschüttert und betroffen.

  • Generell halte ich eine öffentliche Aufarbeitung für sinnvoll. Dies wird zwar nicht dem Betroffenen Ex-Handballer wirklich helfen, aber was hilft vielleicht anderen, die ähnliche Rituale über sich ergehen lassen mussten zu verstehen, dass es helfen kann an die Öffentlichkeit zu gehen. Ebenso sieht vielleicht der ein oder andere ein, dass diese Rituale in der Gesellschaft nicht vorbehaltlos hingenommen werden.

    Den Ansatz, Öffentlichkeit herzustellen, finde ich auch richtig. Die Opfer müssen gestärkt werden, sich wehren zu können, sich jemandem anvertrauen können, nicht aus Scham und Angst alles bei sich zu behalten.
    Die Frage ist, was heißt öffentlich machen und was und für wen ist die richtige Maßnahme?
    Ob das für den Jugendlichen gut ist/wird, halte ich für ungewiss, ich hoffe, die Mutter schätzt ihn und seine Stabilität richtig ein.
    Das öffentlich, ich sage mal, so hoch zu hängen (Spiegel, NDR, Fernsehen) erreicht vielleicht mögliche Eltern von solchen Internatsschülern, dass sie wachsam bleiben und solche Dinge nicht hinnehmen.
    Die Jugendlichen selbst wird man so nicht erreichen und sensibilisieren. Vor allem ist die hier gezeigte Lösung für den jungen Sportler gewesen, dass er nach neun Monaten das Internat verließ und inzwischen auch die Handballschuhe an den Nagel gehängt hat. Das wird kein Neuling als eine Lösung für sich sehen wollen und es vielleicht doch wieder allein mit sich ausmachen.
    Öffentlich machen heißt hier doch eher präventiv agieren, die Dinge beim Namen nennen, offen damit umgehen, diesen Vorfall zukünftig schildern, die Sportler stärken und immer Hilfsangebote machen.
    Das ist personal-, kosten- und zeitintensiv; hoffen wir, dass die Verantwortlichen (nicht nur an dieser Akademie) das im Blick behalten und nicht für kurzen Erfolg, Auszeichnungen mit Sternen oder volle Bettenbelegung opfern.
    Es ist doch wichtiger, was in der Akademie sich geändert hat und was nun dort passiert und dass sich DHB, Sportbund oder wer sonst zuständig ist (und Gelder liefert) ein Auge drauf haben und nicht, was jetzt durch die Presse gejagt wird, das ist eh nicht nachhaltig. Nachhaltig ist vor Ort, vor allem beim Personal.

    Ich bin ja nicht der schnellste und ich bin auch nicht der stärkste, aber vielleicht bin ich ein schlauer Spieler. (JG24)