Regel 5:10 in der Praxis (Ball Richtung Spielfeld, Torwart mit Fuß)

  • Hallo zusammen,

    schaue natürlich auch die Handball-WM und da ist mir jetzt schon mehrfach aufgefallen, dass Regel 5:10 nicht wirklich gepfiffen wird:


    Zitat von handballregeln.de

    Es ist dem Torwart nicht erlaubt:

    (...)

    5:10 den sich in Richtung Spielfeld bewegenden Ball mit dem Unterschenkel oder Fuß zu berühren (13:1a).]

    Bestes Beispiel war gestern die Situation in der 19. Spielminute bei Spanien - Deutschland:

    Ein Spanier geht an Roggisch vorbei, Roggisch hängt hintendran, der Spanier reißt sich los, wirft auf's Tor, Heinevetter hält, der Ball rollt Richtung Spielfeld, Heinevetter hechtet hinterher - und stößt den Ball mit dem Fuß ins Toraus. Entscheidung: 2 Minuten Roggisch und Abwurf.

    Und davon habe ich jetzt schon mehrere Szenen gesehen.

    Wird das in der Praxis generell nicht konsequent gepfiffen, oder nur in höheren Ligen nicht, oder haben die Schiris einfach gepennt?

    Pfeift ihr das in unteren Ligen?

    Viele Grüße,
    Michael

  • Ich persönlich pfeife das nicht ab... mein SR Partner auch nicht(lege ich mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte das).

    Regel hin oder her... ich finde es gibt Pfiffe, die will niemand sehen... klar laufe ich da Gefahr einen Punktabzug in meiner Bewertung zu bekommen... aber ich belohne dann lieber die gute Aktion vom TW, nehme die Aktion nicht weg, unterbreche den Spielfluss nicht und lass die Pfeife mal unten.

    Ich interpretiere meine Aufgabe als SR nicht als Regelhüter sondern als Spielleiter.

  • Wenn das jetzt nicht mehr gepfiffen wird, ist Deutschlands Endspielniederlage 2002 in Schweden gegen die Gastgeber ja umso ärgerlicher, da genau diese Regel und der konsequente Pfiff gegen Ramota den Spielverlauf kurz vor Schluss entscheidend beeinflusst hat. Mir rutschte das Herz in die Hose, als Ramota den Ball mit dem Fuß berührte und dann kam auch gleich der Pfiff.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • :/:

    Ich persönlich pfeife das nicht ab... mein SR Partner auch nicht(lege ich mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte das).

    Regel hin oder her... ich finde es gibt Pfiffe, die will niemand sehen... klar laufe ich da Gefahr einen Punktabzug in meiner Bewertung zu bekommen... aber ich belohne dann lieber die gute Aktion vom TW, nehme die Aktion nicht weg, unterbreche den Spielfluss nicht und lass die Pfeife mal unten.

    Ich interpretiere meine Aufgabe als SR nicht als Regelhüter sondern als Spielleiter.

    Ich bastle mir ab heute meine eigenen Regeln ... danke für die Anregung :wall:

  • -> Müsste bei konsequenter Regelanwendung ein vom Pfosten zurückprallender Ball an den Unterschenkel/Knöchel de Torwartes eine Freiwurf zur Folge haben?
    -> Und wie ist es zu bewerten, wenn der Torhüter einen versuchten Dreher des Eckenaußen mit dem Fuß pariert, während sich der Ball noch in der ersten Flugphase (also eher Richtung Spielfeld als Richtung Tor) befindet? :P


    Die Intention dieser Regel kann doch eigentlich nur sein zu verhindern, dass der Torwart den Ball wieder ins Spiel bringt indem er ihn zu einem Mitspieler schießt.

  • Nette Fragestellungen, wobei die zwei konkreten Fälle von Arcosh sicherlich nicht der Intension der Regel entsprechen und somit wohl jeder SR dies nicht abpfeifen würde.
    Wenn aber wie letztens in einem Spiel der 5. Liga der Ball nach Abwehr durch den TW parallel zur Torauslinie Richtung Spielfeld und dem bereitstehenden Aussenangreifer springt, so entscheide ich auf Freiwurf wenn der TW den Ball mit dem Fuß ins Toraus befördert, und zudem gab's auch noch "Gelb" weil er den Gegner danach noch "schwungvoll" mit dem Fuß an der Hand erwischt hat.
    Gebe aber zu, dass dem Trainer der betroffenen Mannschaft die Regel 5:10 nicht geläufig war.

  • Arcosh, deine beiden Beispiele greifen nicht denn:

    5:1 Es ist dem Torwart erlaubt bei der Abwehr den Ball mit allen Körperteilen zu berühren.

    Grundsätzlich halte ich ich deine Intention auch für falsch, denn im Handball-SR (und hoffentlich auch auf jedem Lehrgang wo danach gefragt wird) wird dies mit keinen Wort erwähnt und es gibt extra Bilderserien die typische regelwidrige Fußspiele des TW zeigen, die nichts mit "zum Mitspieler schießen" zu tun haben.

    Rio, was du machst geht gar nicht uns ist, sorry ich bin da ganz ehrlich und hart, eine Schande für einen Handball-SR. Ich pfeife nicht nach den Regeln sondern so, wie es mir gefällt. Leute wie du sind Schuld, wenn SR die Karriere an den Nagel hängen weil sie von allen Seiten attackiert werden. Und das am besten noch wenn sie alles richtig machen.
    Mal folgendes Beispiel:
    Du pfeifst am vorletzten Spieltag erster gegen letzter, in der letzten Minute bei 10 Toren vor für den ersten kommt so eine Aktion vom Torwart des ersten. Du läßt es weiterlaufen weil du die Regel doof findest.
    Am letzten Spieltag spielt der erste gegen den zweiten. Wer gewinnt steigt auf. 10 Sekunden vor Ende bei unentschiedenem Spielstand vom Torwart des ersten wieder exakt die gleiche Regelwidrige Aktion. Die SR pfeifen FW für den 2ten, der wirft noch das Tor. Spielende, der ursprünglich erste ist raus.
    Was glaubst du was da in der Halle los wäre und wie die SR angegangen würden?
    Und das alles weil die SR alles richtig machen aber ein paar Experten meinen die Regeln selber zu bestimmen und die Mannschaften sich auf nichts einstellen können.
    Und jetzt überleg mal wie die Aktion ggf ausgefallen wäre, wenn du das die Woche vorher auch schon richtig gepfiffen hättest.
    Ich geb zu, das ist alles sehr überspitzt dargestellt, aber wohin das führt sollte klar sein.

  • Naja, das verbuche ich im Handball alles noch unter "Linie". Auf die gilt es sich von Spiel zu Spiel immer wieder einzustellen. Am besten schonvor dem Spiel. Gibt doch etliche Beispiele, wo der eine oder andere mal "was laufen lässt und nicht jeden Pups pfeift". Ist doch sogar von der Mehrzahl der Vereine und manchmal sogar von den SR-Beobachtern so gewünscht.

    Und um das Beispiel aufzugreifen. Wie viele Spiele kennt ihr im Top-Bereich, wo gerade in der Crunch-Time (letzten Minuten bei ausgeglichenem Spielstand) weitaus mehr erlaubt wird, als in den Minuten davor? Da kann ich mich an einige Spiele erinnern, wo gerade im Schlussbereich Fouls nicht mehr entsprechend progressiv geahndet werden. Und da reden wir nicht von solchen einfachen Freiwürfen, wie bei einer Fußparade...

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Wieso bin ich daran Schuld, wenn andere SR die Pfeife an den Nagel hängen? Das kann ich jetzt so gar nicht nachvollziehen.

  • Ich halte auch überhaupt nichts davon, absichtlich gegen die Regeln zu pfeifen, nur weil sie einem nicht gefallen!

    Muss Rio aber trotzdem etwas verteidigen:
    Das war ja die Fragestellung hier, wie man es in der Praxis macht.

    Und jetzt bei der WM wird das z. B. scheinbar nicht gepfiffen.
    Ich kann mich nicht an eine Situation erinnern (und ich hab einige Spiele, auch in den
    kostenpflichtigen IHF-Streams gesehen), wo das gepfiffen wurde.
    Im Gegenteil: Ich erinner mich spontan an drei Situationen (u. a. die mit Heinevetter), wo
    es nicht gepfiffen wurde. Und beschwert wurde sich da nicht.
    Guckt euch z. B. die Heinevetter-Situation an: Die Spanier fordern die Zeitstrafe gegen Roggisch, aber gegen die Abwurfentscheidung sagt keiner was.

    Und wenn das bei einer WM nicht gepfiffen wird und das auch alle so hinnehmen, halte ich es nicht für ganz richtig, einen tiefer pfeifenden Schiedsrichter so anzugehen, wenn er es auch nicht pfeift; vor allem dann nicht, wenn hier extra danach gefragt wird, wie es in der Praxis gemacht wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Rheinland-SR (25. Januar 2013 um 15:13)

  • Wieso bin ich daran Schuld, wenn andere SR die Pfeife an den Nagel hängen? Das kann ich jetzt so gar nicht nachvollziehen.

    Weil sich permanent alle über vermeintliche unfaire/falsche Behandlung durch die SR aufregen und dieses Aufregen mitunter sehr sehr aggressiv werden kann. Fast alle jungen SR in meinem Kreis, die länger als ein jahr dabei sind (also den klasschen "Ich hab keine Zeit zum pfeifen" Punkt überschritten haben sollten) hören auf, weil sie von allen Seiten permanent angemacht werden.
    Wenn du jetzt allen Kritikern auch noch Munition lieferst, indem du ganz bewußt sagst du pfeifst regelwidrig und absichtlich falsch, dann hab ich da für das ein oder andere unsachliche Wort gegenüber SR durchaus Verständnis. Und genau das musst du dir ankreiden lassen.

    Steinar, ich habs bewußt überspitzt dargestellt und das auch geschrieben. Ich sehe aber einen unterschied zwischen "eigene Linie" innerhalb des Interpretationsspielraums und bewusster und auch so angekündigter Ignoranz der Regeln.

  • Dann misch ich mich auch mal ein. Eigentlich sollte für jeden SR klar sein, dass die Regeln für alle gelten. Wenn der Torhüter den Ball bei oder unmittelbar nach einer Abwehraktion mit dem Fuß berührt ist das keine strafbare Handlung nach Regel 5:10. Somit einfach weiterspielen lassen. Anders verhält es sich aber, sobald der Torhüter absichtlich den Ball zum Spielfeld rollenden Ball mit dem Fuß spielt. Dabei spielt es keine Rolle, ob dabei ein Spieler gefährdet wird oder nicht. Letztendlich zählt die Regel. Wenn der Spieler oder der MV die Regel nicht kennt: Pech. Beides sind Personen die am Spiel beteiligt sind und sollten deshalb das Regelwerk auch kennen.
    Wir pfeifen diese Regel konsquent, wobei nur solche Situationen nur selten auftreten. Bei Beschwerden haben wir bisher immer auf die IHF-Regeln verwiesen und fertig. Bisher nur positive Rückmeldungen diesbezüglich.
    Fürs Wochenende noch Gut Pfiff!
    couglyn

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  • Steinar, ich habs bewußt überspitzt dargestellt und das auch geschrieben. Ich sehe aber einen unterschied zwischen "eigene Linie" innerhalb des Interpretationsspielraums und bewusster und auch so angekündigter Ignoranz der Regeln.

    Da gebe ich dir auch recht und grundsätzlich ist jede "bewusste Ignorierung" einer Regel in gewisser Hinsicht eine Manipulation des Spiels. Dessen sollte man sich als SR bewusst sein.

    Trotzdem setzen Schiedsrichter gerade im oberen Leistungsniveau Schwerpunkte und es gibt auch immer Punkte, die dann keine Beachtung finden. Wir reden jetzt hier auch von einer Situation, die im Durchschnitt noch nicht mal ein einziges Mal pro Partie vorkommt. Daher bin ich in dem Fall auch für "Kirche im Dorf" lassen. Da gibt es doch noch ganz andere Punkte, die manchmal auch bewusst komplett ignoriert werden. ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Wieso bin ich daran Schuld, wenn andere SR die Pfeife an den Nagel hängen? Das kann ich jetzt so gar nicht nachvollziehen.

    Ganz einfach, durch deine Aktion, gibst du eine Grundlage für "den Schiedsrichter vom letzter Woche (oder Spiel)". Dem ist alles egal, er pfeift nach seinen eigenen Regeln und macht den nachfolgenden Schiedsrichtern dadurch das Leben schwer. Und so einer, ist übrigens auch bei den Schiedsrichtern und den Verantwortlichen des Verbandes verhaßt.

    Und dann solltest du bitte auch überlegen, das hier Neulinge das lesen. Die übernehmen das dann und wundern sich, wenn es richtig Ärger gibt und sie dadurch negative Folgen und Erlebnisse verspüren. Und das muss nicht sein.

  • Ich interpretiere meine Aufgabe als SR nicht als Regelhüter sondern als Spielleiter.

    Die Idee ist absolut richtig; das Regelwerk gibt uns dafür ja auch allerhand Interpretationsspielraum (z. B. Betreten des Kreises durch den Abwehrspieler oder die Beurteilung von Regelwidrigkeiten nach 8:3 IHR ff.). Leider ist aber die Regel 5:10 IHR so eng gefasst, dass es dafür keinen Handlungsspielraum gibt.

    Dass sich einige über diesen Kommentar von Rio aufregen, halte ich zwar für angemessen, die Art und Weise jedoch nicht. Ich glaube, dass das Problem mit dem Nachwuchs daran liegt, dass sich in den vergangenen Jahren die Zuschauer unglaublich zum Schlimmeren gewandelt haben. Das ist m. E. eher ein übergreifendes Problem als die Auslegung des Fußspiels des Torwarts...

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Da stimme ich dir zu. Meine Theorie ist aber, dass auch der große Interpretationsspielraum wieder einmal die Wurzel allen Übels darstellt. Je klarer die Regeln definiert sind, desto geringer ist die nervliche Belastung für einen Schiedsrichter - weil eben Klarheit herrscht. Je weiter der Interpretationsspielraum, desto mehr wird versucht werden diesen Interpretationsspielraum möglichst zu den eigenen Gunsten zu erlangen. Das betrifft das Bankverhalten, Spielerverhalten und Zuschauerverhalten....

    Original von rro.ch
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  • Sehe ich ein wenig anders. Das wichtigste sind eine klare, beständige Linie der SR bei der Interpretation, die parallele und gleiche Auslegung durch beide SR bei ähnlichen Situationen und die entsprechende Kommunikation. Wenn jeder Spieler, Offizielle und Zuschauer weiß, was bei bestimmten Situationen kommt, dann ist das Gespann berechenbar und damit anerkannt.

    Wenn ein Spieler mit mir reden will / eine Frage hat, dann darf er das auch, solange er mich nicht "anmotzt". Es soll Kollegen geben, die in solchen Fällen das von oben herab abhandeln oder auf 4:2 IHR verweisen...

    Wenn man schon 2 Hinausstellungen hatte und dann so rangeht, kann man nur wichtige Termine haben. (frei nach Johannes B. Kerner)

    Der Schiedsrichter gilt in seiner Wahrnehmungsfähigkeit als unfehlbar... (DHB-Bundesgericht) :D

  • Moin!

    Es wäre vielleicht hilfreicher,wenn jemand 2-3 Videoszenen verlinken könnte, so dass es leichter erklärt werden könnte.