Und was im Angriff geboten wurde, war an Harmlosigkeit kaum noch zu unterbieten. Wo war die Bewegung, mit der man die tunesische Abwehr auseinandergenommen hätte? Wieso rennen die Rückraumspieler immer wieder direkt in die Arme der Gegner, anstatt mal die Räumen zwischen ihnen zu nutzen?
So kann man das auch sehen. Aus meiner Sicht sah das so aus, dass die Deutschen ihre einstudierten Kombinationen immer wieder durchziehen wollten. Das ist vollkommen i.O. Allerdings haben die Tunesischen Trainer dieses sehr gut studiert gehabt und ihre Abwehr darauf eingestellt, so dass sie diese Pässe/Laufwege durch gutes schnelles Heraustreten auch häufig unterbrechen konnten. Da braucht man dann Spieler, die mit einem schnellen Antritt dieses Heraustreten aufbrechen können (Weinhold ist da ganz gut momentan, aber auch Glandorf hätte das in seiner jetzigen Form häufiger geschafft). Idealerweise ist das die Aufgabe der RMs (Strobel, Haaß), die sich aber haben festmachen lassen, weil sie nicht schnell genug im Antritt sind; oder weil die Pässe von den Mitspielern schlicht zu ungenau, spät und statisch kamen.
Man muss aber auch sagen, dass unsere Kreisläufer "abgekackt" haben. Ja, auch Wiencek hat schlecht gespielt (besonders im Angriff hat er bis auf die erste oder zweite Aktion nichts Durchschnittliches oder gar Überdurchschnittliches hingekriegt, was die Gefährlichkeit unserer Rückraumer erhöht hätte) und wurde meiner Meinung nach zu Recht durch Theuerkauf ersetzt (der dann allerdings auch nicht besser war).
Normalerweise bekommt eine Mannschaft bei einem solchen Spiel mit viel Bewegung in der Abwehr Konditionsprobleme in den letzten 10 Minuten. Aber den "Gefallen" haben die Tunesier den Deutschen erstaunlicherweise nicht getan. Gegen Frankreich war der kleine Abfall zum Schluss wohl weniger der fehlenden Kraft, sondern mehr der Angst vor der eigenen Courage, also der fehlenden Erfahrung der vielen Jungen zuzuschreiben gewesen.
Es ist eben so wie in den letzten Jahren geblieben: keine überraschende neue taktische Änderung bzw. Kreativität im deutschen Angriff (überraschend oder neu in dem Sinne, dass der Gegner vorher nicht durch Videostudium darauf vorbereitet sein konnte), Schwächen im Angriff auf Kreismitte und in der Abwehr auf Halb.