Ligaveränderung - Nur Momentaufnahme?!

  • Die Liga hat sich in den letzten 1-2 Jahren in meinen Augen sehr stark verändert. Die obere Tabellenhälfte (1-10) war sowas wie eine "geschlossene Gesellschaft", wo wirklich kein Verein von unten eindringen konnte. Der Grund hierfür waren in meinen Augen einfach zu große Diskrepanzen im finanziellen Bereich, sprich Etat und damit verbundenen Gehaltsmöglichkeiten. Klar hat sich die obere Tabellenhälfte auch nochmal geteilt, aber spannend ist/war nun wirklich was anderes.

    Namentlich waren das die Vereine:

    THW Kiel, HSV Hamburg, Rhein-Neckar Löwen, SG Flensburg-Handewitt, Füchse Berlin/HSG Nordhorn, Frisch Auf Göppingen, SC Magdeburg, VfL Gummersbach, TBV Lemgo, TV Großwallstadt

    Wie sich nun herausstellte, haben da nicht wenige Vereine eben über ihren Verhältnissen gelebt, ihre ambitionierten/hohen Etats waren lange nicht gedeckt und die große Diskrepanz zu den Vereinen der unteren Tabellenhälfte war eher Wettbewerbsverzerrung, denn ein echter Unterschied. An absolute Topspieler hatten die unteren Vereine kaum ne Chance heranzukommen, da 50-100% Etatunterschied sich nunmal so deutlich im möglichen Gehaltsangebot ausmachten, dass eine größere sportliche Diskrepanz entstanden ist und Spieler, die bei unteren Mannschaften gut spielten waren einfach in keiner Weise mehr zu halten.

    Inwzwischen ist/sind bei 4en "dieser Liga" massiv Probleme aufgetreten, HSG Nordhorn musste runter und bei Lemgo, Gummersbach und Großallstadt stand/steht die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Hier kommt noch hinzu, dass selbst die absolut größten der Liga (wirtschaftlich gesehen) ebenfalls den Gürtel enger schnallen mussten/müssen. Dadurch sanken die Sielergehälter, Spieler müssen eher wieder froh sein überhaupt nen Verein in Liga 1 zu finden, denn nur darauf zu schauen, wie hoch der monatliche Gehaltscheck sein wird. Das ermöglichte den unteren Vereinen sportlich ganz neue Möglichkeiten, sie konnten Spieler verpflichten, die vor 2, 3 Jahren schlichtweg unmöglich gewesen wären, diese Saison waren das:

    HBW: Theuerkauf
    HSG Wetzlar: Michael Müller, Tiedtke
    Hannover-Burgdorf: Patrail, Ziemer, Mocsai
    TuS Nettelstedt: ---
    MT Melsungen: Kubes

    und vor allem konnten neben den Neuverpflichtungen auch so mancher Leistungsträger gehalten werden, der vor einigen Jahren wohl weg gewesen wäre. Ganz einfach wurden also die unteren Mannschaften stärker und die oberen schwächer, weshlab Tagesform und ähnliches in Spielen wieder viel mehr entscheidend wurde. Diese Veränderungen betreffen inzwischen sogar nicht nur die wirtschaftlich angeschlagenen Vereine wie Lemgo, Gummersbach und Großwallstadt, sondern sogar die welche von den Problemen der dreien hätten profitieren können, FAG und SCM. Die müssen sich nun auch mit "stärkeren" Gegnern rumschlagen und verlieren da viel eher mal Punkte als noch vor 2-3 Jahren. Klar gab's auch früher mal nen Punktverlust gegen ne Mannschaft von 11-18, jetzt ist das aber viel eher vor, wenn man etwas schwächelt. Ganz stark muss damit gerade die FAG umgehen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten in Verbindung mit den Ligaveränderungen hätten eigentlich die Chance eröffnen können/sollen, oben anzugreifen, stattdessen sieht die Realität mal ganz anders aus, Formschwäche führt durch die stärkeren Gegner viel eher zu Punktverlusten, die man vor 2-3 Jahren eben wegen der größeren ualitätsunterschiede eher vermieden hätte.

    Die Frage ist nun, WIE GEHT ES WEITER?!

    Ändern sich nur die Namen, wie HSG Nordhorn zu Füchse Berlin oder werden auch die nächsten Jahre in der Liga viel spannender? Ich denke, das ist noch unklar, weil diese Frage davon abhängen wird, wie sich die Vereine finanziell entwickeln werden? Wird Wetzlar beispielsweise wirtschaftlich deutlich stärker (oder geben sie einfach nur mehr Geld aus), wird Hannover-Burgdorf zu nem "Großstadtverein" (gemacht oder bleiben sie auf habwegs normalem Niveau, etc. - oder bleiben die Vereine in den Etats einfach näher beieinander, dann wird es so bleiben, wie aktuell, was ich auf jeden Fall extrem begrüßen würde.

    Was man hier auch nicht vergessen darf, sind die Veränderungen außerhalb Deutschlands. Das die spanische Liga auch massive finanzielle Probleme hat(te), begünstigte ja auch diese Veränderung, sonst äre ein Patrail für Hannover evtl. auch nicht machbar gewesen um ein Beispiel zu nennen.

  • Ich denke auch, dass wir derzeit eine Veränderung der alten "Hierarchie" sehen. Der Handball-Boom rund um die WM 2007 ist endgültig vorbei. Die Wachstumsraten der letzten Jahre sind einfach nicht mehr da. Für die gesamte Branche, aber besonders für einige der Vereine, ist deshalb eine Zeit der Konsolidierung gekommen.

    Was Wetzlar betrifft, da ist die Rechnung relativ einfach:
    + Mehr Zuschauereinnahmen
    + Einige weitere mittelständische Sponsoren
    + "Bezahlbarere" Spieler auf dem Markt
    = Bessere Mannschaft als früher.

    Bei Hannover dürfte das ähnlich aussehen.

    Der Traditionsverein in Hessen. HSG Wetzlar - unabsteigbar!

  • Freundschaft!

    Ob das eine Momentaufnahme ist, werden wir erst in der Zukunft wissen. Immerhin konnte es nicht mehr langweiliger werden, als in der letzten Saison. Der Erste mit 68:0 Punkten und der Letzte mit 1:67.

    Von dieser Saison bin ich positiv überrascht. In dieser Saison weiß man vorher nicht immer, wer gewinnt. In der letzten Saison war es praktisch so. Ansonten ist immer der Wandel die Konstante. Es gab oft länger Phasen, in denen bestimmte Mannschaften dominiert haben. Erst waren es Gummersbach und Großwallstadt, dann kam Essen dazu. Es gab die kurze Zwischenphase mit Wallau, bis sich dann die sehr lange beständige Vierergruppe Kiel, Flensburg, Magdeburg und Lemgo herausbildetet. Die wurde dann (theoretisch) abgelöst von Kiel, Hamburg und Kronau - den Geldteams. Während es in Hamburg lange funktionierte, war das bei Kronau nie der Fall. Kurios, daß es jetzt, da man sparen muß, plötzlich funktioniert.

    Jetzt da Kronau, Hamburg abspecken mußten und vorher schon Gummersbach und Lemgo, ist das Mittelfeld wesentlich konkurrenzfähiger geworden. Wetzlar profitiert von der Lage. Hannover sicher auch, aber diese Mannschaft war ja zudem noch im Aufbau nach dem Aufstieg. Man hat sich ja erst etabliert. Melsungen arbeitet mehr mit Verstand als früher. Ich glaube nicht, daß dort an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen liegt. Die waren ja nie so schlecht. Da ist wohl eher der Trainer der Treiber. Nettelstedt hat ja z.B. bei Vukovic auch vom Sparkurs anderswo profitiert, ist aber ebenfalls noch in der Etablierungsphase und hat auch von Baur und Chalepo profitiert.

    Göppingen scheint neben den Verletzungen intern vielleicht ein paar Abnutzungserscheinungen zu haben. Das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Magdeburg ist die Mannschaft, die auf dem Spielermarkt eigentlich gar nicht von der Krise anderswo profitiert hat. Obwohl da ein erhöhter Etat durchaus Spielräume hätte geben müssen. Da fehlte wohl das know-how.

  • Interessant finde ich auch die Betrachtung der Torverhältnisse. Spitzenteams wie Berlin (+24 nach 11 Spielen) und Hamburg (+23 nach 12 Spielen) gewinnen ihre Spiele im Durchschnitt nur sehr knapp. Mannschaften, die momentan im Tabellenkeller zu finden sind wie Lemgo (-27) oder Großwallstadt (-35) sind selten völlig chancenlos.
    Einzig Kiel (+100) und Essen (-89) fallen deutlich aus dem Rahmen.
    Die Anzahl der Spiele, die schon zur Halbzeit entschieden sind, sind sehr überschaubar geworden, was eigentlich nur gut für den Sport ist. Vor wenigen Jahren hat der HSV zu Hause gegen Wilhelmshaven und Stralsund jeweils mit 27 Toren Unterschied gewonnen!