HSG Konstanz

  • Quelle: Südkurier

    Von Gewinnern, Routiniers und Allroundern
    02.06.2012 Von ULRICH HAAFF0 Grund zum Feiern gab es oft bei der HSG Konstanz. Das Team von Trainer Daniel Eblen beendete die Saison auf Rang vier.


    Nach einer starken Saison der HSG Konstanz zieht Trainer Daniel Eblen eine persönliche Bilanz beim Vierten der 3. Handball-Liga Süd.
    Eine Saison fast aus dem Bilderbuch legten die Drittliga-Handballer der HSG Konstanz als Tabellenvierter aufs Parkett. „Das war sicher mehr, als man erwarten durfte“, sagte Trainer Daniel Eblen. Präsident Otto Eblen ernannte Stefan Bruderhofer zum „Gewinner der Saison“, nachdem der in Singen groß gewordene Nachwuchsmann im Rückraum immer zu Stelle war, wenn es darauf ankam. Im SÜDKURIER zieht der Trainer seine ganz persönliche Einzelbilanz.

    Stefan Bruderhofer: „Stefan bringt einfach schon tolle physische Voraussetzungen zum Handballspielen mit und hat hart an sich gearbeitet, um dieses Niveau zu erreichen.“

    Oliver Junker: „Wenn man sieht, wie selten er zum Schluss im Training war und wie souverän er doch aufgetreten ist, kann man abschätzen, welchen Stellenwert die Erfahrung hat. Super Auge, gutes Stellungsspiel, wichtige Tore und stark im Mittelblock der Deckung!“

    Yannick Schatz: „Der zweite Sieger der Saison. Als er zu uns kam, hat er gleich voll eingeschlagen. Zwischenzeitlich gab's aber dann immer mal wieder ein kleines Tief, weil zu wenig Torgefahr von ihm ausging. Seit wir daran arbeiten, hat sich sein Wert für die Mannschaft extrem gesteigert!“

    Tobias Eblen: „Da weiß ich gar nicht, den wievielten Frühling er durchlebt. Perfekter Lenker unseres Spielsystems im Rücken von Yannick Schatz, wann immer man ihn brauchte.“

    Matthias Faißt: „Ein Kapitän, wie man ihn sich vorstellt. Extrem wichtige Körpersprache für die Mitspieler. Neben dem Minimalisten Oliver Junker fällt auf, dass er einen aufwändigeren Handball-Stil pflegt, was den Eindruck hinterlässt, ihm fehle zum Ende der 60 Minuten ein bisschen die Kraft.“

    Matthias Stocker und David Twardon: „Wenn's in dieser Saison überhaupt Verlierer geben kann, dann sind es auf Grund ihres Verletzungspech die beiden. Matthias hat schon sehr an seiner Situation zu knabbern, da sein Genesungsverlauf nur sehr schwer vorauszusagen ist. Das wichtigste für ihn ist, Geduld zu haben und auf seinen Körper zu hören. Bei David hält das Knie gut, jetzt liegt's an ihm, soviel Muskulatur aufzubauen, dass es möglichst nicht zu weiteren Verletzungen am Gelenk kommt!“

    Kai Mittendorf: „Unser Allrounder, dem ein bisschen die körperliche Durchschlagskraft für den Rückraum fehlt, der von der Mittelposition aus auch am Kreis spielen kann. Hat ein bisschen das Problem als Allrounder auch in der Abwehr stark gefordert zu sein.“

    Markus Schoch: „Meist unterschätzter Spieler im Kader, hat sich taktisch und körperlich zu einer Größe entwickelt und kann zu einem richtigen Abwehrchef reifen. Gibt denjenigen, die im Angriff Verantwortung tragen, Zeit zum Luft holen. Spielt dabei so unauffällig und solide, dass selten wahrgenommen wird, wie wichtig er für das Team ist.“

    Simon Flockerzie: „Seit er letztes Jahr zu uns gestoßen ist, sind wir drei Stufen besser geworden. Nicht nur, weil er enorm torgefährlich ist, sondern auch für den Rückraum Räume schafft. Hat ein großes Kämpferherz, was am Ende manchmal die Kräfte schwinden lässt.“

    Sebastian Groh: „Bester Torschütze von Linksaußen. Hat die Mannschaft schon allein schon vom Typ als Spaßvogel her bereichert. Trotzdem sehr ehrgeizig mit deutlicher Verbesserung des Abwehrverhaltens in der Rückrunde.“

    Christoph Babik: „Erlebt diese Saison eine ähnliche Situation wie Oliver Junker. Studienbedingt wochenlang oft gar nicht im Training, was für einen Spieler in seinem Alter äußerst schwierig ist.“

    Marc Hafner: „Sehr gut in die Saison gestartet, hatte dann lange Probleme mit der Wade. Litt wie alle Außenpositionen unter verbesserungswürdigem Timing des Rückraums.“

    Simon Gessler: „Sehr aktiver Spieler mit guten technischen und athletischen Voraussetzungen. Musste erkennen, dass Training und Umsetzung im Spiel verschiedene Sachen sind und braucht daher weiter Erfahrung.

    Alexander Lauber: „Junger Mann, der seine Sache bei seinen Kurzeinsätzen gut gemacht hat und je nach Entwicklung vielleicht auch weitere Einsätze aus der zweiten Mannschaft heraus bekommen wird. Mutig für sein Alter.“

    Maximilian Wolf: „Hat in der Bundesliga-A-Jugend eine gute Saison gespielt und gegen den TV Hochdorf gezeigt, dass er talentiert und gut ausgebildet ist. Wird mit Fleiß und Ehrgeiz sicherlich weiterhin Spielanteile bekommen.“

    Marco Marques: „Hatte es schwer, nachdem Patrick Glatt als Nummer eins eine derart starke Saison gespielt hat. Hat – zumal zum Ende der Saison hin – gezeigt, wie gut er ist.“

    Patrick Glatt: „Hat eine richtig starke Saison gespielt. Steht sich vielleicht auf Grund seiner Emotionalität manchmal selbst im Weg, aber wir sind richtig froh, dass wir ihn haben!“

    Andre Melchert: „Großen Anteil an dieser Saisonleistung hatte auch unser Co-Trainer Andre Melchert, der gerade durch meine körperlichen Wehwehchen doch viel Verantwortung übernehmen musste. Ihn kann man eigentlich gar nicht genug loben.“

  • Hier meine ergänzende Sichtweise:

    Stefan Bruderhofer: sehe ich auch so, allein mir fehlt der Glaube, dass er nächste Saison mehr Einsatzzeiten erhält

    Oliver Junker: in Abwehr und Angriff eine große Stütze, in wieweit er das mit einem beruflich bedingten Sparprogramm beim Training in der nächsten Saison bleiben wird muß man sehen, ich bin zuversichtlich und wünsche es ihm und der Mannschaft

    Yannick Schatz: ein intelligenter Lenker des Spiels, mittlerweile nicht nur technisch sondern auch kämpferisch sehr gut, wird sich kommende Saison noch stärker in den Vordergrund spielen

    Matthias Faißt: ein Kämpfer vor dem Herrn, super im Mittelblock, hohe Durchschlagskraft allerdings mit einer noch ausbaufäfigen Schußeffizienz, noch führen seine zahlreichen Fehlveruche zu einfachen Gegentoren und die Spielübersicht vorallem auf links und rechts aussen hat noch Spielraum nach oben

    Matthias Stocker und David Twardon: hier fällt eine Bewertung und Prognose schwer, sie müssen zunächst mal gesund werden, von David Twardon verspreche ich mir mehr, da der HSG einfach ein guter RR fehlt der auch die rechte Aussenseite bedienen kann, Matthias Stocker steht mittlerweile mit Schatz und Bartsch im Wettbewerb, es wird schwer für ihn, Ich freue mich aber auf ihn, da er ein ganz anderer Spielertyp auf RM ist wie Schatz,

    Kai Mittendorf: sehe ich so w.o., guter Spieler, der seinen Weg gehen wird

    Markus Schoch: hat sich als ausgewiesener Abwehrspezialist etabliert, mich überzeugt seine unaufgeregte und effiziente Spielweise

    Simon Flockerzie: er ist eine starke Persönlichkeit, vom ersten Tag an ein Gewinn für die Mannschaft, er verkörpert noch mehr als Faisst, dass man mit einem unbedingten Siegeswillen Spiele drehen kann, besticht durch ein hohes Durchsetzungsvermögen am Kreis, in der Abwehr und durch hohe Ballsicherheit am Kreis, ich bin von ihm begeistert, zum Ende der Saison war bei ihm der Akku leer

    Sebastian Groh: überzeugend seine Fähigkeit trotz Behinderung die Anspiele an den Kreis mit einer Hand abzugreifen und seine hohe Treffsicherheit, allerdings hat er deutliche Deffizite im athletischen Bereich, seine nicht vorhandene Schnelligkeit und Schwächen in der Abwehr sind seine größten Hypotheken

    Christoph Babik: einer der letzten echten Konstanzer wird sich zukünftig noch schwerer tun, das Studium beansprucht ihn sehr, was etztlich ein regelmäßiges Training nicht möglich macht, zudem bekommt er auf der linken Seite Wettbewerb durch den dritten Simon bei der HSG, wir werden ihn zukünftig vermutlich wohl eher in der 2. Mannschaft sehen

    Marc Hafner: hat im Vergleich zur letzten Saison nachgelassen, macht keinen motivierten Eindruck, vermutlich bedingt auch durch seine lange Verletzung in der ersten Saisonhälfte, habe keine hohe Erwartungen für die kommende Saison, verspreche mir mehr von ihm wenn er einen guten RR erhält, der ihn einsetzt

    Simon Gessler: ein unterschätzter Spieler,wie oben angesprochen technisch und athletisch überdurchschnittlich, der wohl nicht das Vertrauen des Trainers genießt, hat Hafner in der ersten Saisonhälfte mehr als ersetzt und einen leider nicht wahrgenommenen Beitrag an der sehr guten Hinrunde der HSG geleistet, als Hafner gesundete setzte ihn der Trainer wieder auf die Bank, die Alibieinsätze in der Rückrunde, ab dem Zeitpunkt als es um nichts mehr ging hatten offensichtlich keine motivierende Wirkung auf ihn, solange Hafner bei der HSG spielt, wird er wohl die Bank drücken

    Alexander Lauber: sehe ich auch so w.o., aus heutiger Sicht technisch limitiert aber erhat ja noch Zeit

    Maximilian Wolf: ein echter Hoffnungsträger, im Schatten von Rossi und mit dessen Unterstützung bin ich sicher dass der junge Mann eine echte Verstärkung auf dieser Position werden kann, freue mich auf ihn

    Patrick Glatt: ein starker Rückhalt für die Mannschaft, hat einige Spiele für die HSG gewonnen, sehr stark in der 1:1 Situation, vom Kreis und auch aus der 2. Reihe, hat seine Schwächen von aussen und beim Tempogegenstoß, seinen Pässen fehlt es an Geschwindigkeit und Präzision

    Andre Melchert: zu Anfang war ich etwas skeptisch, als er auf der Bank auftauchte, er hat mich als Trainer und auch als mögliche Alternative überzeugt, als er en verletzten Trainer vertreten hat, seine Fähigkeit als Trainer im Training kann ich nicht beurteilen, allerdings hat er wohl seine Stärken im taktischen und personellen Bereich, seine Art und Weise wie er im Laufe eines Spiels auf Entwicklungen reagierte (personell und Taktisch) waren überzeugend, das weckt Interesse nach MEHR!

  • Quelle: HP Konstanz

    Kein Ende – Nur ein Neuanfang

    Tobias Eblen beendet seine aktive Laufbahn bei der HSG Konstanz


    Das letzte Meisterschaftsspiel in der Saison 2011/12, in Herrenberg, war für Tobias Eblen der Abschluss einer langen und erfolgreichen Handballer Laufbahn. Mit einer kurzen Unterbrechung war der 35jährige, 18 Jahre unverzichtbarer Bestandteil der HSG Konstanz. Tobias Eblen gehörte als Spielmacher und Abwehrspieler immer zu den zuverlässigen Größen in der Mannschaft. Sein kämpferischer Einsatz und sein Auge für die Kreisläufer waren sein Markenzeichen. Lange Jahre übertrug Trainer Adolf Frombach seinem Spielmacher, das Amt des Mannschaftskapitäns.
    An seinem 17.Geburtstag spielte der A-Jugendliche erstmals in der I.Mannschaft. Gegen den TuS Schutterwald, in der Südbadenliga, hatte der Mittelmann mit 5 Toren einen tollen Einstand. Trainer Adolf Frombach zollte auf seine eignen Art, dieser Leistung hohe Anerkennung: „Wenn ein Kind das Spiel machen muss, sind die Anderen für den A…." Zusammen mit Adolf Frombach, seinem Trainer und Antreiber, erreichte der trainingsfleißige Spielmacher mit seiner Mannschaft den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Zusammen mit seinem genialen Gegenpart am Kreis, Dimitri Bountov war das ungleiche Paar, gefürchtet und geachtet in der gesamten Liga. Wie in jeder Sportlerlaufbahn gab es Höhen und Tiefen. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga war sicher ein Höhepunkt. Seine zahlreichen und schweren Verletzungen konnten ihn nicht abschrecken, er kam immer wieder zurück. Wichtig war dem Spielmacher die Harmonie in der Mannschaft. Deshalb bezeichnet der Physiotherapeut auch die letzten aktiven Jahre als seine schönsten.
    Immer wenn er gebraucht wurde, konnte sein 2. Trainer und Bruder, Daniel auf ihn zählen. Die Nachfolgeregelung für seine wichtige Spielmacherposition lag ihm besonders am Herzen. Nach der guten Leistung von Yannick Schatz in der vergangenen Saison und dem starken Neuzugang Gerrit Bartsch, sieht der nun die Möglichkeit kürzer zu treten. Er will seine Karriere als Spieler beenden, wenn das Schiff „HSG" in ruhigen Gewässern Fahrt aufnimmt. Nun will er ohne Druck beim Schweizerischen Nachbarn, Kreuzlingen seinen geliebten Handballsport weiter betreiben.
    Einem Sport in den er geboren wurde. Bereits mit vier Jahren wuselte der blonde Brillenträger durch die Sporthallen. Mit seiner E-Jugend wurde er „Inoffizieller Deutscher Meister". Viele weitere Meisterschaften konnte er feiern, nur als Auswahlspieler wurde er nie berufen. Was ihn besonders anspornte, im Handball Erfolg zu haben.
    Bereits während der aktiven Laufbahn war er als Trainer tätig. Und als Trainer wird er zur HSG Konstanz, seinem Heimatverein, zurückkehren. Hier will er seine Erfahrung, Spielfreude und Spielverständnis an zukünftige Talente vermitteln. Das ist schließlich Familiensache.

    Der langjährige Spielmacher und Mannschaftskapitän der HSG Konstanz wird am 14. Juli im Rahmen des „Dentsplycup" gebührend verabschiedet.

  • Für alle HSG-Fans, die es nicht mehr erwarten können: Bereits in weniger als 3 Monaten beginnt für die HSG die neue Saison am 01.09.2012 nach dem vorläufigen Spielplan mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger Kronau/Östringen II (mehr siehe unter bundesligainfo.de)

  • Kommando zurück, was den Saisonstart der HSG angeht:
    Lt. SIS-Handball hat die HSG mit Kronau/Östringen getauscht und beginnt am 01.09.12 zunächst auswärts: 01.09.12 20:00 SG Kronau-Östringen HSG Konstanz
    Hintergrund ist sicherlich das Rock am See-Festival in Konstanz, an dem Zehntausende in die Stadt strömen und der Verkehr nach Konstanz regelmäßig zusammenbricht. Da kämen die Kronauer wohl nicht in Konstanz an!

    Das bedeutet dann aber auch, dass die HSG mit 2 Auswärtsspielen beginnt (2. Spieltag in Münster) und somit erst am 15.09.2012 zu Hause mit dem Knaller gegen Horkheim beginnt! Dann sind auch wieder alle Fans (einschließlich mir) rechtzeitig aus den Ferien zurück!

  • Quelle: Südkurier vom 30.5.12

    Regionalsport SeeWest
    „Wer bildet denn aus in der ersten Liga?“
    29.05.2012 Von DAS GESPRÄCH FÜHRTE INGO FEIERTAG
    „Wir werden weiterhin ausbilden und wir werden weiterhin keine Drahtseilakte machen“, sagt Manfred Lüttin (SV Allensbach, links) im Gespräch mit Otto Eblen (HSG Konstanz) und dem SÜDKURIER. lDas Projekt eingleisige 2. Bundesliga
    Zur Person: Manfred Lüttin
    Zur Person: Otto Eblen



    In der vergangenen Saison wurde im Handball erstmals in einer eingleisigen 2. Bundesliga gespielt. Im SÜDKURIER ziehen Otto Eblen und Manfred Lüttin, Präsident und Manager der Ex-Zweitligisten HSG Konstanz und SV Allensbach, Bilanz
    Seit einem Jahr gibt es im Handball die eingleisige 2. Bundesliga. Wie haben Sie, als Ex-Zweitligisten der damaligen Süd-Gruppe, die Premieren-Saison erlebt?


    Manfred Lüttin: Von unserer Seite kann man sagen, dass das mit Sicherheit nicht das Gelbe vom Ei, der Weisheit letzter Schluss, war. Aber man hat ja nicht auf die Leute gehört, die im Vorfeld abgewunken haben. Ein Viertel der Frauenmannschaften, egal, ob sie eh abgestiegen wären oder nicht, haben keine Lizenz für die 2. Bundesliga eingereicht, die jetzt mit einer Mannschaft weniger spielen muss. Eine Liga darüber geht es genauso chaotisch zu. Alle Erstligisten haben zwar die Lizenz bekommen, ich denke aber, dass das zweitrangig war, dass sie einfach froh waren, die Liga voll zu kriegen. Wenn man in einer Liga mit elf Teams mit fünf Punkten den Klassenerhalt schafft, dann sagt das alles. Und in den 3. Ligen gibt es keinen Absteiger.


    Drastische Worte. Ist es bei den Männern ähnlich schlimm, Herr Eblen?


    Otto Eblen: Grundsätzlich ist die Frage: Warum gibt es die eingleisige 2. Bundesliga? Meiner Meinung nach versucht der Deutsche Handball Bund immer, dem Fußball nachzueifern und denkt, dass alles was im Fußball gut ist und funktioniert, auch im Handball so sein muss. Aber wir haben ganz andere Voraussetzungen: Im Fußball werden bis zur 3. Liga erhebliche Fernsehgelder bezahlt und bei uns eben gar nichts. Die Reise für einen Handballer nach Rostock ist jedoch genauso teuer wie für einen Fußballer. Das ist aus meiner Sicht der größte Fehler: dass man sich keine eigenen Gedanken macht und Strukturen schafft.

    Der andere Punkt ist, dass wir eine sehr steile Spitze haben und da die sportliche Konkurrenz viel größer ist als in anderen Sportarten. Ich schätze die 3. Liga heute erheblich stärker ein als die 2. Bundesliga Süd, in der wir damals gespielt haben.


    Ist die Reform gescheitert?


    Lüttin: Das weiß ich nicht. Selbst wenn man die finanzielle Grundlage schaffen könnte: Unsere Spielerinnen gehen alle einer Arbeit nach oder studieren. Wenn man bedenkt, dass wir 20 000 Fahrtkilometer hätten schultern müssen bis nach Flensburg, dann weiß ich nicht, wie wir das mit unserem Personal auf die Reihe gebracht hätten.


    Ohne einige Profis oder mindestens Halbprofis scheint das nicht machbar.


    Eblen: Die Begründung bei den Männern war ja, dadurch die Nationalmannschaft zu stärken und den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzuentwickeln. Wenn wir sehen, wo die Nationalmannschaft jetzt steht und dass die Talente vermehrt in der 3. Liga auftauchen, dann kann jeder daraus seine Schlüsse ziehen.

    Lüttin: Genau das Gleiche gilt für die Frauen. Die Bosse in der ersten Liga waren der Meinung, die zweite sei nicht schlagkräftig genug, man müsse etwas tun. Aber die zweite Liga war es gerade, die ausgebildet hat und bei der sich die erste Liga bedienen konnte, als die große Abwanderung nach Dänemark war. Wenn ich daran denke, wen wir ausgebildet haben: die Nationalspielerin Kerstin Wohlbold, die Erstliga-Spielerinnen Kira Eickhoff und Celia Schneider. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Die Vereine werden unter Druck gezwungen, sich mit ausländischen Spielerinnen zu verstärken, oder abgetakelte Spielerinnen zu holen, die dann Halbprofis sind. Auf der Strecke bleiben die Jugendspielerinnen. Wer bildet denn aus in der ersten Liga?

    Eblen: Wir haben ja bei den Männern immer sehr gute Junioren-Nationalmannschaften. Im absoluten Leistungsbereich, sprich erste Liga oder A-Nationalmannschaft, setzt sich das dann nicht fort. Jetzt überlegt man: Was könnte man machen, damit es besser wird, sieht aber nicht, woran es liegt, oder will es nicht akzeptieren. Eines der Ziele hat man mit der Reform also nicht erreicht.


    Was war das zweite?


    Eblen: Das andere war, eine starke 2. Bundesliga zu bekommen, damit der Aufsteiger in die erste Liga nicht immer Kanonenfutter ist und gestählt nach oben kommt. Jetzt muss man nur die erste Liga anschauen: Da hat sich gar nichts geändert. Da kämpfen fast alle finanziell ums Überleben, kaum einer kann die ganze Woche ruhig schlafen. Auch an dieser Struktur hat die zweite Liga überhaupt nichts verbessert.


    Jetzt gelten Ihre Vereine als sehr bodenständig und vernünftig. Sie machen keine Schulden, setzen auf junge Spieler – und verlieren unter Umständen gegen Teams, die Spieler haben, die sie sich eigentlich nicht leisten können.


    Lüttin: Wir sitzen da beide im gleichen Boot und wissen, was wir uns aufgebaut haben. Solange ich noch mitmische, werde ich mein Lebenswerk nicht fahrlässig aufs Spiel setzen. Der Lizenzierungsvertrag ist bei uns fertig gewesen. Wenn man sieht, was die haben wollen, frage ich mich, wie das andere schaffen? Viele Vereine bezahlen auch noch die Gehälter im Kuvert. Wenn ich da was von der Berufsgenossenschaft erzähle, dann fragen die mich: Was ist das denn für ein Verein? Es ist unumstritten, dass auch Aufstiege nicht wahrgenommen werden, weil sie dann ihre Bücher offenlegen müssten.

    Eblen: Den schlimmsten Punkt sehe ich darin, dass sich sportlich erfolgreiche Mannschaften während der Runde überlegen, ob sie aufsteigen wollen, weil es eigentlich keinen Sinn macht. Da muss man sich fragen: Warum spiele ich noch? Die eingleisige 2. Bundesliga verhindert die sportliche Entwicklung des Handballs in Deutschland. Allein die Diskussion, ob man aufsteigen will oder nicht, ist kontraproduktiv. Wie will man vor die Mannschaft hinstehen, wenn die Halle voll ist, und sagen: Wir wollen nicht aufsteigen.

  • Fortsetzung des obigen Gesprächs

    Wie macht man das, Herr Lüttin? Der SV Allensbach hätte in diesem Jahr über den Umweg Relegation die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga schaffen können – und darauf verzichtet.


    Lüttin: Wir sind in die Runde gestartet mit dem Aufstieg als Ziel. Das wird auch in der kommenden Saison so sein. Er muss eben auch machbar sein. Nicht nur finanziell, sondern auch strukturell. Unsere Spielerinnen haben gesagt: Sportlich wollen wir unbedingt, ob wir es dann beruflich auf die Reihe bekommen, da sind Zweifel vorhanden.

    Eblen: Noch mal, man wollte eine Stärkung des Handballs durch die eingleisige 2. Bundesliga und hat erreicht, dass man sich in der Sportwelt lächerlich macht. Ein Beispiel: Im Norden ging es um den Aufstieg in die 3. Liga. Die Oberliga-Ersten wollten alle nicht, da sollte der Vierte die Qualifikation spielen. Erst als sie dann in die Satzung geschaut haben, bemerkten sie, dass das gar nicht möglich ist. Da sind wir doch Schaustellertruppen, aber keine Leistungssportler mehr.


    Sie sagten lange, dass mehr als die 3. Liga für die HSG Konstanz nicht drin sei. Was haben Sie denn für Ziele?


    Eblen: Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich will gewinnen oder ich verliere. Bei der Leistungsdichte in unserer Liga muss man vom ersten Spieltag an alles gewinnen wollen, sonst steigt man ab. Um das glaubhaft zu machen, gibt es für uns nur eins: Es kann nur das Ziel sein, um den Aufstieg mitzuspielen. Ob das dann möglich ist, ist eine andere Geschichte. Aber wenn man keine Ziele vorgibt, muss man sich nicht wundern, wenn man im Niemandsland endet oder ganz unten. Aus unserer Sicht kann nur der aufsteigen, der vielleicht nicht das meiste Geld hat, aber die besten Leute. Wenn man die Mannschaft sieht, unsere Rückrunde nimmt und die Neuzugänge, die kommen, dann muss man sagen, dass wir ganz vorne mitspielen können.

    Lüttin: Das trifft auch auf uns zu. Wir haben eine zweitligataugliche Mannschaft. Daher war und ist unsere Zielsetzung die Meisterschaft. Ich rechne immer noch ein bisschen damit, dass man vernünftiger wird und solche Strukturen macht, dass der Verband wieder für die Vereine da ist und es ihnen ermöglicht, seriös spielen zu könne. Vor zwei Jahren, als die Idee einer eingleisigen 2. Bundesliga erstmals aufkam, war ein vernünftiger Vorschlag auf dem Tisch: Man spielt im Süden und im Norden jeweils eine Achterrunde. Das wären 14 Spiele gewesen. Und nach diesen 14 Spielen nimmt man die oberen vier und die unteren vier Mannschaften zusammen und spielt noch eine Achterrunde. Das wäre machbar gewesen. Dann hätten die Südteams nur viermal in den Norden fahren müssen und umgekehrt auch. Das wäre zu stemmen gewesen.


    Leiden Allensbach und Konstanz so weit im Süden nicht generell unter einem Standortproblem?


    Lüttin: Alle aus dem Raum Frankfurt haben es natürlich besser. Die sagen, uns ist es egal, ob wir so oder so rum fahren. Metzingen oder Nellingen waren für uns ja fast Heimspiele.

    Eblen: Standortnachteil hin oder her. Wir wohnen doch in einer tollen Lage. Vielleicht kann man dem ja auch einen Vorteil abgewinnen, dass wir durch Uni, Fachhochschule oder die Bodenseeregion mehr gute Leute bekommen. Wenn die nicht nur wegen dem Geld kommen, dann kann das langfristig auch positiv sein. Dennoch muss man das sportliche Niveau hochhalten und einige Plätze für den eigenen Nachwuchs freihalten. Was nützt es mir, wenn ich Jugendarbeit betreibe wie ein Bundesligist, dann aber die Spieler wegschicken muss, weil meine erste Mannschaft nicht stark genug ist für sie?


    Was muss sich nun ändern?


    Lüttin: Wenn ich Konstanz und Allensbach zusammennehme und sehe, was in den vergangenen Jahren an Arbeit geleistet wurde, dürfen wir beide behaupten: Wir sind der Marktführer in Sachen Handball in der Region. Und wer guten Handball spielen oder sehen will, der muss im männlichen Bereich nach Konstanz und im weiblichen nach Allensbach kommen. Wir werden weiterhin ausbilden und wir werden weiterhin keine Drahtseilakte machen. Wir wollen einfach bodenständig bleiben und dem eigenen Nachwuchs die Chance geben. Auch das kostet Geld. Otto weiß, wie teuer eine Saison in der A-Jugend-Bundesliga sein kann.


    Gibt es eine Sehnsucht nach der 2. Bundesliga?


    Eblen: Schon. Wenn ich mit den Spielern spreche, die ja fünfmal in der Woche trainieren, und die sehen, dass sie als Mannschaft sportlich die Möglichkeit haben, ganz oben zu sein, dann müssen wir als Verein auch in der Lage sein, die Infrastruktur und die finanziellen Mittel zu bringen. Sonst bleibt einem guten Spieler ja nur übrig, uns zu verlassen. Wer morgens aufsteht, um abends ins Training zu gehen, der will auch am Wochenende gewinnen.

    Lüttin: Wenn man sein sportliches Ziel erreicht und der Verein sagt, nein wir können es nicht, dann ist das die Höchststrafe für einen Sportler. Es müssen Verbandsstrukturen verändert werden, dass es auch für seriös arbeitende Vereine möglich ist, das sportliche Ziel erreichen zu können.

    Eblen: Der Verband ist ein ausführendes Organ und sollte eigentlich das ausführen, was die Vereine wollen. Jetzt ist es höchste Zeit, zu hinterfragen, was die Vereine wollen. Man sieht es doch: Viele Vereine und Personen, die maßgeblich dran beteiligt waren, dass diese Strukturreform mit der eingleisigen 2. Bundesliga zustande kam, sind nicht mehr im Amt oder gibt es nicht mehr.


    Stimmt es nicht mehr zwischen Verband und Vereinen?


    Eblen: Ein typisches Beispiel dafür ist unser letzter Spieltag. Drei Tage vorher hat der Verband verfügt, dass alle Spiele eine halbe Stunde früher angepfiffen werden – wegen des Champions-League-Endspiels der Fußballer. Wie amateurhaft muss ein Verband sein, um auf solche Ideen zu kommen? Wenn ein Verein drei Tage vorher kommt und ein Spiel verlegen möchte, so viel Geld kann der gar nicht aufbringen, um damit durchzukommen. Aber beim Verband? Nur für den Fußball? Da sind wir wieder ganz am Anfang unseres Gesprächs