Sponsoren fehlen
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Bob Hanning ist eine ehrliche Haut. Hanning ist auch kein Mann der zweideutigen Wahrheiten. Und so formuliert der 34-jährige Coach des Handball-Bundesligisten SG Willstätt/Schutterwald auch ohne Umschweife die Zielsetzungen des Vereins aus dem Hanauerland: "Wir spielen um das nackte Überleben." Sprich: Für den Tabellenfünfzehnten der vergangenen Saison geht es einzig und allein um den Klassenerhalt. Man hat schon vielen Trainern pures Understatement vorgeworfen. Bei Hanning allerdings geht dieser Vorwurf vollständig ins Leere. "Ich wäre froh, wenn ich Understatement betreiben könnte", sagt der.
Die finanziellen Möglichkeiten der Spielgemeinschaft, die sich seit dem Erstligaaufstieg 1998/99 drei Spielzeiten stets am Abgrund bewegt hatte, nie aber in die Schlucht fiel, sind nach wie vor mangelhaft. Ein geschätzter Etat von 1,25 Millionen Euro, ein fehlender übermäßig potenter Hauptwerbepartner, der stockende Hallenausbau in der vergangenen Saison – all das ist dem sportlichen Erfolg nicht zuträglich. "Weil die Halle nicht fertig geworden ist, ist ein Großsponsor abgesprungen", sagt Hanning und verdeutlicht die direkte Verbindung zum Spielerkader: "Deshalb mussten wir Holger Löhr an die SG Kronau Östringen und Vlado Sola an US Chambery abgeben." Zusätzlich akquirierte Gelder durch die Vermietung von VIP-Räumen in Höhe von 200000 Euro wurden verwendet, um die Vorjahresbilanzen ausgleichen zu können. Spielraum bleibt da nicht mehr. Hanning: "Das ist wie bei der Steuerreform. Alles wird wieder um ein Jahr verschoben." Der Mann hat seinen Humor nicht verloren.
Und so muss der Trainer mit einer jungen Mannschaft Vorlieb nehmen, die lediglich mit den Junioren-Nationalspielern Andreas Kunz (Hanning: "Ein Riesentalent. Der hat sich in die erste Sechs gespielt.") vom TV Kirchzell, Torwart Florian Leutner (Phönix Sinzheim) und Matthias Rauh (ausgeliehen von der HSG Konstanz) aufgefüllt wurde. Geld für die von Hanning gewünschten zwei erfahrenen Spieler ist nicht mehr vorhanden. Deshalb sagt der Trainer das, was die meisten Trainer offenbaren, wenn sie Mangel verwalten: "Die Mannschaft ist sehr fleißig im Training und hungrig auf die Saison." Ob das reichen mag, bleibt fraglich. Zumal Hanning in der Hinrunde auf Rechtsaußen Tim Bauer (Kreuzbandriss) verzichten muss, und Branko Kokir (nach Mittelfußbruch) und Bernd Kroner (nach Bandscheibenvorfall) erst langsam wieder in die Trainingsarbeit integriert werden.
In solchen Situationen müssen sich Trainer etwas Besonderes überlegen. Hanning hat deshalb das komplette Team in der Vorbereitung nach Norwegen in ein rustikales Hüttendorf verfrachtet. "Dort waren die Spieler auf sich angewiesen. Der Prozess der Teamfindung hat mir einiges an Erkenntnissen gebracht." Weniger positive Erkenntnisse brachte die Testspiel-Vorbereitung. Stete Niederlagen gegen einen Großteil der Bundesliga-Konkurrenz stand nur ein Sieg gegen den Aufsteiger Wilhelmshaven gegenüber. "Die Aufsteiger werden unsere härtesten Konkurrenten sein", sagt der Coach. "Und ein Team kommt dazu, das noch nicht damit rechnet."