Buchungsfehler bei der Hypo Real Estate

    • Offizieller Beitrag

    Ein Skandal wie er bisher noch nicht da war - so könnte man nach diversen Berichten von Journalisten auch renommierter Zeitungen vermuten.

    Aber was steckt eigentlich dahinter ?

    Einzelne Journalisten schrieben davon, dass auf der falschen Seite der Bilanz gebucht wurde - wie das bei doppelter Buchführung gehen soll haben sie aber nicht erklärt.

    Andere Journalisten schrieben davon dass "Guthaben nicht auf der Habenseite verbucht wurden" - die verwechselten wieder mal ihren Kontoauszug mit einer Bilanz.

    Aber unisono wird mitgeteilt, dass jetzt die Bundesrepublik um ~ 55 Mrd Euro reicher ist.

    Man muss im Netz eine Weile suchen um zu finden welcher "Fehler" bei der Bilanerstellung gmacht und von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC nicht entdeckt wurde:

    Angeblich wurden Forderungen mit Verbindlichkeiten gegen den selben Gläubiger/Schuldner nicht als verrechnetere Saldo ausgewiesen. Dadurch wird die Bilanz vielleicht unklarer, aber die Vermögenssituation wird nicht schlechter dargestellt als sie in der Tat ist.

    Für mich eine große Enttäuschung welch inhaltliche Darstellungsfehler selbst bei renommierten Zeitungen vorkommen und anscheinend schreibt da ein Ahnungsloser vom Anderen ab

  • Für mich eine große Enttäuschung welch inhaltliche Darstellungsfehler selbst bei renommierten Zeitungen vorkommen und anscheinend schreibt da ein Ahnungsloser vom Anderen ab


    Das ist wohl war. Ist aber bezeichnend für den Großteil unserer heutigen journalitischen Berichterstattung. :pillepalle:

    Größer aber ist das Erstaunen, das ein solcher Fehler nicht umgehend bemerkt bzw. spätestens durch die Wirtschaftsprüfer aufgedeckt wird. Das ist eine Riesenblamage für alle Beteiligten. Zumal PwC ja offensichtlich viele Prüfungen dieser Art für Vater Staat durchführt. :wall: Oder sind bei den Summen die momentan im Umlauf sind 55 Mrd. nur Peanuts die eigentlich nicht wirklich ins Gewicht fallen ? :D

    Wenn Herr Schäuble, den sicherlich keine Schuld trifft, konsequent ist, müssen hier etliche Köpfe rollen. Sonst wird das Ansehen Deutschlands im Rest der Welt sicherlich gehörig Schaden leiden. Ich jedenfalls bin auf die Konsequenzen ziemlich gepannt.

  • FEH, geh doch mal in Deine Zeltstadtecke. Es geht hier nicht um polemisches Gesabbel, sondern um Inhalte.

    Ich verstehe es bis jetzt auch noch nicht, habe es aber auch eher am Rande gelesen, was da passiert ist.
    Angeblich wurden Forderungen nicht mit Verbindlichkeiten saldiert, bei der FAZ habe ich gefunden:

    Zitat

    ...Wie konnte ein solch gigantischer Fehler entstehen? Man muss ein bisschen ausholen. Deutschlands schlimmste Bank war die HRE. Sie musste mit Milliarden aus Steuermitteln gestützt und schließlich verstaatlicht werden. Vor einem Jahr gliederte der Bund Darlehen und giftige Wertpapiere der Bank an eine Bad Bank aus: an die eigens gegründete öffentlich-rechtliche Abwicklungsanstalt (FMS Wertmanagement), eine Art Filiale des Finanzministeriums.

    Die Bilanz dieser Bad Bank steckt voller sogenannter Finanzderivate. Das sind komplizierte Finanzinstrumente, mit denen man auf die künftigen Preise von Rohstoffen, Aktien oder auch auf die künftige Zahlungsunfähigkeit eines Landes wetten kann. Darunter fallen Optionsscheine, Kreditversicherungen (Credit default Swaps) und anderes. Das muss man nicht unbedingt verstehen. Wichtig ist dabei nur, dass Derivate häufig so konstruiert sind, dass der Käufer einen Anspruch auf Sicherheiten vom Verkäufer hat, wenn der Preis des Derivats auf den Kapitalmärkten ein bestimmtes Niveau unterschreitet.

    Jeder einzelne Posten ging unsaldiert in die Bilanz

    Nun hat aber die Bad Bank gegenüber denselben Geschäftspartnern nicht nur Forderungen aus Sicherheiten, sondern auch Verbindlichkeiten aus Sicherheiten. Und das Normale wäre gewesen, die Bad Bank hätte Verbindlichkeiten und Forderungen gegenüber demselben Geschäftspartner schlicht gegeneinander aufgerechnet. Wenn Lieschen Müller Tante Emma 100 Euro schuldet und gleichzeitig 80 Euro von ihr zu bekommen hat, dann schuldet sie ihrer Tante netto nur 20 Euro.

    Die Buchhalter der Bad Bank ließen die Zahlen aber leider unsaldiert. Stattdessen ist jeder einzelne Posten in die Bilanz eingegangen und hat die Bilanzsumme vergrößert. Das steigerte sich zu einer enormen Zahl: 55,5 Milliarden Euro.

    Quelle

    Ja und? Das wäre de facto eine Bilanzverlängerung, ohne Einfluß auf das Eigenkapital. Ich kann nur vermuten, daß die Bundesrepublik Deutschland sich die Schulden der Hypo Real Estate Bad Bank zurechnen lassen muß, aber nicht die Aktiva ansetzen darf? Das hat mit handelsrechtlicher Buchhaltung aber nichts zu tun, sondern mit Kameralistik? Ich stehe auch auf dem Schlauch.

    • Offizieller Beitrag

    @ Gottfried

    Genau diesen Infostand habe ich auch - sprich eigentlich nur eine "Darstellungsfrage" der Bilanz. Aber zig Journalisten sprechen von einer Geldvermehrung :nein:

    Es scheint auch so zu sein wie Du erwähnst, dass die Schulden (jetzt die saldierten Schulden) der Bundesrepublik angelastet werden - Forderungen gar nicht. Dies hat für mich eventuell Auswirkungen auf das Rating (eigentlich keine) und auf die Einhaltungskriterien des Maastricht-Vertrags.

    Ansonsten ein Sturm im Wasserglas der von ahnungslosen Journalisten zu einem Skandal hochgekocht wurde und bei dem sehr viele Unwissende voneinander abgeschrieben haben.

  • @ Gottfried

    Ich weiß nicht was meine Aussage mit Polemik zu tun haben soll. ?(

    Auf alle Fälle hat die ganze Sache rein gar nichts mit ordnungsgemäßer Buchführung zu tun. Und die ist nun mal vorgeschrieben, auch für Staatsunternehmungen. Das ist jedenfalls so nicht in Ordnung und jeder Unternehmer oder jede kleinere Bank würde dafür mächtig auf die Füße getreten bekommen.

    • Offizieller Beitrag

    @ Gottfried

    Ich weiß nicht was meine Aussage mit Polemik zu tun haben soll. ?(

    Auf alle Fälle hat die ganze Sache rein gar nichts mit ordnungsgemäßer Buchführung zu tun. Und die ist nun mal vorgeschrieben, auch für Staatsunternehmungen. Das ist jedenfalls so nicht in Ordnung und jeder Unternehmer oder jede kleinere Bank würde dafür mächtig auf die Füße getreten bekommen.

    @ FEH

    Setze Dich erst ernsthaft mit dem Thema auseinander. Der Fehler - soweit aktuell bekannt gemacht wurde - führt nicht zu einer falschen Vermögensaufstellung. Sie hat eher die Lage zu ausführlich dargestellt. Für mich ist jedenfalls diese Form transparenter als das was gefordert wird.

    Forderungen und Schulden gegeneinander zu verrechnen ist geboten - aber es nicht zu tun ist kein dramatischer Fehler.

  • Ich finde es auch beschämend, wie da die Ahnungslosen voneinander abschreiben.

    Selbst wenn ein Journalist keine Ahnung von Kameralistik hat, sollte ihm auffallen, dass wenn es tatsächlich ein Vorzeichenfehler gewesen wäre (was ja nicht wenige, um nicht zu sagen alle Medien erst behaupteten), der Vermögensgewinn für die Bundesrepublik eben nicht 55 Mrd Euronen gewesen wäre, sondern genau das Doppelte! Hat von den Blitzmerkern aber eben keiner gerafft.

    Ne Signatur kann ich mir nicht leisten

  • Schlimm finde ich folgenden Satz, der in Gottfrieds Zitat aus der FAZ steht:

    Das muss man nicht unbedingt verstehen.

    Wie ist das denn zu verstehen? Heißt das: "Liebe Leser, denkt nicht drüber nach, wir haben genauso wenig Ahnung von der Sache wie Ihr. Wir erklären Euch aber trotzdem, wie wir die Sache sehen." :pillepalle::wall:

    Angeblich wurden Forderungen mit Verbindlichkeiten gegen den selben Gläubiger/Schuldner nicht als verrechnetere Saldo ausgewiesen. Dadurch wird die Bilanz vielleicht unklarer, aber die Vermögenssituation wird nicht schlechter dargestellt als sie in der Tat ist.

    Mein BWL-Studium liegt zwar schon 20 Jahre zurück, aber damals gab es ein Saldierungsverbot.

    Aus der Pressemeldung geht nicht hervor, ob die Forderungen bzw. Verbindlichkeiten gegen denselben Schuldner/Gläubiger überhaupt vergleichbar sind. Wenn ich Lieschen Müller 1000 US-Dollar schulde und Lieschen Müller mir 50.000 japanische Yen, taucht beim Aufrechnen schon ein kleines Problem auf, nämlich: welchen Wechselkurs setzen wir an? ;)

    Noch problematischer wird es, wenn es sich um Warenkontrakte handelt. Eine Kakaolieferung gegen eine Erdöllieferung aufrechnen? Oder was auch immer in den einzelnen Forderungs- bzw. Verbindlichkeitenposten drinsteckt.

    Ich kann verstehen, warum nicht saldiert worden ist.

    Aber wo kommt dieser plötzliche "Buchungsgewinn" her? Sicher nicht, weil Buchhalter Meier falsch gebucht hat und Wirtschaftsprüfer Müller es nicht gemerkt hat. Es ist viel komplizierter und vermutlich ohne Bilanzierungskenntnisse nicht zu verstehen.

    Ist vielleicht eine Forderung am Stichtag 31.12.2010 als uneinbringlich abgeschrieben worden und dann im Laufe des Jahres 2011 doch noch eingegangen?

    Gruß Flevo

    Es kann passieren, was will: Es gibt immer einen, der es kommen sah. (Fernandel)

    Einmal editiert, zuletzt von Flevo (2. November 2011 um 13:33)

  • Nachdem sich ja offensichtlich auch in Irland um 3 Mrd. verrechnet wurde entsteht bei mir der Eindruck, das die maßgeblichen Banker und Politker selbst den Überblick im Billionen-Lotto um die Euro(länder)rettung verloren haben. :nein:

    Vielleicht entstehen diese ganzen Schwierigkeiten auch nur dadurch, das die Finanzkonstrukte so unübersichtlich geworden sind, das eine reelle Bewertung überhaupt nur schwer möglich ist. Ist halt so ein Gedanke von mir........... :cool:

    Der Commerzbank Vorstand Blessing hat sich ja übrigens schon so ähnlich geäußert.
    http://www.deraktionaer.de/aktien-deutsch…en-17309389.htm

  • Der Fehler lag wohl an der nicht vorgenommen Saldierung und bei Derivaten existiert anscheinend Saldierungspflicht (Übrigens interessant beim US-GAAP gibt es ein Saldierungsverbot!).
    Somit haben wir keinen Cent mehr in der Staatskasse zur Verfügung.

    Die Posse ist, dass alle Zeitungen von Spiegel bis FAZ von 55Mrd mehr in unserer Kasse berichten.
    Die Zeitungen wollen eine Sensation verkaufen, die gar nicnt existiert, da sagt noch jemand, lesen schadet der Dummheit.
    Bei diesem Thema unterstützt das Lesen der Zeitung den Ausbau der Dummheit.

    Zum Glück gibt es die Handballecke.
    Danke Lord-Vater für die Aufklärung - auf diese Ente wäre ich sonst auch reingefallen. :hi:

  • Ich habe kaum bis keine Ahnung von Bilanzierung, aber als die Meldung kam, habe ich mir gleich gedacht, dass man uns verschaukeln will.

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut


  • Vielleicht entstehen diese ganzen Schwierigkeiten auch nur dadurch, das die Finanzkonstrukte so unübersichtlich geworden sind, das eine reelle Bewertung überhaupt nur schwer möglich ist. Ist halt so ein Gedanke von mir........... :cool:

    Der auch wieder nicht richtig ist. Deine Aussagen weisen Dich echt als Wirtschaftsexperten aus. :D

    Es ist so, wie Monema sagt:

    Zitat

    Somit haben wir keinen Cent mehr in der Staatskasse zur Verfügung.

    Allerdings gibt es kein Saldierungsgebot, sondern ein -verbot. Im HGB wie auch im US-GAAP. Es ist nur eine Frage der Darstellung: Berücksichtige ich Schulden, so muß ich auch damit im Zusammenhang stehende Vermögenswerte mit einbeziehen.

  • Gottfried

    Ich habe mir auch nie angemaßt zu behaupten ein Wirtschaftsexperte zu sein :hi:

    Trotzdem sträubt sich in mir immer noch einiges das ganze als "ärgerlichen Fehler" oder "Bagatelle" abzutun. Und es gibt sogar auch Experten (jedenfalls behauptet dieser hier einer zu sein) die die Angelegenheit durchaus ähnlich sehen wie ich. Die Forderung nach einem Rücktritt von Herrn Schäuble will ich hier für mich mal außer Acht lassen :bigok:


    Zitat


    HRE Lapsus von 55,5 Mrd. Euro folgenlos. Mit der Ausrede unterschiedlicher Statistikprobleme und Bilanzierungsmethoden bleibt der „Rechenfehler“ laut Schäuble ohne personelle Konsequenzen.


    Standpunkt: Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass dieser Bundesfinanzminister vollkommen untragbar geworden ist, dann ist dieser zu einem „ärgerlichen Fehler“ verniedlichte Skandal. Wir sprechen immerhin um eine Größenordnung, die 16 % des gesamten Haushalts der Bundesrepublik Deutschland. Sollten hier mit Wissen oder sogar auf Anordnung von Herrn Schäuble so etwas wie stille Reserven in Form eines Schattenhaushalts geschaffen werden? Als ehemaliger und langjähriger Mitarbeiter einer internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kann ich nur feststellen, dass bei einem solchen „Fehler“ das interne Kontrollsystem katastrophal aussehen muss. Und zwar sowohl bei der HRE als auch der Bad Bank FMS-Wertmananagement. Erschreckend ist auch das sich PriceWaterhouseCoopers als Wirtschaftsprüfer herausredet. Diese haben bei der Prüfung die Pflicht, sich davon zu überzeugen, dass das interne Kontrollsystem in Ordnung ist. Was es wohl nicht gewesen sein kann. Und dann muss sich natürlich ein Prüfer, gerade wenn die Buchhaltung outgesourct wurde, von der Ordnungsmäßigkeit der Buchführung überzeugen. Ganz abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man schlappe 50 Mrd. Euro einfach so übersehen kann. Da scheint mehr im Busch zu sein. Was weiß ich nicht. Es riecht bzw. stinkt aber gewaltig. Mein Vertrauen in diese Regierung und in diesen unfähigen Finanzminister, der mit allen Tricks arbeitet und auch das Parlament nicht sachgerecht informiert (Stichwort: Hebel) ist erschüttert. Ein Rücktritt ist längst überfällig. Wie lange müssen wir uns diese Unfähigkeit noch bieten lassen? Was muss eigentlich noch passieren bis jemand in diesem Land Verantwortung übernimmt? Gibt es die überhaupt noch, die „Verantwortung“?


    Quelle: http://www.be24.at/blog/entry/667…it-hohem-gewinn

    Einmal editiert, zuletzt von FEH (3. November 2011 um 10:02)

    • Offizieller Beitrag

    @ FEH

    Ich lese Deine Quelle nicht mal - hier haben die ganzen Journalisten die hier von einem Skandal schreiben auf breiter Linie versagt. Es ist definitiv nichts passiert.

    Ich ziehe den Hut vor Schäuble, der grade jetzt nicht agiert und Köpfe rollen lässt wo keine zu rollen brauchen.

    Eins muss allerdings noch passieren - die Rechnung für die WP muss berichtigt werden, denn die bemisst sich doch an der Bilanzsumme. Oder liege ich da falsch Gottfried ?

  • Na, viele Stunden kommen da nicht zusammen.

    "Die sagen soviel."
    "Wird schon stimmen."

    Stempel drunter.

    Für Wirtschaftsprüfer gibt es - im Gegensatz zu Steuerberatern - keine Gebührenordnung. Ulf hat recht, da werden Stundenvereinbarungen getroffen.