Torschützenregelung D-Jugend Bayrischer Handballverband, kurioses Spiel

  • Hallo Zusammen,

    bei uns im BHV (Bayrischer Handballverband) gibt es in der D-Jugend eine, meiner Meinung nach seltsame Regelung:

    Auf die Anzahl der geworfenen Tore in einem Spiel werden die Torschützen addiert.

    Beispiel: eine Mannschaft wirft 15 Tore, diese 15 Tore wurden von 4 Torschützen erzielt. Also: 15 + 4 = 19
    Also haben wir insgesamt 19 Tore.

    Die Absicht dieser Regelung basiert auf dem Slogan "Spielerlebnis steht vor Spielergebnis"
    Mit dieser Regelung soll vermieden werden, dass einige Spieler(innen) bevorzugt bzw. benachteiligt werden.

    Folgendes Szenario:
    Ich hatte mit meinen D-Mädls ein wahres Spitzenspiel (wir auf Platz 2 gegen Platz 1)
    Das Spiel war Tabellenentscheidend.
    Am Ende der Partie stand es 17:16 für uns. (wir waren technisch auch besser)
    Als aber dann die jeweiligen Torschützen aufaddiert wurden, stand es plötzlich 21:22 für den Gegner (wir hatten 4 Torschützen und der Gegner 6)
    Der Gegner gewann also das Spiel.

    In den unteren Jugenden (F-/E-Jugend) finde ich diese Regelung durchaus angebracht, weil es da u.a. noch keine Punktespiele gibt und die Mädls bzw. Jungs doch noch etwas "egoistisch" spielen :)
    Handball ist schließlich ein Mannschaftssport und das sollen die Kleinen auch lernen.
    Aber in der D-Jugend, vorallem Oberliga finde ich diese Regelung lächerlich.

    Was denkt ihr über diese Regelung?
    Denke ich falsch?
    Wie wird das ein eueren Verbänden geregelt?
    Oder gilt diese Regelung Bundesweit?

    Viele Grüße

  • In Württemberg (HVW) galt diese Regelung bis zur letzten oder vorletzten Saison in der E-Jugend, wurde aber inzwischen abgeschafft. Zuvor galt ein oder zwei Jahre eine noch kuriosere Variante: Anzahl der Tore mal Anzahl der Schützen! Da war es ein Ding der Unmöglichkeit, Zuschauern zu erklären, weshalb Spiele, die auf dem Feld z.B. 15:12 ausgingen, am Ende vielleicht mit 75:24 gewertet wurden.

  • Die Addition der Tore mit den Torschützen in der E-Jugend gilt in der Mehrheit der Bezirke des HVW immer noch und ist eine sinnvolle Sache!
    Die reine Multiplikation der Tore und Torschützen galt eigentlich nie. Vielmehr ist das Ergebnis durch eine noch etwas "ausgefallene" Variante zu Stande gekommen. Tore x Torschützen : Anzahl der Spieler einer Mannschaft. Dabei kam es dann regelmäßig zu "Komma-Ergebnissen". Da wurde zum Glück auf die jetzt gültige Ergebnisfindung geändert geändert.

    Für die E-Jugend ist es eine vernünftige Ergebnisfindung, für die D-Jugend kann ich das nicht nachvollziehen, weil es dort ja ein Ranking in einer Liga gibt. Das empfinde ich für stark übertrieben! In der D-Jugend reichen zum Verständis die geänderten Regeln beim Handballspiel durchaus aus.


    Gruß

    ...das man als Referee in neun von zehn Spielen kein Lob erhält, sollte man früh begriffen haben!", Jürgen Rieber, DHB Schiedsrichter-Lehrwart

  • Die Regelung gibt es in Niedersachsen meines Wissens nicht. Würde ich auch nicht haben wollen. Werden wir heute von einer Mannschaft mit einer Starspielerin "abgeschossen", weiß ich, dass die in zwei Jahren mindestens eine Klasse unter uns spielen. Und wenn wir richtig hoch verlören, nützen auch acht Torschützen nichts.

    Meine wD hat letztes Jahr Pfingsten ein Rasenturnier gespielt und ist im Finale gelandet. Der Gegner hatte einen Kühlschrank von einer Rückraumspielerin dabei. Die hat ihr Team ins Finale gebombt (und war echt von elf Metern noch extrem torgefährlich) und dabei die technisch stärkste Mannschaft im Halbfinale geschlagen. Wir haben in der Vorrunde und im Finale unseren "Brocken" dagegen gestellt und beide Spiele gewonnen. Hinten hatten wir die Dame ganz gut im Griff, vorne verteilten sich die Tore recht gut auf vier, fünf Spielerinnen. Von "Quotentoren" halte ich nichts.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • An Niederrhein und Mittelrhein gibt es die Regelung auch nicht - wobei ich da durchaus mit meba konform gehe. Als Verband muss man sich eben auch überlegen, wie man möglichst viele Talente gefördert bekommt. Wir können mal die Aufgebote der U-Nationalmannschaften anschauen, wo die denn so herkommen, da ist schon verbandstechnisch ein Ungleichgewicht zu beobachten.

    Wenn halt in den jungen Altersklassen schon die ergebnisorientierte Fokussierung so gestaltet wird, das "alle nur für einen" spielen, dann fallen möglicherweise eben einige durchaus Talentierte hinten über. Manche Trainer müssen eben auch zu ihrem Glück gezwungen werden und ein derartiger Modus (ob nun mit Additions- oder Multiplikationsverfahren). In welchem Alter man dann den Sprung zum "regulären" Handballspiel macht ist dann halt Geschmackshoheit des Verbandes.

    @ZiBä: Einfach mal die eigenen Protokolle kontrollieren und schauen, wie sich die Tabelle dann darstellt und ob man dann Gewinner oder Verlierer ist. Davon hängt ja oftmals die evorzugung eines Modus ab. ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • @meba

    Also ich bleib dabei: Bei uns (Stauferland) galt einst die Variante ohne Division durch die Gesamtspielerzahl. Unsere männliche E-Jugend hat nämlich mal ein Spiel mit 40:22 verloren. Wegen der vielen Tore hatte ich als Unbeteiligter überhaupt diesen Modus erst bemerkt. Weil das Spiel auf dem Platz von uns mit 11 (x 2 Torschützen) zu 8 (x 5 Torschützen) gewonnen wurde, war der Ärger natürlich groß.
    Aber wenn du sagst, dass die Additionsvariante in den meisten HVW-Bezirken noch gilt, kann unser Bezirk schon damals sein eigenes Süppchen gekocht haben.
    Davon abgesehen: Multiplikation egal in welcher Variante ist Schrott. Mit der Addition der Torschützen kann ich leben, zumal die Absicht dahinter ehrenwert ist. Erfunden hätte ich diese Variante allerdings auch nicht.

  • Also die Version mit der zusätzlichen Multiplikation habe ich noch nie gehört.
    Ist meiner Meinung nach auch absoluter Schwachsinn.
    Im Bayrischen Handballverband gibt es seit einem Jahr auch die Oberligen in der wD.
    Oberliga (mit Quali und allem Drum und Dran) heißt für mich, Leistungs-bzw. Erfolgsorientiert.
    Findet ihr da die Torschützenregelung noch angebracht?

    • Offizieller Beitrag

    In den Handballkreisen Heidelberg und Bruchsal wird in der E-Jgd diese Multiplikatorregel mit einem 3:3 gespielt.

    Platz


    Möge die Macht mit Euch sein

  • Im Bezirk 1 HN-Franken des Würrtembergischen HVW gibt es die Multiplikatorregel.
    Allerdings bis max. 5, also Anzahl geworfener Tore mal anzahl Schützen, bis max mal 5
    Dazu muss aber gesagt werden, dass die E-Jugend bei uns Spielfeste spielt mit 4+1 quer, Ballspiel und Koordinationsübungen (gemäß Katalog bewertet).
    Handball gibt 2 Punkte und das Ballspiel 2 Punkte.
    Zudem gibt es am Saisonende eine Platzierung der besten Spieler in der Koordination, die einen Sonderpreis bekommen.

  • Steinar: Ich brauche keine hypothetische Tabelle um zu wissen, dass ich besser damit fahre, die ganze Mannschaft auszubilden, als mich auf meine Wurfkuh zu verlassen. Und ich brauche auch keine Quotentore, um dies zu begreifen. Wenn ich jetzt mit der D-Jugend gegen eine Mannschaft mit einer one-girl-show noch verliere, dann kann ich damit leben.

    Beispiel: Vor zwei Jahren hat meine wD (96/97) gemeinsam mit zwei anderen Mannschaften um die Kreismeisterschaft gespielt. Von der Anzahl der Auswahlspielerinnen her konnten eigentlich nur wir gewinnen. Der Modus sah leider nur ein Hinspiel vor, der vorangegangene Teil der Saison wurde durch die Quali verschwendet. Der spätere Meister war Judith H. aus S. Nicht die TVE S., ganz allein Judith hat beide Spitzenspiele entschieden, ihre Mitspielerinnen waren lediglich Deko. Zwei Jahre später, höchste Liga in Niedersachsen. Judith spielt die Quali für die TVE, die kommen in die Landesliga, Judith wechselt zum benachbarten TSV (wo sie sich nur mäßig verbessert und die Spiele eigentlich auch allein gewinnen muss). Der TVE (Meister vor zwei Jahren) ist Letzter, die TSV ist Vierter. Wir stehen etwas besser in der Tabelle. :D Mit einer Torschützenregel wären wir vor zwei Jahren D-Jugend Meister geworden, da das entscheidende Spiel mit einem Tor Unterschied an Judith ging. Da Jugendarbeit langfristig angelegt ist, war das Ergebnis zwar ärgerlich, aber letztlich egal. Und die weitere Entwicklung (s.o.) war alles andere als überraschend.

    Und jetzt stelle man sich vor, nicht die Spielergebnisse hätten damals die Meisterschaft entschieden, sondern der Rechenschieber nach dem Spiel. Das kann ich doch keinem Elternteil verkaufen, wenn der Schieri das Spiel mit einem Tor Vorsprung abpfeift und die Verlierer bekommen beide Punkte, weil da mehr Mädels getroffen haben.

    Aus diesem Grund ist das Spielsystem zweimal-drei-gegen-drei so genial. Die Spielregeln zwingen den Trainer dazu, gesamtheitlich auszubilden, um erfolgreich zu sein, nicht künstliche Punkte nach dem Spiel. Habe ich nur eine Starspielerin, die dann womöglich das gesamte Spiel über in der Angriffshälfte spielt (sofern erlaubt), kann ich gar nicht erst erfolgreich werden, weil meine grottige Abwehr jeden Erfolg verhindert. Und der böse erfolgsorientierte Trainer leistet jedes Spiel einen Offenbarungseid, wenn er sein Talent nur im Angriff einsetzt und nicht rotiert. Irgendwann müsste auch bei den Eltern angekommen sein, dass da eine Träne aber kein Trainer agiert.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.