richtiges Training für weibl. B-Jgd.??????

  • Hallo Zusammen,

    diese Saison hab ich eine weibl. D-Jgd. trainiert, mit der ich auch letztes WE vorzeitig die Meisterschaft in der BOL gewonnen habe. :)

    Ab April muss/will ich nun unsere Mädls der B-Jgd. trainieren.
    Ich habe letzte Woche schon mal eine Trainingseinheit mit meinen "neuen" Mädls gemacht, um zu sehen wie fortgeschritten sie schon sind.
    Und da kam die große Ernüchterung :nein:

    Als ich die Mädls fragte, welche Aufstellung sie vorzugsweiße spielen, sagten sie: "naja also letzte Sasion (auch schon B-Jgd.) spielten wir noch 3:3 Formation" :wall: :wall: :wall: :wall: :wall:

    Bin zwar noch kein absoluter Experte was die B-Jgd. angeht, aber eine 3:3 geht ja eigentlich garnicht in diesem Alter oder??? (korrigiert mich wenn ich falsch liege)
    Anscheinend hat der vorherige Trainer einiges versäumt........ :verbot:
    Ich weiß aber, dass in diesen Mädls verdammt viel Potenzial steckt.
    Sie brauchen nur jemanden, der dieses Potzenzial herrauskitzelt.
    Und genau da möchte ich jetzt ansetzten und in die Vorbereitung gehen.
    Kommende Saison sind alle Mädls von mir der ältere Jahrgang in der B-Jgd.
    Daher möchte ich jetzt ordentlich die Tabelle rocken ;)

    Und jetzt meine Frage an euch:
    Wie weit darf/soll man bei einer weibl. B-Jgd. gehen?? (Spielzug-technisch u.s.w.)
    Und wie kann ich ihnen zumindest einfache Spielzüge (einlaufen, Sperre stellen u.s.w.) leicht und verständlich lernen??
    Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, den Mädls beim lernen der Spielzüge (praktisch) den gewissen "AHA-Effekt" zu geben.

    Rat, Tipps und Tricks nehme ich sehr gerne an.

    Danke schonmal im vorraus :)

    Viele Grüße

  • Klingt nach einem spannenden Projekt. Eine 3:3 habe ich - glaube ich - noch nie gesehen. Kann ich also weder vorverurteilen noch einschätzen. Warum nicht?

    Es sieht danach aus, als müsstest Du die Mädels da abholen, wo sie stehen. Wenn große Defizite da sind, dann kannst Du z.B. Sperren schon mal komplett vergessen. Scheu Dich nicht, D-Jugend Training mit einer wB zu machen, wenn noch Rückstände aufzuarbeiten sind. Die Zielsetzung, Erfolge am Tabellenplatz zu messen, halte ich bei einer neuen Mannschaft für zweifelhaft.

    "Spielzüge" im klassischen Sinne verursachen bei mir Ausschlag (fester Laufweg, fester Passweg, fester Abschluss). Meine Mädels (wC) haben letzte Saison recht erfolgreich von mir angesagte Auslösehandlungen (Einlaufen, Übergänge, Sperren) umgesetzt. Diese Saison lasse ich ihnen sehr viel Raum für kreatives Kleingruppenspiel, ohne dass ich etwas ansage. Ab und an sagt RM was an; am schönsten ist es jedoch, wenn es aus dem dynamischen Passspiel heraus ins Kleingruppenspiel geht. Dabei finden die Spielerinnen immer wieder kreative Lösungen bis hin zu Dingen, die wir noch nie im Training gespielt haben (Pritschpässe auf den Eckenaußen, Pässe zwischen Kreis und Einläuferin, Innensperre gegen Halb - raus aus der Situation weil zu eng - Außensperre und dann Sperre/Absetzen). Ich gebe im Training lediglich "Anstöße", die Mädchen machen dann den Rest.

    Angesichts der aktuellen Diskussion um die "Deutsche Ausbildung" habe ich ohnehin ein schlechtes Gewissen, weil ich schon recht viel Kleingruppenspiel / Taktik mache und wenig individuelle Ausbildung. Hier müssen wir vielleicht einen Spagat wagen und trotz der Verlockung der erfolgreichen Gruppentaktik auch immer wieder Werfen, 1:1, Täuschungen u.s.w. schulen.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Warum sollte eine 3:3-Abwehr in diesem Alter nicht gehen? In der C-Jugend ist die 2-Linien-Abwehr noch vorgeschrieben. Wenn die Mädels dich zunächst einmal ernüchtert haben, vermute ich, dass sie in ihrer Entwicklung noch nicht allzu weit fortgeschritten sind. Dann kann es ja auch durchaus sinnvoll gewesen sein, noch mit dem nächsten Entwicklungsschritt hin zu defensiveren Formationen zu warten.

    In diesem Zusammenhang solltest du dann evtl. auch deinen Plan "die Tabelle zu rocken" erst einmal der Entwicklung der Mädels hinten anstellen. Sperre/Absetzen, Übergänge und ähnliches kannst du ihnen aber natürlich trotzdem beibringen. Das sind ja auch keine Spielzüge im klassischen Sinne, sondern eher Zusammenspiel in der Kleingruppe. Wichtig ist vor allem, dass du ihnen zunächst die individualtechnischen Fertigkeiten vermittelst um die daraus entstehenden Situationen lösen zu können. Und sie dann die situativ richtige Lösung in Grundspielen selbst finden lässt.

  • Okay super, danke an euch beide für die Tipps

    ich habe jetzt im Mai/Juni/Juli einige Freundschaftsspiele und Freundschaftsturniere........da werde ich verschiedene eingebüte Formationen ausprobieren........dann seh ich ja am besten mit welcher Formation sich meine Mädls am leichtesten tun u.s.w.

    Da ich von euch beiden so gute Tipps bekommen hab, stell ich gleich noch eine Frage ;)

    Bei einigen Spielerinnen erkenn ich eine "Null-Bock-Einstellung".
    Sie machen nur halbherzig im Training mit u.s.w.
    Wie soll/kann ich damit umgehen und wie kann ich diese Mädls mehr motivieren?

    Danke im vorraus

  • solche mädels wird es gerade im unteren bis mittleren leistungsbereich immer geben. sie sind meist nur dabei, weil halt ihre freundinnnen da sind. und um überhaupt spielfähig zu sein, braucht man sie als trainer halt doch ...

    wenn du eine chance haben willst, sie zu motivieren, musst du erst einmal herausfinden, warum sie überhaupt da sind. welche ziele sie mit dem handball verfolgen. wenn du das weißt, kannst du sie evtl. dadurch motivieren, dass du ihnen aufzeigst, wie sie durch das training ihre ziele erreichen können. du musst das natürlich bei deiner trainingsplanung dann auch tatsächlich berücksichtigen.

    bei solchen heterogenen mannschaften ist es aber natürlich immer eine gratwanderung zwischen den zielen der motivierten leistungsträger und der mitläufer.

  • Eine 3:3 habe ich - glaube ich - noch nie gesehen. Kann ich also weder vorverurteilen noch einschätzen. Warum nicht?

    In Schweden ist dies eine übliche Formation für jüngere Junioren. Danach soll man dann relativ einfach zu 3:2:1 übergehen können.

  • Abgesehen davon finde ich eine 3:3 Abwehr durchaus angebracht in dem Alter. Wenn es dir zu Offensiv ist kannst du ja einfach auf eine 3:2:1 zurückgehen. Meiner Meinung nach ist das auch die beste Deckungsvariante in der Jugend, 6:0 spielen sie bei den alten relativ schnell und da gibts dann auch nur noch wenig zu lernen nach der 3:2:1.

    Zitat

    Original von meteokoebes
    Wenn man sich demonstrativ hinter den Trainer stellt, bringt man sich nur in Stellung, um ihm in den Rücken fallen zu können ;)

    no pain, no glory

  • also an eine 3:2:1 hab ich auch schon gedacht.
    Ich glaub diese Formation kann ich mit den Mädls auch sehr gut umsetzen.
    Mit solch einer Formation kann man auch die Spielzüge des Gegners aus dem Rückraum gut unterbinden, denke ich.
    Meine Mädls müssen nur verdammt flink und schnell sein für diese Formation :)

    Bei der 3:3 habe ich so meine bedenken.
    In meiner "noch" aktuellen D-Jugend hab ich es mit der 3:3 zur Meisterschaft in der BOL geschafft.
    Wobei in der D-Jgd. diese Formation relativ geläufig ist.
    Wenn ich aber meine baldige wB mit einer 3:3 aufstelle, lässt sich diese doch mit einer gegnerischen 6:0 sehr leicht über die Außenpositionen auseinanderziehen und ausspielen, oder lieg ich da falsch?

  • Die 3:3 muss halt wirklich aggressiv sein: Es sollten im Idealfall wirklich alle 6 stark gegen den Ball arbeiten, alle sollten im 1gegen1 stark sein bzw. den Schwachpunkten gut helfen. Natürlich ist man anfällig für Einläufer mit gutem Timing, allerdings kann durch dauerhaftes Zumachen alle Spielzüge zerstören oder die besten Spieler des Gegners entmutigen.

    Das Problem an der Abwehr ist meiner Meinung, dass man Selbstvertrauen braucht sie zu spielen, denn man braucht viele Entscheidungen, auch falsche. Nur wenn sich jemand nicht entscheiden will (aushelfen/bleiben) kann die Abwehr schnell auseinander genommen werden.

    So gesehen gibt die 3:2:1 deutlich mehr Stabilität vor und man sollte weniger Probleme haben durch gute Laufarbeit die Gegner zu doppeln.

    Zitat

    Original von meteokoebes
    Wenn man sich demonstrativ hinter den Trainer stellt, bringt man sich nur in Stellung, um ihm in den Rücken fallen zu können ;)

    no pain, no glory

  • Wenn ich aber meine baldige wB mit einer 3:3 aufstelle, lässt sich diese doch mit einer gegnerischen 6:0 sehr leicht über die Außenpositionen auseinanderziehen und ausspielen, oder lieg ich da falsch?

    völlig. ;) 3:3 und 6:0 sind beides abwehrsysteme. und das gegnerische abwehrsystem hat ja keinen einfluss darauf was du für ein abwehrsystem wählst.

    welches abwehrsystem du bei einer jugendmannschaft wählst, sollte sich aber auf keinen fall daran orientieren, was der gegner tut, denn schließlich geht es bei jugendlichen in erster linie um die entwicklung und nicht um das reine ergebnis! offensive abwehrsysteme wählt man deshalb, weil sie die jugendlichen dazu zwingen, sich immer wieder mit ihren gegenspielern auseinanderzusetzen. und die kinder lernen, sich in allen richtungen auf dem spielfeld zurechtzufinden und nicht nur links/rechts wie in einer klassischen defensiven 6:0.

    natürlich gibt eine defensive abwehr mehr stabilität, weil die durchbruchsräume kleiner sind und auch nicht soviele entscheidungen nötig sind. der lernerfolg der spielerinnen ist aber halt auch deutlich geringer. deswegen sollte die entscheidende frage auch nicht sein, was können die mädels, sondern, was müssen sie noch lernen.