Wer Leute aus dem Westend Frankfurts kennt, der hört immer wieder, daß der gute Joschka sich beim Steinewerfen nur nie hat erwischen lassen und die Pistole, die mit seinem Auto transportiert wurde, vergißt man ja auch immer wieder.
Wobei man ihm und seinen Mitstreitern zugute halten muß, daß aufgrund ihres Einsatzes sehr viele schöne alte Villen erhalten blieben.
Jetzt sollten wir nicht den Fehler machen und an KT andere Maße anlegen wollen als an sämtliche anderen Bundespolitiker. Oder sollten wir doch?
Ich kenne jemanden, der hat ihn einmal auf einer wirtschaftspolitischen Diskussion erlebt und ihn schon damals als sehr guten Redner, aber inhaltlich leer beschrieben. Und wo ist der Unterschied zu Gabriel? Zu Gysi, Özdemir, Nahles, Pofalla, Seehofer, Westerwelle? Zu Lafontaine undundund? Der Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung ist der, daß jemand, der innerhalb kürzester Zeit so schnell so weit nach vorne kommt (daß er keinen Abschluß hat, weiß doch die breite Masse nicht) und sich so perfekt in Szene setzt, irgendwann mit der Nase gegen eine Wand läuft, ja laufen muß. Natürlich macht man sich als schneidiger Freiherr ja nicht nur Freunde. Und je mehr man oben ist, desto schärfer weht der Wind und desto lauter klingt das Wetzen der Messer. Gleichzeitig hat man viele "Freunde", und auch die Universität Bayreuth schmückt sich mit seinem Konterfei. Bis....
KT hat eine nicht haltbare Doktorarbeit abgegeben. Er hat sie erst scharf verteidigt, dann nicht mehr so scharf verteidigt, dann leichte Fehler erkannt und nach einem intensiven Lese-Wochenende deutliche Mängel selbst erkannt. Das war - neben der unbestrittenen wissenschaftlichen Fehlleistung - eine politische Fehlleistung, über die er gestolpert ist. Und es tut auch nichts zur Sache, daß der wissenschaftliche Ausschuß wohl auch versagt hat, denn er muß und darf nicht davon ausgehen, betrogen zu werden. Es wird ja auch niemand angeklagt, dessen Geldbeutel geklaut wurde, nur weil er einen dabei hatte mit Geld darin.
Man sollte aber gerade von gestandenen Juristen dennoch ein wenig Zurückhaltung verlangen können, was die Unterstellung von Vorsatz betrifft. Ich dachte, die Unschuldsvermutung gilt auch hier noch und hoffe, daß die eingegangenen Klagen - neben dem marktschreierischen Verhalten auch hier im Forum - eine juristisch saubere Aufarbeitung dieser Vorwürfe ergibt. Ich maße mir hierüber nämlich keine Vorverurteilung an.
Was erwarten wir denn von einem Berufspolitiker? Einem, der zuerst Juristerei betreibt, dann auf einmal Wirtschaftsminister sein soll und dann Verteidigungsminister? Erwarten wir da wirklich vollkommene Fachkenntnis? Wenn ich Gesundheitsminister wäre, müßte ich auch erst mal jeden Ministerialbeamtem über sämtliche Details fragen, was bei der Hauptstadtpresse bestimmt irgendwann dazu führt, mich als Trottel darzustellen. Fachleute gibt es immer seltener in Berlin und da ist KT genauso wenig schlecht oder gut wie andere.
Er hat eben diesen Pathos, den das Volk wohl liebt (das nur auf die Bild zu schieben, halte ich für eine Fehlinterpretation). Ich denke, es kam bei ihm weniger auf den Inhalt, sondern auf die ihm zugeschriebene Führungsstärke an. "Man" sehnt sich nach einem "Leader". Einem, der aus dem Einheitsbrei der MdB-Masse herausragt und dem man nicht mit Verwaltungsmuff in Zusammenhang bringt.
Die beiden MdB in meinem Wahlkreis haben übrigens beide einen Doktortitel.
Dr. Peter Tauber von der CDU befaßte sich dabei mit "Der Entwicklung des Sports und des Turnens innerhalb der deutschen Armee während des Ersten Weltkriegs an Front und Etappe. Die Arbeit lässt sich allerdings nicht ausschließlich der Sportgeschichte zuordnen, sondern befindet sich vielmehr in einer Schnittmenge mit der "modernen" Militärgeschichte." (http://www.sehepunkte.de/2009/07/14829.html)
Sein Lebenslauf ist gekennzeichnet von Schule, Studium, JU, wissenschaftliche Mitarbeit an der Uni, Bundestag
Der Lebenslauf von Dr. Sascha Raabe (SPD) stellt sich (mit Ausnahme der JU) fast identisch dar. Er war vorher Bürgermeister einer Kleinstadt. Ob seine Doktorarbeit ähnlich staatstragenden Themen gewidmet war wie die von Dr. Tauber kann ich leider nicht finden.