Spitzenhandballer als Schiris?

  • 0.02.2010 - Frank Schneller
    Top-Handballer an die Pfeife?

    Ex-Stars wie Stefan Kretzschmar an der Pfeife?
    Foto: dhb
    Manipulationsvorwürfe und Bestechungsfälle im Handball – nicht erst, aber besonders seit 2009 ein heikles, ein übles Thema. Insbesondere in dieser Sportart ist eine präzise Analyse vermeintlicher Fehlentscheidungen indes heikel und der Versuch, unlauteres Eingreifen zu enttarnen, nahezu unmöglich, von den offenkundigen Schiebungen wie beim Skandalspiel Kuwaits – Korea einmal abgesehen. Das liegt am Charakter und den Regeln des Spiels. Und – das kristallisierte sich bei der WM 2009, aber auch bei der gerade beendeten EM angesichts strittiger Pfiffe heraus – an den Referees selbst. Die Forderung vieler: Ex-Spieler nach verkürzter Ausbildung direkt in hohen Klassen an die Pfeife oder als Ausbilder in die Schiedsrichter-Lehrgänge.
    (...)

    http://www.handball-welt.de


    Was haltet Ihr von der Idee?

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

  • upps, der direktlink sollte auch in meinen obigen Beitrag. Aus persönlichen Gründen bin ich jedoch heute etwas verwirrter als sonst :D

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

    2 Mal editiert, zuletzt von Outsider81 (10. Februar 2010 um 19:19)

    • Offizieller Beitrag

    Wenn ich an die Kommentare des Möchtegernexperten Kretsche denke, dann wird mir schwindelig, wenn ich mir vorstelle der pfeift ein D-Jugendspiel - von höheren Aufgaben ganz zu schweigen.

    Platz


    Möge die Macht mit Euch sein

  • Die Kommentare von Daniel Stephan wären doch ausbaufähig in Richtung "Pfeife" und Kretsche hat durchaus Fähigkeiten, wenn sie denn wirklich gefordert würden. (Trotz mancher Unzulänglichkeiten ist er mir als "Experte" immer wieder sehr genüsslich!)

  • Zitat

    Original von Lord Vader
    Wenn ich an die Kommentare des Möchtegernexperten Kretsche denke, dann wird mir schwindelig, wenn ich mir vorstelle der pfeift ein D-Jugendspiel - von höheren Aufgaben ganz zu schweigen.

    Das ist doch gerade der Sinn. Der soll ja gar kein D-Jugend-Spiel leiten ;)

    Die Hürde Fitnesstest sollten die Handballer der heutigen Tempohandballzeit meistern können. Mich würde interessieren, wie die Ex-Handballer nach den vorgeschlagenem Zeitraum von drei Jahren Karriereende im Fitnesstest gegenüber den heutigen Schiedsrichtern abschneiden.

    Denn Regel- (vor allem aber auch Auslegungs-)kenntnis zu erlangen ist ja nun noch die einfachste Aufgabe. Die Fähigkeit blitzschnell Entscheidungen zu treffen (und die könnte nun mal leichter fallen, wenn man weiß, wie der Hase läuft) und die Kondition, um wirkich 60 Minuten Tempohandball gut zu überstehen, sind für mich jedenfalls die beiden wichtigsten Punkte bei guten Referees. Ohne Kondition lässt irgendwann die Konzentration nach und dann geht eine bis dahin gute Spielleitung noch dahin.

    Klar ist auch, dass die Ex-Spieler eben eine SR-Karriere von sagen wir mal maximal 15 Jahren zur Verfügung haben, dann dürfte die Altersgrenze kommen. Von daher bliebe nur eine schnelle Ausbildung (z.B. 3 Jahre in OL/RL/ZBL), um die Quali für ganz oben anzustreben.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • Ich glaube kaum, dass diese neuen SR dann gute Leistungen erzielen werden aber genau das finde ich eigentlich ganz gut, dass auch diese Spieler, grade wenn sie so eine populäre Außenwirkung wie Kretsche haben mal sehen wie schwer es denn tatsächlich ist SR zu sein. In vielen Berichten steht ja immer die unterstützung der Vereine für die SR wäre sehr dürftig, nur wenige Trainer kommen zu den Lehrgängen, etc. Ist doch schon mal was, wenn sie sich damit beschäftigen.

  • Ein Versuch wäre es sicher wert. Denn nur dann könnte realistisch beurteilt werden ob gerade solche Fachleute wie Kretsche ihre lückenhaften Regelkenntnissse auch so anwenden würden. Konditionell trau ich ihm das Pfeifen auf jeden Fall noch zu. Ob das aber reicht????

    Interessant ist auch, dass der beste deutsche Fussball SR, des öfteren dazu gewählt, nach seinem Rücktritt ja öffentlich bekannte, niemals Fussball gespielt zu haben. Außerdem sollte auch bedacht werden, dass nicht unbedingt die besten Spieler auch zu den besten Trainern aufgestiegen sind, oder irre ich mich da?.

    Keine Festung ist so stark, dass Geld sie nicht einnehmen kann. (Cicero)

  • Sehr interessanter Bericht - und an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft der DHB versucht hat, Spitzenspieler/Spitzentrainer zu den DHB SR-Lehrgängen einzuladen, um ihnen die Möglichkeit der Mitarbeit zu geben. Einige wenige haben in der Vergangenheit davon Gebrauch gemacht, u.a. auch Stefan Kretzschmar. Während die SR drei Tage Lehrgang vor sich hatten, erschien er für 2-3 Stunden um in einer lockeren Gesprächsrunde mit den SR über seine Erfahrungen zu "plaudern". Ganz erfrischend und amüsant, aber nicht mehr. Ein Pflichttermin für ihn - ganz sicher war es keine Herzensangelegenheit.
    In meinen 15 Jahren als DHB-SR habe ich unseren Bundestrainer zwei oder drei Mal (maximal) auf einem solchen Lehrgang gesehen.
    Das Beste in dieser Richtung war aus m.S. der Auftritt von Renate Wolf. Sie kam top vorbereitet und hielt einen Vortrag über 3:2:1 Deckung. Die daraus entstehenden Risiken und deshalb notwendigen Vorkenntnisse für SR, um bei einer solchen Deckungsvariante die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Anschließend folgte eine zweistündige Praxiseinheit mit ihr und den SR in der Halle. Das war Lehrarbeit vom feinsten, von der alle eine Menge mitnehmen konnten.

    Leider eine große Ausnahme. Hans Thomas lädt jedes Jahr Trainer und Spieler aus der BuLi ein, um auf DHB Lehrgängen zu bestimmten Themen Vorträge zu halten und somit aktiv an der Ausbildung der Eliteschiedsrichter mitarbeiten zu können.
    Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel: Absagen aus Termingründen, ect. Bis sich da mal jemand findet, der bereit ist Zeit in die Vorbereitung für einen solchen Auftritt zu investieren, dauert es sehr lange.
    Dem Artikel nach zur Folge, müssten eigentlich Jahr für Jahr unsere Spitzentrainer (und Spieler) für diese Lehrgänge regelrecht Schlange stehen.
    Weit gefehlt. Fast niemand von ihnen will sich diese zusätzliche Mehrarbeit antun. Der Job im Verein fordert sie zu sehr, was ich übrigens sehr gut verstehe.
    Aber sich jetzt hinzustellen und so zu tun, als wenn sie alle bereit stehen um mitzuhelfen, das ist einfach nur peinlich.

    Um es mal deutlich zu sagen: In der Vergangenheit war es den meisten von ihnen ziemlich egal, wie die SR-Ausbildung in Deutschland verläuft. Kann ich gut mit leben, weil das SR-Wesen in Deutschland gute Leute hat, die Jahr für Jahr die Unparteiischen auf ihre schwierige Aufgabe vorbereiten. Dennoch würde ich selbstverständlich eine regelmäßige Mitarbeit von Trainern/Spielern begrüßen. Das sie dafür aufgrund ihres Jobs nur sehr wenig Zeit haben, verstehe ich.
    Nicht verstehen kann ich, wie genau diese Leute nun Ratschläge unters Volk bringen und sich in der Vergangenheit einen Dreck um Schiedsrichter gekümmert haben.
    Genau diese "SR-Experten" stehen Woche für Woche an der Seitenlinie und schimpfen auf die SR, was das Zeug hält.

    Und zum Schluss: Ich kenne nicht einen einzigen ehemaligen Topspieler, der die Bereitschaft geäußert hat, sich als SR zur Verfügung stellen zu wollen.
    Wenn sich mehr als Einer dafür finden würde, der DHB würde sicherlich einen Weg finden, dieses SR-Team zu fördern und einzusetzen.

    Also, ihr Serdarusics, Desics, Brands und Co., her mit den ehemaligen Topspielern. Wir wären bereit.

  • @HANBALL-SR

    Heiner kansst du nicht nehmen, der scheidet aus Altersgründen aus.
    :P

    Keine Festung ist so stark, dass Geld sie nicht einnehmen kann. (Cicero)

  • Als SR vielleicht, ja. Aber wenn er nach seiner Karriere als Trainer in das SR-Wesen (Aus- und Weiterbildung) wechseln möchte, wäre er herzlich willkommen.
    Angekündigt hat er es ja jetzt. Ich bin gespannt.

  • Meiner Meinung nach sollte ein guter Schiri über mindestens zehn Jahre Erfahrung verfügen, bevor er Partien in oberen Klassen, also ab RL, pfeifen darf. Mal eben nem Nationalspieler, auch wenn er durch Lehrgänge usw. muss, Spielleitungen anzuvertrauen und von ihm nach ein, zwei Jahren, wie es Serdarusic meint, Top-Leistungen zu verlangen, kann nicht funktionieren. Mal ganz abgesehen davon, dass es in einem Gespann ja auch erst mal einen adäquaten Partner braucht, mit dem man sich blind verstehen sollte.
    Ich hab - wohl wie die meisten hier- selbst fast 20 Jahre gespielt, und parallel und danach dazu auch noch einen Haufen Spiele anderer Teams angeschaut. Letzteres hat mir definitiv mehr gebracht, was die Einschätzung und Beurteilung von Schiri-Leistungen angeht.
    Was die Treffen Schiris & Trainer/Spieler sowie ihren erwünschten didaktischen Wert angeht, erlebt man Jahr für Jahr bei den Fußballern, was sie wert sind, wenn die Saison mal sechs, sieben Spieltage alt ist. Vorsätze und Absprachen sind dann nicht mehr das Papier wert, auf der sie in Frankfurt gedruckt wurden.

  • Zitat

    Original von Sinola
    Meiner Meinung nach sollte ein guter Schiri über mindestens zehn Jahre Erfahrung verfügen, bevor er Partien in oberen Klassen, also ab RL, pfeifen darf. Mal eben nem Nationalspieler, auch wenn er durch Lehrgänge usw. muss, Spielleitungen anzuvertrauen und von ihm nach ein, zwei Jahren, wie es Serdarusic meint, Top-Leistungen zu verlangen, kann nicht funktionieren. (...)

    Erstaunlich. Ich möchte mal einen etwas anderen Punkt in die Diskussion bringen und ändere nur drei Worte in obiger Aussage:

    Meiner Meinung nach sollte ein guter Trainer über mindestens zehn Jahre Erfahrung verfügen, bevor er Mannschaften in oberen Klassen, also ab RL, trainieren darf. Mal eben nem Nationalspieler, auch wenn er durch Lehrgänge usw. muss, Spielleitungen anzuvertrauen und von ihm nach ein, zwei Jahren, wie es Serdarusic meint, Top-Leistungen zu verlangen, kann nicht funktionieren.

    Warum ist im Spitzenhandball das eine üblich, normal und vor allem akzeptiert (und das andere nicht) ???

    "Erfolg ist eine Folgeerscheinung, niemals darf er zum Ziel werden." (Gustave Flaubert)

  • Es bedeutet schon einen erheblichen Unterschied, ob du etwa einen Martin Schwalb nach Ende seiner aktiven Laufbahn auf die Trainerbank setzt oder eine der drei höchsten Klassen pfeifen lässt. Für mich ist dies mit völlig verschiedenen Voraussetzungen verbunden - ein Schwalb, um bei dem Beispiel zu bleiben, profitiert als Trainer nicht zuletzt von der früheren täglichen Arbeit mit Trainern wie Jicha oder Kljaic und hatte in dieser Zeit naturgemäß kaum Gedanken an eine etwaige Spielleitung übrig.
    Bei Trainem kann jahrelange Aktivität sicher hilfreich sein. Sie muss es aber nicht, wie viele Beispiele aus dem Fußball beweisen, wo Ex-Spieler viel zu spät erkannt haben, dass sie als Trainer von Profiteams einfach nicht den Erwartungen entsprechen.

  • Natürlich sollte sich der Spieler in der heutigen Zeit Gedanken über die Spielleitung machen (vgl. unten stehendes Katja-Schülke-Zitat) und wie bei Trainern, die hinterher von ihren ehemaligen Trainern gute Ideen aufgreifen und weiterentwickeln, hat man als Spieler auch seine Lieblingsgespanne, an denen man sich in der Spielleitung orientieren wird. Warum dieser Prozess 10 Jahre dauern soll, erschließt sich mir nicht so ganz - Maximal doch, um die Spieler in die aktuell existierende Kaderstruktur hineinzupressen, oder gibt es da evtl. sinnvolle Argumente?

    Nenn doch bitte mal die notwendigen Dinge, die einen guten SR in der heutigen Zeit in der obersten Spielklasse ausmachen, dass dieser Prozess 10 Jahre dauern soll.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • Steinar

    weil die guten Spieler 10 Jahre brauchen bis sie die Regeln verstanden und gelernt haben
    :D

    Keine Festung ist so stark, dass Geld sie nicht einnehmen kann. (Cicero)

  • Ich gebe Steinar vollkommen Recht. Das ehemalige Topspieler (BuLi- und Nationalspieler) dafür 10 Jahre brauchen, glaube ich auch nicht. Sie bringen eine Menge Erfahrung mit, ein sogenanntes Bauchgefühl für Spielsituationen.
    Schonmal eine ganz wichtige Voraussetzung für den Job des SR.

    Das sollte also das Problem nicht sein. Der DHB würde ein solches SR-Team sicherlich mindestens direkt in der 3.Liga einsetzen.
    Ich sehe das Problem eher darin, dass sich keine ehemaligen Topspieler aus der Bundesliga finden, die diesen Aufwand betreiben würden.

  • Warum sollten sie das auch tun? Geld? Ruhm? Ehre??
    Seien wir doch mal ehrlich: Kann ein ehemaliger Spitzenspieler auf dem Feld als SR wirklich gewinnen? Ich stell' mir das sehr schwer vor. Er muss mit einigen Schwierigkeiten kämpfen, die ein "normaler" SR nicht hat. Bekanntheitsgrad, hohe Erwartungshaltung aller Beteiligten, evtl. persönliche Beziehungen zu Spieler/Trainern....Ich glaube nicht, dass ich mir das antun würde.
    Es fordert gehörigen Mut und eine Menge Rückrat den Schritt zu gehen! Aber wenn es einer tun würde, wäre ich absolut dafür! Ich glaube auch nicht, dass ein gestandener Spieler 10 Jahre Pfeiferfahrung braucht. Es wird die geben, die es nicht können - die gibt es immer, aber die, die die Veranlagung haben, werden auch im Spitzenbereich schnell Fuß fassen. Bei ihnen ist die Schnelligkeit, die Taktik, das Erkennen von Spielsituationen ja schon gegeben und, was in den obreen Liga mindestens genauso wichtig ist, sie wissen um die ganzen Hintergründe.
    Wenn ein S.Lövgren an der Pfeife nur 50% seiner Leistung als Spieler abrufen könnte, wäre er schon ein Riesengewinn!

  • Das ist ja dann das gleiche scheinheilige Getue wie bei uns im Bezirk auch... Jeder meckert und redet, man müsse was verbessern, aber bei den LVs sind dann wieder keine Trainer/Spieler da...

    Ich kann mir das generell bei solchen "Stars" wie Kretsche, Baur etc. nicht vorstellen - schon rein wirtschaftlich nicht. Aber vielleicht der ein oder andere 1.-2. Ligaspieler, der nicht so im Rampenlicht stand und Gefallen daran hat, sich bisher aber auf seine Spielerkarriere konzentriert hatte... Warum nicht...

    Es ist wie immer: es wird viel gemeckert, breit getreten, viele "gutgemeinte" und allwissende Vorschläge, aber nur ganz ganz wenige, die aktiv was bewegen...

  • mir wär allerdings auch neu, dass sich bei sr-tagungen und -weiterbildungen die kollegen im großen stil darum bemühen, trainer aus der liga zu diesen sitzungen zu bekommen. oder gibt es sr-schulungen, zu denen die trainer flächendeckend eingeladen werden?