Falls ihr das Drama „3. November 1918“ von Franz Theodor
Csokor kennt, so bietet sich am Ende dieser Saison ein Vergleich mit der
Situation von Hypo Niederösterreich an. Csokors Drama spielt am letzten
Kriegstag des 1. Weltkrieges, Schauplatz ist ein Hotel, das zum Lazarett
umfunktioniert wurde. Der kommandierende Oberst erschießt sich am Ende des
zweiten Aktes, im dritten Akt begraben ihn die anwesenden Offiziere, die aus
allen Teilen der scheidenden Donaumonarchie stammen.
Genauso kann man sich den 15. Mai
2014 bei Hypo vorstellen: es gibt „Erde aus Brasilien“, „Erde aus Dänemark“,
„Erde aus Ungarn“, „Erde aus Rumänien“, „Erde aus Russland“, „Erde aus Bosnien“
und zum Schluss auch „Erde aus Österreich“. Die sechs Brasilianerinnen Ale
Nascimento, Fernanda da Silva, Barbara Arenhart, Ana Paula Rodrigues, Deonise
Cavaleiro und Dara Diniz verlassen den Klub.
Auch wenn es Leute wie „Pullman“
nicht verstehen werden: ich muss sagen, dass jene, die sich nach Gunnar Prokop
bei der Führung des Klubs versucht haben, dessen Leistungen nicht annähernd erreicht haben.
Gunnar mag Fehler gemacht haben, aber für ihn war das Managen von Hypo immer
mehr als nur ein bequemer, gut bezahlter Schreibtischjob. Es ist schade, dass
der Bruch 2010 unter unschönen Begleitumständen geschehen ist. Die jetzige
Klubführung war bei der Suche nach Geldgebern vermutlich sehr passiv – und in
Zeiten wie diesen ist das ein Schritt, der vom internationalen Geschäft weg
führt! Gunnar hat in seiner aktiven Zeit niemanden kalt gelassen. Da habe ich
folgenden Buchtipp: lest Grisham „Der Coach“ – die dort beschriebene Figur
Eddie Rake und Gunnar Prokop haben einiges gemeinsam!
Ich habe das letzte Spiel des
Grunddurchgangs gesehen: die Hypo-Damen hatten Spaß und packten gegen Landhaus
viel Attraktives aus. Da waren Tore vom Feinsten dabei, am Ende hieß es 48:14.
Die Basis für den 38. Titel legte Hypo gegen ZV Wr. Neustadt auswärts mit einem
37:19-Sieg. Beim letzten Spiel der Saison – und dem letzten der Brasilianerinnen
im Hypo-Dress – waren zwar viele Zuschauer, doch irgendwie blieb die Stimmung mau.
Vermutlich war es auch für die Spielerinnen sehr emotional, vielleicht gelang
deswegen vieles nicht nach Wunsch. Immerhin streute Ale Nascimento kurz vor der
Pause ein wunderschönes Fliegertor ein! Beste Werferin dieses Spiels war
Rodrigues. Am Schluss war es ein 32:24-Sieg, Wr. Neustadt hatte für
österreichische Verhältnisse sehr gut gespielt. Für mich als Fan war es ein
emotionaler und trauriger Moment, als ich mich von den Brasilianerinnen
verabschiedete. Wenn ihr am Feld wart, habt ihr den Fan manson sehr glücklich gemacht!!
Wie das Team von Hypo nächste
Saison aussehen wird, steht noch nicht fest. Da der finanzielle Rahmen sehr
klein geworden ist, kann man nicht sagen, welche Spielerinnen der Verein wird
halten können. Der Nachwuchstrainerstab arbeitet gut, dessen Erfolge lassen sich sehen – aber nur potente
Sponsoren können Erfolge im internationalen Geschäft herbeiführen! Es wäre
interessant, wie es Klubs wie Audi ETO Györ, Baia Mare, Bukarest oder Vadar das
Geld aufstellen können. Vermutlich gibt es dort noch Klubverantwortliche, die neben ihrer Arbeitskraft noch viel Herz und Emotionen investieren und viele Klinken putzen.