Schwarz-Gelb und der Atomkraft-Ausstieg...

  • Ergebnis ist jetzt (vorläufig) amtlich!

    Dieses System mit den Überhangmandaten ist echt ne Katastrophe. Aber zum Glück hat es gereicht.
    Es wurde Zeit, dass das ganze verstaubte System in Baden-Württemberg frischen Wind bekommt.

    Es wird sehr spannend werden, was von den Wahlversprechen jetzt gehalten wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Betti (27. März 2011 um 22:50)

  • Wenn ich die Bilder aus Stuttgart sieht, kann man nur den Kopfschütteln. Solche Chaoten haben nichts mit politik zu tun, sondern gehören weggesperrt. Hier ist unser Rechtssystem leider zu harmlos! :nein:


    So kommen wir wieder zum Thema:

    Interessant, was Solarstrom an Subventionen bekommt. Hier wird immer drüber diskutiert, dass AKW´s ohne Subventionen sich nicht rentieren. Aber genau so sieht es eben auch bei Solar aus. Eben im Bericht bei WiSo wurde erwähnt, dass ein Solarpark in Wittmund bis Juli gebaut werden muss, weil die Finanzierung auf Grundlage der bis dahin geltenden Subventionen aufbaut. Auch bei Windenergie heißt es: Suventionen müssen umgeletiet werden, damit sich Windkraft lohnt. Also bleibt wieder die Frage: Wie soll man die Wende wirklich schaffen? Dazu kommt, dass sich bei Solar wohl nur Panele aus Fernost lohnen. Wie sieht es denn aus, wenn Subventionen für Energie gänzlich eingestampft werden würden? Welcher Energieträger würde sich dann überhaupt lohnen? Wäre da dann nicht doch der Strom aus Osteuropa und Frankreich derjenige, der sich durchsetzt auf dem Markt?
    Erst bei einer Abschaffung der Subventionen sehe ich aber die Gleichtbehandlung gegeben.
    Wie schafft man es, Anspruch, Erfordernisse und Wünsche beim Strom unter einen Hut zu bekommen? Sind die Grünen wirklich die richtige Partei für den Ausstieg, oder sind ihre Ansichten zu radikal, um zum Beispiel erstmal AKW´s durch Kohle zu ersetzen, was die Grünen ja bekanntlich nicht wollen? Schafft es Deutschland binnen 9 Jahren die Entwicklung so schnell vorran zu treiben, dass der Strom ohne Kohle und Atomkraft bezahlbar bleibt? Oder wird es doch wie oben erwähnt mehr der Strom aus ausländischen AKWs werden, der sich durchsetzen wird?

    Viele Grüße
    :hi:

    Einmal editiert, zuletzt von Snuffmaster (28. März 2011 um 20:06)

    • Offizieller Beitrag

    Was haben randalierende Demonstranten mit den gestrigen Wahlen zu tun? Aber um im Thema zu bleiben:

    Es wäre schon nett, wenn wenigstens mal die Begrifflichkeiten stimmen würden, denn gerade im Bereich der Förderung der erneuerbaren Energien ist vieles, was als "Subvention" bezeichnet wird, keine Subvention. Subventionen setzen nämlich voraus, dass der Staat zahlt - und das eigentliche Instrumentarium des EEG sind garantierte Einspeisevergütungen, die von den EVU gezahlt werden (und dann auf die Endverbraucher umgelegt werden), dabei ist der Staat nicht beteiligt.

    Abschaffung der Subventionen?? Aber gerne ... aber dann bitte auch die Internalisierung externer Kosten (die nämlich eine verdeckte Subvention darstellen). CO2-Abgabe für Kohlekraftwerke, Öl- und Gasbrenner; Entsorgungs- und Endlagerkosten sowie eine vernünftige Deckungszusage für den Super-GAU bei den Atomkraftwerken; Wassernutzungsgebühren für die Flussnutzung zu Kühlzwecken; usw usf ... und dann schauen wir mal, wer dann billiger ist.

    Und vielleicht werden wir den Atomausstieg bis 2020 nicht packen, das mag sein - vielleicht sind die Grünen und viele Fachleute zu optimistisch, das mag alles sein. Aber wenigstens packen sie es an, und wenn nicht 2020, dann wird es halt 2025 ... immer noch besser, als 2040 oder 2050 oder nie. Man muss es anpacken, und man muss es auch energisch anpacken, nicht auf die lange Bank schieben und sagen, geht nicht!
    Okay, der eine oder andere will den Ausstieg aus der Atomkraft nicht. Ich halte diese Position zwar für falsch, aber ich akzeptiere sie als andere Meinung. Dann soll man aber bitte auch deutlich sagen "Nein, ich will den Ausstieg nicht, ich will weiterhin Kernkraft". Das ist dann eine ehrliche Position, an der man sich "abarbeiten" kann, wo man diskutieren kann ... aber dieses Rumgeeiere zwischen öffentlicher Darstellung und eigentlicher Meinung, wie es par excellence Herr Brüderle vorgemacht hat, das geht gar nicht ... und wem auch immer es gefällt oder nicht: Die Grünen sind in dem Punkt glaubwürdig! Und das war bei diesen Wahlen ein entscheidender Punkt, der viel ausgemacht ... und jeder Grüne weiß auch, dass das in 4/5 Jahren wieder anders aussehen kann und die Wahlergebnisse dann auch wieder anders aussehen können.

  • Ich sehe eigentlich niemanden, der FÜR Atomenergie wirklich ist. Es ist doch recht eindeutig, dass früher oder später AKWs der Vergangenheit angehören werden, egal welcher Partei man angehört. Das Entscheidende ist eben das früher oder später. Die Grünen wollen es sehr früh, die SPD auf kürzere Mittelfrist, die CDU Mittelfristig und die FDP auf längere Mittelfrist gesehen. Bekanntlich führen viele Wege nach Rom, und bekanntlich kommen auch alle an. Wichtig - und so wurde es bereits 2006 von der FDP untermauert - darf der Weg nicht durch interessengemeinschaften vorgegeben werden. Wer glaubt, die Grünen machen hier keine "Klientelpolitik" der hat den Schuss noch nicht gehört. Den Grünen Glaubwürdigkeit zu bescheinigen, der hat die Realität noch nicht erkannt. Die Grünen haben den Atomausstieg beschlossen, ohne die schon damals gefährlichen Reaktoren vom Netz zu nehmen. Die Grünen sprechen sich gegen Kohlekraftwerke aus, aber unter ihrer Mitregierung in Hamburg, wurde eins gebaut. Die Grünen haben sich in Hamburg gegen die Elbvertiefung ausgesprochen...die Elbe wurde ausgebaut. Die Grünen haben sich des öfteren interessante Wahlversprechen rausgesucht..nicht ohne Grund eben bei extra3 von den Grünen Gremlins gesprochen worden. Report hatte die Tage mal die Grünen Wahlversprechen auseinander genommen.

    Zitat

    Daniel Köbler ist der Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen Grünen. Wir treffen ihn bei einem amerikanischen Dosenhersteller. Auch hier geben sich die Grünen wirtschaftsfreundlich. Auch hier versprechen sie viel. Im Wahlprogramm lesen wir: "Bis 2030 wollen wir den Strombedarf in Rheinland-Pfalz zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken."

    Daniel Köbler, Bündnis 90/Die Grünen Landesvorstandssprecher Rheinland-Pfalz: "Das bedeutet, wir müssen mehr erneuerbar erzeugen als wir hier verbrauchen um das wieder auszugleichen. Das geht aber. Rheinland-Pfalz muss zum Energieexportland werden."

    Das bedeutet aber auch, dass allein der Chemiegigant BASF um rein rechnerisch die gleiche Strommenge wie heute in etwa zu produzieren, die gewaltige Fläche von 51 Quadratkilometern Solarzellen aufstellen müsste. Kann das funktionieren?

    Ein interessanter Punkt..eine interessante Rechnung, die Report hier eben aufstellt. Glaubwürdig ist für mich KEINE Partei. Erst recht nicht die Grünen.

    Letztendlich muss man sich für etwas entscheiden: Atomkraft oder Kohle/Gas...Mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen, die realistisch aufgestellt worden, sehe ich AKWs auf langer Frist immernoch als die bessere alternative an. Wir haben in Japan trotz der stärke des Tsunamis und des Erdbebens EIN sehr altes AKW, in dem es eben zum GAU kommt. Heißt aber, dass die Technik heute schon für AKWs so sicher sein können (die anderen sind ja unbeschädigt), dass diese auch Erdbeben von mehr als 8 auf der Richterskala überleben. Aber Punkte, die für Deutschland total unwichtig sind.

    Viele Grüße
    :hi:

  • Wie lang ist den jetzt mittelfristig? Man hat ja nicht wirklich den Eindruck, als wäre die Laufzeitverlängerung die letzte Ihrer Art.
    Natürlich ist es blödsinnig, sich darüber Gedanken zu machen, ob unsere AKWs dem Erdbeben standgehalten hätten. Es geht ja gar nicht nur um Erdbeben. Es geht darum, dass es immer ein Restrisiko gibt, dass es immer menschliche Fehler gibt. Nicht zuletzt hat Japan ja auch gezeigt, wie gut man Sicherheit vortäuschen kann. Es wurde doch immer gesagt, die AKWs in Japan seien Erdbeben sicher, waren sie aber eben nicht bis zum Letzten. Es wurden in Japan immer wieder Informationen vorenthalten, teils durch die Betreiber, teils durch die Regierung. Glaubt jemand wirklich, Vattenfall & Co. würden sich anders verhalten, bzw. verhalten sich anders.
    Ich persönlich habe durchaus meine Zweifel an der unumstößlichen Sicherheit der AKWs in Deutschland. Letztendlich ist das Festhalten an Atomkraft russisches Roulette. Aber das ist eben nicht alles, letztendlich hat die Nutzung der Atomkraft viele Fragen aufgeworfen über deren Beantwortung sich kaum Gedanken gemacht werden. Da werden Tonnen von gefährlichen Müll produziert und man sagt sich, man findet schon ne Möglichkeit, die zu vergraben. Dieser Müll wird dann Jahrtausende sicher sein, komme was wolle. Wie das gehen soll, leuchtet mir zwar nicht ein, aber es ist okay, noch mehr von diesem Müll zu produzieren.
    Auch mir ist klar, dass die Grünen Wahlversprechen brechen, mit den Sitzanteilen in den Gremien war das bisher auch schwer immer durchzuhalten.
    Besonders enttäuschend war sicher auch, dass gerade die Grünen im Umweltamt es nicht geschafft haben, die Endlagerfrage deutlich voranzutreiben. Nichts desto trotz bin ich wohl kaum der einzige, der den Grünen die meiste Glaubwürdigkeit bescheinigt, den schnellstmöglichen Atomausstieg zu bewerkstelligen. Bei einigen Parteien hat man eher den Eindruck, wir warten mit dem Ausstieg, bis endlich die Kernfusion nutzbar ist.

  • Was haben randalierende Demonstranten mit den gestrigen Wahlen zu tun?

    Gar nichts. Natürlich gar nichts.

    Wahrscheinlich waren das hier auch politisch nicht "engagierte" Bürger, sondern ein Tsunami.


    Es wäre schon nett, wenn wenigstens mal die Begrifflichkeiten stimmen würden, denn gerade im Bereich der Förderung der erneuerbaren Energien ist vieles, was als "Subvention" bezeichnet wird, keine Subvention. Subventionen setzen nämlich voraus, dass der Staat zahlt - und das eigentliche Instrumentarium des EEG sind garantierte Einspeisevergütungen, die von den EVU gezahlt werden (und dann auf die Endverbraucher umgelegt werden), dabei ist der Staat nicht beteiligt.

    Mag sein, daß man das nicht als Subvention im eigentlichen Sinne bezeichnen kann. Es ist nämlich kein Marktpreis, sondern ein staatlich festgeschriebener Preis, da ist es im Endeffekt egal, ob man das als Subvention bezeichnet oder nicht.

  • UlfN und Teddy: volle Zustimmung!

    Gerade das Thema Endlagerung wird oftmals verharmlost und als "wird schon alles gutgehen" dargestellt. Wenn man überlegt, dass der Atom-Müll noch 100.000 Jahre weiter strahlt und damit gefährlich ist und heute diese Kosten der Staat und damit jeder Steuerzahler trägt, dann sollte man diese Kosten auch mal dem Atomstrom zurechnen (Internalisierung externer Kosten). Mir ist ein "hässliches" Windrad auf einer Anhöhe alle mal lieber, als ein AKW welches Abfall für einen Zeitraum über die Menschheitsgeschichte hinaus produziert. Die Laufzeitverlängerung wurde ja ohne Not von Schwarz-gelb auf den Weg gebracht. Früher nannte man sowas mal Ablasshandel: Ein paar Mrd. zur Staatssanierung, dafür darfst Du auch wieder länger Müll produzieren :verbot:

    Nur macht es aber auch wenig Sinn in Deutschland alle AKWs abzuschalten, um dann den Atom-Strom aus Tschechien oder Frankreich zu importieren. Da sollte die EU sich auch mal zu einer einheitlichen Vorgehensweise durchringen.

  • Demonstranten haben mit der Wahl sehr viel zu tun, wenn man auf Grund des Ergebnisses die Bauzäune bei Stuttgart21 einreißt und Streifenpolizisten mit Fäusten angreift, nur weil man denkt, dass von heut auf morgen alles vorbei ist!

    Und ohne Not die AKW-Laufzeitverlängerung zu beschließen ist nicht richtig! Es geht um eine Rechnung, die die Grünen hinterlassen haben. Es wurde damals der Atomausstieg und das Abfangen der Ausfälle mit den Kohlekraftwerken beschlossen. Dann kamen die Grünen auf die glorreiche Idee, ihre eigenen Pläne, die ja bis 2020 umgesetzt hätten werden können, mit Gerichtsentscheidungen zu bombadieren. Kohlekraftwerke dürfen jetzt nicht mehr gebaut werden. Die Regierung musste einfach handeln, und zwar so, dass die Stromversorgung und eben die Grundversorgung des Stromnetzes gesichert ist.
    Die Grünen wirken bei Atomausstieg glaubwürdig, weil sie sich einfach nur gegenseitig selber bombadieren und keiner es mitbekommt, weil das auf Kommunalebene passiert. Auf Bundes- und Landesebene wird was beschlossen, auf Kommunalebene genau dagegen vorgegangen. Was hat das mit glaubwürdigkeit zu tun? Ja, Atomausstieg sind alle für, aber ohne Sinn und Verstand! Solange die nicht auf allen Ebenen an einem Strang ziehen wird BaWü unheimlich drunter leiden. Da wird es den Grünen genau so gehen wie der FDP!

    Eine EU-Weite Lösung ist nach momentanen Stand nicht möglich!

    Viele Grüße
    :hi:

  • Eine Sache sollte man nur sicher nicht vergessen und da nähere ich mich sicher Snuffmaster - Bei der Stromerzeugung haben wir, insbesondere bei den Kohlekraftwerken, etc., ein anderes großes Problem, dass es mit der Endlagerung durchaus aufnehmen kann - Die Klimaerwärmung. Von daher glaube auch ich, dass eine sofortige Abschaltung schwer wird, aber es muss halt alles unternommen werden, um das zu beschleunigen.
    Heißt natürlich auch im Privaten anfangen und Strom sparen. Wenn der Strom so teuer werden würde, wie er in Wirklichkeit ist, würden die Meisten auch ganz schnell damit anfangen ;)

  • In Deutschland orientiert sich auch die Erdbebensicherheit nach dem statistisch zu erwartenden Erdbeben in dieser Region (+ eine statistische Abweichung nch oben). Wenn es dann mal mehr rappelt, können die Dinger hochgehen.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • privaten anfangen und Strom sparen. Wenn der Strom so teuer werden würde, wie er in Wirklichkeit ist, würden die Meisten auch ganz schnell damit anfangen

    In der Tat, dass ist der wichtigste Punkt zum Thema Atomausstieg. In meiner Wohnung findet man nur noch Energiesparlampen und LED-Lampen. Die Neue Technik an LED´s ersetzt mir für 4 Watt eine 100Watt Glühbirne. Das Glühbirnen-Verbot ist ja nichts anderes als der erste Weg. Aber dann gibt es die Energiesparlampen, die Quecksilber beinhalten. Auch nicht so dolle. LED´s sind noch zu teuer, wenn sie sich wirklich durchsetzen sollen. Die CO² - Problematik ist nur bei AKWs nicht vorhanden. Dafür sollen aber für Kohlekraftwerke CO²-Lagerstätten gebaut werden, von denen dann das Gas nur Langsam an die Umgebung abgegeben wird. Aber diese Lagerstätten haben den gleichen Ruf eines Atomaren Lagers. Geht man nach der Bevölkerung, gehört von heute auf Morgen der Strom abgeschaltet, weil zusammengenommen, jeder gegen alles ist. Die Problematik ist eben, dass keine Energiequelle wirklich den Rückhalt der meisten Bürger hat. Genau so verhält es sich doch auch mit dem Strom: Atomfreie Welt wird gepredigt, aber wenn es drauf ankommt, wird der Strom privat unter anderem von AKW´s bezogen, obwohl es heute Möglichkeiten gibt, die Einspeisung "Öko"-Stroms direkt zu fördern. Ich weiß, woher mein Strom in Anteilen kommt! Wer von euch hier, der sich lautstark gegen Atomkraft ausspricht, bezieht Strom, der mit einem Label versehen ist? http://strom.idealo.de/Oekostrom-Zertifikate.html

    Das würde mich dann doch mal interessieren! Wer von euch kann wirklich behaupten, dass er gegen Atomstrom ist, und dem der Preis (der nicht immer höher liegt als bei der Versorgung mit Mix-Strom) egal ist?

    Viele Grüße
    :hi:

  • @ snuffmaster

    Du wirfst hier eine Menge unterschiedlicher Dinge in einen Topf. Natürlich sind in der Vergangenheit (und werden weiterhin) manche Forderungen der Grünen an der Realität zerschellen: An Machtverhältnissen, an technischen Grenzen, an einflussreichen Interessengruppen, an wechselnden Stimmungen in der Bevölkerung.
    Wie Ulf schon anmerkte, waren die Grünen bisher immer der eindeutige Juniorpartner in ihren Regierungen und dementsprechend eingeschränkt, was die Durchsetzung ihrer Ziele anbelangt. Aber die Grundsatzentscheidung - hier reine Lehre und ewige Opposition, da Verantwortung übernehmen und dazu mühsame Kompromisse schließen - haben sie schon in den 80er Jahren getroffen. Seither müssen sie eben auch mit manchem (Kohle-)Fleck auf der grünen Weste leben.
    Den Grünen ausgerechnet beim Atomthema mangelnde Glaubwürdigkeit zu unterstellen ist naiv oder verbohrt. Sigmat Gabriel hat zurecht darauf hingewiesen, dass die Grünen einst vor allem wegen dieses Themas überhaupt gegründet wurden. Dass du aus dem rot-grünen Atomkonsens fehlende Konsequenz der Grünen ableitest, ist - s.o. - wiederum nur unter Ausblendung der damaligen Mehrheitsverhältnisse möglich. Die Grünen haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie den Ausstieg gerne schneller vollzogen hätten.
    Im Übrigen war der Name Atomkonsens ja weder zufällig noch falsch gewählt. Die damalige Regierung hat eben nicht Entscheidungen am Parlament vorbei durchgezogen, sondern eine Vereinbarung mit den Kraftwerksbetreibern getroffen, diese in Gesetzesform gegossen und im Parlament verabschiedet. Damals ganz eindeutig von einer Mehrheit der Bevölkerung getragen. Das bedeutet nun einmal Kompromisse, die jedoch nicht die schlechtesten Voraussetzungen in so einer grundlegenden Frage sind. Das unterscheidet den Ausstieg eben auch vom Ausstieg vom Ausstieg und vom Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg und dehalb denke ich, dass die schwarz-gelbe Koalition diesen Konsens ohne Not aufgekündigt hat.
    Alles andere fällt eher in den Bereich Legendenbildung, ähnlich wie die Behauptung der CDU, die Laufzeitverlängerung sei nur ein Nebenprodukt eines Masterplanes zum Einstieg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien gewesen.

  • Die nicht umgesetzten Wahlversprechen an Machtverhältnissen etc. festzumachen bei den Grünen...Dabei bei der FDP von Wahlbetrug zu reden :nein:
    Bleiben wir auf den Boden der Tatsachen: Die Aussage, dass die Grünen sich gegen Atomkraft einsetzen ist unbestritten. Wie man dies erreichen will hat man nicht mal annährend gesagt. Da zerfleischt sich die Partei nachweislich intern. Die einen sind für Pumpspeicherwerke, um die Energie aus Windkraft zu speichern, die anderen sagen, dass dies die Umwelt zerstört. Haben die Grünen sich jemals auf einen Weg aus der Atomkraft intern geeinigt? Sie haben bisher, ob in Opposition oder Regierung, zwar immer große Töne gespuckt, aber niemals einen Weg gesagt, wie das gehen soll. Alle reden von Windenergie und Solarkraft, die Atomkraft ersetzen sollen, aber wie das technisch alles (nach jetzigem Stand) umgesetzt werden soll, bleibt weiter offen. Nennt mir mal bitte jemand einen Sinnvollen Vorschlag der Grünen, wie man Energie aus Wind und Sonne speichern kann, hinter dem die ganze Partei steht!

    Hier im forum haben die Grünen ja viele Anhänger...also müsste doch jemand in der Lage sein, zu erklären, wie die Grünen sich den Weg mit momentan technisch umzusetzenden Mitteln aus der Atomkraft vorstellen! "Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke sofort vom Netz!" ist doch eine Parole der Grünen. Wie soll das technisch umzusetzen sein? Wie soll das für Wirtschaft (der sie ja sehr nahe stehen wollen) und den privaten Haushalt ohne riesigen Mehrbelastungen von statten gehen? Strompreis wird ja auch an der Börse notiert und entsprechend gehandelt.

    Dazu kommt, dass die jetzige Bundesregierung sich niemals gegen einen Atomausstieg ausgesprochen hat. Es war nie von Neubau von AKWs die Rede. Es war nie von unendlichen Laufzeiten für bestehende AKWs die Rede. Der Punkt war, dass Laufzeiten verlängert werden sollte. Und dies geschah auch aus Resultaten der Grünen. Wer für Kohle als Alternative ist, und so einen Atomausstieg festmacht, und dann plötzlich auch noch gegen Kohle ist, braucht sich nicht zu wundern, dass es erstmal eine Laufzeitverlängerung für AKWs gibt. Der FDP und der CDU vorzuwerfen, man könnte sich nicht für einen Weg entscheiden, sollte erstmal vor der eigenen Haustür kehren. Hier muss ich persönlich mal ein kompliment an die SPD machen, die nach wie vor an der alten Lösung festhält. Das kann man von den Grünen nicht behaupten.

    Viele Grüße
    :hi:

    • Offizieller Beitrag

    Durch die Ergebnisse bei den Wahlen ist jetzt mächtig Dampf auf den Kessel gekommen. Das ist sehr zu begrüßen. Der Ausstieg wird (parteiübergreifend) forciert werden, wie auch immer das im Detail später aussehen mag. Es wird funktionieren - wohl nicht bis 2017, aber vielleicht bis 2025 (und nicht erst 2050). Ohne die Grünen hätte es das vermutlich so nicht gegeben.

    Ich bin sicher, dass es praktikable Lösungen im Rahmen eines Konsenses geben wird.

    Am Rande: Als in den 80ern die Diskussion über die Umwelstschäden durch verbleites Benzin aufkam, sagte die Autoindustrie seinerzeit, es sei technisch unmöglich, alle KfZ mit zuverlässigen Katalysatoren auszustatten. Motoren würden eher kaputtgehen etc... Als Willy Brandt Bundeskanzler wurde, vermuteten viele Konservative, die BRD werde mit den 68er-Hippies in Anarchie stürzen. Als die Grünen in den Bundestag einzogen, sprach FJS vom "Untergang des christlichen Abendlandes" etc.)

    In dem Ausstieg stecken meiner Meinung nach riesige Potenziale, nämlich Technologien für die Zukunft zu entwickeln und langfristig Weltmarktführer im Bereich der erneuerbaren Energieen zu werden. Die "Brücke" in die Zukunft wird verkürzt und nicht doppelt zementiert und betoniert. Dazu gehört natürlich auch ein (durch sanften Druck von Preiserhöhungen gefördertes) Umdenken, was den Umgang mit Strom angeht. Soll die Regierung doch nen Zwanni oder Fuffi als Abwrackprämie für mehr als zehn Jahre alte Gefrierschränke zahlen. Das würde ein erstes kleines, aber spürbares Ergebnis bringen.

    Erst mit den deutlichen Anstieg der Benzinpreise achtete der normale Autokäufer auf die Verbrauchswerte von Neuwagen. Jetzt wirbt die Autoindustrie mit Verbrauchs- und CO2-Werten, die vor 15 oder 20 Jahren niemanden interessiert haben.

    Man kann die ganze Diskussion selbstverständlich auch auf ein "Totschlagsargument" verkürzen: Wen interessieren CO2-Werte, Arbeitsplätze, Genehmigunsverfahren für Stromtrassen, Endlager etc, wenn so ein AKW in die Luft fliegt?
    Es bleibt nur zu hoffen (auch wenn es wohl unrealistisch ist), dass jetzt nach und nach ein weltweites Umdenken beginnt und nicht erst noch (erdbebenbedingt) ein AKW in Kalifornieren explodieren muss...

    Edit: Jetzt - urplötzlich - haben es auch Lindner, Brüderle und MCAllister ganz eilig... Über Nacht sind die von Rot-Grün geführten Konsensgespräche mit den AKW-Betreibern aus dem Jahr 2000 zum Vorbild geworden :lol:
    http://www.spiegel.de/politik/deutsc…,753813,00.html

  • Genau so einen Bericht wollte ich auch gerade posten.

    Man muss aber jetzt beachten: Es werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Es sollten doch alle froh sein, dass es den Austieg aus der Laufzeitverlängerung gibt. Der Wahlkampf für dieses Jahr ist fast vorbei, jetzt gilt es einfach den besten Weg zu finden: Am besten alle Energie- und Umweltpolitischen Sprecher der 5 im Bundestag vertretenen Parteien sich zusammenfinden und eine Parteiübergreifende Lösung finden. *traummodusaus*

    Viele Grüße
    :hi:

  • Zitat


    Am besten alle Energie- und Umweltpolitischen Sprecher der 5 im Bundestag vertretenen Parteien sich zusammenfinden und eine Parteiübergreifende Lösung finden.

    Gerade dem hatte sich doch die jetzige Bundesregierung vor den Landtagswahlen verweigert. Immerhin ist Merkel jetzt schon mal der Meinung, dass man auch die Ministerpräsidenten aller Bundesländer zum Gespräch bittet und nicht nur im CDU-eigenen Saft schmort.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

    • Offizieller Beitrag

    Wichtig - und so wurde es bereits 2006 von der FDP untermauert - darf der Weg nicht durch interessengemeinschaften vorgegeben werden.


    Ich lache mich gleich tot. Die Klientelpartei schlechthin sagt, dass "der Weg" nicht durch Interessengemeinschaften vorgegeben werden darf? Gerade die FDP? Toller Treppenwitz ... sollten sie sich vielleicht selber mal dranhalten!

  • Ich bin Immobilienverwalter und dies ist ein Projekt, das ich seit geraumer Zeit beobachte:

    http://www.toptarif.de/news/energie/1…bruch-verhelfen

    Vaillant und Honda haben gemeinsam ein ähnliches Projekt begonnen.

    Normalerweise hat man ja gegen die Herrscher der vier Besatzungszonen (RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall) keine Chance, aber wenn VW mit im Boot sitzt und daran verdienen kann... :D

    Gruß Flevo

    Es kann passieren, was will: Es gibt immer einen, der es kommen sah. (Fernandel)