Milliardär Merckle begeht Selbstmord

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    Der in Finanznot geratene Unternehmer Adolf Merckle ist tot. Merckle wurde gestern Abend nahe Ulm von einem Zug erfasst und getötet. Die Familie von Adolf Merckle bestätigte am Nachmittag, dass der 74-jährige Unternehmer Selbstmord begangen habe.

    In einer persönlichen Erklärung teilte sie mit: "Die durch die Finanzkrise verursachte wirtschaftliche Notlage seiner Firmen und die damit verbundenen Unsicherheiten der letzten Wochen sowie die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, haben den leidenschaftlichen Familienunternehmer gebrochen, und er hat sein Leben beendet." Adolf Merckle habe für seine Familie und seine Firmen gelebt und gearbeitet.

    Die Ulmer Polizei hatte erklärt, dass es zur fraglichen Zeit einen tödlichen Bahnunfall mit einem etwa 70 Jahre alten Mann an der Strecke bei Blaubeuren-Weiler gegeben habe, ohne sich zur Identität des Toten zu äußern. Die Polizei verwies auf eine Presseerklärung der Staatanwaltschaft Ulm im Laufe des Nachmittags. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll es einen Abschiedsbrief des Getöteten geben.

    Die Unternehmen des Multi-Milliardärs - darunter der Pharmakonzern ratiopharm und der Zementhersteller HeidelbergCement - waren finanziell in Bedrängnis geraten, weil einige seiner Firmen hoch verschuldet sind und im Zuge der Finanzkrise drastisch an Wert verloren. Außerdem verspekulierte er sich mit Volkswagen-Aktien. Die Banken verlangten daher mehr Sicherheiten für ihre Kredite. Ende Dezember hatte der Unternehmer mit den Banken eine Stillhaltevereinbarung erzielt. In einem nächsten Schritt sollten dann die Verhandlungen über einen Überbrückungskredit zu Ende geführt werden.


    Quelle: http://www.swr.de

  • Zitat

    Original von Teddy
    Ich hasse es ... und wieder ein Zugführer, der ohnmächtig und ohne Chance auf ein Eingreifen mitansehen musste, wie sein zug einen Menschen tötet. Warum immer mit dem Zug??

    Da schließe ich mich an. Wenn jemand die Entscheidung getroffen hat sich das Leben zu nehmen, ist das eine Sache, andere da aber noch mit reinzuziehen, ist absolut bescheuert und verantwortungslos !

  • Wenn der Mann noch rational gedacht hätte, hätte er damit leben können, in letzter Zeit ein paar Fehler gemacht zu haben und dennoch weiterhin einer der reichsten Männer Deutschlands zu sein...

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

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    Original von Gottfried
    Ich denke, wenn der Mann noch rational gedacht hätte, hätte er auch an den Lokführer gedacht...

    Das kann keine Entschuldigung sein und macht die Sache nicht besser.

  • Auch wenn wir das nicht nachvollziehen können und hunderte von anderen Wegen sehen...
    Dem Mann ist sein Lebenswerk/Lebensinhalt weggebrochen! Wir sollten nicht über Situationen urteilen, in die wir uns nicht annähernd reinversetzen können.

    SV Post Schwerin

  • Die menschliche Psyche ist ein fragiles "Ding", da halten auch Milliarden nicht "gesund".
    Mein Mitgefühl gilt aber dem Lokführer, der diese Trauma verarbeiten muss.

  • Zitat

    Original von binesa

    Das kann keine Entschuldigung sein und macht die Sache nicht besser.

    Sah das nach Entschuldigung oder Rechtfertigung aus, Frau Lehrerin?

  • Zitat

    Original von Teddy
    Ich hasse es ... und wieder ein Zugführer, der ohnmächtig und ohne Chance auf ein Eingreifen mitansehen musste, wie sein zug einen Menschen tötet. Warum immer mit dem Zug??

    Genau das war auch mein erster Gedanke dabei! Wenn sich jmd. umbringen will, dann ist das seine Entscheidung, kann nur absolut nicht nachvollziehen, warum man dabei noch das Leben eines unschuldigen Menschen, ja bei manchen Lokführern quasi zerstört!

  • Zitat

    Original von Gottfried

    Sah das nach Entschuldigung oder Rechtfertigung aus, Frau Lehrerin?

    Könnte man zumindest so verstehen

    Grüßle
    Frau Lehrerin

  • Zitat

    Original von Postfan
    Auch wenn wir das nicht nachvollziehen können und hunderte von anderen Wegen sehen...
    Dem Mann ist sein Lebenswerk/Lebensinhalt weggebrochen! Wir sollten nicht über Situationen urteilen, in die wir uns nicht annähernd reinversetzen können.

    Darüber urteilt hier ja auch keiner ...nur hätte er einfach nicht einen unbeteiligten Menschen in seine Entscheidung hineinziehen sollen !

  • Es gibt bei einem Selbstmord immer einen, der einen findet und im schlimmsten Fall - mal ganz krass ausgedrückt - die Reste aufkratzen muss. Das ist auch nicht einfacher, als als Zugführer im Zug zu sitzen.

  • Ich finde es schon etwas befremdent, dass bei einem Selbstmord lediglich sachlich darüber diskutiert wird, ob er sich nicht hätte praktischer, sozialer umbringen können.
    Das war wirklich nicht mein erster Gedanke, auch wenn es Methoden geben mag, die nicht so viele Menschen belasten werden.

    Was ist die Aussage? Wir müssen mehr Aufklärung betreiben, damit sich die Selbstmörder nicht mehr vor Bahnen schmeißen?

  • Zitat

    Original von wintermute
    Es gibt bei einem Selbstmord immer einen, der einen findet und im schlimmsten Fall - mal ganz krass ausgedrückt - die Reste aufkratzen muss. Das ist auch nicht einfacher, als als Zugführer im Zug zu sitzen.

    Leute, die eine Leiche finden, fühlen sich in aller Regel nicht für deren Tod verantwortlich. Viele Lokführer schon...

  • Zitat

    Original von Bilbo

    Leute, die eine Leiche finden, fühlen sich in aller Regel nicht für deren Tod verantwortlich. Viele Lokführer schon...

    das müssen sie auch nicht.

    Nicht gegen dich persönlich:

    Aber hast du schon mal eine Leiche gefunden?

    Oder sie geborgen?

    Hast du schon mal eine tote Oma aus dem Fluß gezogen?

    Einen völlig entstellten Körper aus einem Autowrack herausgeholt?

    Ein Kind nach einer Stunde Suchzeit unter der geschlossenen Eisdecke aus den Armen eines Tauchers in den Arm gelegt bekommen?

    Gesehen, wie der Notarzt trotz Wiederbelebungsversuche nur noch den Tod der siebzehnjährigen Beifahrerin feststellen kann und nach einer Decke fragt?

    Glaub mir, das lässt dich tagelang nicht los, wenn du Pech hast, verfolgt es dich dein ganzes Leben.

    :) Mache nie zwei mal den selben Fehler, die Auswahl ist doch groß genug! :)

    2 Mal editiert, zuletzt von harmi (7. Januar 2009 um 17:54)

  • Zitat

    Original von binesa

    Könnte man zumindest so verstehen

    Grüßle
    Frau Lehrerin

    Vielleicht sollte ich eine komplex gemeinte Aussage nicht so raffen, daß sie besser verständlich ist?

    Also: Habe ich Verständnis für die Zockerei mit VW-Aktien, die das Bürkle-Imperium so sehr gefährden? Nein! Habe ich Verständnis für Banken, die solches Geschäftsgebahren begleiten? Nein.

    Aber: Habe ich Mitleid mit dem Lokführer? Ja. Habe ich Mitleid mit der Familie von Herrn Bürkle: Ja. Habe ich Mitleid mit Herrn Bürkle? Ja, denn wer in einer solchen Lage keinen anderen Weg mehr sieht, als sein Leben zu beenden, mit dem habe ich Mitleid.

    Und: Denke ich, daß Herr Bürkle an das Seelenheil des Lokführers gedacht hat, als er sich vor den Zug warf? Nein! Ist das eventuell egoistisch? Ja! Hat er dennoch mein Mitleid? Trotzdem Ja.

  • nur dass der Bürkle Merckle heisst ;)


    Merckle-Gruppe gerettet

    Ulm - Die finanziell schwer angeschlagene Merckle-Gruppe ist vorerst gerettet, muss aber den Pharmahersteller ratiopharm verkaufen. Das bestätigte ein Sprecher der zu Merckle gehörenden VEM Vermögensverwaltung am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa in Ulm. Die rund 30 Gläubiger-Banken hätten einen dringend benötigten Überbrückungskredit genehmigt. Der Liquiditätsengpass der Merckle- Gruppe sei damit abgewendet. Als nächstes solle ein langfristiger Sanierungsplan erstellt werden. Früheren Meldungen zufolge geht es bei dem Überbrückungskredit um rund 400 Millionen Euro für das Firmengeflecht, zu dem neben ratiopharm auch der Zementhersteller HeidelbergCement und der Pharmagroßhändler Phoenix gehören.

    Die Banken setzten allerdings durch, dass sich Ludwig Merckle zurückziehen muss, sagte der VEM-Sprecher. Nach dem Selbstmord des Firmenpatriarchen Adolf Merckle ist sein Sohn Ludwig gemeinsam mit ratiopharm-Finanzchefin Susanne Frieß Geschäftsführer der VEM.

    Durch den Überbrückungskredit soll das Merckle-Imperium mit 100.000 Mitarbeitern kurzfristig vor der Insolvenz bewahrt werden. Adolf Merckle hatte nach Angaben des VEM-Sprechers selbst noch alle nötigen Unterschriften geleistet, bevor er sich am Montag das Leben nahm. Sein Firmenimperium war durch die Finanzkrise und nach Verlusten bei Spekulationen mit VW-Aktien ins Wanken geraten.
    Quelle:http://www.stimme.de

  • Zitat

    Original von Jenny

    Darüber urteilt hier ja auch keiner ...nur hätte er einfach nicht einen unbeteiligten Menschen in seine Entscheidung hineinziehen sollen !


    Damit verurteilst du doch mehr oder weniger sein Handeln sich vor den Zug geworfen zu haben. Oder sehe ich das falsch?
    Wer kann wissen, wie klar oder unklar er in dem Moment denken konnte. Vielleicht hatte er nur vor spazieren zu gehen ond hat die Entscheidung aus der Verzweiflung heraus "spontan" getroffen.
    Welcher Weg ist der beste sich umzubringen? :/:

    SV Post Schwerin

    • Offizieller Beitrag

    Nur, weil ich die Sache ja auch mit meinem ersten Kommentar angeschoben habe:

    Postfan: Nach SpON hat Merckle einen Abschiedsbrief hinterlassen, bevor er das Haus verlassen hat. Er hat sich also nicht spontan zum Suizid entschieden. Ich gehe vielmehr so weit und sage, hier hat jemand, der sich vollkommen verkalkuliert hat, einen "Bilanzsuizid" begangen. Geplant - wenn auch vielleicht von Überlegungen getrieben, die wir nicht nachvollziehen können.

    Das es keinen "guten" Weg gibt sich umzubringen, ist klar - irgendjemandem wird man immer Schmerzen zufügen, irgendjemanden wird man immer überfordern. Dennoch ist es ein Unterschied, ob man jemanden, der sich mit Tabletten suizidiert hat, still im Bett liegend findet - oder ob man als Zugführer im Extremfall jemanden schon mehrere hundert Meter vor dem Zusammenstoß auf den Gleisen stehen oder liegen sieht, verzweifelt die Notbremse betätigt, bette und flucht, dass die Scheißkiste endlich zum Stehen kommt und dann doch mitansehen muss, wie der Zusammenstoß erfolgt.

    @ harmi: Ich habe bereits geholfen, eine Leiche aus dem Fluß zu ziehen, und ich habe bereits einen elfjährigen Jungen reanimieren dürfen (mit zweifelhaftem Ergebnis) ... und du hast recht, es hat mich tagelang nicht losgelassen. Und dennoch - mir fehlt (zum Glück) die Erfahrung des Lokführers - denke ich, dass die Erfahrung des Lokführers ein ganzes Stück traumatischer ist.

    UlfN: Es war bei mir tatsächlich der erste Gedanke mit dem Zug. Mag sein, dass das befremdlich ist - aber beruflich bedingt sind Tote für michts besonders furchtbares. Auch mit Suizidenten habe ich ausreichend am Hut. Und ich maße mir nicht an, über den Suizid eines Menschen zu urteilen, den ich nicht kannte - das muss diese Person mit sich selbst oder einen höheren Instanz ausmachen. Aber ich finde es sehr befremdlich, wenn man dabei andere Menschen so beeinträchtigt, wie das bei Lokführern (oder Straßenbahnfahrern) so oft der Fall ist.

    @ wintermute: Ich denke, es ist schon etwas anderes, ob ein Bestatter oder Retungsdienstler oder Feuerwehrler, der beruflich häufiger mit Toen zu tun hat, einen Toten findet - oder ob jemand mitbekommt, wie sich jemand vor den eigenen Zug wirft und man selber ohnmächtig zusehen muss, wie der von einem selber gelenkte Zug jemanden tötet ... ob man etwas dafür kann oder nicht.