ZitatAlles anzeigenErmittler prüfen Immobiliengeschäfte
26. November 2008 | 04:30 Uhr | Von Carlo Jolly
Im Ermittlungskomplex Flensburger Sparkasse laufen mehr Einzelverfahren als bislang bekannt - und die jüngsten Durchsuchungen in der Sache liegen erst gut zwei Monate zurück.
VergrößernAm Ende nur noch eine Baustelle: Dieses Bild von der Flensburger Sparkasse gibt es nicht mehr.
Es war der bislang letzte Schlag in einem mittlerweile zehnteiligen Untersuchungskomplex: Noch Mitte September hat nach Informationen unserer Zeitung ein großes Aufgebot von Kripo und Staatsanwaltschaft die Privat- und Geschäftsräume des früheren Vorstandsvorsitzenden Frerich Eilts durchsucht. Unter dem dort sichergestellten Material befinden sich offenbar auch Kundenunterlagen der alten Flensburger Sparkasse - wobei sich nun die Frage stellt, ob der Ex-Direktor, der seit Ostern nicht mehr an seinem Arbeitsplatz war, diese Unterlagen bereits davor zu Hause hatte oder aber sich später noch von ehemaligen Mitarbeitern besorgen konnte.
Seit seiner Existenzgründung als Unternehmensberater firmiert unter der Privatadresse von Eilts im Flensburger Osten auch die Firma des Ex-Sparkassendirektors, der als einziger Mitarbeiter der ehemaligen Flensburger Sparkasse in den Aufsichtsgremien der neuen Nospa nicht entlastet worden war (wir berichteten.) Allerdings werden nach Tageblatt-Informationen wenigstens gegen drei weitere Banker der früheren Sparkasse Vorermittlungen geführt.
Verfahren unter zehn verschiedenen Aktenzeichen
Außerdem beschlagnahmten die Ermittler bei den Durchsuchungen im September umfangreiche Unterlagen am Südergraben, wo in der ehemaligen Flensburger-Sparkasse-Zentrale seit Juli die neue Nospa das Sagen hat. Dort stiegen die Staatsanwälte auch "tief in den Keller", wie ein Insider bestätigt, und stellten Material sicher, das Aufschlüsse über Abläufe aus weit zurückliegenden Geschäftsjahren geben soll.
Insgesamt sind im Komplex Flensburger Sparkasse mittlerweile Verfahren unter zehn verschiedenen Aktenzeichen aufgelaufen, von denen allein das erste (Kreditangelegenheiten/Aufsichtsratstätigkeit Capital Stage) kurz vor Weihnachten 2007 eingestellt wurde sowie das zweite (Hamburger Thielert AG, wo es um den Verbleib von drei Millionen Aktien ging) nach vorläufiger Einstellung des Strafverfahrens nur noch zivilrechtlich mit einer 70-Millionen-Forderung des Motorenherstellers läuft.
Bei den jüngsten Durchsuchungen von diesem Herbst geht es um den Vorwurf, spezielle Immobiliengeschäfte seien in der Flensburger Sparkasse nur gegen Spende für die SG Flensburg-Handewitt zustande gekommen. Deals mit Grundstücken oder Häuserverkäufen sind auch bei mehreren anderen der laufenden Verfahren Ermittlungsgegenstand: Gleich bei drei Verfahren geht es um Grundstückskäufe, die gegen Spende an die SG um 30 000 bis 35 000 Euro günstiger abgewickelt worden sein sollen. Vorwurf: Untreue. In einem anderen Verfahren geht es um die Überweisung von Rechnungen einer Sozietät auf das Privatkonto eines Rechtsanwaltes, die aber der Kanzlei zustanden, in der dieser als Sozius tätig war.
Die ermittelnde Kieler Staatsanwaltschaft wollte sich gegenüber dem Flensburger Tageblatt weder über die genaue Zahl der aktuellen Verfahren noch über die neuen Vorwürfe oder die Beschuldigten äußern. Das sei schon zum Schutz der Beschuldigten gängige Praxis, zumal es immer denkbar sei, dass Betroffene gar nicht wissen, dass gegen sie ermittelt wird, sagte ein Sprecher der Behörde.
Quelle: SHZ.de