Es gibt einen Olympiathread, doch wurde das Thema hier schon parallel in Zusammenhang mit Tibet z.B. intensiv diskutiert. Vielleicht ist es doch sinnvoll noch einen Thread aufzumachen, welcher das noch mal zusammenfasst. MIchael Gross hat heute in der FAZ ein bemerkenswertes Interview gegeben, welcher eigentlich die Bedeutung dieser Olympischen Spiele zusammenfasst.
fazl
Die Frage, welche das IOC zu beantworten hat ist: In Zukunft Zirkus oder Olympia reloaded.
Auch die Frage, welche in der nächsten Woche sich alle großen Gazetten noch einmal stellen werden, beantwortet er kurz und prägnant.
ZitatWar es im Rückblick richtig, Olympia nach China zu vergeben?
Die Menschen in China haben - unabhängig vom Staatssystem - diese Spiele verdient. Und das Land hat diese Spiele auch gebraucht als Anerkennung seiner Bedeutung als kulturelle und wirtschaftliche Macht, nicht nur in der Gegenwart, sondern seit vielen Jahrhunderten. Und wie sich die Menschen dort über Olympia gefreut haben! Diese Leute haben Olympia verdient - das Regime nicht. Dass aus Olympia in China ein Zirkus gemacht würde, war vorher klar und liegt in der Verantwortung des IOC. Als Zirkus hat das ja sogar Spaß gemacht, auch mir.
Für mich als Beobachter mit "China-Hintergrund" bleibt die letztlich schöne Erkenntnis, dass spätestens jetzt auch im letzten Hintertutzing die Botschaft angekommen ist, dass China auf dem Weg zu einer Weltmacht ist und für mehr steht als Billigimporte und den Chinesen um die Ecke, welcher sein Essen billigst mit Glutamat verkauft.
Vielleicht fällt ja der Groschen langsam und auch die Erkenntnis, dass eine Großmacht mit derart Potenzial mit seiner Macht noch recht "defensiv" umgeht. Parallel hat Russland mit einem Kolonialkrieg modernster Prägung gezeigt, wie gefährlich es ist.
Dass als Reaktion die deutschen Protestbürger ihre Tibetfahnen am Auto nicht gegen georgische Fahnen umgetauscht haben, sagt eigentlich alles über diesen abendländischen Kulturchauvinismus.