Beschäftige mich gerade mit der Abwehr von Ciudad Real. Ist hier um Forum oder in einer Fachzeitschrift schon mal die genaue Handlungsweise oder die Philosophie dieser speziellen 5:1 vorgestellt worden? Würde viel Arbeit ersparen.
5:1 von Ciudad Real
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In der "handballtraining" brauchst Du nicht zu suchen. Sollte die Deckungsweise derjenigen der Nationalmannschaft Spaniens früher ähneln, könntest Du doch noch fündig werden. Roman Dios usw. hat mehrere Artikel zum spanischen Team geschrieben.
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was denn so besonders an dieser Abwehr? Habe die Mannschaft noch nie gesehen...
grüße
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Für mich ist nicht klar welche Vorgaben diese Deckung hat. Was das besondere
ist, ist schwer zu erklären. Schwalb hat so ähnlich mal mit Wallau gedeckt. Die machen, das anscheinend immer noch. Die Spitze agiert sehr unterschiedlich, hinten Mitte mal völlig offensiv mal defensiv. Die halben auch. Die Deckung funktioniert bei Ciudad sehr gut, bin mir aber relativ sicher, dass es auch mit der individuellen Klasse der Einzelspieler zu tun hat. Aber vielleicht hat da jemand wirklich Insiderinformationen. Brack hat mal angedeutet, dass er diese Variante vermehrt einsetzen will. -
Auf der Homepage der spanischen Liga gibt es immer Zusammenfassungen der einzelnen Ligapartien. Ciudad Real hat dort das Kürzel CRL. Vielleicht finden sich da ja auch Anhaltspunkte für die Deckungsarbeit

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Danke für den Tip aber hab selbst schon 10 Spiele aus der Championsleague besorgt. Mir fehlen da eigentlich eher ein paar theoretische Prinzipien dieser Deckung. Aber nicht mehr viele. Habe die Deckung schon eingeführt und auf einem Rasenturnier hat das schon mit beachtlichem Erfolg geklappt.
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Die Spielweise der 5:1 von Wallau ist einmal auf einem Video erklärt worden. Bundesliga Highlights. Gabs aber nur als Videokassette. Auf der Webseite ehfcl.com sind die Spiele von Ciudad im Videoarchiv noch einsehbar.
Die Variante der 5:1, die in beiden Fällen zum Einsatz kommt.ist aber eigentlich relativ einfach. Im Grunde genommen entspricht die Spielweise einer normalen 5:1 bis zu dem Zeitpunkt, an dem von einer Seite aus wirklich Druck aufgebaut wird. In diesem Fall hilft der VM weder zur Halbseite aus noch bekämpft er den RM des Gegners wie man es normalerweise erwarten würde. Stattdessen entfernt er sich vom Ball und bedroht den Parallelstoßpass zum Rückraumspieler auf der Gegenballseite - ähnlich den offensiven Halbverteidigern in der 6:0 von Heiner Brand. Der Halbverteidiger auf dieser Seite muss dann natürlich Richtung Ball einrücken, da er durch die Übernahme von VM nun ja keinen Gegenspieler mehr hat.
Die Spieler auf Ballseite agieren wie in einer 6:0 Abwehr. Je nach Spielweise bzw. Gegenspielern offensiv oder defensiv.
Ziel ist es aber durch den blockierten Passweg zum Gegenhalben den Druck aus der Aktion zu nehmen und den Gegner zum Neuaufbau zu zwingen.
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Ich bin mir nicht sicher ob es sich bei der Ciudad Abwehr um den genauen Abklatsch der Wallau Deckung handelt, aber dieser Punkt, dass der Vorgezogene immer wieder die ballentfernte Seite stabilisiert und Pässe von Halb zu Halb verhindert ist einer von 10 Punkten die ich auch schon gesehen habe. Sehr wohl wird auch immer wieder vom VM der Halbangreifer mit Ball angegriffen. Hauptsächlich wenn der Kreis auf der anderen Seite steht. Aber was du anführst ist sicher ein ausschlaggebender Unterschied zu gewöhnlichen 5:1 Systhemen.
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ein genauer Abklatsch ist es mit Sicherheit nicht. Es ist eine Variante, die auch Ciudad mit Sicherheit nur mit Bezug auf die Spieler des Gegners anwendet. z. B. nur auf einer Seite (gegen Kiel vor allem gegen Karabatic). Hier hat der VM mit Sicherheit Vorgaben - ja nachdem wie gut z. B. der ballführende Halbe mit dem Kreis zusammenspielt oder wie wurfgefährlich er über die Mitte kommt - wann er auf Ballseite attackieren bzw. wann den Parallelstoß bremsen soll.
Die Frage ist halt, wie variabel und flexibel deine Mannschaft und wie ihre Gegner sind. In unteren Ligen kann es durchaus sinnvoll sein, so eine Variante als dauerhafte Lösung zu etablieren. In höheren Ligen ist es eine taktische Variante im bestehenden System gegen spezielle Gegner oder Situationen, wird aber wohl nur in den seltensten Fällen in jedem Spiel absolut identisch interpretiert.
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Wenn die Spiele einsehbear sind und es hier offenbar den ein oder anderen Trainer mit Fachkenntnis in den "höheren Weihen" gibt, dann erarbeitet doch hier die theoretischen Grundlagen jener 5:1. (Und schreibt dann einen Artikel für die "handballtraining"
)Bislang klingt das recht interessant!
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Wie gesagt: auf dem Video Handball Bundesliga Highlights aus dem Philippka-Verlag wurde das Thema mal aufgearbeitet. Ist aber schon etwas her. Daher gab es das nur als VHS-Video und das ist mittlerweile nicht mehr lieferbar. Ich werd mal sehen, ob ich das Video noch irgendwo habe ...
In diesem Zusammenhang ein kleiner Tipp: Am 11. Juli erscheint nach Jahren zum ersten Mal wieder ein vergleichbares Video mit Bundesliga-Highlights zur Saison 2007/2008 auf DVD. Bei amazon ist es jetzt schon vorbestellbar ...
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Troya im Moment sehe ich diese Deckung schon als revolutionäres Systhem und nicht als Variante, gerade im Spitzenbereich. Championsleguesieger Ciudad spielt das immer. Wenigstens in den 10 Spielen die ich gesehen habe. Auch die Positionsbsetzng, LA spielt immer auf der Spitze, KL immer zentral in der Mitte, Spielmacher deckt immer außen links, RA immer außen rechts.Halbangreifer wenn sie nicht gewechselt werden immer in der Abwehr auf halb Dies bedeutet kürzeste klarste Laufwege und höchste Ordnung im Gegenstoß.
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Als Schwalb diese Variante der 5:1 eingeführt hat, war sie tatsächlich revolutionär und er hat mit seiner damaligen Wallauer Truppe sicherlich auch deswegen trotz fehlender Spielerqualität ein paar Punkte mehr geholt. Im heutigen Spitzenbereich dürfte das aber doch eher als Variante gelten denn als ein neues System. Basis ist und bleibt die 5:1.
Wer in diesem System wo verteidigt dürfte aber wohl weniger an den Laufwegen liegen, sondern wohl eher daran, wo die vorhandenen Spieler verteidigen können. Zentral in der Mitte spielt bei Ciudad Didier Dinart. Das ist ein Abwehrspezialist, der im Angriff eigentlich gar nicht eingesetzt wird. Bei Ciudad "darf" er aber - im Gegensatz zu Oliver Roggisch in der Nationalmannschaft - den Gegenstoß mitlaufen. Und da schickt man Abwehrspezialisten halt gerne an den Kreis. Da haben sie nicht soviele Entscheidungen zu treffen ...
Bzgl. des Gegenstoßes ist der LA in der angesprochenen 5:1-Variante auf VM aber gar nicht so günstig. Denn wenn er gerade den Passweg zu RL blockiert, muss er bei Ballgewinn zunächst einmal über die rechte Angriffsseite laufen. Die linke Außenbahn bleibt dann unbesetzt. Optimal wäre für kürzeste klarste Laufwege und höchste Ordnung im Gegenstoß theoretisch hier der Kreisläufer aufgehoben.
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Gerade Ciudad Real plagt sich doch zweitweise mit bis zu drei Wechseln zwischen Abwehr und Angriff.
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aber schau dir mal das Rückspiel gegen Kiel an wenn sie in den Rückzug mussten hatten es die Angriffsspieler auch im Griff. Das hat mit dem eigentlichen Systhem nichts zu tun. Dann spielt halt Laen für Dinart zentral. Und Steffanson für Morros. Das hat was mit der Schonung von unersetzbaren Angriffskräften zu tun. Bei Laen natürlich nur weil der Kubaner nicht mehr laufen kann ;).
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Zitat
Original von Zickenbändiger
dann erarbeitet doch hier die theoretischen Grundlagen jener 5:1.Bislang klingt das recht interessant!
Wäre echt interessant die theoretischen Grundlagen, dieser besonderen Abwehr kennenzulernen.
Leider ist auf den Tip von Zickenbändiger keiner drauf eingegangen. Wieso eigentlich

Grüße
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Ist aus meiner Sicht schwierig etwas bei einer Mannschaft im Fernsehen abzugucken und sich dann gleich anzumaßen eine thoretische Abhandlung zu schreiben.
Was ich inzwischen rausgekriegt habe ist, daß Peter Feddern was geschrieben hat zu einer 4:1:1, die als Variante zu einer 3:2:1 zu sehen ist.Das trifft die Prinzipien in Teilen. Habe das Buch in der Erstausgabe auch mal in grauer Vorzeit gelesen bin damals aber nicht wirklich hinter die Funktionsweise dieser Abwehr gekommen. Da ich mit meiner Mannschaft diese Deckung seit 4 Wochen versuche in die Tat umzusetzen, hab ich zwar schon ein bisschen Einblick und kann auch sagen, daß sich die Jungs nach anfänglicher Skebsis sehr gut damit angefreundet haben und Vertrauen zu der Deckung bekommen. Hauptsächlich die Torhüter sagen, dass sie mehr leicht zu haltende Bälle aufs Tor bekommen. Eine Erkenntnis aus der Trainingsarbeit ist auch, daß sehr unterschiedliche Abwehrtechniken für die verschieden Positionen geschult werden müssen. Vorne Mitte müssen die schnellsten sein, HM die zweikampfstärksten, Halb die größten, blockstärksten. Also für Jugendspieler nur teilweise geignet, da soll ja noch mehr auf verschiedenen Positionen gedeckt werden.
@ troya In dieser Deckung hat der zentrale Innenblockspieler die Aufgabe die Halbspieler offensiv an 9m zu bekämpfen sobald sie nach innen gehen. Ist vergleichbar mit der kroatischen 3:2:1 wo Vori als 1 diese Aufgabe erledigt und die Ablaufposition ist nahezu identisch. -
Ich denke das besondere an der 5:1 von Ciudad ist, dass sie einen unglaublichen variantenreichtum haben. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass Dinart grundsätzlich als HM die Ausrichtung vorgibt. Er gibt dem VM (meistens Davis) genau die Anweisung wie zu decken ist... Du kannst es praktisch als Spielzug für die Defensive ansehen... Ob nun gegen die Ballseite verlagert wird, oder der VM Druck auf die Stufe macht, oder eine Isolation auf einen etwas ungefährlicheren Halbspieler gespielt wird, scheint mir Dinard zu entscheiden.
Interessant ist auch eine weitere Variante dieser 5:1... Manchmal fungiert die nämlich nicht so wahnsinnig offensiv, sondern eher im Stile einer 6:0, in der der VM auf gut 8,5m agiert und als einzigen Unterschied zur 6:0 keinerlei Berührungspunkte mit dem Kreisläufer hat. Sehr interessant und höchst effektiv wenn man einen VM hat der auch körperlich dementsprechend mithalten kann...
Alles in allem erscheint mir diese Variante sehr kompliziert und braucht wohl einen langen Vorlauf, denn mit einer Variante hat man sehr sehr viele Variationen geschaffen die von sehr defensiven 6:0 Verhalten bis zu extrem offensiver 3:2:1 bis vielleicht sogar 4:2 Verhalten reicht... Wirklich kompliziert...
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Zitat
Original von Alphatier
Ich denke das besondere an der 5:1 von Ciudad ist, dass sie einen unglaublichen variantenreichtum haben. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass Dinart grundsätzlich als HM die Ausrichtung vorgibt. Er gibt dem VM (meistens Davis) genau die Anweisung wie zu decken ist... Du kannst es praktisch als Spielzug für die Defensive ansehen... Ob nun gegen die Ballseite verlagert wird, oder der VM Druck auf die Stufe macht, oder eine Isolation auf einen etwas ungefährlicheren Halbspieler gespielt wird, scheint mir Dinard zu entscheiden.Interessant ist auch eine weitere Variante dieser 5:1... Manchmal fungiert die nämlich nicht so wahnsinnig offensiv, sondern eher im Stile einer 6:0, in der der VM auf gut 8,5m agiert und als einzigen Unterschied zur 6:0 keinerlei Berührungspunkte mit dem Kreisläufer hat. Sehr interessant und höchst effektiv wenn man einen VM hat der auch körperlich dementsprechend mithalten kann...
Alles in allem erscheint mir diese Variante sehr kompliziert und braucht wohl einen langen Vorlauf, denn mit einer Variante hat man sehr sehr viele Variationen geschaffen die von sehr defensiven 6:0 Verhalten bis zu extrem offensiver 3:2:1 bis vielleicht sogar 4:2 Verhalten reicht... Wirklich kompliziert...
Aber mit den richtigen Spielern durchaus zu verwirklichen.
Gerade die 6:0 Variante finde ich manchmal sehr interessant. Der VM nimmt ja dann nur die Kreuzungen weg. In jedem Fall bedeuted die Abwehr eine Mords-konditionelle Belastungen für die HM, da ihm selten geholfen wird, bzw. er sich oft umstellt.Auch sehr interessant ist das Antizipieren wann der Wurf kommt. Die Abwehr zieht sich dann enorm zusammen sodass wirklich fast 4 Leute die Räume engmachen und 2 blocken. Die jeweiligen Außen stehen meist in den Passwegen.
Und da sagt einer, Dushebajev sei ein reiner Angriffstrainer...
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Ich halte diese 5:1 Version auch für unheimlich interessant und richtig gespielt auch für äusserst effektiv...
Der VM macht auf gut deutsch gesagt die Mitte dicht... Er verhindert die Kreuzungen und übernimmt auch wie die 3 oder 4 bei einer 6:0 den Part des Aushelfens in Richtung Mitte... Grundvoraussetzung ist hierbei einfach, dass wenn der VM aushilft, er so aushelfen muss, dass der Ball nicht mehr weitergeht!
Der HM muss sicherlich viel Laufarbeit verrichten, ist aber nicht der der HAuptverantwortliche beim Thema "den Halben aushelfen" wie es bei der offensiven Variante ist.. Sein Job besteht darin den Kreisläufer ständig im Griff zu haben und dessen Raum so klein wie möglich zu gestalten, wobei es sicherlich schwierig ist den freiraum hinter dem Halbspieler in den Griff zu bekommen... (Aussenspieler muss auch helfen)
Des weiteren ist diese Variante auch sehr laufintensiv und zwar für alle! Die 5 Defensiven müssen ein hohes Laufpensum zeigen um die Räume so klein wie möglich zu halten, während der VM in diesem Falle einen sehr begrenzten Aktionsradius hat und seinen Schwerpunkt nur leicht in Richtung Ballseite verschieben muss...
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil sollte die offensive Deckung der Aussen sein... Man kann leicht in Schwulitäten kommen, wenn die Aussen anfangen 1:1 Situationen zu gewinnen (Stufe!!!) Deswegen erscheint es mir am Besten die Aussen aus dem Spiel zu nehmen (was wieder zu einer Erhöhung des Laufpensums führt)
Habe mich in den letzten Wochen sehr mit dieser Abwehrvariante beschäftigt, weil ich eine männliche B-Jugend trainiere, die körperlich zu schwach für eine 3:2:1 Deckung ist (im Durchschnitt, 3,4 Mann haben körperlich das Potenzial dazu), aber zu "klein" ist um eine 6:0 richtig zu spielen...
Was haltet ihr von dieser Variante, die Ciudad oftmals gegen Mannschaften mit gefährlichen Shootern benutzt?
Gruß
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