Geld aus Bayern wirft Tore in Hessen

  • Das trifft besonders die spezifische Situation in den ostdeutschen LVs.
    Aufgrund von geburtenschwachen Jahrgängen in der Nach-Wende-Zeit und der nun auch gegebenen Konkurrenz von westdeutschen LZs wird dort die fehlende Basis erkannt.

  • Das ist sicher der Extremfall eine Phänomens, das in anderen Abstufungen fast überall zu finden sein wird. Beispiele:

    Landesliga mC Hannover: Anderten wird Zweiter und spielt in einer Liga für sich. Klatschen gegen den Dritten bis Zehnten. Burgdorf wiederum wird Erster und zerreisst auch Anderten in Hin-und Rückspiel mit einer bloßen "ersten Sieben". Beides sind die lokalen Zweitligisten, immerhin will Hildesheim nun nachziehen. Dann hätten wir womöglich drei Platzhirsche (die hoffentlich mehr tun, als in der Provinz zu wildern).

    Oberliga wA HVN: Osterwald mit einer einzigen A-Jugendlichen völlig konkurrenzlos und gibt erst Punkte ab, als die Meisterschaft längst entschieden ist.

    Regionalliga mA NHV: Magdeburg gibt keinen Punkt ab und wird mit zwölf Punkten Vorsprung Erster.

    Die Talente / fähigen Trainer ballen sich in einigen wenigen Vereinen und müssen wesentlich weiter reisen, um noch Gegner zu finden, als die jeweiligen Einzugsgebiete der Liga. Zentralisierung schön und gut, der Trainingseffekt der Punktspielrunde geht dabei aber baden. Und dank der aktuellen Änderung der Spielordnung kann man im weiblichen Bereich nicht mal mehr in die übernächste Altersklasse ausweichen (ausgenommen in die Damen). :wall:

    Alternativen? Die "großen Trainer" nehmen ambitionierte Trainer der "Dorfvereine" als Praktikanten auf, um so die Breite zu stärken (und leiten vielleicht auch mal Spieler der zweiten Reihe zurück). Ich habe mal angedacht, mir ältere Spielerinnen, die altersmäßig gerade nicht in mein Beuteschema passen, zumindest einmal die Woche zu mir ins Training einzuladen. Mein Trainingsniveau steigt und die Mädels lernen womöglich auch noch was dazu (ich habe letzte Saison in der Kreisklasse wC ein Mädchen beobachtet, das in fast jedem Angriff auf allen sechs Positionen aufgetaucht ist, während ihre Mitspielerinnen sich die Beine in den Bauch standen und ihr den Ball zuschubsten). Und das Angebot der Fortbildungen müsste natürlich noch steigen (nebst der Bereitschaft, sie auch zu besuchen :rolleyes: ).

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Zitat

    Original von Larsjens
    Tja vielleicht geht es gar nicht um die bayerischen Talente. Denn sonst hätte man bestimmt im Flächenstaat Bayern einen anderen Standort gewählt. Angeblich (siehe Diskussion im BHV-Forum http://www.bhv-online.de ) wurde sogar mindestens ein bayr. Auswahlspieler vom HBLZ abgelehnt.
    ...


    Der Standort des HBLZ in Großwallstadt ist sicherlich für ein bayrisches Leistungszentrum alles andere als optimal und auch die Fahrten für Spieler von Sichtungslehrgängen oder bayrischen Auswahlmannschaften könnten bei zentralerer Lage kürzer sein. Doch wer weiß, wie viele Talente aus dem restlichen Bayern es in Auswahlteams oder das HBLZ schaffen werden.

    Zu denken das HBLZ wäre eine eigenständige Einrichtung ist jedenfalls Augenwischerei. Der TVG ist in der Bundesliga keiner der Vereine die im Geld schwimmen und sich Stars zusammenkaufen können und hat nun die Jugendförderung angefahren, um damit wieder an frühere Erfolge anzuknüpfen. Ohne den TVG wäre vermutlich in Bayern noch lange nichts derartiges aufgebaut worden, bzw. man muss wohl eher sagen der TVG hat das HBLZ aufgebaut und sich den bayrischen Handballverband ins Boot geholt um finanzielle und vielleicht (sport-)politische Unterstützung zu bekommen. Natürlich will der TVG langfristig also von diesen Talenten profitieren und setzt sich das HBLZ natürlich vor die Haustür. HBLZ-Spieler sind immer wieder mal im Training der Profis oder spielen nun im Kader des Regionalligisten Kirchzell. Überschneidungen gibt es auch bei den Trainern, TVG-Co-Trainer Peter David soll die HBLZ-A-Jugend trainieren (wenn ich das jetzt nicht total durcheinander bring) und natürlich den Sponsoren (ein TVG-Sponsor hat eine enorme Summe in die Hand genommen um das Gebäude in Großwallstadt hinzustellen).

    Bezüglich des Spielbetriebs bezweifel ich mal stark, dass die HBLZ-Teams nun in Bayern spielen würden, wenn der bayrische Verband nicht mit drin hängen würde. Die Verschiebungen (A-Jugend in Herrenoberliga und B-Jugend in A-Jugend Regio) gibt es wahrscheinlich auch nur deshalb weil der bayrische Verband zu schwach ist. In Hessen hätten man vermutlich in den gegebenen Klassen weitergespielt.

    Ob sich das Konzept letztlich auszahlt wird sich zeigen. Ich hätte als HBLZ-Spieler jedenfalls definitv keine Lust auf die ewig langen Fahrten :P

  • Bei den Leistungszentren geht es nicht mehr darum, Spieler aus dem direkten oder erweiterten Einzugsgebiet zu fördern. Also von wegen Leistungszentrum auf bayerischem Boden fördert auch primär oder ausschließlich bayerische Spieler – diese Erwartung ist fern der Realität. Die Realität sieht so aus, dass 12jährige Dänen zum Probetraining in Deutschland auftauchen, dass Talente aus Baden in den hohen Norden gehen und umgekehrt. Die Leistungszentren arbeiten mindestens deutschlandweit. Wie sinnvoll das ist, müssen Eltern und Spieler entscheiden. Ich halte es für unglücklich und für eine klare Fehlentwicklung.

    Der zweite Punkt zum Thema Standort des HBLZ: der TVG hat zuerst Gespräche mit dem Hessischen Handballverband geführt. Doch der war nicht interessiert und so sind eben die Bayern eingestiegen. Mann kann sich also über das Quali-Gemauschel aufregen, was die Verlagerung des Spielbetriebs nach Bayern betrifft, sollte man jedoch die Vorgeschichte berücksichtigen.

  • Natürlich ist der bayerische Verband zu schwach. Das ist ja seit Jahren das Problem. In Hessen wäre das aber in diesem Fall auch nicht anders. Wenn man - möglichst - alle Talente einer Altersklasse an einem Ort konzentriert, sollten die anderen Mannschaften automatisch deutlich schwächer sein. Mal ganz davon abgesehen, dass Hessische Jugendmannschaften auch nicht nur gegen andere Hessen spielen, da es hier ja eine Regionalliga gibt. Aufgrund der großen Entfernungen ist die aber im Süden kaum zu realisieren.

    Mal zum Vergleich: Die Damen-Regionalliga Süd reicht von Grenzach bis Neustadt/Sebnitz. Das sind 800 km einfach! Für Jugendmannschaften wohl etwas schwierig.

  • ..........
    Letzter Punkt des Pressegesprächs war die Zukunft der Auswahlmannschaften. Durch die Entstehung von Handball- bzw. Leistungszentren in unmittelbarer Nähe zu Hessen wie das Handball-Leistungszentrum (HBLZ) Großwallstadt oder die Jugendförderung der Rhein-Neckar-Löwen wandern Auswahlspieler des HHV ab, schilderte Präsident Mai. Die damit verbundene schlechtere Platzierung beim Länderpokal führt in der Folge zu einer geringeren Förderung Hessens durch den DHB.
    "Es kann nicht sein, dass wir säen und andere ernten" betonte Mai. Hessen investiere aktuell einen sechsstelligen Betrag in das Auswahlwesen, führte Geschäftsführer Dörr aus, dies müsse in Zukunft überprüft werden. Eine Förderung von Handball in der Schule oder von mehr Breitensport könnte dann eine Alternative werden. Von Seiten des HHV wäre eine Option, um die Situation zu verbessern, eine Zugehörigkeit zum Landesverband abhängig vom Geburtsort. Damit hätte der Verband eine größere Planungssicherheit im Auswahlwesen.
    Auf die Vakanz auf der Position des Verantwortlichen im Auswahlwesen angesprochen, erklärte Mai, dass die Nachfolge von Dirk Leun, der zum Frauenerstligisten Buxtehude gewechselt ist, aktuell offen sei. Die vorliegenden Bewerber hätten nicht das Anforderungsprofil erfüllt. Nun wolle man erst die weitere Entwicklung abwarten, bevor die Stelle neu besetzt werde.
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    http://www.handball-board.de/hb-board/index.php?showtopic=31

    Zu: Die vorliegenden Bewerber hätten nicht das Anforderungsprofil erfüllt.

    Da habe ich aber ander Dinge gehört.......Wobei da kann man schon wieder einen extra Ordner öffnen....

    Einmal editiert, zuletzt von Kälte (29. August 2008 um 16:18)

  • So sehr ich mich über das Quali-Geschiebe und -Gemauschel des HBLZ auch ärgere, aber der HHV darf sich über die Abwanderung der Spieler ins Zentrum und damit nach Bayern nicht beschweren. Hätten die Hessischen Funktionäre mehr Interesse gezeigt, wäre das HBLZ heute Partner des HHV und nicht der Bayern. Man hat allerdings damals schon lieber die Karte "Breitensport" gezogen und darf sich jetzt nicht beschweren.

    Unabhängig davon zeigt sich der Verband in einem bedauerlichen Zustand: kein Nachfolger für Dirk Leun, kein Konzept für die Zukunft. Es wird höchste Zeit aufzuwachen und eines zu begreifen: Breitensport und Spitzensport schließen sich nicht aus! Gerade ein Verband muss beides im Auge behalten und auch auf beiden Ecken aktiv sein. Es gibt hier kein entweder oder, es gibt nur sowohl als auch. Und deshalb gibt es auch keinen Grund so zu tun, als ob man nun monatelang über eine Grundsatzentscheidung nachdenken müsse.

    Baustellen, auf denen man direkt aktiv werden könnte, gibt es genug. Zum Beispiel die Stützpunkte der Hessen-Auswahl, die inhaltlich und konzeptionell dringend reformiert werden müssen. Es bringt m.E. überhaupt nichts, dass Spieler jede Woche in einen Stützpunkt gehen, dort allerdings ihrem Auswahl-Trainer nie begegnen. Dieses Manko wird auch durch die Leistungs-Dokumentation der Spieler und Stützpunkt-Trainer nicht kompensiert. Lieber einmal im Monat einen Lehrgang mit dem verantwortlichen Trainer und auch ab und zu einmal ein Spiel, statt wöchentlicher Athletik-Einheiten, die jeder ambitionierte Verein ohnehin durchführt.

    Das war nur mal ein Beispiel, wo der HHV direkt anfangen könnte, ohne weitere Zeit verstreichen zu lassen und die (z.T. hausgemachten) Umstände zu bejammern.