Kalkül in der Bundesliga

  • Ist Kalkül ein notwendiges Übel? 0

    1. Immer "volle Kanne" - das erwarte ich von meinem und allen Teams (0) 0%
    2. Den Teams bleibt bei der Terminhatz nichts anderes übrig ... (0) 0%
    3. Taktieren und Schonen in der Schlußphase ok, aber Abschenken geht zu weit ... (0) 0%
    4. Die Sache wird aufgebauscht, so schlimm ist das nicht (0) 0%

    Mit den Wagenladungen an Bierkästen und Schampus-Vorräten, die in der entscheidenden Phase der Liga den Gegnern von direkten Konkurrenten um Meisterschaft, Europapokalplatz oder Abstieg ausgelobt werden, könnten die Handball-Fans die ein oder andere Megaparty feiern. Frank Schneller, Autor von "In der Hitze des Nordens", des Buchs, das die Rivalität zwischen Kiel und Flensburg beleuchtet, blickt in einem Kommentar auf das vermeintliche Spitzenspiel Nordhorn gegen Flensburg zurück. Ein Spitzenspiel, das keins war - auch aus Kalkül? Schneller fragt zudem, ob das immer stärkere Auftretende Kalkül vielleicht ein notwendiges Übel ist.

    Kompletter Bericht: http://www.handball-world.com/o.red.c/news.p…ahl=14181&GID=1

    Wie seht Ihr die ganze Thematik?

  • zunächst einmal kompliment an die redaktion der hw, also an dich, dass ihr mittlerweile zeit und ressourcen habt, solche themen gründlicher zu reflektieren. auch der kommentar zu den aprilscherzen ist mir positiv aufgefallen. zum aktuellen thema kann ich dem autor nur sagen: Gutes Thema gewählt - in der umsetzung jedoch absolut mangelhaft.

    Der Artikel ist aus einer derart schwarz-weissen brillen geschrieben, dass ich beim lesen meine den duft von zebrascheisse in der nase zu haben (da ich vor drei wochen in einem nationalpark sowas schon gerochen habe, kann ich vergleichen). die älteren semester dieses forums werden wissen, dass ich in meinen jungen jahren eine akute anti-thw-psychose entwickelt hatte, welche bei solchen artikeln wieder aufbrechen kann.

    ich gehe aber mal davon aus, dass frank scheller mit seinen zu anfangs erwähnten hirngespinsten über die schwedenfraktion lindgren-KHA-kieler schweden alleine schwanger geht. selbst einem noka oder uwe s. traue ich solche gedankenspiele nicht zu. ausserdem macht er sachliche fehler.

    Zitat

    Nicht alle Verantwortlichen und Trainer verfolgen wie Noka Serdarusic und in der Regel auch Martin Schwalb die Maxime: "Immer volle Kanne, immer ohne Handbremse!" Anderswo wird berechnet und abgewogen. .


    darf ich da mal leise husten. wo bitteschön hat der hsv denn in dieser saison seine größte klatsche erlebt. das war in flensburg und die partie war nach 10 minuten hergeschenkt und martin schwalb fand das auch im nachhinein ok. mit dem zusatz "in der regel" spielt er wohl darauf an, ist aber für mich an den haaren herbeigezogen.

    das grundproblem der terminhatz hat scheller angesprochen. die unterschiedliche ausstattung der kader nicht. eine hsg nordhorn tanzt auf drei hochzeiten etwas lahmer als ein hsv oder thw. bei nordhorn rücken leute wie mickal oder weinhold auf die platte wenn glandorf und co nicht mehr können. solche spieler dürften bei noka nicht mal die wasserflasche reichen.

    ich denke es läuft so: als "kleiner" klub (und nordhorn ist mit 3 mio etat ein kleiner klub) versucht man gegen einen dreartigen gegner 10 minuten zu schauen was geht und dann schaut man wie man kräfteschonend über die runden kommt.

    vielleicht war es für frank scheller überraschend, dass dies die nordhorner in dieser hinsicht zum ersten mal in dieser runde praktiziert haben. bei anderen teams ist das usus. ich persönlich schätze einzig balingen als mannschaft ein, die in jedem spiel versuchen voll gegen zu halten.

    ich darf mal den aktuellen TBV Lemgo anführen. Die haben einen wohl doppelt so hohen Etat wie die nordhorner. was für ein zitat lese ich von trainer markus baur in der handballwoche nach dem spiel in magdeburg. "Ich hatte in hälfte zwei das gefühl, dass meine spieler überhaupt nicht gewinnen wollen." solche mannschaften sollte frank scheller mal unter die lupe nehmen statt mit solchen verschwörungstheorien, welche meine eigenen psychosen aus frühen tagen noch weit übertreffen, ausserhalb von kiel hausieren zu gehen.

    vermutlich ist frank scheller ein anhänger von nokas voll gas spielweise und kann sich auch noch in der 55 minute über das 14 karabatic-tor beim 45 : 24 gegen gegner xy freuen, statt eines nordhorner anhängers, welches sich bei solch einem spiel wie gegen flensburg nach 20 minuten locker zurücklehnt und seine verbundenheit mit dem team über gesteigerte freude an toren eines deutschen nachwuchstalentes wie weinhold zum ausdruck bringt.

    2 Mal editiert, zuletzt von alter Sack (4. April 2008 um 14:13)

  • Freundschaft!

    @Wieland
    Sehr gut geschrieben, vielleicht kannst Du ja eine Antwort auf HW.com geben.

    -----

    Schneller sollte zudem fragen, ob der immer stärkere Auftretende Kalkül vielleicht ein notwendiges Übel ist. Dann wäre auch der Grammatik genüge getan. ;)

  • Hi!

    Also ich hab da ne andere Meinung. Ich vermute eher, der Online-Kollege Wieland hat den Text von Frank Schneller falsch interpretiert oder nicht recht verstanden. Könnte es nicht auch sein, dass die Anti-THW-Psychose tatsächlich wieder durchgebrochen ist und den Blick verklärt? Hier wird dem Autor jedenfalls fast alles falsch ausgelegt, was nicht falsch ausgelegt werden müsste.

    Ich finde, das Thema trifft den Punkt, auch oder gerade weil es polarisiert: Über die Zwänge und Nöte des Kalküls schreibt er doch und Verschwörungstheorien hat er überhaupt nicht angestellt! Fakt aber ist doch, dass Nordhorn abgeschenkt hat, oder? Und das ist ein echtes Problem, weil es Schule macht, schon vorher gemacht hat und insofern kein Nordhorner Problem ist. Aber am Mittwoch war diese Problematik live im TV zu sehen und da spielte nunmal die HSG. Kadergröße und Kaderdichte hin oder her, das ist doch wohl kein Argument! Ich finde, man sollte immer Vollgas geben. Sonst würde ich als Fan nicht in die Halle kommen, wenn ich davon nicht vorher ausgehen könnte. Und das mit dem “locker zurücklehnen” - also bitte. Das öffnet ja verzerrten Wettbewerben dann wirklich Tür und Tor! Es geht ja nicht nur um die Nordhorn-Fans, sondern um die ganze Liga!

    Ein Kritikpunkt zu dem Text meinerseits, da pflichte ich bei: Dass Hamburg in Flensburg auch gepokert hat, stimmt. Das hat Schwalb wohl abgeschenkt. Steht zwar vermutlich auch zwischen den Zeilen, aber nicht erkennbar genug. das passt so nicht dazu! Und nicht alle sind Insider.

    Beste Grüße aus Berlin

    Gunman

  • Auch wenn ich die 'Nordmanie' (bzw. THW-Manie) des Autoren etwas befremdlich finde (z.B. den Ankündigungsartikel des Karabaticinterviews auf HW), so ist der angesprochene Sachverhalt natürlich absolut diskussionswürdig.

    Noh hat ein bis zu dem Zeitpunkt völlig offenes Spiel (!) in der 1.Hz. durch die Auswechslung der Leistungsträger praktisch 'abgeschenkt'. Tja, anscheinend legen die nicht so einen großen Wert drauf, in die sportlich höchst attraktive CL zu kommen (da wird man nichts reißen können, der Spielplan dort hat vielleicht Auswirkungen auf die Leistungen in der BL - und dort kann man auch nicht mit einem Titelgewinn auf europäischer Ebene glänzen).

    Oder: der (europäische) Titelgewinn muß diese Saison in Nordhorn auf 'Biegen und brechen' erreicht werden. (auch wenn er sportlich absolut zweitrangig gegenüber der CL ist, in deren Schatten doch alle anderen Eurocupwettbewerbe stehen).

    Ein schaler Nachgeschmack bleibt angesichts des Nordhorner Verhaltens (bzw. das des Trainers) - eine Spitzenmannschaft (die war Noh übrigens genau genommen nur von September bis Ende Dezember, aber das ist alle Achtung wert!) tritt anders auf!

    Ps: Schneller und den THW kann man beruhigen - die Mannheimer (da muß Fl noch hin) wollen in die CL! (und können auch ohne einen europäischen Titelgewinn dieses Jahr gut leben, zudem haben sie den breiter aufgestellten Kader)

    2 Mal editiert, zuletzt von Karl (4. April 2008 um 16:04)

  • @all

    Hallo, einige von Euch werden sich zwar jetzt wundern, daß ich mich gleich im 1. Beitrag zu solch einem brisanten Thema äußere, doch ich habe als langjähriger Handballer und bis heute genauer Beoachter der Szene sicherlich auch genügend Kompetenz bei diesem Thema mitzureden.
    Leider hatte ich bisher noch nicht die Zeit zur Registrierung, obwohl ich dieses Fan-Forum schon seit geraumer Zeit mitverfolge, was ich aber nun, aufgrund ein paar Tage Urlaub, endlich nachholen konnte.

    zu dem obigen Thema:

    Ja, es ist sicherlich nicht zu leugnen, daß es so etwas gibt !

    Siehe die jüngsten Beispiele, wie das Spiel am Mittwoch von Nordhorn oder die Absage des Spiels um Platz 3 in Hamburg.

    Meiner Meinung nach aber auch zu Recht, allerdings steckt für mich bzgl. solchem Vorgehen ein ganz anderer Grund seitens der Vereine dahinter:

    FAKT ist .... ES GEHT UMS GELD !!!

    "was glaubt Ihr denn, woher die Kohle für diese Mannschaft kommt ? von euren 7,50 € Stehplatz ?"

    (frei nach Uli Hoeneß)

    Im Falle der aktuellen Situation in Nordhorn ist doch klar, daß ein evtl. EUROPA-CUP-SIEG langfristig besser bei den jetzigen und kommenden Sponsoren vermarkbar ist.

    Ob die HSG nun in der Bundesliga 5. oder 6. wird ist doch bzgl. der Sponsoren-Attraktivität nicht so entscheidend. Deshalb muß man, als verantwortliche Person (Präsident, Trainer, Manager), in entscheidenen Situationen auch halt entsprechende Prioritäten setzen und sich über das normale Anspruchsdenken der FANS hinwegsetzen.

    Natürlich möchte man vermeiden, darüber "offen" zureden, um die zahlenden Anhänger nicht noch mehr zu brüskieren und vor den Kopf zustossen. Nicht jeder heißt ja Uli Hoeneß, der das in seinem unverwechselbaren Stil auch komplett durchzieht.
    Doch denken tun es alle und als "sogenannte Argumentationshilfe" für dieses Verhalten kommt natürlich die leidige "Überbeanspruchung der Spieler" wunderbar und passend gerade recht !!!

    KALKÜL gibt es überall im bezahlten Sport, warum soll dann die Bundesliga eine Ausnahme sein.

    Es geht um Geld, vor allem um wichtige hohe Sponsorengelder.
    Es geht um Prestige und Image, nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern auf dem "globalisierenden europäischen Markt" ...

    und deshalb tue ich doch alles, um zum Zeitpunkt X ( im Falle Nordhorn beim kommenden Halbfinale gegen die Spanier ) einen grandiosen Sieg zu feiern durch eine "ausgeruhte hochmotivierte Mannscht" !!!
    (Am besten noch mit entsprechenden TV - Übertragungszeiten)

    Dann habe ich doch alles richtig gemacht als Entscheidungsträger und die "Entrüstung" von einigen Fan´s der eigenen Mannschaft bzw. Fan´s sonstiger Mitbewerber ist schnell vergessen und Vergangenheit.

    In diesem Sinne,
    Bronco

  • Dass der Spielplan nicht ganz unwichtig ist bei der Entscheidung, wer Meister wird, dürfte bekannt sein. Es ist Aufgabe der HBL, die Vor- bzw. Nachteile für einzelne Klubs nicht allzu groß werden zu lassen.

    Unglücklich ist es z.B., wenn man in direkter Folge Kiel und Hamburg als Gegner hat. Das kann ein völlig verkorkster Saisonstart werden.

    Andererseits sind die Kräfteverhältnisse nun einmal so, wie sie sind. Ein Abstiegskandidat kann durchaus ein Spiel in Hamburg, Flensburg oder Kiel als zusätzliche Trainingseinheit sehen, bevor es gegen die direkte Konkurrenz um die Wurst geht.

    In einem Fernsehspiel aber offensichtlich ein Spiel nicht weiter ernst zu nehmen, ist aus meiner Sicht fatal. Damit schadet man dem übertragenden Sender, seiner Seriösität (was ist, wenn man mal selber auf den Ausgang eines anderen Spiels angewiesen ist?) und dem Image der Liga.

    Aber vermutlich hätte Flensburg auch gegen eine voll motivierte HSG gewonnen, es galt immerhin, die Hinspielniederlage wett zu machen und die SG hat noch die Chance auf die Meisterschaft. Die werden sie nutzen. Und außerdem hat Kiel es selber in der Hand, ein Sieg in Hamburg und alles ist wieder so, wie es sein soll ;)

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Ich sehe die Nordhorner Lage genauso wie Bronco.

    Nordhorn macht unheimlich viel aus seinen Mitteln und ist vom reinen Etat her ein Exot oben in der Tabelle. Wenn man diese Position langfristig halten möchte, dann bringt es der HSG kaum etwas nächstes Jahr Championsleague zu spielen, wenn dabei die Chancen auf einen Europapokalsieg in diesem Jahr schwinden.
    Zunächst macht sich natürlich wie angesprochen ein internationaler Titel bei Sponsoren wesentlich besser als der vielleicht sportliche höhrere Wert der Championsleague-Qualifikation und der Teilnahme daran. Außerdem ist die Belastung durch die Championsleague wesentlich höher als die der anderen beiden Europapokalwettbewerbe. Der Kader der HSG wäre meiner Meinung nach sicherlich nicht dazu in der Lage in der Championsleague erfolgreich zu spielen ohne dabei in der Bundesliga schwächer zu werden.

    Von daher kann ich die Beweggründe dafür einem Spiel wie gegen Flensburg eine nachrangige Priorität beizumessen gut nachvollziehen. Letztlich ist das doch auch relativ normal, wenn auch vielleicht nicht so extrem.
    Es beginnt doch schon damit, dass eine Mannschaft die recht großen Rückstand hat kaum bis zum Ende mit der ersten Sieben weiterspielt, sondern dann auch vermehrt wechseln wird um Leistungsträger zu schonen. Dadurch fallen einige Siege deutlich höher aus. Das Torverhältnis wäre also als Vergleichskriterium auch "unfair".

    Ich denke letzlich gewinnt in den meisten Fällen die Mannschaft eine Meisterschaft, die sich am klügsten angestellt hat. Mag sein, dass sie von "aufgegebenen" Spielen profitiert hat, selber die Spieler schonend eingesetzt hat oder doch immer nur die erste Sieben spielen gelassen hat und damit ein recht großes Risiko eingegangen ist. Mit der zeit wird sich das jedenfalls alles ausgleichen und von daher muss man sich mit diesem Kalkül abfinden.

  • Moin miteinander,

    ich finde, ein Punkt, der nicht berücksichtigt wurde, ist der des Produkts. Die HBL und die Vereine betonen ihre Professionalität und ihre Bedeutung als Wirtschaftsorganisation, also betrachten wir Handballspiele doch auch einfach mal als ein Produkt - nicht, weil es meine persönliche Meinung ist, sondern um einen anderen Blickwinkel zu zeigen, einen Blickwinkel aus dem die Vereine und Verbände das "Produkt" Handball ja gesehen haben wollen ...

    Von dieser Sichtweise finde ich es bedenklich, wenn es Spiele gibt, in denen Teams nicht ihre volle Leistungsstärke abrufen, in diesem Fall von der 1. bis zur 60. Minute, unabhängig vom Spielstand. Anscheinend gibt es jetzt äußere Zwänge, die dies verhindern, in diesem Fall zu viele Spiele. Denn, bei einem Spiel pro Woche würde sich die Frage des Schonens und Kraftsparens nicht stellen, dort könnte jede Mannschaft, aufgrund ausreichender Regenerationszeit, jedes Spiel voll angehen ...

    Die inflationären Spieltermine sorgen so für eine Verwässerung des Angebots, das eh ein Überangebot ist, dem nur noch die eingefleischtesten Fans folgen können. "Ach, gestern war auch ein Spiel", wie oft ist der Satz in dieser Saison schon gefallen? Die Zeiten, in denen man vor jedem Spiel die Tabellensituation genau im Kopf hatte, ist auch längst vorbei ... Die Zerstreuung der Spieltage und die zunehmenden Termine scheinen dies Kalkül notwendig zu machen und nun ist die Frage, ob nicht daher die Vereine, die HBL und alle im Handball tätigen von sich aus gefordert sind, sich das eigene "Produkt", dass so gerne angepriesen wird, durch diese Umstände kaputt zu machen ...

    Ich möchte dem nicht stumpf nachtrauern, und habe in der Hinsicht auch noch keine gefestigte eigene Meinung, es ist nur ein Punkt, der meiner Meinung nach in der Diskussion zu kurz kommt.

    Und noch ein Beispiel zu der Sache: Wenn ich Profi-Maurer bin, dann kann ich auch nicht am Dienstag zu einem Kunden sagen, tut mir leid, ihre Mauer wird heute etwas wackelig, weil morgen, da muss ich so ne große Mauer bauen, die wichtiger ist, da muss ich fit sein und deshalb mach ich das heute etwas ruhiger und nicht ganz so genau und ernsthaft ...

    Und in einem Punkt habe ich eine gefestigte Meinung, wenn ich Geld bezahle, um ein Spiel in der Halle zu sehen, dann will ich auch das Spieler bis zur letzten Sekunde kämpfen und ich für dieses Geld ein entsprechendes "Produkt" sprich Spiel zu sehen bekomme ... Wenn die Begleitumstände dies nicht zulassen, sollte man sich über eben diese Begleitumstände Gedanken machen ...

  • Es geht für alle ums Geld. Kalkül gehört dazu. Es ist halt auch ein Geschäft.

    Erinnert euch doch bitte nur ans Spiel der Flensburger in der CL in Polen. Wer wollte da nach Berlin wechseln, der Verein die Ablöse kassieren, etc.?
    Da verwundert am Ende das Ergebnis des Rückspiels nach dem toll herausgespielten Erfolg in Flensburg nicht mehr, zumal die Polen ja nicht in heimischer nicht-CL-tauglicher Halle spielen durften.
    Hat Bob für die 2. Gruppenphase eigentlich bei den Flensburgern noch einen gut? ;)

    Auch in den Relegationsspielen zum Aufstieg gibt es immer wieder komische Geschichten, die sich natürlich immer ums Geld drehen.

    "Guter Handball kann fast ligenunabhängig gespielt werden"

  • Die Diskussion gibt sicher eine Menge her. Schön, dass mir Bronco sich auch eine Aktiver zum Thema äussert. Bevor ich zum Thema selbst komme noch mal ein Wort zu dem Artikel selbst. Mir wird ja vorgeworfen, dass ich meine Anti-THW-Leidenschaft auslebe. Dem mag sein und mein erster Beitrag ist natürlich auch polemisch geschrieben. Jedoch spricht Schneller in dem Artikel einige Male mehr als deutlich das Thema Bestechung an. Diese Stellen sind mir halt zunächst aufgefallen und ich halte diese für absurd. Hier mal drei Textstellen für alle die meinen ich hätte da einen Splitter im Auge.

    Zitat

    Mit den Wagenladungen an Bierkästen und Schampus-Vorräten, die in der entscheidenden Phase der Liga den Gegnern von direkten Konkurrenten um Meisterschaft, Europapokalplatz oder Abstieg ausgelobt werden, könnten die Handball-Fans die ein oder andere Megaparty feiern.

    Zitat

    Kent-Harry Andersson, der Trainer des ärgsten Kieler Rivalen, hatte im Vorfeld verkündet, dass seinem Team in Nordhorn das schwerste aller noch verbleibenden Saisonspiele bevorstünde. Er ist auch Schwede und somit auch Landsmann Lindgrens. Zudem so etwas wie dessen Ziehvater. Der ehemalige Weltklasse-Abwehrspieler hat sein Handwerk mitunter bei Andersson gelernt und beerbte ihn in der Grafschaft, wo er seitdem einen höchst beeindruckenden Job macht. Doch an alter Wirkungsstätte musste Andersson nur kurzzeitig um den Erfolg bangen, seine Mannschaft hatte leichtes Spiel gegen die schlicht und ergreifend im - physischen wie mentalen - Schongang daher kommende HSG.

    Zitat

    Und man muss auch nicht mehr damit hinter dem Berg halten, dass man den - befreundeten - Kollegen eines Meisterschaftskandidaten in die Taktik und Vorbereitung einbezieht, wenn das eigene Team gegen dessen Wettbewerber antritt. Das alles finden offenbar höchstens noch wertkonservative Betrachter der Szene - sagen wir - eigenwillig.

    Nun aber mal zur Sache an sich.

    Ich habe in den letzten sechs jahren jede Saison ca. 20 ligaspiele gesehen. Zumeist SG wallau/massenheim und später die hsg wetzlar. dazu lese ich die handballwoche recht intensiv. habe also jede mannschaft schon mal gesehen und die ausreisser-ergebnisse im kopf.

    was sich als trend immer stärker verfestigt ist die tendenz der mannschaften ab platz 8 in auswärtsspielen bei den top acht einfach nur über die runden zu kommen und möglichst die vierzig zu vermeiden.
    ausnahmen von dieser regel bildeten in meinem subjektivem empfinden Balingen und der WHV unter Biegler.

    zu hause ist bei vielen teams der unteren hälfte ähnlich. "mein" team die hsg wetzlar war in den jahren nach petkovic dafür ein extrem. was ich ich in den letzten drei jahren auch in den heimspielen teilweise erlebt hatte, war nicht mehr feierlich und wenn ich nach der devise gegangen wäre, "ich bezahle geld und will dafür kampf sehen" - hätte ich wetzlar schon drei monate nach dem umzug in die arena nicht mehr hingehen dürfen.

    wetzlar ist übrigens ein gutes beispiel. unter holger schneider gab es in der ersten saison praktisch genau eine erste sieben mit erfahrenen profis (oder genauer - Schneider musste mit diesem Kader auskommen), dazu gab es fünf oder sechs zweitspielrechte, welche allerdings schon bald kaum noch wahr genommen wurden. die mannschaft bestand also aus verdammt wenigen feldspielern.

    die jungs mussten ihre kräfte verdammt gut einteilen, um am ende mit ach und krach über die runden zu kommen. ein chalepo mit 34 konnte damals einfach nicht mehr in drei spielen 100% leistung bringen. und der vergleich mit dem mauerer hinkt wohl etwas. schliesslich muss ein handballer im extremfall dreimal in der woche über die platte hetzen.
    weztlar hatte noch leute wie andi klimpke, kestawitz und strelecz die vollzeit in einem normalen job gearbeitet haben.

    jedenfalls war in dieser saison und auch noch später klar zu erkennen, dass die spieler 10 minuten versucht haben was geht und nach einem klaren rückstand dann auch schadensbegrenzung aus waren.

    für mich war und ist das absolut nachvollziehbar, auch wenn ein trainer oder spieler so etwas öffentlich nie zugeben kann. wenn man die statements der manager oder trainer vor spielen liest, kann man das aber schon herauslesen. wie oft heisst es direkt nach dem Spiel "hier mussten wir keine Punkte holen, nächste Woche ist entscheidend", oder auch "die nächsten drei Spiele werden ganz schwer, da müssen wir uns auswärts gut aus der affäre ziehen und im heimspiele gegen titelfavorit XY setzen wir auf die zuschauerunterstützung. wir werden aber auch bei negativerlebnissen nicht die ruhe verlieren. die entscheidenden spiele kommen im monat XY".

    natürlich wird das im vorfeld immer anders verkauft. wenn man schreibt "Wir haben keine chance, werden aber unseren heimischen talenten eine chance geben" kommt ja keiner, auch wenn es ehrlicher wäre.

    zur illustration noch mal ein beispiel aus wetzlar. bekanntlich hat die hsg am wochenende mit 10 zu hause verloren und nach 10 minuten das erste tor geworden. die partie war da schon entschieden. ohne gelernten linkshänder auf rechtsaussen und einem wirkungslosen (weil angeschlagenem?) mraz auf im rückraum gegen die millionentruppe aus mannheim kein wunder.

    so las sich ein abschnitt des vorberichtes.

    Zitat

    Volker Mudrow: „Löwen sind klarer Favorit, wir aber nicht chancenlos!“

    Während auf der Geschäftsstelle der HSG Wetzlar seit Tagen nur noch Stehplatzkarten für das Duell mit den Henning Fritz, Christian Schwarzer, Karol Bielezki & Co. zu haben sind, bereitet Wetzlars Coach Volker Mudrow sein Team gewohnt akribisch auf das ungleiche Duell vor. „Die Löwen sind für dieses Spiel ohne Frage der große Favorit. Sie sind auf allen Positionen doppelt stark besetzt und eine eingespielte Truppe – trotzdem gehen wir voller Selbstvertrauen in die Partie, um sie zu gewinnen. Chancenlos sind wir nicht! Wer in Hamburg einen Punkt holen kann, der kann, wenn alles optimal läuft, auch zu Hause gegen Kronau gewinnen“, so der Coach, der hofft am Mittwoch wieder auf den israelischen Rechtsaußen Avishay Smoler zurückgreifen zu können, der sich Anfang des Monats im Hessenderby bei der MT Melsungen einen Muskelfaserriss im linken Bein zugezogen hatte. „Die Chancen für einen Einsatz Avishays stehen derzeit bei weniger als 50 Prozent!“ Anders sieht es beim tschechischen Rückraumspieler Alois Mraz aus, der vom Länderturnier in seinem Heimatland mit einer Kapselprellung in der Wurfhand zurück gekommen war. „Alois wird auf die Zähne beißen und aller Vorrausicht nach spielen“, verrät Mudrow.

    und da weztlar in dieser hinsicht ein ganz normaler verein aus dem hinteren drittel ist, ist das für mich repräsentativ. ausnahmen wie geschrieben balingen, die einen sehr großen kader haben und durch blockbildung ihr tempo durchziehen.

    der whv war für mich immer eine konditionell verdammt starke truppe, die auch mit kleinem kader zumeist hohes tempo gegangen waren. spätestens seit der rekordniederlage in kiel ist das aber auch vorbei.

    Einmal editiert, zuletzt von alter Sack (5. April 2008 um 02:53)

  • Also, ich denke, dass Schneller mehrfach darauf verweist, dass Flensburg nichts dafür kann und andere Gründe anführt und ja gerade zum Gegenstand macht, deswegen finde ich das "Bestechung" doch etwas mutwillig hineingelesen ...

    Die Einleitung mit den Wagenladungen Bier sind ja nicht für Niederlage, sondern für Siege des Gegners ausgelobt und so eine zusätzliche "Motivation", das finde ich nicht verwerflich. Ist doch auch Usus in jeder Liga, dass Teams, für die es im letzten Saisonspiel um nichts mehr geht mit ner Bierprämie noch einmal "motiviert" werden, nicht abzuschenken ...

  • Hallo Wieland

    Immer noch nicht verstanden finde ich. Da geht es doch nicht um Bestechung!!!, sondern höchstens um die Gefahr der unterbewussten (oder bewussten) Kumpanei, die Schneller beschreibt. Es ist doch so dass man kein Geld nehmen muss, also bestechlich sein muss. Aber solche Flurgespräche gibt es sicher. Nicht: Wir verlieren absichtlich. Aber: Wir hängen uns gegen xy ganz besonders rein. Aus Sympathie für einen Dritten. Oder Antipathie. Die Nummer mit der versprochenen Bierladung usw hat es doch wirklich schon xmal gegeben im Handball oder Fußball. Von Bestechung lese ich trotzdem absolut nichts. Hat wohl auch ein Augenzwinkern gehabt, als er das geschrieben hat. Muss ja nicht jedem gefallen.

    Einige andere Beiträge hier treffen es: Der Faktor Geld ist ganz wichtig und auch, das Beispiel mit der Mauer ist gut. Für einen zahlenden Zuschauer oder TV-Konsument und auch Sender ist es inakzeptabel, dass eine Topmannschaft live abschenkt. Ich finde ja auch, dass Nordhorn viel aus seinen Möglickeiten macht, wobei ich auch nicht immer glaube, was die angeblich ärmeren Klubs so an Etats ausgeben, Mal sehen, wie viel Spielanteile die Weinholds und Co. bekommen, wenn "es um etwas geht" ...

    Aber wie gesagt, es ist mehr ein generelles Problem mit den Zwängen oder Gefahren der Wettbewerbsverzerrung, nicht nur ein Nordhorner Fass, das man aufmachen muss.

    Grüße allerseits!

  • Zitat

    Original von Wieland
    der whv war für mich immer eine konditionell verdammt starke truppe, die auch mit kleinem kader zumeist hohes tempo gegangen waren. spätestens seit der rekordniederlage in kiel ist das aber auch vorbei.

    Diese Niederlage hat die WHV in Hamburg erlitten! ;)

    Ansonsten verstehe ich nicht so ganz die heftige Diskussion. Es handelt sich hier um Profivereine, die eben auch profitabel denken müssen. Da gilt es auch schon mal die wichtigen Ziele sich selbst zu stecken und dabei auch mal andere sportliche Ziele beiseite zu lassen. Nordhorn hat, wenn es wirklich so war, einfach nur auf den Europacup geschaut. Wer will es ihnen verdenken? Nutznießer war in diesem Fall die SG und nächsten Dienstag, woran ich nicht glaube, könnte es der WHV sein.

    Und was ist Bestechung? Wagenladungen voll Champus um eine Mannschaft noch einmal auf Trab zu bringen oder genau das Gegenteil, um Mannschaften dazu zu bewegen, die Flügel hängen zu lassen? Für mich ist Beides Bestechung. Wenn ich für die schnellere Bearbeitung einer Steuererklärung noch einen Kasten Pralinen bekomme, dann ist das auch Bestechung, denn im gleichen Atemzug benachteilige ich die anderen Steuerbürger. Also bleibe ich gleichem Trott (schnarch) und verzichte auf Pralinen.
    Man kann das zwar genau andersrum sehen, was die Champusladungen anbetrifft, aber mein Rechtsempfinden ist nun einmal so ausgeprägt.

  • Die Diskussion über Bestechung ist sicherlich eine moralische, für mich würde das Beispiel aber eher sein, dass jemand Pralinen übergibt, wenn die Steuererklärung korrekt bearbeitet wird. Der Verein, der Bier auslobt, will ja nur, dass der andere Verein seinen Pflichten nachkommt und ich sehe als Pflicht bzw. Arbeitsauftrag für den Verein, in jedem Spiel das bestmögliche Ergebnis zu erzielen ...

    Ich sehe hier allerdings zwei Fronten, aufgrund grundsätzlich unterschiedlicher Sichtweisen, bin ich als Fan am Gesamtergebnis meines Teams interessiert, d.h. sehe ich ein, dass für ein größeres Ziel auch mal Kalkül eingesetzt wird, oder will ich in jedem Spiel volle Leistung sehen. Messe ich die Mannschaft also an einzelnen Spielen oder am Gesamtergebnis ...

    Doch ich wollte oben ja gerade auch auf die Gesamtsicht des Handballs verweisen, mir, und, so wie ich es bei Schneller verstanden habe, auch dem Artikel geht es nicht um Nordhorn und irgendwelche Vorwürfe in dem Spiel zu äußern, sondern es geht um Kritik an den Rahmenbedingungen, die solche Auswirkungen nach sich ziehen ... Und ich finde schon, dass es dem Handball an sich schadet, wenn es dazu kommt, dass in Spielen ein oder beide Teams nicht alles geben ...

  • Zitat

    Original von WielandMir wird ja vorgeworfen, dass ich meine Anti-THW-Leidenschaft auslebe.


    Unbestritten, dem ist so.

    Zitat

    Hier mal drei Textstellen für alle die meinen ich hätte da einen Splitter im Auge.

    Nenne wir es einen 'Blinden Fleck'. Aber wieso führst Du uns Deine Einseitigkeit auch noch mit Zitaten vor Augen? Jeder Beitrag beginnt doch schon mit irgend einer "Anti-THW"-Ansprache. Das reicht doch vollkommen.

    Zum einen, die Bier- und Champusrunden wurden in den letzten Spielzeiten regelmäßig ausgelobt.

    Mai 2005: "Auftrieb bei diesem Unterfangen gibt der HSG nicht nur die beeindruckende Heimserie von zuletzt 13:1 - Punkten, sondern auch eine 5000 Euro-Sonderprämie, die ein Flensburger Sponsor den Düsseldorfern im Falle eines Sieges versprochen hat."
    http://www.thw-provinzial.de/thw/05052721.htm

    Juni 2006: "'Wenn die HSG in Kiel etwas erreicht, werden wir eine Bierleitung nach Nordhorn verlegen', verspricht HSV-Boss Andreas Rudolph"
    http://www.thw-provinzial.de/thw/07053121.htm

    Mehr habe ich gerade ohne Recherche nicht parat.
    Und sorry, wenn's Kieler Beispiele sind, die liegen bei mir eben am nächsten.


    Zum anderen, tritt beim umfangreichen Zitieren plötzlich eine augenfällige Zitierschwäche ein, genau an der Stelle, wo Schneller die Münze wendet und sich bemüht, beide Seiten zu betrachten. "Vorstellbar ist, dass - rein theoretisch - auch die schwedischen Nationalspieler in Diensten des THW Kiel ihrem Landsmann Ola Lindgren, Coach der HSG Nordhorn und zugleich Co-Trainer der Auswahl seines Landes, eine entsprechende „Prämie“ in Aussicht gestellt haben,..."

    Aber da Du es ja in jedem Beitrag erwähnst, ist das nun eigentlich schon wieder viel zu viel Text zu Deinem Beitrag.

    Natürlich hätte es mich als Kieler gefreut, wenn Nordhorn so aufgetreten wäre, wie sie es normaler Weise gegen Spitzenclubs tun. Dem war nicht so. Aber für Kiel hat sich dadurch nichts geändert. Die Situation ist immer noch, wie vor den NOH-Spiel.

    Was mich ärgert hat, ist die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam.
    Bereits vor dem Spiel deutete Bob Hanning an, das man nicht all zu viel erwarten dürfe. Schließlich ging es danach direkt zu den Torreros. Schon zu diesem Zeitpunkt fragte man sich, was denn jetzt wohl komme?
    Dann spielte die HSG gut mit, bis es Lindgren kurz vor Ende der Halbzeit bei knappem Rückstand reichte und er seiner zweiten Garde reichlich Einsatzzeit schenkte.
    Über so etwas wie "Intensität" mit der ein Spiel geführt werden kann, brauchen wir kein Wort zu verlieren. Das Spiel war so unattraktiv, dass ich nach 50 Minuten - während eines angeblichen Spitzenspiels - ausschaltete.

    An dem Tag stand nicht der Tabellen 14. gegen den Zweiten auf dem Feld, so dass man einfach Schadensbegrenzung hätte betreiben wollen. Das waren zwei Spitzenclubs, von denen einer ganz gesteuert - von der Bank aus - die Arbeit verweigerte. Zum Nachteil der Fans in der Halle. Zum Nachteil der Handballfans am Fernseher, die sich auf ein spannendes Spitzenspiel freuten. Zum Nachteil des Übertragenden Senders, der in Zukunft noch genauer schauen wird, was er überträgt. Zum Nachteil der Sponsoren und Werbekunden, die sich auf einmal in einen unattraktiven - landesweit ausgestrahlten - Umfeld präsentiert sahen. Zum Nachteil der frischen Handballfans, die dachten, sie würden in der Bundesliga tollen Handball zu sehen bekommen. ...

    Ja, Handball ist ein Produkt.
    Die Vereine kalkulieren und taktieren, um für sich das optimale Ergebnis heraus zu holen. Ihr gutes Recht. Jeder streckt sich nach seiner Decke.
    An dem Produkt Handball hängt inzwischen aber auch deutlich mehr dran, als der einzelne Verein. Es liegen auf einmal viel mehr Parteien mit im Bett, denen gegenüber man in der Pflicht ist. Schliesslich profitiert man ebenfalls von diesen neuen Bett-Partnern.

  • Das ist doch keine Überraschung.

    Die Bundesliga ist, mit Verlaub, scheißlangweilig geworden. Da sind die beiden Spielgemeinschaften Balkan/Skandinavien und dann dürfen Hamburg und/oder noch einer sich da oben tummeln, RNL wird wohl etatmäßig den Platz des Alibi-Konkurrenten einnehmen.

    Der Rest kann realiter nur zuschauen, wie dann der THW Meister wird.

    Warum soll dann ein Verein noch Vollgas geben ? Ich halte es für legitim, wenn ein Verein sagt, dieses Spiel ist eh gelaufen, ich konzentriere mich auf ein anderes Ziel. Für dieses Spiel schont man dann die Leistungsträger und lässt die zweite Garde ran.

    Früher habe ich jede Chance genutzt, Handball zu gucken, wenn eine Übertragung im Fernsehen kam. Mittlerweile entscheide ich das nach den Mannschaften, die dort spielen.

    Der Sport ist ein Business geworden, das Interesse der Fans, die alles geben für ihren Vereine und das gleiche von ihrem Verein erwarten, ist zu einer Kostenstelle in der Kosten-Leistungs-Rechnung verkommen.

  • Ich finde spannend, dass hier fast ausschließlich auf den Kampf um den Platz an der Sonne eingengangen wird. Wird nicht auch andersherum ein Schuh draus? Könnte sich nicht der WHV beklagen, wenn der HSV nicht auch gegen Essen oder Minden mit 20+ Toren gewinnt? Oder müssten sich nicht gleich mehrere Teams beschweren, wenn der THW oder Flensburg mal "nur" mit 5 statt 15 Toren gegen einen anderen Abstiegskandidaten gewinnt?

    Es ist leider so, dass es Spiele gibt, in denen der Sieger schon recht früh feststeht bzw. festzustehen scheint. Dann wird oft auf einer Seite, manchmal auch auf beiden Seiten, ein Gang zurückgeschaltet. Was bringt es, 100 % zu geben und dafür mit 5 Toren statt mit 10 Toren Differenz zu verlieren, anstatt für das Spiel gegen einen direkten Konkurrenten in drei Tagen die Kraft zu sparen?
    Die Schere zwischen den Vereinen geht teilweise recht weit auseinander - wenn auch noch nicht so weit wie in Spanien - und das scheint mir in den nächsten Jahren auch weiterhin so zu sein. Insofern wird es immer solche Spiele mit recht hohen Tordifferenzen geben.

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Wenn man ein Zwischenfazit der Diskussion hier zieht, dann sind sich alle einig, daß Noh damit kakukiert hat, durch eine 'Schonung' im SG-Spiel (augenfällig durch die Wechsel in der 1. Hz. bei bis dahin ausgeglichenem Spiel) bessere Chancen im EC-Wettbewerb zu haben.

    Nun kann man das Kalkül allerdings auch hinterfragen, ob das wirklich so zweckmäßig ist (ganz abgesehen von der Frage des 'Sportsgeistes'). Es ist sehr gut möglich, daß der 4. Platz zur CL-Teilnahme berechtigt (wenn der THW oder HSV die CL gewinnt). Dann würde NOH gegen die besten Mannschaften der Welt spielen (statt gegen Aragon gegen Ciudad usw.) - und die Vorrunde kann man auch als Nicht-Übermannschaft überstehen (Gummersbach hats diese Sasion vorgemacht).

    Noh opfert diese Möglichkeit (ein Sieg gegen die SG wäre ein Meilenstein gewesen) einem sportlich vergleichsweise uninteressanten Wettbewerb - man schaue sich mal die bisherige gegnerschaft von NOH im EC an!

    Es ist eine Unterschätzung des Publikums und der Sponsoren, wenn man denkt, die merken das nicht, daß die CL-Qualifikation und Teilnahme viel wertvoller ist als der Gewinn eines anderen EC-Cups.

    Was haben denn die letzten Finalteilnahmen von Magdeburg, Lemgo und Göppingen den Vereinen gebracht?

    Durch das Verhalten des Nordhorner Trainers fällt schon ein Schatten auf die eigentlich allseits beliebte Nordhorner Mannschaft - verärgerte TV-Zuschauer und Sender (Olaf hat richtigerweise darauf hingewiesen); auch anwesende Noh-Zuschauer und Sponsoren fanden das Verhalten bestimmt durchgehend nicht 'Klasse' - der kritische Artikel der Grafschafter Nachrichten ist ein Indiz dafür.

    Erst recht geht es los, falls das gegen Aragon danebengehen sollte. Dann wär halt durch das Taktieren gegen FL vieles, was NOH in der bemerkenswerten Saison bislang erreicht hat, verspielt. Der Schuß geht nach hinten los.

    Überhaupt: vor dem Final Four war Ligapause; Samstag dann das Pokalhalbfinale - Mittwoch dann halt Flensburg, Samstag dann (das nicht entscheidende Hinspiel) gegen Aragon.Tja, so ist das halt, eigentlich nichts besonderes für Spitzenmannschaften: die NOH sollten doch froh sein, diese Spiele bestreiten zu dürfen.

    Ich habe in der HBL noch nicht gesehen, daß ein in der Anfangsviertelstunde völlig offenes Spiel durch Auswechselungen (die Symbolcharakter hatten) praktisch abgeschenkt wurde.

    Aber: ein Kalkül erst mal aufgehen. Wenn es gegen Aragon gut läuft, dann weiß kein Mensch, ob es an der Schonung im FL-Spiel lag. Wenn es gegen Aragon daneben geht und die CL aufgrund der Niederlage verfehlt wird, dann haben die NOHs ein richtiges Problem (und müssen sich der Kritik ihres Publikums und der Sponsoren stellen).

    Nuja: wer kalkuliert - den bestraft im Sport häufig das Leben (mal schauen, obs wieder so kommt).

    3 Mal editiert, zuletzt von Karl (5. April 2008 um 14:08)

  • Jetzt mal Hand aufs Herz, taktische Pielchen und das Schonen von Leistungsträgern in entschieden scheinenden Spielen sind keine Phänomene des Profisports, sondern bis hin in untereste Amatuerligen zu beobachten. Siehe bspw. die Verstärkung 2ter Mannschaften durch 1 te Mannschaftsspieler in wichtigen Spielen.

    Weder der Profi- noch der Amatuersport sind Inseln glückseeliger Moral und sportlichkeit innerhalnb einer leistungs- und profitorientierten Gesellschaft, sondern Abbild eben dieses Systems.
    Das mag Fan finden wie er will, doch wenn er wirklich etwas daran ändern möchte dann sollte er demnächst sein Verhalten nach Niederlagen hinterfragen und Niderlagen, Abstiege und verpasste Meisterschaften in Zukunft genauso akzeptieren wie Erfolge zu feiern.

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )