Steuerhinterziehung: Deal - or no Deal ??

  • Ich will als erster gar nicht viel dazu schreiben, ausser, dass es mich richtig heftig verärgert, wenn von interessierter politscher Seite diskutiert wird, ob Beweismittel die vom BND gekauft wurden hier überhaupt verwertet werden dürften. Das ist mal Bedenkenträgerei vom Feinsten.

    Und am Ende gibt es für alle zwei Jahre auf Bewährung, wenn die nachweisbar hinterzogenen und noch nicht verjährten Steuern gezahlt werden. Weil das alles so schwierig ist .

    Und noch eine Überlegung: da lässt man verlauten, dass Steuerfahnder fehlen um Steuerhinterziehungen in Millionenhöhe zu finden. Aber wir diskutieren hier ernsthaft wieviel Schiedsrichter als Aufwandsentschädigung erhalten dürfen, bevor das steuerpflichtig wird. Und scheinbar werden solcher Minibeträge an nichtgezahlter Steuer von den Fahndern gefunden.

    Manches fragt sich mancher manchmal...

    .... und im übrigen bin ich der Meinung, dass alle Gymnasien abgeschafft gehören !

    Nicht der Abgrund trennt, sondern der Niveauunterschied. (Lec)

    2 Mal editiert, zuletzt von tausendfeuer (19. Februar 2008 um 13:05)

  • naja, steuerhinterziehung ist ja nun nicht einfach ein privileg der reichen. ich möchte nicht wissen, wieviele aktienanleger sich in den letzten jahren die mühe gemacht haben und ihre spekulationsgewinne versteuert haben. da wird sicher wohl auch erst hingeguckt, wenn ein paar 100.000 hin- und hergeschoben werden.


    je mehr man hat, desto mehr macht man sich gedanken um steuervermeidung und desto mehr "steuersparmodelle" werden einem angeboten. das lichtensteiner stiftungsmodell wird ja schon seit vielen jahren mehr oder weniger legal angepriesen. jetzt scheint es damit ein ende zu haben.


    eine zu strenge steuergesetzgebung wird dazu führen, dass die betroffenen steuerzahler sich ihren steuerwohnsitz im ausland suchen. von daher glaube ich nicht an einen unbedingte verschärfung. und im falle eines falles wird wohl keiner in den knast wandern. der letzte promi, an den ich mich erinnern kann, war der vater von steffi graf, und der hat das wohl damals etwas übertrieben.

    mal im ernst: welcher schieri wird jemals ein verfahren an den hals kriegen für mögliche vergehen bei diesen peanuts-summen.

  • Ich finde es sehr bedenklich einnem Krminiellen Millionen für gestohlene Daten zu zahlen. Selbst wenn der Staat finanziell erheblich davon profitieren sollte, ein äußerst fader Nachgeschmack bleibt mir dabei. Der Zweck sollte nicht alle Mittel heiligen, ansonsten könnte man demnächst über so einiges diskutieren. Wie wärs zum Beispiel mit ein bissl Folter, wie im Falle Metzler etc.

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Outsider81
    Ich finde es sehr bedenklich einnem Krminiellen Millionen für gestohlene Daten zu zahlen.


    Willkommen im Geheimdienstgeschäft ...

    Zitat

    Original von Outsider81
    ansonsten könnte man demnächst über so einiges diskutieren. Wie wärs zum Beispiel mit ein bissl Folter, wie im Falle Metzler etc.


    Darüber wurde ausreichend diskutiert ... und es gab durchaus Volljuristen, die in so einem Fall aus Gefahrenabwehrgründen (Rettung von Menschenleben) die Folter (oder deren Androhung) für jedenfalls entschuldigt halten.

    Und die Union blockiert gerade einen Jura-Professor bei der Wahl zum Verfassungsrichter, weil der Andeutungen gemacht hat, nach denen das Folterverbot für ihn nicht per se sakrosankt ist. Ich will diese Position nicht gutheißen - aber es gibt immerhin Jura-Professoren, die da skeptisch sind.

  • Zitat

    Original von Outsider81
    Ich finde es sehr bedenklich einnem Krminiellen Millionen für gestohlene Daten zu zahlen. Selbst wenn der Staat finanziell erheblich davon profitieren sollte, ein äußerst fader Nachgeschmack bleibt mir dabei.


    Für mich ist es unverständlich, dass dieser Teil der Aktion intensiver diskutiert wird und scheinbar mehr empört als die Tatsache, dass, wie es scheint, so viele Menschen solche Unmengen an Steuern hinterzogen haben.


    Grüßle
    Sabine

  • Es ist schon ein wenig facettenreicher und mir geht das dumme Geschwätz von den Reichen auf die Nüsse, die nur Steuern hinterziehen.

    Wer will denn guten Gewissens behaupten, daß er noch nie einen km mehr dazu geschrieben hat bei den Fahrtkosten, seiner Steuererklärung einen dubiosen Beleg beigefügt hat, einem Handwerker Bargeld ohne Rechnung in die Hand gedrückt hat, um die Umsatzsteuer zu sparen?

    Wieso ist der Dumme ist denn immer der "arme kleine Mann"? Weil er nicht genügend in der Steuerprogression steckt, daß er ins Grübeln kommt, auch Steuern "zu sparen"?

    Vater Graf war damals dafür bekannt, daß er das Antrittsgeld seiner Tochter gerne mal in der Plastiktüte davon geschleppt hat. Dumm nur, daß das Finanzamt ja auch Zeitung lesen konnte und wußte, wo seine Tochter angetreten war. Ebby Thust hat es mit Saunaclubs übertrieben und - ironischerweise - Vater Graf wegen dessen Plastiktütengeschäften erpressen wollen. Beide sind ebenso aufgeflogen wie Beris Bocker, der nachweislich doch nicht in Monaco, sondern in München lebte.

    Es gibt durchaus Steuerfahnder in Deutschland, die sich in Luxemburg aufhalten und dort Kennzeichen vor Banken notieren. Der Zufall will es, daß man so ja auch immer mal nach dem Halter schauen kann. Genügend Dinge, von denen der Normalsterbliche nichts mitbekommt.

    Das mit der Folter im Falle Metzler kam mir auch so in den Sinn. Hätte damals ein Herrn Steinbrück gerufen "Ich hätte mal die Reaktion des Volkes hören wollen, wenn wir das nicht gemacht hätten." Ja, hätte man den Entführer damals gefoltert, dann hätte man den Jungen vielleicht retten können. Ich bin froh, daß es nicht so gekommen ist, obwohl der Stammtisch das uneingeschränkt bejaht hat.

    Aber dann stimmt mir der Maßstab nicht mehr. Ein Steuerhinterzieher - wenn er einer ist und nicht jeder, der eine Stiftung in Liechtenstein hat, muß per se einer sein, kann es aber natürlich - wird vom Staat durch eine Straftat aufgedeckt, davor ein Menschenleben zu retten schreckt man aber zurück?

    Was wir in letzter Zeit erleben ist natürlich das Gefühl, "die da oben" bescheißen "die da unten". Das hat aber auch damit zu tun, daß der fürsorgende Staat spätestens nach Schröder sich doch ein wenig aus der Fläche zurückgezogen hat und gerade die Menschen, um die er sich doch sehr fürsorglich gekümmert hat, müssen eher darum fürchten, irgendwie auf der Strecke zu bleiben. Das erklärt doch auch diese neue Partei der Enttäuschten und Auf-der-Strecke-Gebliebenen.

    Nichtsdesto trotz muß auch "der Staat", wie ihn der Bürger wahrnimmt, sich einmal Gedanken darum machen, wieso seine Abgabenquote eben nicht im gleichen Maße abnimmt, wie seine Leistungen abnehmen. Steuerhinterziehung gibt es nicht nur in Deutschland. Aber unrecht hat der Erbprinz von und zu Liechtenstein nicht, wenn er sagt, daß Deutschland erst einmal seine Hausaufgaben machen müsse.

    Trotz gegenteiliger Meinung des Stammtisches zahlen die 10% der Besserverdienenenden noch immer die Hälfte aller Steuern. Trotzdem viele andere Staaten die Erbschaftsteuer abschaffen, "reformiert" das deutsche Ministerialbeamtenkrebsgeschwür Richtlinien und Verordnungen, die wieder mehr Kapital ins Ausland treiben.

    Da kommt doch ein Fall Zumwinkel gerade mal recht. Der böse Manager, der Mindestlöhne fordert, der den hehren Unternehmensleiter gibt und der selbst Gelder ins Ausland schafft und hier verschweigt. Da kann man die öffentliche Meinung doch besser darauf hetzen als mal sein eigenes Handeln und Geldverschwenden zu verteidigen.

  • Im ganzen geschrei um die Steuersünder wird doch eines total übersehen.

    Die Bundesreublik Deutschland hat sich doch klar als Hehler betätigt, indem man wissentlich gestohlene Daten gekauft hat.
    Die Empörung aus Lichtenstein ist für mich völlig richtig.

    Es ist doch sehr erschreckend, dass sich ein Staat illegal und mit strafrechtlich relevanten Methoden an fremden Eigentum vergreift.

    Und dann stellen sich auch noch unsere führenden Politiker hin und greifen Lichtenstein derart unseriös an, das ist doch eine Verabschiedung vom Rechtsstaat durch die eigentlichen "Bewahrer" unseres Rechtssystems.

    Ich gehe davon aus, dass die Steuerhinterzieher zwar ihre Steuern nachbezahlen müssen, aber strafrechtlich wird man Ihnen nicht an die Wäsche können, wenn das einzige Beweismaterial auf illegale Weise beschafft worden ist.

    Und eine Aussage aus Lichtenstein trifft leider voll ins Schwarze, nämlich , dass nach internationalen Stiudien das deutsche Steuersystem noch schlehcher als das von Haiti sein soll. Chapeau nach Lichtenstein.

  • Im übrigen sollte man auch bedenken, daß gerade Organe der deutschen Rechtspflege noch am Wochenende laut getönt haben, eine Welle der Selbstanzeigen werde losbrechen.

    Fakt ist, daß es bislang wohl erst drei Fälle gibt.

    Vergessen sollte man allerdings auch nicht die Rolle von "Beratern", deren Name ich hier mal nicht nennen will, die es sich zur Spezialität gemacht haben, ihre Mandanten dahingehend zu "beraten", alles Geld nach Liechtenstein zu schaffen.

    Wenn ich dann lese und höre, daß Zumwinkels Kapitaleinkünfte wohl knapp über dem Sparerfreibetrag lagen, da kommen mir schon große Fragezeichen ins Gesicht - das dürfte dem Lord Vader auch nicht anders ergehen.

    Wie kann es denn passieren, daß ein Steuerpflichtiger durch den Verkauf von Kaufhäusern an REWE (oder so ähnlich) zweistellige Millionenbeträge kassiert und keine Kapitaleinkünfte erzielt von dem Veräußerungserlös. Das läßt sich nur damit erklären, daß andere Einkunftsquellen neu auftreten müssen (Kauf von Immobilien) oder eben Gelder doch ins Ausland gegangen sein müssen.

    Strafrechtlich dürfte dann aber die Frage bestehen, ob das zuständige Finanzamt dann so unwissend sein durfte. Das ist aber alles nur Spekulation meinerseits und vielleicht doch irgendwie zu erklären.

  • Zitat

    Original von Teddy


    Willkommen im Geheimdienstgeschäft ...


    Darüber wurde ausreichend diskutiert ... und es gab durchaus Volljuristen, die in so einem Fall aus Gefahrenabwehrgründen (Rettung von Menschenleben) die Folter (oder deren Androhung) für jedenfalls entschuldigt halten.

    Und die Union blockiert gerade einen Jura-Professor bei der Wahl zum Verfassungsrichter, weil der Andeutungen gemacht hat, nach denen das Folterverbot für ihn nicht per se sakrosankt ist. Ich will diese Position nicht gutheißen - aber es gibt immerhin Jura-Professoren, die da skeptisch sind.

    Der genannte Jura-Professor schreibt über die verschiedenen Diskussionen in diesem Buch, was meiner Meinung nach dringend in einen Grundgesetzkommentar gehört!
    @ Schwanniwolli: Ich finde es ehrlich gesagt eine Frechheit, dass ein 35.000 Einwohner zählender Staat mit Werbezetteln zur Steuerhinterziehung in ihrem Land wirbt, also zur Kriminalität verleitet! Das ist die Frechheit!

    Und den Kauf einer DVD kann man wahrlich nicht mit der Folterung eines Kriminellen vergleichen, man bekommt die CD angeboten, die ist schon da, man hat keinen beauftragt diese zu klauen, dann nehme ich sie um die Steuersünder und Kriminellen zu bekommen!

    Was ich an dieser Sache nicht verstehe ist die Tatsache, fern ab von jeglichen Diskussionen, dass Menschen scheinbar ihren Hals nicht vollkriegen können! Der Mann hat doch soviel Geld gehabt um sich, seinen Kindern und auch deren Kindern ein wirklich tolles Leben zu finanzieren! Und dann will man noch mehr?!

    Einmal editiert, zuletzt von Diddi (20. Februar 2008 um 10:54)

  • Zitat

    Original von Gottfried
    Vergessen sollte man allerdings auch nicht die Rolle von "Beratern", deren Name ich hier mal nicht nennen will, die es sich zur Spezialität gemacht haben, ihre Mandanten dahingehend zu "beraten", alles Geld nach Liechtenstein zu schaffen.

    du gehörst doch auch zur steuerberaterkaste, oder? hast du die lichtensteiner stiftungen nicht im angebot gehabt? wenn ich heute die faz so durchlese bleibt einzig singapur als fluchtburg.

    Die empörung liechtensteins ist nachvollziehbar. das werden jetzt sicher ein paar milliarden abgezogen werden. da es kaum fälle von selbstanzeige gibt kann man darauf wetten, dass im nächsten jahr die finanzdienstbranche in singapur zweistellige wachstumsraten aufweisen wird.

    und zu den tricks der steuervermeidung: ist es nicht eine art volksport, die steuerquote so gering wie möglich zu halten? müsste doch das ziel eines jeden steuerberaters sein, die steuerlast seines klienten zu minimieren und sich dabei mit einem fuss noch ausserhalb des gefängnisses zu bewegen.


    übrigens können wir froh sein, dass in den zeiten der globalisierung die dax-unternehmen ihren steuersitz noch in deutschland haben.
    die deutsche börse ist gerade von frankfurt 15 kilometer weiter nach eschborn gezogen, da man durch den geringeren hebesatz 50 mio im jahr sparen kann. ich vermute mal, dass die steuergesetzgebung auch in den kommenden jahren eine große spielwiese der politik bleiben wird.

    Zitat

    Was ich an dieser Sache nicht verstehe ist die Tatsache, fern ab von jeglichen Diskussionen, dass Menschen scheinbar ihren Hals nicht vollkriegen können! Der Mann hat doch soviel Geld gehabt um sich, seinen Kindern und auch deren Kindern ein wirklich tolles Leben zu finanzieren! Und dann will man noch mehr?!

    das ist ein verbreiteter irrglaube, dass mit steigendem gehalt sich der gedanke festsetzt, dass man ja eh genug hat und nun dem staat was gönnen kann. bestes beispiel sind doch die fußballer. da verdient fast jeder bundesligaspieler brutto eine million pro saison. dann hört man bei wechseln aber immer noch "ich muss bei diesem vertrag auch an meine zukunft denke". man muss ja auch mal berücksichtigen, in welchen kreisen zuwinckel sich bewegt. der kommt aus der beratung und hat täglich mit finanzleuten zu tun, die mehr als seine 3 mio im jahr verdienen. da kommt es nicht mehr auf den den abgesicherten lebensstil an sondern auf das prestige.

    2 Mal editiert, zuletzt von alter Sack (20. Februar 2008 um 11:06)

  • Ich teile hiermit der Bevölkerung mit, dass ich bei einem Bruttoeinkommen von 10 Millionen per anno gerne 90% Steuern zahlen würde !!!

    .... und im übrigen bin ich der Meinung, dass alle Gymnasien abgeschafft gehören !

    Nicht der Abgrund trennt, sondern der Niveauunterschied. (Lec)

    Einmal editiert, zuletzt von tausendfeuer (20. Februar 2008 um 11:21)

  • Verdient jemand so viel ? Oder gibt es nur Menschen, die so viel kriegen ? Ich kann mir ... erst mal nur für mich gesprochen... keine Tätigkeit vorstellen, bei der ich so viel Gelde verdienen würde.

    .... und im übrigen bin ich der Meinung, dass alle Gymnasien abgeschafft gehören !

    Nicht der Abgrund trennt, sondern der Niveauunterschied. (Lec)

    Einmal editiert, zuletzt von tausendfeuer (20. Februar 2008 um 12:07)

  • Zitat

    Original von tausendfeuer
    Verdient jemand so viel ? Oder gibt es nur Menschen, die so viel kriegen ? Ich kann mir ... erst mal nur für mich gesprochen... keine Tätigkeit vorstellen, bei der ich so viel Gelde verdienen würde.


    Auch nicht, wenn du dir vorstellen würdest, du wärst Leiter eines großen Unternehmens mit mehreren zehntausend Mitarbeitern und mehreren hunderttausend unterschiedlichen Kunden und dir noch diverse zehntausend Anteilseigner im Nacken sitzen würden? So à la Ackermann... ich glaube ich nicht, dass du dir einen derartigen Job nicht entsprechend netto vergolden lassen würdest.

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • Zitat

    Original von tausendfeuer
    Verdient jemand so viel ? Oder gibt es nur Menschen, die so viel kriegen ? Ich kann mir ... erst mal nur für mich gesprochen... keine Tätigkeit vorstellen, bei der ich so viel Gelde verdienen würde.


    Oh, jetzt kommen wir zu einer Meta-Diskussion... ;)

    Verdient ein Arzt in der Notaufnahme, der täglich Menschen das Leben rettet, genug? Zu viel?
    Verdient ein Sozialarbeiter, der einen aggressiven Menschen aus dessen Umfeld holt und dadurch einen Massenmord verhindert, genug? Zu viel?
    Verdient eine Polizeikommissarin, die einen Serientäter überführt, der sonst noch einige weitere Morde ausgeübt hätte, genug? Zu viel?
    Verdient ein Steuerberater, der seinen Klienten durch geschicktes Nutzen legaler Steuerschlupflöcher letztlich Millionen spart, genug? Zu viel?
    Verdient ein Politiker, der durch persönlichen Einsatz einen Krieg verhindert, in dem sonst zigtausende Menschen gestorben wären, genug? Zu viel?

    Die entscheidende Frage ist immer: Wo setzt man den Maßstab an für den Verdienst eines Menschen? Ein Maßstab ist immer Geld. Insofern wäre vermutlich von den oben aufgeführten Beispielen der Steuerberater derjenige, der am meisten "verdienen" würde, rechnerisch betrachtet. Aber kann man sowas miteinander überhaupt vergleichen? Darf man das vergleichen?

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Ein Steuerberater kann gar nicht genug verdienen :)

    Wenn man die Diskussionen verfolgt, die da sagen: Alles über 2 Mio € Einnahmen wird mit 80% wegbesteuert, dann ist das doch auch irgendwie eine boden- und anstandslose Frechheit.

    Wir finden es massiv scheiße, daß einer soviel bekommt. Aber wenn er es schon bekommt, dann soll er es auch größtenteils wieder dem Staat geben. Außer Neid kann ich dafür kein vernünftiges Argument finden. Wir ertappen einen Taschendieb und nehmen uns das gestohlene Geld anstatt es dem Eigentümer zurückzugeben.

    So sollte sich Oberbriefmarkenlutscher Bsirske auch mal fragen, ob seine Aussagen nicht ein wenig heuchlerisch sind, er würde in jedem Aufsichtsrat ja immer gegen die Erhöhung von Vorstandsbezügen stimmen. Er weiß doch, daß es nur symbolisch ist. Dann soll er wenigstens Rückrat zeigen und sich ganz aus dem Gremium zurückziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Gottfried (20. Februar 2008 um 12:33)

  • dass 10 millionen gar nicht soviel sind bei großzügigem lebensstil zeigt dieser beitrag zu nba star shaqille o'neale. der hat schon ein paar fixkosten. das ist nur ein auszug.


  • Verdienen tut ein Mensch das, was er unter Ausschöpfung aller legalen Möglichkeiten herausholen kann. Einige können das nunmal besser als andere.

    Der einzige Grund für die Aufregung besteht darin, dass es ein Reicher war, der beim Betuppen erwischt wurde. Ob ein Reicher betrügt oder ein Armer bleibt gleich, Betrug ist Betrug. Oder eben Steuerhinterziehung.

    Und wer versucht nicht das FA nach Möglichkeit zu umgehen ? Angaben, die ohne Belege anerkannt werden, ein oder zwei km mehr bei der Wegstrecke, der private Verkauf des Autos bis hin zur Schwarzarbeit, Wege zum Betrug gibt es derer viele. Zumwinkel hat im Grunde nichts anderes gemacht wie jeder andere auch, nämlich sein Geld vor dem FA zu verstecken.

    Und wenn es um den eigenen Vorteil geht, steckt in jedem von uns ein kleiner Josef Ackermann.

  • Zitat

    Original von Diddi

    Der genannte Jura-Professor schreibt über die verschiedenen Diskussionen in diesem Buch, was meiner Meinung nach dringend in einen Grundgesetzkommentar gehört!

    Und den Kauf einer DVD kann man wahrlich nicht mit der Folterung eines Kriminellen vergleichen, man bekommt die CD angeboten, die ist schon da, man hat keinen beauftragt diese zu klauen, dann nehme ich sie um die Steuersünder und Kriminellen zu bekommen!

    Was ich an dieser Sache nicht verstehe ist die Tatsache, fern ab von jeglichen Diskussionen, dass Menschen scheinbar ihren Hals nicht vollkriegen können! Der Mann hat doch soviel Geld gehabt um sich, seinen Kindern und auch deren Kindern ein wirklich tolles Leben zu finanzieren! Und dann will man noch mehr?!


    Ach deswegen ist der Kauf von gestohlener Ware und die Entlohnung eines Kriminiellen in Ordnung? Wärst Du dann auch dafür bspw. Erkenntnisse aus Folterungen, durchgeführt von anderen Staaten nutzen, und generell befürworten dass unser Staat Angebote Krminieller nutzt, wenn es ihm nutzen mag?

    Wobei ich zugeben muss das moralische Prinzipien vor rechtskonformen Verhalten übergeordnet sein sollten, da dann, meiner Meinung nach geschriebene Gesetze, für das friedliche Zusammenleben einer Gesellschaft nicht mehr notwendig wären, würden alle so handeln.Zugegeben eine reine Utopie. Nun stellt sich jedoch die Frage in diesem Fall, "war der Kauf der gestohlenen Daten, zu dem Preis gerechtfertigt oder nicht?"
    Keine einfache Frage.


    In der Frage einer möglichen Abwägung der Menschenwürde in einzelnen Fällen, gibts ein klares NEIN von mir.
    Nicht umsonst ist der Untastbarkeitsparagraf der Menschenwürde der erste in unserem Grundgesetz, und speziell zum Thema Folter, möchte ich nur auf die Sinnlosigkeit von Folter hinweisen, da nahezu die meisten Menschen unter Folter, ab einem individuellen Schmerzensgrad alles gesetehen würde, egal ob tatsächlich schuldig oder nicht!

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

    Einmal editiert, zuletzt von Outsider81 (20. Februar 2008 um 17:04)

  • Zitat

    In der Frage einer möglichen Abwägung der Menschenwürde in einzelnen Fällen, gibts ein klares NEIN von mir

    der satz mit der menschenwürde ist in jeglicher diskussion immer sehr nebulös für mich. was ist denn überhaupt die menschenwürde? das ist so ein schwammiger begriff, welcher vermutlich christlichen ursprungs ist, als dass er als grundbegriff in einem gesetz eigentlich gar nichts mehr zu suchen haben sollte. aber ok, wir schweifen ab.