Wieder einmal Gesichtstreffer...

  • Liebe Forumsgemeinde,

    ich möchte mal wieder eine olle Kamelle aus der Versenkung holen, nachdem ich mir gerade eben den Spielbericht zum gestrigen BL-Spiel zwischen Magdeburg und Melsungen zu Gemüte geführt habe. Worum es geht, dürfte eigentlich klar sein, aber nach der Beschreibung

    Zitat

    Der Pausenfüller war eine Szene aus der 15. Spielminute, als Savas Karipidis Magdeburgs Torhüter Silvio Heinevetter unter Bedrängnis von Außen im Gesicht getroffen hatte. Das Gespann Christoph Immel und Ronald Klein schickte Karipidis, der bis dahin zwei Siebenmeter sicher verwandelt hatte, direkt mit Rot vom Parkett.

    Alleine diese Beschreibung kann in meinen Augen auf keinen Fall zu einer DQ führen. Hat jemand von euch die Szene gesehen und eine Meinung dazu?!

  • Als aller erstes fällt mir auf, dass der Autor des Artikels extra erwähnt, dass Karipidis "unter Bedrängnis" war. Ich denke, das ist schon eine verstecke Kritik an der Schiedsrichterentscheidung.

    Bisher ging ich davon aus, dass ein Gesichtstreffer aus einer Spielsituation heraus (nicht 7m) nie zu einer DQ führen kann.

  • Naja, es liegt ja im ermessen der SR auch andere Aktionen als grob unsportlich anzusehen.
    Ob die Szene sich exakt so abspielte, wie sie vom Autor beschrieben ist ja auch nicht sicher.
    Wenn es wirklich so war hätte es mMn keine Disq geben können.
    Allerdings traue ich einem BL Spieler zu, dass er auch unter Bedrängnis die absolute Körperkontrolle behalten kann und weiß, was er tut.
    Ohne Augenzeuge kaum zu beurteilen.

    • Offizieller Beitrag

    Leider ist die Szene bei HBL.tv nur sehr schwer zu erkennen. Nach meinen Telefonaten gestern Abend mit Zuschauern in der Halle kam Karipidis wohl nicht frei zum Wurf sondern wurde, wie beschrieben, bedrängt. Zudem bewegte sich Heinevetter auf ihn zu. Nach meinem Regelverständnis hätte es da keine 2 Minuten geben dürfen.

  • Zitat

    Original von Ronaldo
    Leider ist die Szene bei HBL.tv nur sehr schwer zu erkennen. Nach meinen Telefonaten gestern Abend mit Zuschauern in der Halle kam Karipidis wohl nicht frei zum Wurf sondern wurde, wie beschrieben, bedrängt. Zudem bewegte sich Heinevetter auf ihn zu. Nach meinem Regelverständnis hätte es da keine 2 Minuten geben dürfen.

    Stand keine 10 Meter weg. Der Abwehrspieler machte - in meiner Erinnerung - einen Schritt zur Seite, so dass der Angreifende frei werfen konnte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bekam vor einer Stunde noch von einem weiteren Zuschauer die Aussage, dass der Angreifer bedrängt wurde. Oder hat die Abwehr extra Platz gemacht, dass Karipidis frei zum Wurf kam?

    Wenn ich aber die Postings von Handball-SR lese, auf die eisbeer verweist, dann kann es aus dem Spiel heraus eigentlich keine rote Karte geben, unabhängig davon ob bedrängt oder nicht.

  • Für mich ist das in jedem Fall eine Fehlentscheidung. Genau wie Torsten das im von Kai verlinkten Thread sagt: Entweder der Schütze wollte ein Tor machen - dann passiert gar nix. Oder er wollte den TW treffen, dann ist es eine Tätlichkeit, und damit Ausschluß. WAS davon es war, ist natürlich die Entscheidung des SR, nur Rot kann es nicht sein.

  • Zitat

    Original von Bilbo
    Für mich ist das in jedem Fall eine Fehlentscheidung. Genau wie Torsten das im von Kai verlinkten Thread sagt: Entweder der Schütze wollte ein Tor machen - dann passiert gar nix. Oder er wollte den TW treffen, dann ist es eine Tätlichkeit, und damit Ausschluß. WAS davon es war, ist natürlich die Entscheidung des SR, nur Rot kann es nicht sein.


    regeltechnisch korrekt wiedergegeben. aus dem spiel heraus führen kopftreffer nicht zu einer dq. - lassen wir die möglichkeit eines absichtlichen treffers einmal unberücksichtigt.
    ein problem bei dieser diskussion ist m.e. jedoch die ziemlich dehnbare interpretation der regel 8:5.
    hier hätte jedenfalls ein einspruch der bereffenden mannschaft m.e. keinen erfolg gehabt, wenn sich die sr auf 8:5 berufen.

    weiterhin gilt im dhb allerdings der klare grundsatz: disqualifikation nur bei kopftreffer des sich NICHT bewegenden torhüters, bei 7m-wurf, oder direkt ausgeführten fw.
    ein wurf von aussen aus dem laufenden spiel heraus, ob mit oder ohne bedrängnis, gehört hier nicht dazu.

  • Ich kann die Aussagen ebenfalls bestätigen, daß Savas Karipidis während seiner Bewegung zum Tor bedrängt wurde. Ob noch im Moment, als der Ball die Hand verließ, ist dabei für mich weniger wesentlich. Ausschlaggebend ist für mich die vorliegende Beeinträchtigung während des schon angestzten Sprunges in den Kreis, was dem folgenden Wurf fast zwangsläufig einen Teil der Kontrolle nimmt.

    Was noch dazu kommt, sind zwei Dinge: eine sachliche, eine sportliche. Rein sachlich war auch Heinevetter in einer Bewegung nach schräg unten, wohl um die lange untere Ecke "dicht zu machen". Für einen so exakten "Treffer" wie dann gesehen hätte Savas vermutlich in der Luft noch den Taschenrechner zücken müssen, um aus eigener Bewegung, Gegnerbewegung, Fallgeschwindigkeit und geplanter Wurfenergie den korrekten Winkel zu berechnen.
    Sportlich ist die Frage, ob ein in seiner Einstellung zum ausgeübten Sport untadeliger Akteur wie Savas Karipidis beim Stand von 9:10, bei eigener Überzahl, auf dem Weg zum Ausgleich auswärts beim Favoriten tatsächlich freiwillig so "offensichtlich" auf einen Torerfolg verzichtet, und sich zum Buhmnn der Halle macht. Für meine Begriffe gibt's da ein glasklares "nein"!

    Bezeichnend für mich auch die endlose "Beratungszeit" der Schiedsrichter, die dann zudem zunächst nicht eindeutig zu verstehen gaben, wer denn nun das Feld verlassen sollte. Zuerst schienen sie ja den völlig fassungslosen, weil gänzlich unbeteiligten Thomas Klitgaard als Sünder ausgemacht zu haben. Selbst der Hallensprecher gab ja unseren Kreisläufer als disqualifizierten Spieler an, weil kein Mensch wirklich durchblickte, was Immel/Klein da warum und gegen wen entschieden hatten. Kein Wunder, daß dabei die Tätlichkeit von Heinevetter gegen Karipidis (menschlich nachzuvollziehen, sportlich aber eindeutig zu bestrafen!) vollkommen im Chaos unterging.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Ronaldo
    Leider ist die Szene bei HBL.tv nur sehr schwer zu erkennen. Nach meinen Telefonaten gestern Abend mit Zuschauern in der Halle kam Karipidis wohl nicht frei zum Wurf sondern wurde, wie beschrieben, bedrängt. Zudem bewegte sich Heinevetter auf ihn zu. Nach meinem Regelverständnis hätte es da keine 2 Minuten geben dürfen.

    Ich wurde inzwischen nochmals ausführlich korrigiert und habe jetzt festgestellt, dass meine eigene Wortwahl nicht ganz glücklich war. Letzter Satz statt "2 Minuten" hätte es "rot" heißen müssen, einfacher Fehler.

    Zum einen wurde ich aber nochmals informiert, dass Karipidis wohl tatsächlich frei stand, da muss ich den anderen Telefonaten nochmals hinterhertelefonieren. Rot wäre nach 8.5b grundsätzlich (theoretisch!) möglich, gelehrt wird aber in solchen Fällen keine rote Karte zu geben. Somit sprechen wir wohl am Besten von einer unglücklichen Tatsachenentscheidung, "Nach meinem Regelverständnis" sollte auch nicht die Unterstellung eines Regelfehlers sein.

  • Endlich mal wieder eine Diskussion über unsere Handballregeln, die nicht ,wie beim Posting "Betreten des Kreis" durch wirre Argumentationen von SUNNY aus dem Ruder laufen.

    Ein Gesichtstreffer aus dem laufenden Spiel heraus kann nach IHF Anweisungen nie mit einer D geahndet werden.

    Unterstelle ich dem Schützen Absicht, müsste man den Werfer sogar ausschließen, da in diesem Fall eine klare Tätlichkeit vorliegt.

  • Zitat

    Original von wmk
    Kein Wunder, daß dabei die Tätlichkeit von Heinevetter gegen Karipidis (menschlich nachzuvollziehen, sportlich aber eindeutig zu bestrafen!) vollkommen im Chaos unterging.

    Sorry, aber eine Tätlichkeit ist m.E.n. nie nachvollziehbar. Wenn man es nicht verkraftet, dann soll man sich nicht ins Tor stellen.

    Lieber WM-Fünfter als Vize-Weltmeister im eigenen Land

  • naja, aber ne Tätlichkeit is das nich denke ich (ohne es gesehen zu haben), sondern halt ne Revancheaktion, also DQ ;)

  • Zitat

    Original von eisbeer

    Sorry, aber eine Tätlichkeit ist m.E.n. nie nachvollziehbar. Wenn man es nicht verkraftet, dann soll man sich nicht ins Tor stellen.

    Immerhin handelt es sich da auf dem Feld immer noch um Menschen, nicht um Roboter. Insofern unterscheide ich durchaus zwischen "emotional nachvollziehbar" und "vorsätzlich". Genau darum geht es nämlich hier im Grunde. Nur kurioserweise fallen die Konsequenzen völlig widersprüchlich aus.

    Während die eine Aktion als "Vorsatz" gewertet und abgestraft wurde, die aus dem nicht völlig aufzulösenden laufenden Spielgeschehen heraus kam und sich regeltechnisch als zweifelhaft darstellt, fällt die, die zwangsweise bestraft werden müßte, komplett unter den Tisch. Für mich ein Paradoxum, aber eben wie schon weiter oben beschrieben eine Tatsachenentscheidung zweier Schiedsrichter, die damit blöderweise den Schwarzen Peter halten.

    Wohlgemerkt: ich kritisiere die beiden hier nicht deswegen, denn das war eine dieser saublöden Begebenheiten, die wohl jedem Schiri in seiner Laufbahn mehrfach unterkommen, nur daß es hier in der Bundesliga vor laufenden Kameras war. Dumm gelaufeneben. Nur gut, daß aich alle Akteure auf dem Feld und auf den Bänken unter Kontrolle hatten - und das trotz des engen Spieles. Könnte mir vorstellen, daß daraus bei anderen Protagonisten ein recht übles "Rudel" mit weiteren nachfolgenden Aktionen hätte folgen können ... :rolleyes:

  • immerhin war nach meiner Beobachtung bei HBL.tv SR-Lehrwart Peter Rauchfuß als Spielaufsicht in der Halle, der nach dem Kopftreffer sogar aufs Spielfeld gegangen war. Zur Not hätten die beiden SR also den Blickkontakt oder ein kurzes Gespräch herstellen können, um ihre Entscheidung abzusichern. Oder ist das nicht statthaft?

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • hm, ich weiß nciht, wie das offiziell gesehen wird - ich finde es absolut nicht statthaft. Die Entscheidungen auf dem Feld haben die beiden SR zu treffen, und zwar alleine und ausnahmslos.

  • Zitat

    Original von Olaf
    immerhin war nach meiner Beobachtung bei HBL.tv SR-Lehrwart Peter Rauchfuß als Spielaufsicht in der Halle, der nach dem Kopftreffer sogar aufs Spielfeld gegangen war. Zur Not hätten die beiden SR also den Blickkontakt oder ein kurzes Gespräch herstellen können, um ihre Entscheidung abzusichern. Oder ist das nicht statthaft?


    Ob das nicht eventuell sogar geschehen ist, kann ich nicht sagen. Ich habe ihn auch auf dem Feld gesehen, aber nicht in der Nähe der Unparteiischen, die sich zur Beratung etwas "zurückgezogen" hatten. Das schließt aber einen wie-auch-immer-gearteten Kontakt nicht aus, da ich eher die Schlichtungsbemühungen der Spieler untereinander am Ort des Geschehens beobachtet habe.
    Übrigens auch eine interessante Geschichte, denn die Aktiven haben das gewissermaßen weitgehend "unter sich" geregelt, und das sah mir unter dem Strich wesentlich ungefährlicher aus, als wenn da noch Gelbhemden herumgefuchtelt und für zusätzliche Emotionen gesorgt hätten. Ist zwar mit Sicherheit keine Garantie, aber vielleicht sollten sich ein paar Referees das mal als positives Beispiel merken, daß Zurückhaltung manchmal auch Vorteile hat! ;)

    Bilbo: Ich habe es schon live erlebt, daß die "Spielaufsicht" vom Zeitnehmertisch aus das laufende Spiel unterbrochen hat, um eine Entscheidung zu treffen, und mal eben die verdatterten Schiris auf dem Feld "einzunorden". DAS empfinde ich als nicht unbedingt statthaft. Gegen die unabhängige Meinung eines anwesenden Offiziellen in einer solchen Situation bei angehaltener Uhr habe ich nichts, und das halte ich auch eher für positiv und vertrauensbildend denn als unstatthafte Einmischung in die Entscheidungshoheit der Schiris. Nur wenn es sich dan am Ende um eine aufoktruierte Entscheidung dieses Offiziellen gegen die Einschätzung beider Schiedsrichter handeln sollte, ist es wieder bedenklich.

    Einmal editiert, zuletzt von wmk (19. Oktober 2007 um 15:27)

  • nochmal zu heinevetter: wer vor ort war oder es sich bei hbl.tv angeschaut hat, wird sehen, dass er vor dem entgültigen "schlag" doch nochmal zurück zieht. da kennen wir ihn auch anders...

    ist dann "nur" nen rempler geworden, aber sicher keine tätlichkeit. über 2 minuten hätte er sich aber nich aufregen brauchen.