Gestern war es soweit - das letzte Spiel im Euregium für Jesper Larsson!
Nach 10 Jahren in der Bundesliga (8 Jahre Nordhorn und 2 Jahren Essen) geht er zurück in seine Heimat Schweden. Neben dem Abschied von Kent wohl einer der schwersten Abschiede aus Nordhorner Sicht. So manche Träne ist gestern bei der Saisonabschlussparty geflossen und die "Jesper"-Rufe klingen wohl noch immer durchs Euregium.
Eine tolle Abschiedsfeier für die sich Jesper viel Zeit genommen hat, um sich bei allen zu verabschieden - er hats glaube ich genossen.
"Niemals geht man so ganz..." - So klang es gestern nicht nur einige Male im Euregium. Die CD ist bereits in seinen gepackten Koffern und der Sprüch ist auch in seinem Gute-Wünsche-Buch der Fans verankert.
DANKE Jesper für die tolle Zeit mit dir!
"Ich werde Euch nie vergessen und ich komme wieder - als Zuschauer!"
Die lebenslange Dauerkarte hat er ja!
Aus dem letzten Hallenheft noch mal folgender Text vom ihm:
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Willkommen im Euregium liebe Zuschauer.Heute geht's gegen Kronau-Östringen, die vor der Saison sicherlich für viele ein Geheimfavorit waren. Auf allen Positionen mit Nationalspielern ausgestattet, darunter ein paar Weltklassespieler wie z. B. Oleg Velyky, den ich noch gut aus Essener Zeiten kenne. Er alleine kann ein Spiel entscheiden. Wir wollen zum Abschluss der Saison noch einmal Gas geben und gucken, was am Ender herausspringt (Champions League?).
Das klappt nur, wenn wir alle zusammen kämpfen. Wenn Ihr hinter uns steht, werden noch Kräfte frei, die entscheidend sein können. Nur zusammen sind wir stark! Vor einem vollen Euregium einzulaufen, macht mir noch heute Gänsehaut.
Wie ihr alle schon wisst, werden meine Familie und ich nach zehn super Jahren zurück in die Heimat ziehen.
Ich möchte mich bei ALLEN bedanken für diese Zeit.
Zehn Jahre - die Zeit geht schnell, wenn man Spaß hat.
Danke ich werde Euch nie vergessen.
Euer Jesper
Und das Interview:
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Torhüter, so heißt es, sind immer ein bisschen verrückt. Für Handball-Keeper gilt das in ganz besonderem Maße. Wie anders ist es zu erklären, dass sich da ein Mann einem hart geworfenen, prall aufgeblasenen Ball entgegen wirft und sein Erfolgserlebnis nur dann hat, wenn er schmerzhaft getroffen wird. Eine Tollheit, sagen die einen. „Wunderbar“ sagen die, die zwischen den Pfosten stehen. Von Schmerz angeblich keine Spur. Einer dieser scheinbar Verrückten ist Jesper Larsson. Der Schwede, der zum Saisonende der HSG Nordhorn den Rücken kehrt, will von all dem nichts wissen. Warum er sich für normal hält und wie schwer ihm der Abschied aus der Grafschaft fällt, erzählt er in einem ausführlichen Interview mit Arnulf Beckmann.Frage: Dass Torhüter verrückt sind, scheint für Sie nicht zu gelten, oder?
Jesper: Alle Keeper werden sagen, dass dieser Spruch passt, nur gerade auf sie keine Anwendung findet. Vielleicht bin ich ein klein wenig verrückt, aber ich gehöre ganz sicher nicht den Lautsprechern. Ich habe viel Spaß allen anderen zu vermitteln.Frage: Kein Tick, kein Ritual?
Jesper: Wenn so etwas Überhand nimmt, stört es die Konzentration und dient nur als Ausrede, wenn es mal nicht so gut läuft. Sicher gibt es Dinge, die sich automatisieren. Ich absolviere immer das gleiche Aufwärmprogramm. Das hat aber eher praktische Gründe, weil ich dann genau weiß, dass ich gut vorbereitet bin. Aber ich gehöre nicht zu den Typen, die den linken vor dem rechten Schuh anziehen.Frage: Jeder in Nordhorn bedauert ihre Entscheidung, am Ende der Saison den Verein zu verlassen. Was gab den Ausschlag?
Jesper: Das sind sehr private, sehr familiäre Gründe, die mich und meine Familie dazu bewogen haben, zurückzukehren. Die möchte ich nur ungern nach außen tragen. Unter anderen Voraussetzungen wären wir gern noch ein Jahr geblieben.Frage: Wie geht es denn in Schweden sportlich weiter? Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Torhüter-Karriere keineswegs schon beenden wollen.
Jesper: Ich werde wohl noch ein paar Jahre in der ersten schwedischen Liga bei H 43 Lund spielen, übrigens mit Tomas Axner zusammen, der ja ebenfalls lange Jahre in der Bundesliga aktiv war. Mein dortiger Trainer heißt übrigens auch Ola, Ola Manson.Frage: Mit einem kurzen Intermezzo beim TUSEM sind Sie nun seit zehn Jahren in Nordhorn. Was macht diesen Verein für Sie aus?
Jesper: Als ich im Sommer 1997 ankam, habe ich geweint, weil ich Schweden verlassen musste, in diesem Sommer werde ich weinen, wenn ich Nordhorn verlasse. Das sagt eigentlich alles. Die Ruhe, das Familiäre, das Miteinander – wir haben uns sehr wohl gefühlt. Man sagt den Grafschaftern eine gewisse Zurückhaltung nach. Ich glaube, diese Mentalität kommt uns Skandinaviern sehr entgegen.Frage: Sportlich läuft es gegenwärtig hervorragend.
Jesper: Damit hat vor der Saison keiner gerechnet - nur wir selbst wussten es. Alle haben gesagt, die Abgänge seien nicht zu kompensieren, die Zugänge zu unbekannt. Ich hingegen habe immer gesagt, dass wir stärker sind als in der Saison davor. Vor allem im Defensivbereich haben wir deutlich zugelegt.Frage: Jetzt könnte es mit ein wenig Glück und Geschick sogar die Teilnahme an der Champions League werden. Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Jesper: Das Ziel ist jetzt zum Greifen nah. Aber von allen möglichen Kandidaten haben wir das schwerste Restprogramm. Wir reisen noch nach Lemgo und nach Kiel. Und die Heimspiele gegen Kronau und gegen Göppingen werden auch kein Selbstläufer sein. Aber es bietet auch die Chance, gegen direkte Konkurrenten zu punkten.Frage: Die HSG spielt nicht zuletzt auch deshalb eine solch überragende Saison, weil die Keeper überragend halten. Wie funktioniert Ihr Wechselspiel mit Petzer Gentzel?
Jesper: Es funktioniert ganz hervorragend. Im Ernst: Ola hält sich aus den Torhüterentscheidungen weitgehend heraus. Wir entscheiden unter uns, wer anfängt und wann wir wechseln. Ganz selten kommt es vor, dass Ola uns diese Entscheidung abnimmt. Wir verfügen beide über große Erfahrung und haben keinerlei Neidgefühle. Peter fand es sehr gut, als ich aus Essen zurückkam. Es gab ihm mehr Sicherheit und noch mehr Lust auf Handball.Frage: Hand aufs Herz: Wer ist der bessere Keeper von Ihnen beiden?
Jesper: Ganz klar: Peter. Er ist einer der größten Torhüter aller Zeiten. Es hat mich tief beeindruckt, wie er in wichtigen und entscheidenden Spielen immer wieder seine Leistung abrufen konnte. Ich glaube, er ist ein wenig traurig, dass ich gehe, kann meine Entscheidung aber nachvollziehen.Frage: Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie dazu beitragen könnten, die HSG zur Champions-League-Qualifikation zu verhelfen, Sie selbst aber in Schweden weiterspielen...
Jesper: ...ohne im Europacup spielen zu können? Klar, das macht mich echt neidisch. Ich hätte sehr gern noch einmal in der Champions League gespielt, aber meine Entscheidung steht seit Januar fest, und es ist gut so. Ich glaube die Qualifikation zur Champions League zu erreichen, wäre ein würdiger Abschluss meiner Zeit hier in Nordhorn.Frage: Wie sehr ist Ihr Kopf überhaupt noch in Nordhorn? Tragen Sie sich nicht schon mit Abschiedsgedanken?
Jesper: Ich bin noch voll in Nordhorn. Obwohl mit vor ein paar Tagen der Gedanke durch den Kopf schoss: Mensch, dir bleiben hier in Nordhorn vielleicht gerade noch drei, vier Wochen. Das macht nachdenklich, und es kommen viele Erinnerungen auf. Aber sportlich ist das noch überhaupt kein Thema. Ich werde bis zur letzten Spielsekunde vollen Einsatz bringen.Frage: Wie viel Wehmut begleitet Ihren Wechsel zurück in die Heimat und was werden Sie am meisten vermissen?
Jesper: Oh, ich werde vieles vermissen. Wir haben in unseren Nordhorner Jahren viel Zeit für unsere Familie gehabt, auch wenn das manchmal anstrengend sein kann (lacht!). Das wird in Schweden ganz sicher anders sein. Sportlich werde ich natürlich die Bundesliga vermissen. Vor allem, wenn du bei einigen Matches vor gerade einmal 300 Besuchern spielen wirst. Und das Bier nach dem Training wird mir fehlen. Nicht weil es deutsches Bier ist. Das bekomme ich in Schweden auch. Aber in meiner Heimat ist es verpönt, nach dem Sport Bier zu trinken. Ich bekam nach meinem ersten Training hier in Nordhorn eine Flasche in die hand gedrückt und habe verschämt versucht, sie zu verstecken. Aber es ist eine schöne Sitte. Ich werde versuchen, das gemeinsame Bier auch in Lund durchzusetzen.