ZitatAlles anzeigen17.04.2007 - Interview mit Hans-Peter Krämer zur aktuellen Situation der VfL Handball Gummersbach GmbH
Herr Krämer, Sie waren einige Tage in Norddeutschland – haben Sie Sich gut erholt?
Entgegen anders lautenden Berichten habe ich mich nicht zur Erholung in Norddeutschland aufgehalten, ich hatte zwei Aufsichtsratssitzungen und habe die Zeit dazwischen genutzt, um in aller Ruhe wichtige Aufgaben beim VfL Gummersbach vorzubereiten. Auch die Sponsorenakquise spielte dabei eine wichtige Rolle. Und um das ebenfalls klarzustellen: die Aufsichtsratssitzung beim VfL Gummersbach wurde auch nicht wegen meines Aufenthaltes in Norddeutschland verschoben, sondern weil ich an dem ursprünglichen Termin wegen eines grippalen Infektes verhindert war.Wie stellt sich aktuell die wirtschaftliche Situation der VfL Handball Gummersbach GmbH dar?
Durch zwei unvorhersehbare Ereignisse ist der VfL Anfang des Jahres mit einer größeren finanziellen Lücke für die aktuelle Saison konfrontiert worden. Dies waren die Insolvenz eines Premium-Partners und vorübergehende Zahlungsschwierigkeiten eines weiteren Premium-Sponsors. Diese Lücke konnte ich, auch mit Unterstützung von Stefan Hecker, bereits zu zwei Dritteln schließen, was in den letzten Wochen eine meiner vordringlichsten Aufgaben beim VfL Gummersbach war. Es ist schließlich kein Kinderspiel, mitten in einer Saison eine Lücke im hohen sechsstelligen Bereich zu schließen. Die restliche Deckung dieser Lücke werden wir innerhalb der nächsten drei Wochen geklärt haben, sodass ich meine Anstrengungen für den VfL auf weitere sehr wichtige Themen konzentrieren kann. Der Schließung der Etat-Lücke musste oberste Priorität eingeräumt werden – auch, wenn selbstverständlich weitere wichtige Entscheidungen anstehen.Wie beurteilen sie den Stand im sportlichen Bereich?
Wir sind dem Saisonziel, einen Platz in der Champions League zu erreichen, unverändert nah, und mit etwas Glück hätten wir dieses Jahr in der Champions League noch weiter kommen können – dies hätte uns nach dem totalen Umbruch niemand zugetraut. Das verdanken wir einzig und alleine Alfred Gislason.Wie ist der derzeitige wirtschaftliche Planungsstand für die Saison 2007/08?
Der Etat, insbesondere der Spieleretat, ist auf dem Niveau der laufenden Saison bereits jetzt gedeckt. Und dies, obwohl uns mit ISE und TUI zwei große Premium-Sponsoren für die neue Saison fehlen. Das liegt zum einen daran, dass wir zwei neue Premium-Partner im unteren sechsstelligen Bereich für die neue Saison gewonnen haben. Des Weiteren ist es Stefan Hecker gelungen, den Business-Club und auch das Feld weiterer Sponsoren im mittleren Segment massiv auszubauen.Im Februar haben Sie angekündigt, bald einen neuen großen Sponsor vermelden zu können.
Und das war damals in der Tat der Stand der Dinge. Nur ergab sich kurze Zeit später, dass das betreffende Unternehmen beschloss, seinen Börsengang zu verschieben. So wurden wir gebeten, die entsprechenden strukturellen Modifikationen beim designierten Sponsor noch abzuwarten. Ich gehe davon aus, dass dieses Unternehmen in den nächsten Jahren zum Kreis der großen Partner des VfL stoßen wird.Zudem laufen zurzeit eine ganze Reihe von Gesprächen auf höchster Ebene für einen weiteren sehr großen Premium-Partner beim VfL Gummersbach, der das frei werdende Sponsoring-Paket der TUI sehr gut ausfüllen könnte. Und ich bin auch mehr als zuversichtlich, dass wir diesen Partner für die neue Saison gewinnen können.
In aller Deutlichkeit möchte ich aber an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass wir denselben Spieleretat wie in dieser Saison für die kommende Spielzeit auch ohne diesen Partner schon gesichert haben. Dies ist auch insofern wichtig, da Stefan Hecker und ich bei Alfred Gislason im Wort stehen, bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass wir einen Trainer wie Alfred Gislason und Leistungsträger in der Mannschaft auf Dauer halten könnten, wenn die Rahmenbedingungen und damit die sportlichen Ziele nach unten korrigiert werden müssen. Es wird darauf ankommen, dass alle, die beim VfL in der Verantwortung stehen, dazu beitragen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, um die Mannschaft zu halten und noch zu verstärken.
Ist es denn zu diesem Zeitpunkt der Saison noch realistisch, einen Premium-Partner in der Größenordnung von TUI zu finden?
Ja, absolut. Lassen Sie mich die Situationen vergleichen: Als wir vor drei Jahren mit der TUI verhandelt haben, wurde der Vertrag erst Ende Mai unterzeichnet. Wir führen zurzeit wesentlich mehr Gespräche mit potenziellen Sponsoren dieser Kategorie, als es damals der Fall war.Der VfL Gummersbach gehört zu den ersten Adressen im Handballsport. Gerade im Bereich Sponsoring wirken sich hier die Faktoren Bekanntheitsgrad (Anm. d. Red.: Der VfL Gummersbach ist nach Umfragen der bekannteste Handballverein in Deutschland) und die Plattform Kölnarena besonders positiv aus. So ist es auch zu erklären, dass wir es geschafft haben, bezogen auf die Sponsoringeinnahmen zur Spitze aller Bundesligavereine zu gehören. Eine weitere Steigerung der Sponsoringeinnahmen ist daher im Bereich der Premium-Partner auch nur schwer möglich. Allerdings müssen wir, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben, die Zuschauereinnahmen mittel- und langfristig steigern, denn in diesem Punkt sind wir im Vergleich mit den anderen Bundesligisten – auch bedingt durch unsere Rahmenbedingungen – allenfalls im Mittelfeld angesiedelt.
Wie setzt sich der Etat des VfL für die nächste Saison zusammen?
Der VfL Gummersbach rechnet bei der Etatplanung mit ca. 3,5 bis 3,8 Millionen Euro im Bereich Sponsoring, wovon zurzeit 3,0 Millionen Euro gesichert sind. Wir versuchen, unser Ziel eines Gesamtetats von 5,0 Millionen Euro zu erreichen, der Rest über das Sponsoring hinaus sind Zuschauer- und sonstige Einnahmen. Die Zuschauereinnahmen sollen in der kommenden Saison eine noch größere Rolle spielen als bisher.Wie sehen die Kader-Planungen für die nächste Saison aus?
Abschließend kann man diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Auf folgenden Positionen sind die Planungen aber abgeschlossen, beziehungsweise ist der VfL Gummersbach sehr gut aufgestellt: Torhüter, Linksaußen, Rechtsaußen und Kreis.Im rechten Rückraum haben wir Alvanos und noch einen Vertrag mit Zakharov, der in dieser Saison verletzungsbedingt fast komplett ausgefallen ist. Ob er in der nächsten Saison die Erwartungen, die an in gestellt werden erfüllt, bleibt abzuwarten. In diesem Zusammenhang steht aber auch die Verpflichtung des Rechtsaußen Roman Pungartnik, der ja auch auf der halbrechten Position zu Hause ist und so sicher zu vielen Spielanteilen auch im Rückraum kommen wird. Für die Saison 2008/09 soll es auf der rechten Rückraumposition allerdings einen hochkarätigen Neuzugang geben. Die Planungen und Gespräche hierfür laufen bereits.
Es stellt sich die Frage nach den beiden verbleibenden Rückraumpositionen, also Halblinks und Mitte.
Ja, und hier haben wir noch unsere größte Baustelle. Von vier Spielern, abgesehen von möglichen Ergänzungs- oder Jugendspielern, die wir für diese Positionen eingeplant haben, steht erst einer fest: Momir Ilic auf Rückraum links. Für die Position des zweiten Mittelmannes, auf der jetzt noch Houlet eingesprungen ist, bin ich sehr zuversichtlich, dass Stefan Hecker innerhalb der nächsten zwei Wochen Vollzug vermelden kann.Im Blickpunkt steht in erster Linie aber das Thema Daniel Narcisse.
Auch das ist richtig, und hier drehen wir uns seit Monaten im Kreis. Wir haben vor einem Jahr, ca. sechs Monate vor Ablauf der Frist, laut Vertrag unsere Option auf Verlängerung gezogen. Bei dieser Option handelt es sich um eine einseitige Option für den VfL Gummersbach, die damals, da wir ja auch Ablöse für Narcisse bezahlen mussten, im Vertrag festgehalten wurde. Wir haben die Rechtsgültigkeit dieser Option zuvor noch einmal explizit von unserem Anwalt, Andreas Thiel, prüfen lassen, und er hat sie für einwandfrei befunden.Sie sagten vor ein paar Wochen: "Narcisse bleibt und basta!"
Mir, beziehungsweise dem VfL, bleibt ja auch keine andere Wahl, als das so festzustellen. Mit dieser Aussage untermauern wir verbindlich unseren Anspruch. Natürlich ist uns auch bewusst, dass wir Daniel nicht in Ketten legen können, wenn er gehen will. Allerdings ist es in solchen Fällen üblich, dass man sich auf eine Ablöse einigt oder der Spieler sich selber aus seinem Vertrag herauskauft – eine im Sport übliche Vorgehensweise. Um ein diesbezügliches Prozedere zu besprechen, haben Francois-Xavier Houlet und ich mich im März mit den Vereinsvertretern von Chambéry in Genf getroffen. Allerdings beharrt Chambéry auf seinen Standpunkt, auch einen gültigen Vertrag mit Narcisse zu haben und ist dementsprechend nicht gewillt, eine Ablöse zu bezahlen. Zurzeit deutet leider alles auf einen Rechtsstreit hin, an dem allerdings keiner der beteiligten Parteien, den Clubs und Daniel Narcisse, gelegen sein kann.Wie geht es konkret weiter?
Wir werden Daniel beziehungsweise Chambéry in diesen Wochen unsere konkreten Vorstellungen über eine Ablösesumme nennen. Sollte auf diese Forderung nicht eingegangen werden, werden wir auf unseren Vertrag pochen, und somit gilt dann wieder die Aussage: "Narcisse bleibt und basta!"Wobei man hinzufügen muss, dass es hier ums Prinzip der rechtlichen Verbindlichkeit von Spielerverträgen geht. Wir können in diesem Punkt nicht nachgeben – sonst könnte man in Zukunft gänzlich auf Verträge verzichten.
Diese Umstände verhindern momentan, dass wir auf dieser Position Planungssicherheit bekommen. Denn es ist ja nicht auszuschließen, dass weder Chambéry noch Daniel uns eine Ablöse bezahlen können oder wollen – und Daniel sich dann eben doch noch überlegt, den Vertrag bei uns zu erfüllen.
Kann man denn überhaupt noch bis zur Klärung warten, um sportlich zu planen?
Nein. Und das ist sicher einer der Hintergedanken von Chambéry. Es ist wie beim Pokerspiel: Entweder der jenige, der am besten blufft, oder der jenige, der die besseren Karten hat, gewinnt. Und wir setzen auf die besseren Karten. Der Spieleretat – inklusive Narcisse – ist, wie bereits erwähnt, gedeckt, allerdings noch ohne Reserveposition. An der wollen und werden wir in den nächsten Wochen arbeiten und dann auch unverzüglich Nägel mit Köpfen in Form von Spielerverpflichtungen machen.Wo trägt der VfL Gummersbach in der nächsten Saison seine Heimspiele aus?
Wir prüfen in diesen Tagen gemeinsam mit unserem Partner Kölnarena sehr sorgfältig die Option, 2007/08 alle Bundesligaspiele in der Kölnarena auszutragen.
Ich bin wirklich glücklich, dass jetzt mal etwas offizielles von Vereinsseite geäußert wird!
Leider kann ich nicht den ganzen Text einarbeiten, da er zu lang ist ![]()
VFL Gummersbach
Edit: Zweiter Teil des Interviews weiter unten!