Zitat03.04.2007 - Die halbe Liga kann noch hoffen
In der laufenden Saison können sich theoretisch neun Bundesligisten für europäische Wettbewerbe qualifizieren – das wäre eine Premiere.Am 1. April zitterten nicht nur die Fans der SG Flensburg-Handewitt. Auch so mancher deutsche Club, der mit den Norddeutschen für gewöhnlich um die begehrten Plätze in der Champions League konkurriert, bangte mit den Fördestädtern. Machte die dramatische Flensburger 24:25-Niederlage bei CBM Valladolid, im Viertelfinale noch Gegner Gummersbachs, nach dem 32:30-Hinspielsieg doch nicht nur das erste rein deutsche Finale in der Champions League perfekt – zwei Tage zuvor hatte sich der Deutsche Meister THW Kiel gegen den Spitzenreiter der spanischen Liga Asobal, SDS Portland San Antonio, ebenfalls nach dramatischer Partie mit einem Tor durchgesetzt (37:34 und 28:30).
Mit diesem rein deutschen Finale, das Ende April stattfindet, erhöht sich nämlich auch das deutsche Feld für die kommende Spielzeit im wichtigsten Clubwettbewerb der Welt. In den letzten Jahren durfte die Deutsche Handball-Bundesliga (HBL) jeweils drei Mannschaften stellen, in der Saison 2007/08 sind es nun, da die Liga den Sieger stellen wird, vier deutsche Teams. „Das hat die Exekutive der Europäischen Handball-Föderation bereits vor dem Halbfinale so entschieden“, bestätigte EHF-Generalsekretär Michael Wiederer diese Regelung. Auch die Vereinsverantwortlichen des VfL Gummersbach bejubelten also den Flensburger Finaleinzug. Reicht den Blau-Weißen doch nun womöglich schon ein vierter Platz für den Einzug in die Königsklasse. „Das verbessert unsere Ausgangsposition natürlich“, sagt VfL-Trainer Alfred Gislason. Sollte allerdings die SG Flensburg die Champions League gewinnen und sich so als Titelverteidiger erneut qualifizieren – in der Bundesliga aber nur den fünften Platz belegen, dann müssen die Oberberger mindestens Dritter werden.
Gewänne der HSV Hamburg den Europapokal der Pokalsieger (Gegner im Finale ist der spanische Spitzenklub Ademar Leon), stellt die HBL in diesem Wettbewerb, wie Spielleiter Uwe Stemberg bestätigt, „in jedem Fall für das nächste Jahr zwei deutsche Teams“. Sollte sich der HSV in der Bundesliga, wie es derzeit aussieht, für einen Champions-League-Platz qualifizieren, nimmt der Club an diesem höherrangigen Wettbewerb teil. Dann würde die beste Mannschaft des Mitte April in Hamburg stattfindenden Final-Four-Turniers in den Pokalsieger-Wettbewerb nachrücken – also sicher die SG Kronau-Östringen und womöglich auch die SG Flensburg – so die SG nicht Champions League-Sieger wird oder sich anders für die Champions League qualifiziert. Nimmt Flensburg an der Champions League teil und die beiden Teams beim Final Four, der THW Kiel und der HSV Hamburg, ebenfalls, wird es für den zweiten fehlenden deutschen Teilnehmer am Pokalsieger-Wettbewerb kompliziert. „Diesen Fall hatten wir noch nicht“, sagt HBL-Funktionär Stemberg. „Da es aber zwei Spieltage erfordern würde, den fehlenden Teilnehmer aus den vier Viertelfinalisten des DHB-Pokals zu ermitteln (neben Gummersbach, Magdeburg, Lemgo und Wilhelmshaven), würde die HBL wahrscheinlich diesen Platz aus der Bundesliga vergeben.“ Nicht unwahrscheinlich, dass der beste Club der Liga, der nicht für die Champions League qualifiziert ist, neben Kronau-Östringen die deutschen Farben im Pokalsieger-Wettbewerb vertritt.
Neben den vier Teilnehmern in der Champions League und zwei im Pokalsieger-Wettbewerb stehen der Bundesliga mindestens zwei weitere Plätze im EHF-Pokal zu. Ein dritter Platz kann hinzukommen, sollte der SC Magdeburg im Finale des laufenden Wettbewerbs den spanischen Vertreter CAI Aragon Saragossa besiegen. Auch hier stellt das Land des Siegers laut EHF-Reglement einen weiteren Starter – auch dann, wenn Magdeburg im nächsten Jahr für die Champions League oder den Pokalsieger-Wettbewerb qualifiziert wäre. Insgesamt würde die HBL dann, einzigartig in der europäischen Handballgeschichte, neun Teilnehmer in den europäischen Wettbewerben stellen – und HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann hätte ein Luxusproblem zu lösen: „In diesen Fall wird es schwierig, für die Bundesliga noch ein Topspiel zu zeigen, weil alle Europapokal spielen.“
Quelle: VFL Gummersbach.de