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ZitatAlles anzeigenGlandorfs One-Man-Show
HSG besiegt Flensburg 29:25 – Weltmeister wirft 15 Tore
HSG-Trainer Ola Lindgren brachte es nach dem schwer erkämpften Sieg gegen den Champions-League-Finalisten auf den Punkt: "Das Kollektiv kann es besser, aber Glandorf war überragend." Nach Minuspunkten ist der Nordhorner Handball-Bundesligist an Flensburg vorbeigezogen.
Von Holger Wilkens
Nordhorn. Durchgeschwitzt und völlig entkräftet stand Holger Glandorf im Kabinengang an der Wand gelehnt und konnte es selbst kaum fassen: "15 Tore? Wahnsinn", staunte er mit Blick auf die Statistik des gerade zu Ende gegangenen, für ihn denkwürdigen Handballspiels. Beim verdienten, in der zweiten Halbzeit erkämpften 29:25 (10:12)-Sieg gegen die SG Flensburg-Handewitt traf der 24-Jährige 15 Mal – und steuerte damit vor 4200 begeisterten Zuschauern im ausverkauften Euregium mehr als die Hälfte der Treffer für die HSG bei. "Holger hat sich super entwickelt – er ist ein Weltklassespieler", lobte Flensburgs Coach Kent-Harry Andersson, der sich seine Rückkehr in die Grafschaft sicher anders vorgestellt hatte. Die HSG Nordhorn hingegen hält auch weiterhin mit den Topteams der Bundesliga mit.Glandorf drückte einem Bundesligaspiel seinen Stempel auf, das lange Zeit wenig Glanzvolles zu bieten hatte. Die Nordhorner standen in der Defensive zwar sicher, wurden von den unkonzentriert wirkenden und von Verletzungen gebeutelten Flensburgern aber auch wenig gefordert. Weil die HSG ihrerseits vorne wenig zustande brachte, führten die Gäste aus dem hohen Norden zur Pause mit 12:10. "Nach der langen Spielpause stimmte das Timing nicht, die Quote technischer Fehler war viel zu hoch", bewertete HSG-Coach Ola Lindgren den ersten Durchgang.
Bis zur Pause hatte Glandorf, der in der achten Minute mit einem Fehlwurf erstmals auffiel, vier Treffer erzielt. Doch dann legte er los: Er sorgte direkt nach Wiederanpfiff für den 11:12-Anschlusstreffer, warf in der 34. und 40. Minute jeweils zwei Tore in Folge und schraubte mit vier Treffern das Ergebnis im Alleingang von 23:24 (50.) auf 27:24 (57.). "Wir hatten gegen ihn keine Chance", sagte Andersson.
Die Phase zehn Minuten vor der Schlusssirene war spielentscheidend. Bis dahin hatten beide Mannschaften auf Augenhöhe gespielt, die Führung wechselte acht Mal. Anders Eggert brachte den Champions-League-Finalisten mit 24:23 in Führung, nachdem die Nordhorner schon mit 19:15 vorne gelegen hatten. "Da hätte ich gerne eine Vorentscheidung gehabt. Wir hatten Überzahl und gute Möglichkeiten", sagte Lindgren, wollte seine Mannschaft nach dem vierten Heimsieg gegen einen der großen Clubs der Liga aber nicht zu sehr kritisieren. "Die Abwehr war eigentlich gut, Peter Gentzel hat stark gehalten. Das Kollektiv kann es zwar noch besser, aber Glandorf war überragend."
In der 53. Minute schnappte sich der Linkshänder sogar bei einem Siebenmeter den Ball – und überwand den gut aufgelegten Jan Holpert auch von der Linie. "Ich wollte ihn reinmachen. Und wenn ich den Ball nicht genommen hätte, hätte ein anderer getroffen", sagte Glandorf. Seine eigene Lesitung war ihm kurz nach Spielschluss noch ein bisschen unheimlich, fast unangenehm. "Keine Ahnung, was da auf dem Spielfeld passiert ist", schüttelte er mit dem Kopf, "es gibt halt Tage, da klappt alles, und Tage, da klappt nix." Ganz zufrieden wollte er aber nicht sein – und erinnerte an die Situation kurz vor Spielschluss. "Da habe ich am Ende noch einen freien Wurf verschenkt." Ärgern musste er sich gestern nach seinen 15 Toren aber nicht.
ZitatAlles anzeigenEin Affe bringt Vranjes wieder zum Lachen
Rückkehr mit SG ins Euregium
Nordhorn. Einige Minuten nach der Niederlage der Flensburger im Euregium konnte SG-Spielmacher Ljubomir Vranjes schon wieder lachen. Tierpark-Geschäftsführer Thomas Berling überreichte dem Schweden im Kabinengang einen Stapel Poster, auf denen ein Affe abgebildet ist. Hintergrund: Für den SG-Tross ist es zur festen Einrichtung geworden, vor einem Spiel bei der HSG den Nordhorner Zoo zu besuchen. Der Affe des Tierparks, den sie an der Förde als Glücksbringer für Spiele in der Grafschaft auserkoren haben, hat seinen Status mit dem gestrigen 25:29 verloren.
"Ich habe gehofft, dass wir zwei Punkte holen", sagte der Ex-Nordhorner Vranjes nach seiner ersten Rückkehr ins Euregium. Für den sympathischen Schweden standen die Garanten des HSG-Siegs außer Frage: "Glandorfs 15 Treffer, Gentzel im Tor – sie haben das Spiel für Nordhorn gewonnen." Der ehemalige Welt- und Europameister ging wie einige Kollegen angeschlagen in die Partie. "Ich habe seit dem Valladolid-Spiel nicht trainiert", sagte der durch Sprunggelenksprobleme gehandicapte Vranjes.
Den Mann mit der Nummer 17 auf dem Trikot haben die Anhänger der HSG Nordhorn immer noch ins Herz geschlossen. Während die Namen der SG-Kollegen bei der Bekanntgabe der Mannschafts-Aufstellungen von den HSG-Anhängern mit einem "Na und?" bedacht wurde, brandete Applaus auf, als Hallensprecher Rüdiger Ebert den Ex-Nordhorner ankündigte. "Das freut mich natürlich", sagte Vranjes, der seinem Freund Peter Gentzel direkt nach der Partie zu dessen starker Partie gratulierte. Der HSG-Keeper kommentierte den Sieg gegen seinen Kumpanen eher trocken. "Beim letzten Mal habe ich gegen ihn verloren, nun steht es 1:1", gab Gentzel zu Protokoll. Der HSG-Torhüter konnte sich eine Spitze unter Freunden allerdings schon während der Partie nicht verkneifen. Gentzel: "Nach seinem ersten schlechten Wurf habe ich ihm gesagt, dass ich den nächsten Ball festhalte, wenn er noch einmal so wirft."
Vranjes blickte nach der Pleite im Euregium bereits wieder nach vorne: "Wir müssen das Spiel schnell vergessen und uns auf Kiel konzentrieren." Schließlich treffen die Flensburger nicht nur im Finale der Champions League, sondern auch am kommenden Sonnabend im Halbfinale des DHB-Pokals in der Hamburger "Color-Line-Arena" auf den Erzrivalen.
quelle: gnonline