Öffentliche Wahrnehmung

Kann mich nur anschließen. Die Gegend bei uns ist nun wirklich fast Handball-Diaspora. Aber bereits gestern wurde ich mindestens 5 mal gefragt, wie man an Karten für die Heimspiele der HSG kommt.

Das Finale haben wir in meiner Stammkneipe mit ca. 30 Leuten geschaut. Fast alles große Fußball-Fans. Aber Bremen - Schalke war gestern überhaupt kein Thema, jeder wollte nur Handball schauen. Und als in der Pause doch mal umgeschaltet wurde, kamen nach ca. zwei Minuten erste Bemerkungen, man möge doch diese "lahme Sportart" wieder vom Bildschirm verbannen. Also wenn das nichts ist ?

Gerade in WDR-Aktuell war auch ein kurzer Beitrag zum Thema Handball-WM und mögliche positive Auswirkungen auf den Nachwuchs.
Tenor war, dass in Dormagen z.B. während der WM eine steigende Zahl an Neuanmeldungen zu verzeichnen war. Dann wurde noch kurz das Thema der geeigneten Jugendtrainer und fehlender Hallenzeiten angeschnitten. Auch soll in kürze eine Expertengruppe eingesetzt werden, die Überlegungen zur Nutzung des Handball-"Hypes" anstellen soll.

Zitat

Original von FEH
Kann mich nur anschließen. Die Gegend bei uns ist nun wirklich fast Handball-Diaspora. Aber bereits gestern wurde ich mindestens 5 mal gefragt, wie man an Karten für die Heimspiele der HSG kommt.

Das Finale haben wir in meiner Stammkneipe mit ca. 30 Leuten geschaut. Fast alles große Fußball-Fans. Aber Bremen - Schalke war gestern überhaupt kein Thema, jeder wollte nur Handball schauen. Und als in der Pause doch mal umgeschaltet wurde, kamen nach ca. zwei Minuten erste Bemerkungen, man möge doch diese "lahme Sportart" wieder vom Bildschirm verbannen. Also wenn das nichts ist ?

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handballdiaspora? hier ein bild vom public viewing in dutenhofen. liegt biedenkopf nicht auch in mittelhessen?

Handball ist Top-Thema überall. Nicht nur in den GI-Medien, als Aufmacher der ARD Tagesschau um 20 Uhr (gestern Abend), nicht nur bis zu 20 Millionen vor den Fernseher sahen das Spiel - sondern auch auf den ganzen kleinen, privaten Foren war es Thema, auf den Weblogs, in den Kneipfen und Cafés, Hörfunksender - groß und klein -, schier überall. Man sollte auch diese "Medien" beachten, denn sie sagen auch viel aus.

Jaja, in weitestem Sinne schon. Aber bis zu den Handball-Hochburgen rund um Gießen und Wetzlar sind´s gut 70 km. Und hier, rund um Biedenkopf und Marburg ist handballmäßig fast überhaupt nix los. Und die wenigen Vereine sind auf dem absteigenden Ast. Hier bei uns hat der Handball leider keine Tradition, was im Raum Gießen schon ganz anders ist.

Bei uns im Dorf ist Handball schon GROß geschrieben. Als wir 2005 Handballkarten kauften wurden wir dennoch für verrückt erklärt. Und nun will ganz Deutschland Handballweltmeister sein.
Selbst meine Mutter, die bis vor kurzem Handball für eine Kampfsportart hielt erzählte heute, dass sie nun nach 2 Wochen Weltmeisterschaft alle Namen der Nationalmannschaft kenne.
Mein Sohnemann hat gleich 2 neue Spieler für sein Mannschaft ( D Jugend ) angeworben.

das ZDF heute journal hat Bilder vom Training der B-Jugend des SCM gezeigt

Zitat

Original von Felix0711
das ZDF heute journal hat Bilder vom Training der B-Jugend des SCM gezeigt

Ein noch wichtigeres Merkmal war der Soziologe, der seinen Kommentar abgegeben hat. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Sternendeuter für die kommenden Turniere und ein Roberto Blanco, der mit Handbällen jongliert und erzählt, dass er als Kind auf Kuba schon Handball gespielt hat.

Bei Kerner sind sie ja schon. das ist auch ein sehr guter indikator. wenn allerdings die tragödie um noka und fritze als tagesthema bei vera am nachmittag ansteht, dann kriege ich langsam angst.

vielleicht reicchen auch onesta,pastor und alle anderen winsler und heulsusen ne sammelklage bei richter hold oder barbara salesch ein,um heiner um die herausgabe der statue zu verklagen(komparsen gesucht)

Ich bin total begeistert von dieser Euphorie, das ist schon der Hammer! Komme aus Gummersbach und wohne jetzt seit ein paar Jahren in Münster, wahrlich keine Handballhochburg! In den letzten Jahren bei einem EM Finale oder sonstigen wichtigen Spiel bin ich durch Kneipen gelaufen und habe gefragt, ob sie Handball zeigen! Ein ungläubiges Kopfschütteln war die Antwort! Jetzt am Sonntag wollte ich mir auch Public Viewing in einer großen Kneipe antun! Die haben zwei ihrer Räume geöffnet, die anderen waren für Fußball reserviert; Platz für ca. 700 Leute!

Ich war eine 3/4h vorher da und habe keinen Platz mehr bekommen! Und draußen standen noch ca. 40 Leute, die die Türsteher gar nicht mehr reinließen!
Das ist echt der Hammer und mit dieser Euphorie hätte ich niemals gerechnet!

Zitat

Original von Frank Wentzlawsky

...
Im NDR gabs gerade noch eine 30-minütige Sondersendung zur WM. Neben Endspiel-Bilder sah man Oliver Köhrmann, wie er zu Hause mit Kind und Kegel das Endspiel verfolgte und wie er seine Nichtnominierung verarbeitete. Dazu auch wieder eine Jugend-Mädchen-Mannschaft aus Handewitt, die Endspiel-Party in Kiel am Schwedendamm sowie einen Bericht über ein polnisches Bistro in Hamburg. Sehr interessant.

Habe die Sendung auch gesehen und war zu perplex, die Recordertaste zu drücken. Leider . . .

Im übrigen: Wenn man bedenkt, dass laut länger geplanter Fernsehzeitschriften kein Sender das Halbfinale und das Finale wirklich auf der Rolle hatte und stattdessen im ARD der American Football Super Bowl als sportliches Highlight des Tages eingeplant war.

Das kann man nur bestätigen:

War das Public Viewing bei uns in Lemgo in der Vorrunde nur im kleinen Konferenzraum mit ca. 200-300 Leuten, wo auch nur wir Hexen für Stimmung sorgten, so musste am Finaltag nicht nur der gesamte Konferenzbereich geöffnet werden, sondern weitere Foyerbereiche, damit man die über 2000 Leute überhaupt unterbringen konnte.

Ähnlich ging es auch mit den Autokorsos, die es in der Vorrunde gar nicht gab, wenn man von 2 oder 3 Hexenautos mal absah, so brach zum HF zum ersten Mal seit der Fußball-WM der Verkehr wieder zusammen, vom Finale gar nicht zu reden, da wurde dann wieder Silvester am Ostertorkreisel gefeiert.

Hoffentlich können wir diesen Schub in die Bundesliga mitnehmen.

Die Bekanntheit und Beliebtheit des Hnadballs und seiner Stars, also unserer Jungs , ist ja schon fantastisch. Aber das ganze kann auch schon mehr als merkwürdige Blüten treiben.

Mein Fund dazu bei Ebay:klick

Einen sehr schönen Kommentar habe in der FAZ von heute gelesen. Das Interview mit Baur hat auch dort Beachtung gefunden, wie im letzten Absatz zu lesen.

Zitat

Nicht von Pappe

VON EVI SIMEONI

05. Februar 2007
Einen Schnauzbart?
Jetzt schon, sofern man kann.

Was ist denn nun eigentlich Kasper? So etwas wie Schweden? Oder gar wie Eros? Sie haben es nicht verraten, die Handball-Weltmeister. Und dabei hätte die Nation doch so gerne fachmännisch mitgebrüllt während dieser energiegeladenen Auszeiten, als Heiner Brand und seine Spieler sich gegenseitig im heiseren Anrufen geheimer Spielzüge übertrafen. Kasper? Besonders lustig scheint der jedenfalls nicht gewesen zu sein für den Gegner. Er war wohl eher so zuschnappend wie das Krokodil.

Gut so. Deswegen gibt es in Deutschland seit Sonntag viele Gründe, sich einen Schnauzbart zuzulegen, sofern man kann. Zum Beispiel die Erkenntnis, dass Handballspieler weder teure weiße Ledersofas im Foyer des Mannschaftshotels noch psychologisch wertvolle Bogenschießeinlagen brauchen, damit ihnen endlich einfällt, was sie als Leistungssportler eigentlich wollen sollen: gewinnen nämlich. Und dass sich entwickelt, was man für den Erfolg so dringend braucht: der Mannschaftsgeist.

Aber lassen wir die Fußballspieler in Ruhe, auch sie haben beim Titelkampf im eigenen Land ihr Bestes gegeben. Also sei nur noch kurz angemerkt, dass die Handball-Nationalspieler zwar im Training Hemden mit dem optimistischen Aufdruck "Projekt Gold" trugen, aber es offenbar versäumten, vor der Weltmeisterschaft mit dem Verband eine Siegprämie auszuhandeln. Und natürlich verabschiedet sich der Bundestrainer diesmal auch nicht mit weltmännischem Gruß in Richtung Kalifornien. Nein, Brand ist nicht ausgebrannt. Er bleibt in Gummersbach und will dafür sorgen, dass der Triumph sich nicht nur in Pappkronen und gönnerhaftem Schulterklopfen manifestiert, sondern handfeste Verbesserungen herausspringen, wenn es um den langfristigen Aufbau von Nationalspielern geht.

Beide sind nun im Tor, der Fußball und der Handball: Erschöpft und glücklich sinkt Sport-Deutschland nach seinen jüngsten Fieberanfällen für einen Moment in die Kissen und hat jetzt Zeit, über sich selbst nachzudenken: In welchem Großereignis finden wir uns nun eigentlich eher wieder, in der Handball- oder der Fußball-WM? Im Rausch des letzten Sommers staunte die Nation am meisten darüber, dass sie eine andere ist, als sie dachte. Und nun zeigen die Handballer: Es gibt sie noch, die alten Tugenden - Fleiß, Ehrgeiz, Kampfgeist, Mannschaftsdienlichkeit und Härte, und die Kraft, die aus der Provinz kommt. Es gibt hierzulande zwar auch diese scheinbar unbeschwerten Schweinis und Poldis, die mit Unverfrorenheit und Mutterwitz ihre Schwächen auf genialische Weise überspielen können. Doch der Handball-Titel ist ein Triumph der bodenständigen Rackerer, die zulangen und einstecken können in diesem schnellen und harten Sport. Und das Beste daran: Nach dem Spiel gehen diese scheinbar ungezähmten Kerle zum Fernsehinterview, geben intelligente Antworten auch auf simple Reporterfragen und schließen diesen Spielzug ganz elegant noch mit einem Scherz ab. Und selbst der hat dann meistens noch Hand und Fuß.

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Bisher kann ich das ganze nur bestätigen.

Naja Lippe an sich war und ist ja sowieso schon immer eine Handballhochburg. Mein Dorf (ganz nah bei Lemgo, sowieso ;)) Dass in Lemgo eine Party zur WM stattfinden würde, war von daher ja sowieso klar. Aber....

Ich arbeite in Bielefeld. Das gehört zwar generell schon zur Gesamthochburg Ostwestfalen-Lippe, aber trotz allem ist in Bielefeld immernoch die Arminia tonangebend. In meiner Pausenrunde gibt es eher Fußball- als Handballfans. Auch meine direkten Büro"mitinsassen" waren immer mehr für Fußball zu haben. Aber auch dies hat sich während der WM sehr geändert. Vorallem die Spiele gegen Spanien und Frankreich haben das Interesse an unserem Sport geweckt.

Meine Chefin z.B. schaut auch so mal ab und an Handball - ist aber eher eingefleischt Arminin (schreibt man das so?). Bei dem Halbfinalspiel hat sie sich aber verweigert ("das packe ich nicht, dass ist mir zu aufregend"). Sie hat das Spiel durch eine Zimmerwand und durch die Reaktionen ihres Mannes, der vorm TV saß, verfolgt. Beim Finale war sie aber wieder dabei

Die Heimniederlage der Arminia gegen Gladbach interessierte selbst den eingefleischtesten Arminen-Fan nicht sonderlich. Das Hauptthema war die Weltmeisterschaft. Und mittlerweile hat sich auch der eine oder andere Kollege eine Karte für ein Spiel des TBV's zugelegt. Ist doch immerhin schon mal ein Anfang!

nervt ja ein bißchen, daß die faz ständig die handballer mit den deutschen tugenden verbinden möchte. denen war das wohl mit der "neuen lockerheit" während der fußball-wm ein bißchen zuviel.

Baur ist einfach genial - absolut. Diese Comedie auf Abruf, dieser Wortwitz, dieser Spruch auf die dumme Reporterfrage - einfach dreist, einfach geil.