Missstimmung im Abstiegskampf
München - Die Bundesliga-Saison 2001/2002 geht in die entscheidende Phase. Am Samstag wird der 34. und letzte Spieltag ausgetragen. Dabei ist nicht nur der Kampf um die Meisterschaft noch offen. Auch die Frage, welches Team in die Relegation muss, ist noch nicht geklärt.
Nun erwartet die Bundesliga der nächste Eklat: Auslöser ist der Männerspielwart des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Uwe Stemberg. Der entschied am 24. April, bei Bad Schwartau nur vier Pluspunkte abzuziehen, nicht aber die Minuspunkte hinzu zu addieren. Damit findet das Torverhältnis bei dem Punkt-Abzug keine Berücksichtigung. Bei Punktgleichheit wird die SG vor die Konkurrenz gesetzt. Willstätt und Solingen laufen dagegen Sturm.
Streitpunkt Torverhältnis
Während mit Hameln und Schwerin zwei sichere Absteiger schon feststehen, gibt es noch drei Teams, denen der Relegationsplatz droht: SG Willstätt/Schutterwald, SG Solingen und SG VfL Bad Schwartau. Solingen und Willstätt haben derzeit 22 Punkte, Bad Schwartau hat 26 Zähler auf dem Konto. Allerdings werden den Schleswig-Holsteinern zum Saisonende wegen Verstoßes gegen die Lizenzrichtlinien in der vergangenen Saison vier Punkte abgezogen.
Bad Schwartau gerät zwar überhaupt erst wegen des Abzugs von vier Punkten in die gefährliche Tabellenregion, doch die Satzungs-Auslegung des DHB könnte die SG mit dieser zwielichtigen Entscheidung retten.
"Ich finde das nicht gerecht", sagt der Solinger Trainer Jens Pfänder gegenüber Sport1. Er meint: "Sollten wir es schaffen, mit Bad Schwartau punktgleich einzulaufen und das bessere Torverhältnis haben, sehe ich uns ganz klar sportlich dringeblieben - alles andere wäre doch wohl eine Farce."
Auch die Nordhorner Lizenzerteilung kann Pfänder nicht nachvollziehen: "Der Handball steckt tief drin, hat Schaden genommen. Die Rücktritte von Schwenker und Bredemeier lassen tief, tief blicken."
Solinger Brief ans DHB-Präsidium
Aus diesem Grund hat sich die SG Solingen mit einem Brief ans DHB-Präsidium gewandt. Eine Antwort wird in dieser Woche erwartet.
Auch in Baden ist der Unmut über den DHB groß. Der Willstätter Coach Bob Hanning sagt: "Im Fall des Falles würden wir Einspruch einlegen. Keine Frage: Das würde vors Bundessportgericht gehen. In diesem Zusammenhang ist mir allerdings ganz wichtig zu sagen: Das wäre kein Einspruch gegen den Männerspielwart in Person, sondern es geht einfach darum, dass wir der Meinung sind, dass die Rechtsauslegung hier nicht dem Sinn eines Vier-Punkte-Abzugs entspricht."
Drohen der Liga neue Prozesse? Ein Nachspiel könnte dramatische Folgen haben. Noch haben viele das Horror-Szenario 2000 im Kopf, als die Liga plötzlich auf 20 Teams aufgestockt werden musste. Auch jetzt sind viele Fragen unbeantwortet.
Bad Schwartau ärgert sich über Ligaausschuss
Die Bundesliga kommt nicht zur Ruhe. Bad Schwartau profitiert zwar vom DHB-Entscheid. Dafür ist die SG sauer auf den Liga-Ausschuss, der Nordhorn die Lizenz für die neue Saison ohne Punktabzug erteilte.
Den "Lübecker Nachrichten" sagte SG-Geschäftsführer Olaf Knüppel, er fühle sich ungerecht behandelt. Schließlich wurden der SG vier Punkte abgezogen. "Ich hatte eine adäquate Sanktion erwartet", so Knüppel. Die "massiven" Auflagen, die Nordhorn auferlegt wurden, hält Knüppel für lächerlich. "Eine monatliche Bilanzprüfung muss jeder mittelständische Betrieb erstellen, auch wir. Das ist das einfachste der Welt, Normalität und keine Auflage."
Und: Ein steter Kreditrahmen in Höhe von 200.000 Euro sei keine ernsthafte Auflage, "verlangt nur Kreativität".
Jens Pfänder bleibt realistisch
Trotz aller Unzufriedenheit mit der Situation bleibt man in Solingen realistisch. Coach Jens Pfänder meint: "Wir gehen erst einmal von der Relegation aus. Alles andere wäre sicherlich blauäugig."
Denn die Frage nach Berücksichtigung des Torverhältnisses bei Bad Schwartau würde sich ja nur für den Fall stellen, dass die Norddeutschen auch nach dem letzten Spieltag mit mindestens einem Team auf dem Relegationsplatz punktgleich sind.
Bad Schwartau vor lösbarer Aufgabe
Das ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich - denn Schwartau hat zu Hause mit Schwerin eine durchaus lösbare Aufgabe, während es für Willstätt in Wallau und Solingen gegen Magdeburg da schon schwerer werden dürfte.
Nach dem 34. Spieltag der Bundesliga-Saison muss der 16. der Tabelle in die Relegation. Dabei muss dieses Team gegen den Sieger der Auseinandersetzung der Zweiten Bundesliga Nord und Süd (Wilhelmshaven gegen Östringen) antreten. Wer diese Relegation gewinnt, spielt in der kommenden Saison erstklassig, wer verliert, muss in der Zweiten Liga antreten.
Quelle : http://www.sport1.de