Abwehrarbeit: Welche und wie lange?

Hallo Linkshänder....
um mal deine These zu stützen..in Norwegen gibt es in der Jugend Manndeckungsverbot bis zur B-Jugend..was darin ausartet, daß sogar 3-3 Deckung in der C-Jugend mit 2 Minuten ab und an von eifrigen Schirs bestraft wird-in Dänemark gibt es in den jungen Jahrgangen 6-0 Gebot..damit jeder oder jede mal den Ball in Ruhe spielen kann........viele Philosophien....alle irgendwie erfolgreich......wichtig ist..was die Trainer draus machen!!!!

Das ist ja voll das andere extrem. Aber warum in der E-Jugend 6:0 spielen und die Würfe aus dem Rückraum damit mehr oder weniger fördern, wenn der Ball vom 6 Meter so grade mal ankommt.

Naja, die stellen dann in der B-Jugend auf 3:2:1, 3:3 usw um

Das Ziel ist das gleiche. Die Spieler sollen in den frühen Jahren die Abwehrformationen beigebracht bekommen, die sie sonst nicht vermittelt bekommen würden.

Was passiert, wenn man nur auf eine Abwehrformation trainiert wird dann klar, wenn man sieht, welche Probleme deutsche Nationalmannschaften gegen solche Mannschaften wie Tunesien oder Ägypten haben, weil die dann auf einmal 3:3 spielen.

Leider ist die Jagd nach Titeln öfter vorrangig, als eine gezielte taktische Ausbildung.

Ich selbst finde es nicht gut, wenn vom Verband o.ä. eine bestimmte Deckungsvariante vorgegeben wird. Das sollte dem jeweiligen Trainer vorbehalten sein, denn er kennt die individuellen Stärken und Schwächen seiner Spieler(innen).

Als ich in den 70er Jahren in der Jugend des TSV Bayer Dormagen gespielt habe, gab es keinerlei Deckungsvorschriften von "oben". Normalerweise wurde eine 5-1-Deckung gespielt, so wie es seinerzeit jede Bundesliga- und Nationalmannschaft gespielt hat. Bisweilen wurde auf 4-2 umgestellt. Wenn der Gegner nur einen wurfgewaltigen Spieler hatte, der fast alle Tore gemacht hat und immer von seinen Mitspielern "gesucht" wurde, hat dieser eine Manndeckung bekommen.

Es gab jedoch keinerlei Vorgaben vom Verband. Warum es die jetzt gibt????

Gruß Flevo

weil deutschland mehr (nachwuchs-) handballer hat als ganz skandinavien oder der balkan zusammen. dummerweise spielelen in der ersten liga anteilig mehr spieler von dort als aus hintertupfingen, ober-gaber-schlabersbach oder sonstwo.

Zitat

Ich selbst finde es nicht gut, wenn vom Verband o.ä. eine bestimmte Deckungsvariante vorgegeben wird. Das sollte dem jeweiligen Trainer vorbehalten sein, denn er kennt die individuellen Stärken und Schwächen seiner Spieler(innen).

Und genau das ist das Problem. Bzw. die Titelgeilheit einiger Trainer, insbesondere im unteren Jugendbereich. In der E-Jugend 6-0 spielen wegen den 4 großen und sich über den Kreismeistertitel freuen. DIese Spieler sind dann allerding für höhere Aufgaben verloren.

Wenn sich die Trainer mehr um die Ausbildung ihrer Spieler gekümmert hätten, als von klein auf den kurzfristigen Erfolg zu suchen, hätte gar nichts vorgeschrieben werden müssen. Jetzt wird versucht, Trainer und Spieler zu ihrem Glück zu zwingen...

Es fehlt halt einfach an Trainern die bereit sind, wirklich (gedankliche) Arbeit zu erbringen, sich fortzubilden und zum Wohle der Kinder zu handeln.

Nun haben wir den Salat und müssen damit leben, dass für bestimmte Altersklassen bestimmte Abwehrformationen vorgeschrieben werden, obwohl das vielleicht grade nicht zu der Entwicklung unseres Teams passt.

Auszug aus einem Spielbericht von einem gestrigen Spiel einer weiblichen C, Endstand 29:13:

Zitat

4. Spiel - 4. Sieg!
Wie in den Spielen zuvor, zeigte unsere Mannschaft auch heute eine Klassespiel. Und dieses Mal nicht nur im Angriff, nein auch in der Abwehr waren unsere Mädels hellwach und ließen fast keine Chance zu. Zum ersten Mal wurde das im Training gelernte richtig gut umgesetzt. Die Gegnerinnen schienen förmlich zu verzweifeln. (...) Klar überlegen wurde das Spiel nach Hause gebracht und fast jede Feldspielerin durfte sich am Torreigen beteiligen.

Laut Auskunft des Gegners: Große, kräftige Mädchen mit dem Hacken auf der Freiwurflinie, eine Spielerin dahinter. 1:5 Abwehr nach Vorschrift also. Keine Vorwärtsbewegung der Abwehr, lediglich seitliches Verschieben. Von den 29 Toren teilen sich zwei Mädchen 21 Treffer. Kein einziger Wurf der beiden Spielerinnen aus der Fernwurfzone, sondern nur nach Eisbrechermanier durchgeflügt oder per Rückpass erfolgreich gegen eine körperlich unterlegene 3:2:1 Abwehr.

Eine Heerschar technisch brillant ausgebildeter Spielerinnen und Spieler wird die Skandinavier und den Balkan aus den Bundesligen verdrängen. Alles was es dazu braucht, sind ein paar Paragraphen.

Kommt mir alles furchtbar bekannt vor.

Es macht keinen Spaß. Du versuchst, den Mädchen ein tolles Abwehrsystem beizubringen und musst feststellen, dass der Gegner nur darauf wartet, dass du genau dieses tolle Abwehrsystem spielst. Zwei überragende Spielerinnen, meistens körperlich und technisch stark, und vier Mitläufer. Alle haben feste Positionen und Lauf- und Passwege und spielen die Abwehr schwindelig, weil sie eigentlich viel zu offensiv steht. Handball der Zukunft???

Erfahrung aus zwei Testspielen gegen einen technisch sehr starken Gegner. Vor ein paar Monaten haben wir uns dort eine derbe Klatsche eingefangen, weil wir das ach so tolle offensive, verdrängende Abwehrspiel spielen wollten. Kannten die schon und hebelten uns stumpf mit Doppelpässen, usw. aus.
Letzte Woche haben wir gegen die gleiche Truppe gewonnen und nicht halb so viele Gegentore kassiert. System verstanden und besser geworden? Nein. System verändert, keinen RTK - Verdrängungsquatsch gespielt, sondern beweglich von neun bis elf Metern mit zurückfallenden Halben gespielt. Schluss mit lustig beim Gegner. Warum soll ich den Mädels was beibringen, was nur unserem Gegner nutzt?

Gruß, Harmi

Naja- ich finde, man sollte den Mädels schon möglichst alles beibringen, was es gibt.

Ich finde nur, der Trainer sollte entscheiden, wann er es beibringt. Was soll ich mit Müh und Not über einen langen Zeitraum die 1:5 beibringen, wenn der Gegner keinen Positionsangriff spielen kann???

Wenn der Gegner mit 6 Leuten auf der linken Seite steht, wird die 1:5 nämlich unübersichtlich. Im Endeffekt spielen die Kiddies dann halt wieder Manndeckung.

Wir üben im Moment auch schon fleißig, mal über die Abwehr zu werfen, damit es uns nicht aus den Socken haut, wenn ab der C-Jugend mal eine Mannschaft defensiv verteidigt.

Muss ich doch planen, was ich wann für sinnvoll erachte....

Zitat

Vor ein paar Monaten haben wir uns dort eine derbe Klatsche eingefangen, weil wir das ach so tolle offensive, verdrängende Abwehrspiel spielen wollten. Kannten die schon und hebelten uns stumpf mit Doppelpässen, usw. aus.

Ich habe an mir selbst beobachtet, dass ich beim Zurücksinken nicht immer genau geschult habe. Schnelles Heraustreten und ebenso schnelles Verdichten zur Ballseite und schon habe ich das oben beschriebene Dilemma. Wenn hier verzögert wird und erst die Lücke geschlossen wird, wenn der Ball bei der übernächsten Station ist, ist vielleicht schon ein wenig Besserung in Sicht. [Klugscheißmodus: aus ]

Ich komme ebenfalls aus dem HVM. Das Problem ist auch in den oberen Etagen bekannnt. Dies Deckungsvarianten, also offensive 3-2-1 oder 3-3 oder 2-4 sind vom Verband bis zur B-Jgd. vorgeschrieben. Grund ist, das es in allen Verbandsmannschaften angeblich so sein soll und wir mit unseren Verbandsteams regelmäßig ne Klatsche bekommen weil unsere Teams damit nicht zurecht kommen. Also paßt sich der HVM den anderen Verbänden an. Von der Idee aus ist das ganze ja nicht schlecht. Nachteil ist halt, das du in der A-Jgd. wieder eine 6-0 Deckung üben musst das sie ja keiner gelernt hat.

Manchmal denke ich das die obrigen Herren bei der Entscheidung nicht nachdenken sondern mit dem ... durch die ... wollen.

Also wie schon von manchen Erwähnt ist es im HVW bis zur D-Jugend so das man eine Offensive Abwehr (3:2:1, 1:5, 3:3 oder Manndeckung in der D-Jugend und in der E-Jugend ist nur Manndeckung erlaubt) gespielt werden muss.
Es war bei uns im Bezirk schon im Gespräch ob man die Regeln der D-Jugend auch für die C-Juegend übernimmt, und wenn ja wie detailiert (bei 2min darf aufgefüllt werden bzw. ohne Anspiel nach einem Torerfolg) Dies hat sich aber bis zur jetztigen Saison nicht durchgesetzt. Und ich werde hoffen das es auch nicht kommt.
Ich Trainiere zur Zeit eine wJD, und habe damit Erfahrungen gemacht mit diesem System. An sich finde ich es gar nicht schlecht. Es hat allerdings gewisse Schwachstellen, nämlich den SR. Denn diese schauen meist nicht das eine offensive Abwehr gespielt wird, und auf das Spekulieren bei uns shon viele Trainer und sagen den Spielern das solange der RS nichts sagt sie hinten stehen sollen. Und dadurch wird dem anderem Trainer der evtl. die offensive Abwehr spielen lässt das Leben schwergemacht, denn er muss seine Spieler gegen eine für diese ungewohnte Abwehr spielen lassen, und muss sich evtl. noch von anderen anhören warum er auch nicht so spielt.
An sich denke ich das es erst richtig entwickeln kann wenn für diese Jugenden auch spezielle SR da sind die motiviert sind solche Spiele zu leiten und sich auch mit den bestimmten Abwehrformationen auskennen. Und den anderen speziellen Regeln.

Linkshänder
Warumist den bei euch eine dev. 3:2:1 nicht erlaubt? Da sind doch wenn sie richtig gespielt wird auch immer mindestens 2 Spieler vor der 9m Marke.

Über den Erfolg / Misserfolg oder Sinn / Unsinn der offensiven Abwehr im D- oder E- Bereich haben wir ja schon oft diskutiert. Dort geht es im Allgemeinen ja auch noch nicht um Leistung. Ich habe selber E- und D- Mannschaften mit offensivsten Varianten trainiert und bin davon überzeugt, dass es den Mädels was gebracht hat.

Was in der C nicht mehr geht, dass im Leistungsbereich (und das sind wir nun mal, wenn wir in der höchstmöglichen Klasse spielen) immer noch die Offensive vorgeschrieben wird, am besten noch viel offensiver, wie vorgeschrieben. Und dann soll auch noch auf einem Zettel bescheinigt werden, dass der Gegner so gespielt hat.

Wie schon mehrfach in verschiedenen Threads hier angedeutet, wird leider viel zu oft auch nur das Angriffsspiel gegen offensive Deckungen geübt. 70 % aller Spielerinnen können alle Wackler, Täuschungen, usw.

90 % aller Spielerinnen können allerdings nicht über den Block werfen. Und damit fängt es in der B-Jugend an. Un da lernen sie es nicht mehr.

Edit: Ich will ihnen gerne alles beibringen, aber dafür reicht erstens meine Zeit nicht und zweitens habe ich keinen Bock, 360 km mit dem Auto zu fahren, um mich dort auseinanderpflücken zu lassen, wenn ich es verhindern kann.

Gruß, Harmi

ibiza

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Nachteil ist halt, das du in der A-Jgd. wieder eine 6-0 Deckung üben musst das sie ja keiner gelernt hat.

Wieso "muß" man dann eine 6-0 üben??? Außerdem schrieb ich schon einmal, dass der Großteil der Trainer meint eine 6-0- Abwehr zu spielen, obwohl "nur" alle Spieler mit den Hacken am Kreis stehen. Das ist mitnichten eine 6-0!

Zitat

Manchmal denke ich das die obrigen Herren bei der Entscheidung nicht nachdenken sondern mit dem ... durch die ... wollen.

Nicht unbedingt, leider wollen auch viele Trainer, vorallem im unteren Jugendbereich, mit dem Kopf durch die Wand. Unbedingtes "Titelhaschen"...

Zitat

Original von Dany

Linkshänder
Warumist den bei euch eine dev. 3:2:1 nicht erlaubt? Da sind doch wenn sie richtig gespielt wird auch immer mindestens 2 Spieler vor der 9m Marke.

Diese Saison hab ich die Gummersbacher B-Jugend noch nicht gesehn, aber letzte Saison haben sie zumindestens in einem Spiel eine defensive 3:2:1 so interpretiert, dass die 2 immer auf 8m standen (und zwar beide). Die SR haben dann allerdings recht schnell eingegriffen und danach standen die Beiden vor 9m.