ZitatTeamchef Kofler will abwarten
Ullrich: Vorerst kein Job bei Volksbank03.04.2007 - (Ra) - Jan Ullrich wird vorerst nicht als Berater und Repräsentant bei Team Volksbank tätig werden. Das gab der österreichische ProContinetal-Rennstall heute in einer Pressemitteilung bekannt. „Jan Ullrich hat seine Tätigkeit beim Team Volksbank bis dato nicht aufgenommen und wird dies aufgrund der aktuellen Entwicklung bis auf weiteres auch nicht tun“, wird Teamchef Thomas Kofler zitiert. „Sobald die Sache endgültig bereinigt ist, werden wir unsere nächsten Schritte bekannt geben.“
Am Dienstag hatte die Staatsanwaltschaft Bonn gemeldet, dass die bei dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes im Rahmen der „Operacion Puerto“ gefundenen Blutkonserven Jan Ullrich zugeordnet werden konnten. Ullrich behauptet bis heute, mit dem im Zentrum des spanischen Blutdopingskandals stehenden Fuentes keinen Kontakt gehabt zu haben.
ZitatAlles anzeigenOperacion Puerto
Blutkonserven stammen von Jan Ullrich03.04.2007 - (sid/dpa/Ra) - Die von den spanischen Behörden bei der der "Operacion Puerto" sichergestellten und Jan Ullrich zugeordneten Blutkonserven mit den Kennzeichnungen "Jan", "Nummer 1" oder "Rudis Sohn" stammen "zweifelsfrei" von dem ehemaligen deutschen Radsportstar, wie der ermittelnde Bonner Staatsanwalt Fred Apostel heute sagte.
«Wir haben neun Blutkonserven vorgefunden, die wir mit den DNA-Proben vergleichen konnten. Dabei haben wir die Identität von Ullrich feststellen können», sagte Apostel dem Nachrichtensender n-tv. Die Blutbeutel belegten somit, dass ein Kontakt zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes bestanden habe. «Es zeigt, dass Blutbeutel dort gelagert wurden», sagte Apostel. Für die Staatsanwaltschaft sind die Übereinstimmungen "ein wichtiges Indiz" für die grundsätzliche Aussagekraft der spanischen Dokumente, obwohl Apostel dies nicht weiter kommentieren wollte. Doch wenn das Blut der "Nummer 1" von Ullrich stammt, erhalten auch die Abrechnungen über Doping-Substanzen hohe Wahrscheinlichkeit. In den Unterlagen werden unter den gleichen Codes Wachstumshormone, Insulin und Testosteron aufgelistet.
Ein Mediziner des Landeskriminalamtes war am 26. März nach Spanien gereist, um das Ullrich zugerechnete Blut mit der DNA-Probe zu vergleichen, die der Wahlschweizer am 1. Februar bei der Polizei in Konstanz abgegeben hatte.
Der 33 Jahre alte ehemalige T-Mobile-Kapitän und Toursieger von 1997 hatte bisher jede Verbindung zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes und jede Manipulation bestritten. Er war am 26. Februar mit der Behauptung zurückgetreten, "nie betrogen" zu haben. Ullrichs Anwälte sind laut Apostel über das Ergebnis informiert worden und reagierten bereits mit einer ersten Stellungnahme, die auf Ullrichs Homepage veröffentlicht wurde.
"Die Verteidigung wird sich das Gutachten des Bundeskriminalamtes genau ansehen“, wird Verteidiger Johann Schwenn zitiert. „Nach den Unregelmässigkeiten im spanischen Verfahren und bei der UCI ist es gut möglich, dass der angebliche Befund die Folge von Manipulation ist. Jedenfalls besteht kein Grund, an der Verteidigungslinie für Jan Ullrich irgend etwas zu ändern."
«Die Erkenntnisse der Bonner Staatsanwaltschaft bestätigen die schlimmsten Befürchtungen, aber auch die konsequente Linie des BDR im Kampf gegen Doping», sagte dagegen der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf Scharping.
Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ullrich wegen Betruges zum Nachteil seines früheren Rennstalls T-Mobile sowie gegen seinen belgischen Betreuer Rudy Pevenage wegen Beihilfe und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Wann offiziell Anklage erhoben wird, konnte Apostel noch nicht abschätzen. Man wolle zuvor weitere Beweismittel zuordnen und erwarte noch weiteres Material aus der Schweiz und aus Belgien.
Klageführer ist nicht der angeblich Geschädigte (also T-Mobile), sondern eine Rechts-Professorin. Mit seinem früheren Arbeitgeber einigte sich Ullrich nach der fristlosen Kündigung außergerichtlich über noch ausstehende Bezüge.
Zu möglichen Strafmaßen erläuterte der Düsseldorfer Staatsanwalt Jörg Schindler der Hörfunkagentur dpa/RUFA: «Ein Betrug kann mit einer Geldstrafe geahndet werden oder aber auch mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Im Grundtatbestand und im Fall des besonders schweren Betruges kann eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren in Betracht kommen.»
Bei der "Operacion Puerto" hatte die spanische Polizei im Mai 2006 zahlreiche Beweismittel sichergestellt. 51 Radprofis gerieten unter Verdacht, zum Doping-Netzwerk um Fuentes zu gehören, darunter auch Ullrich, der Ansbacher Jörg Jaksche und Italiens Girosieger Ivan Basso. Ullrich und Basso (CSC) wurden von ihren Teams am Tag vor dem Tour-Start aus dem Aufgebot genommen. Auch Pevenage, der zahlreiche Telefonate mit Fuentes geführt haben soll, wurde vom Bonner Rennstall sofort suspendiert.
Ullrich, dessen Vertrag aufgelöst wurde, trat Mitte Oktober aus dem Schweizer Radsportverband aus, weil dieser gegen ihn wegen Dopings ermittelte, und war seitdem ohne Lizenz und Rennstall. Basso dagegen wurde in Italien freigesprochen, weil das spanische Gericht die Beweismittel nicht freigab, und kam bei Discovery Channel (USA) neu unter. Das Verfahren gegen Fuentes wurde Mitte März in Madrid eingestellt, der Einspruch läuft.