wg letzte Spielminute

  • Andre Wilk von schwerin hat diese Saison eine schnelle Mitte in der letzten Spielminute verhindert und dafür Rot+Sperre bekommen.

    SV Post Schwerin

  • Zu dieser Frage war die Diskussion doch eigentlich "eingeschlafen". Dieter Rudat (ehemaliger DHB-SR-Lehrwart) hat zu diesem Thema bei den letzten SR-Tagen in Saarbrücken aber einen interessanten Vortrag gehalten, zu dem mir leider keine Reaktionen bekannt sind.
    "... Zusammenfassung:
    Das IHF-Regelwerk mit den zugehörigen Erläuterungen ist in diesem Bereich absolut präzise. Disqualifikationen sind im Normalfall nur „Match-Strafen“, d. h. sie haben immer nur eine Wirkung bis zum Ende des Spiels. Lediglich Vergehen nach Erläuterung 6a, d oder g sollen Folgen haben und werden deswegen im Spielprotokoll dargelegt und im DHB auch begründet.
    Das sind also Beleidigungen, Revanche-Fouls und eben Vergehen in der letzten Spielminute, die gemäß 8:5 und 8:6 mit Disqualifikation zu ahnden sind.
    Diese Formulierungen sind eindeutig und hätten keiner weiteren Interpretation bedurft. Dennoch hat es die IHF-RSK für nötig befunden, im November 2005 eine Interpretation herauszugeben, die im WHM 4/2005 abgedruckt wurde und in 2.4 zitiert wird. ...
    Dieser RSK-Kommentar erscheint in sich widersprüchlich. Zunächst wird bemerkenswert deutlich gesagt, dass eine progressive Regelwidrigkeit, die während 59 Minuten mit einer Verwarnung oder einer Hinausstellung geahndet wird, auch in der letzten Minute nicht zu einer Disqualifikation führen kann. Dabei wird allerdings die Einschränkung gemacht, dass es sich um Vergehen handelt, die geschehen, während der Ball im Spiel ist.
    Wenn der Ball nicht im Spiel ist, d. h. wenn z. B. auf einen formellen Wurf entschieden wurde, soll aber jetzt ein Unterschied insofern gemacht werden, als dass die regelwidrige Verhinderung oder Behinderung dieses Wurfes die über 59 Minuten zu einer Verwarnung oder Hinausstellung führt, nunmehr in der 60. Spielminute mit einer Disqualifikation geahndet werden muss, woraus resultiert, dass gegen diesen Spieler dann eine Folgestrafe ausgesprochen werden kann, die über das Spielende hinaus ihre Wirkung entfaltet.
    Dies ist nach meiner Auffassung eine Interpretation, die weit über das hinausgeht, was zu einem Regelwerk interpretiert werden darf. Hier handelt es sich um eine gravierende Regeländerung, die auch gegen die bisherigen Grundprinzipien der Spielleitung gerichtet ist, wonach die Schiedsrichter gleichartige Vergehen über die 60 Minuten Spielzeit immer auch mit den gleichen Strafen zu belegen haben.
    Offenbar hat es hierzu eine Reihe von Rückfragen durch die Schiedsrichter gegeben, deswegen hat der DHB-Schiedsrichter-Lehrwart dazu ergänzende Erläuterungen versandt, die sich im Prinzip an das anlehnen, was die IHF-RSK vorgegeben hat. Letztlich bleibt auch dem DHB zunächst nichts Anderes übrig, wenn man nicht von den IHF-RSK-Vorgaben bewusst abweichen will. ...
    Es wäre interessant abzuwarten, wie die Rechtsinstanzen -möglicherweise letztlich auch ein ordentliches Gericht - entscheiden werden, wenn ein Spieler in der letzten Minute eines Spiels bei knappem Spielstand wegen Nichtanhalten des Abstands disqualifiziert und in der Folge davon mit einer Sperre belegt wird."

    PS:
    Der DHB hat eine Sperre für dieses Vergehen (bisher) abgelehnt und auch in der ab 01.07.2007 geltenden RO/DHB finde ich keine Sanktionsmöglichkeit (die HBL verfährt hier wohl aufgrund interner Vereinbarungen).

    Einmal editiert, zuletzt von hsr (14. Januar 2007 um 20:38)

  • Hallo zusammen,

    ich hoffe ich bin im richtigen Thread und man kann mir hier meine Frage beantworten, ist gestern passiert.

    Spielstand 1 Tor Führung für Team A, 30 Sekunden zu spielen, Team B erzielt 15 Sekunden vor Schluss den Ausgleich, Team A will die schnelle Mitte spielen um die 15 Sekunden noch zu nutzen, alle Spieler von Team B befinden sich noch vor bzw auf der Mittellinie, Spieler Team A fängt den Ball punktgenau auf dem Mittelpunkt, Spieler Team B reisst ihn um und verhindert damit den Anwurf.

    SR wartet einen Moment, die Uhr läuft auf 5 sek runter und pfeift dann, gibt Spieler Team B die rote Karte, trägt in den Spielbericht ein Disquali wegen Verhinderung der schnellen Mitte, zieht den Paß nicht ein und gibt wieder Anwurf mit 5 sek Spielzeit und allen Spielern Team B (bis auf den einen) auf 6 m, keine Chance mehr für A sein Tor zu machen.

    Nun meine Frage, hieß es nicht irgendwo mal a) es hätte 7 m geben müssen (können) und b) wird Spieler B gesperrt, hätte der Paß eingezogen werden müssen?

    Ich würde euch für eine Antwort danken.

  • 1. Disqualifikation korrekt
    2. Nichteinzug des Passes korrekt, da nur in der Buli/International die Verhinderung eines formellen Wurfes in der Schlussminute und engem Spielstand zu einer Strafe (Sperre) führen kann.
    3. 7m nur bei klarer Torgelegenheit, wo war die denn?
    4. SR hätte nach deiner Aussage sicher etwas früher das Spiel unterbrechen können.

    Lieber WM-Fünfter als Vize-Weltmeister im eigenen Land

  • zu 3.) Ist es keine klare Tormöglichkeit wenn noch KEIN Abwehrspieler zwischen TW und Angreifer stand und 15 sek zu spielen sind?

    Hätte die schnelle Mitte normal ausgeführt werden können, wäre der Spieler doch 1:1 gegen den TW gelaufen?

  • Das Problem ist, dass noch keine Torgelegenheit entstanden ist. Der Anwurf war noch nicht angepfiffen bzw. ausgeführt ;)

    Lieber WM-Fünfter als Vize-Weltmeister im eigenen Land

  • Zitat

    Original von Schnee
    zu 3.) Ist es keine klare Tormöglichkeit wenn noch KEIN Abwehrspieler zwischen TW und Angreifer stand und 15 sek zu spielen sind?

    Hätte die schnelle Mitte normal ausgeführt werden können, wäre der Spieler doch 1:1 gegen den TW gelaufen?

    Das wichtige Wort ist "hätte".
    Eine Entscheidung anhand von hätte wäre, wollte, zu fällen ist nach den Regel leider nicht möglich.
    Hätte die schnelle Mitte normal ausgeführt werden können hätte auch ein Abwehrspieler der schneller als der Angreifer hätte sein können diesen noch hätte einholen können.
    Siebenmeter kannst du bei klaren Torgelegenheiten gemäß Erläuterung 8 geben.

    Nach Regel 14:1 handelt es sich um eine "klare Torgelegenheit", wenn:
    a) ein Spieler, der bereits Ball- und Körperkontrolle an der Torraumlinie der gegnerischen Mannschaft hat, die Gelegenheit zum Torwurf bekommt, ohne dass ein Gegen spieler in der Lage wäre, den Wurf mit zulässigen Mitteln zu verhindern;

    b)
    ein Spieler, der Ball- und Körperkontrolle hat und bei einem Gegenstoß alleine auf den Torwart zuläuft (oder -dribbelt), ohne dass ein Gegenspieler in der Lage wäre, sich vor ihn zu stellen und den Gegenstoß zu stoppen;

    c)
    ein Spieler in einer Situation ist, die a) oder b) oben entspricht, außer dass der Spieler noch nicht in Ballbesitz ist, wohl aber für eine unmittelbare Ballannahme bereit ist. Die Schiedsrichter müssen davon überzeugt sein, dass kein Gegenspieler in der Lage sein kann, die Ballannahme mit zulässigen Mittel zu verhindern.

    d)
    ein Torwart seinen Torraum verlassen hat und ein Gegenspieler mit Ball- und Körperkontrolle eine klare und ungehinderte Gelegenheit zum Wurf des Balls ins leere Tor hat (Dies gilt auch, wenn sich Abwehrspieler in Positionen zwischen dem werfenden Spieler und dem Tor befinden, doch die Schiedsrichter müssen dann die Möglichkeit berücksichtigen, dass diese Spieler auf zulässige Weise eingreifen).

    Ob das nun gerecht ist oder nicht sei dahingestellt.
    Den SR aber auch noch die Bürde aufzulasten, was hätte passieren können ist mMn nicht sinnvoll und würde zu mehr Chaos führen als es was bringt.
    BTW:
    Eine ähnliche Situation habe ich schon mal in einem anderen Forum "diskutiert"
    http://www.schieris.de/sr/board/viewtopic.php?t=750