Ich denke das Thema verdient einen eigenen Bereich. Der TUS Weibern will angeblich (siehe unten) nicht an den Play-Offs teilnehmen. Dies hätte weichreichende Folgen für die Play-Off-Verteilung und der 5. Platz in der 2. Liga Süd wäre plötzlich hart umkämpft.
Hier die Artikel aus der Rhein-Zeitung:
TuS Weibern bleibt Zweitligist
Frauenhandball: TuS verzichtet aus finanziellen Erwägungen auf einen möglichen Aufstieg in die Erste Liga – Erst konsolidieren
Frauenhandball-Zweitligist TuS Weibern verzichtet auf einen eventuellen Aufstieg in die Bundesliga. Das haben die verantwortlichen Gremien des Klubs mit Blick auf fehlende finanzielle Mittel beschlossen. Damit kann der Spitzenreiter auch nicht an der Aufstiegsrunde teilnehmen.
WEIBERN. Vor dem Auswärtsspiel der ZweitligaHandballerinnen des TuS Weibern beim Tabellen-Achten TSG Ober-Eschbach am Samstag um 20 Uhr ist diese Aufgabe stark in den Hintergrund gerückt. Die verantwortlichen Gremien des Vereins haben sich entschlossen, auf einen möglichen Aufstieg in die Erste Bundesliga zu verzichten.
Über den Vorsitzenden des Wirtschaftsrats Manfred Sattler erläutert der Verein die Beweggründe hierfür: „Das Abenteuer Erste Bundesliga hat seine Spuren hinterlassen. Eine finanzielle Lücke, entstanden durch höhere Kosten als geplant und den Ausfall von Sponsorengeldern, hat dazu geführt, dass wir den Gürtel enger schnallen mussten“, sagt Sattler. „Daraus entstand vor Saisonbeginn das sicher realistische Ziel, erst einmal die Finanzen zu konsolidieren, sich dabei zwei bis drei Jahre in der Zweiten Bundesliga zu stabilisieren und dann den Wiederaufstieg in Angriff zu nehmen.“
Sattler spricht davon, dass angesichts des kleinen Kaders vor Saisonbeginn eher ein Platz im oberen Mittelfeld erwartet wurde. „Unsere Mannschaft hat uns in der laufenden Saison überrascht. Platz eins mit dem vermutlich kleinsten Kader der Liga – wer das zu Beginn gesagt hätte, den hätten alle anderen für verrückt erklärt.“ Doch Weibern hat der Konkurrenz gezeigt, wie hoch die Trauben hängen. Was laut des Wirtschaftsratsvorsitzenden jedoch nichts an den aktuellen Rahmenbedingungen ändert. „Auch wenn wir uns alle einen sofortigen Wiederaufstieg wünschen, so wäre es unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen, nicht zu vertreten“, so Sattler. „Wir können nur das ausgeben, was wir auch einnehmen. Damit die Mannschaft in der Ersten Bundesliga einen guten Mittelfeldplatz belegen könnte und nicht direkt wieder um den Abstieg spielt, wäre eine Budgetsteigerung um 50 Prozent notwendig“.
Auch wenn der Wirtschaftsrat derzeit sehr erfolgreich in Sachen Sponsorenpflege und Neuakquisition ist, so ist der TuS Weibern von jener Etaterhöhung, die ihn finanziell Erstliga-tauglich machen würde, noch ein Stück entfernt. Sattler: „Wir müssen in dieser Hinsicht von Jahr zu Jahr schauen. Der sportliche Erfolg der Mannschaft hilft uns sicher bei der Sponsorensuche. Aber ein Aufstieg bereits jetzt wäre wider alle wirtschaftliche Vernunft.“
Bitterer Beigeschmack ist, dass Weiberns Zweitligateam damit bereits jetzt um die Früchte des Erfolgs gebracht wird. Die Statuten der Handball-Bundesliga-Vereinigung der Frauen (HBVF) sehen vor, dass nur Mannschaften an der Aufstiegsrunde teilnehmen können, die auch bereit sind, im Erfolgsfall in der Ersten Liga zu spielen. „Unser Plan, nun wenigstens unseren Sponsoren und treuen Fans noch die Play-off-Spiele zu präsentieren, scheitert leider an den Statuten der HBVF“, sagt Sattler. Hätte Weibern in dieser Hinsicht jetzt nicht mit offen Karten gespielt und nachträglich den Aufstieg verweigert, so wäre dies mit dem Zwangsabstieg in die Oberliga verbunden gewesen. Sattler: „Das tut uns natürlich für alle Beteiligten Leid. Wir hoffen gerade deshalb, weil die Mannschaft davon betroffen ist, dass die Zuschauer dennoch dem Team die Treue halten und deren bisherige sportliche Top-Leistung honorieren.“
Eine Entscheidung mit Augenmaß
Harry Traubenkraut zum Erstliga-Verzicht des TuS Weibern
Eines wird bei Gesprächen mit den Vereinsverantwortlichen des TuS Weibern deutlich. Alle Beteiligten haben sich die Entscheidung, auf den möglichen Aufstieg in die Erste Frauenhandball-Bundesliga zu verzichten, nicht einfach gemacht. In der grundsätzlichen Frage, ob Entscheidungen eher als Kopf- oder Herzensangelegenheit gefällt werden sollen, hat sich der Verein für eine Kopflösung entschieden. Dass diese dann Zuschauern und Mannschaft eher Kummer bereitet, ist unerfreulich, muss angesichts der wirtschaftlichen Situation des Vereins aber hinten anstehen. In vielerlei Hinsicht haben die Macher im kleinen Eifelort dem „Mendiger Modell“ nachgeeifert. Wie seinerzeit die Männer um Kurt Müller beim benachbarten Volleyball-Bundesligisten fällten sie eine Entscheidung mit Augenmaß.
In einer Hinsicht aber muss der Verein auf der Hut sein. Was sich in dieser Saison als Entscheidung der Vernunft betrachten lässt, darf nicht zum Dauerzustand werden. Die Zuschauerzahlen bei den Weiberner Spielen blieben schon in dieser Saison etwas hinter dem sportlichen Erfolg zurück. Wenn es dem TuS Weibern in naher Zukunft nicht möglich ist, die wirtschaftlichen Weichen für eine Erstliga-Perspektive zu stellen, könnte dies rasch in einer Sackgasse enden. Bis dahin aber sind gerade diejenigen gefordert, die den Frauenhandball in der Region als Herzenssache betrachten. Eine gut gefüllte Halle sorgt für Medienpräsenz und damit auch für den Anreiz, sich als Werbepartner zu engagieren. Mit ihrer herausragenden sportlichen Bilanz hat die Mannschaft die Steilvorlage für eine mögliche Erstliga-Zugehörigkeit geliefert. Nun muss das gesamte Umfeld nachziehen.
Quelle Rhein-Zeitung