Slobodan Milosevic ist tot

  • Zitat

    Original von lischen
    [...]und auch wenn man ihn nicht kennt sagt das ja shcon alles aus!

    In dem Fall halte ich es mit Dieter Nuhr. Der Typ hat da einen schlauen Satz gesagt: Wenn man keine Ahnung hat. einfach mal die Fresse halten....

    Einmal editiert, zuletzt von Meikel (12. März 2006 um 20:26)

  • Zitat

    Original von Outsider81
    @GFummer: Ich finde das kein Mensch, mag er noch so grausame Verbrechen auf dem Gewissen haben" Den Tod verdient hat" und bin auch der Meinung das kein Mensch so ein Urteil über einen anderen Menschen Aussprechen sollte, nix gegen Dich.

    Ja, du hast recht. Dieselbe, bzw. eine ähnliche Argumentation verwende ich auch gegen die Todesstrafe, von daher war die Aussage von mir etwas unüberlegt. Also denkt euch den Teil einfach weg. ;)

  • zurück zum thema: der tod milosevics ist sehr unglücklich. seine märtyrerrolle bei serbischen nationalisten wäre auch bei einer klaren verurteilung durch den haag vorgezeichnet gewesen, aber der tod in gefangenschaft verleiht dem eine neue qualität, zumal bei den spekulationen und unklarheiten um die medikamente, die jetzt auftauchen (ob das nun alles stichhaltig oder "wahr" ist, ist dabei völlig egal). ich vermag die folgen (noch?) nicht abzuschätzen, aber für die situation auf dem balkan ist das mit sicherheit nicht günstig.

  • Märtyrerstatus ist ihm sicher.
    Selbst wenn die Vergiftungstheorien vollkommen entkräftet werden könnten (für Verschwörungstheoretiker werden sie das sicher nie sein), wird man auf der verweigerten Reise nach Moskau herumreiten und daraus die Verantwortung des Gerichtshofs (=des angeblich "antiserbisch" eingestellten Westens) für sein plötzliches Ableben herleiten. Russlands Verhalten ist auch nicht besonders hilfreich bei der Verhinderung der Legendenbildung.

    Ansonsten hält sich mein Beileid natürlich in Grenzen. Schade nur, dass wieder einmal ein Kriegsverbrecher nicht mehr zu Lebzeiten verurteilt werden konnte (die Verfahren dauern einfach viel zu lange) und, wie LA schon schrieb, dass er unter diesen Umständen das Zeitliche segnen musste, weil das Szenario sicherlich von einigen serbischen Nationalisten propagandistisch ausgeschlachtet und der Graben zwischen Serbien und seinen Nachbarn damit wieder um einiges tiefer werden wird.

  • Hallo Lischen,

    du wirst es bereits bemerkt haben, hier im forum befinden sich sehr viele unheimlich schlaue und belesene männer und frauen. Die haben dir eines leider voraus : sie sind wesentlich älter als Du.

    Natürlich sind einige beiträge von dir etwas gewöhnungsbedürftig und deine aussage über den kriegsverbrecher milosevic, dem ich auch keine träne hinterher weine, ist deplatziert und unpassend.

    Dennoch finde ich es gut von dir, dass du dich auch zu themen äußerst, die man in solch einem alter, in welchem du dich befindest, eigentlich noch nicht so richtig einschätzen kann.

    Aber du solltest es dir zur aufgabe machen, dich vorab über sachverhalte eingehend zu informieren, bevor man solche statements abgibt. Deine rechtschreibfehler sind hier zu übergehen, das sollte keine rolle spielen, das wirst du auch noch hinbekommen.

    Doch versuche einfach , die dinge zuerst zu ergründen und danach darüber zu urteilen. Und denke immer daran: man muss nicht immer alles wissen, aber man sollte herausfinden wo es geschrieben steht.

    So, und nun reagiere etwas gelassener als diejenigen, die sich eigentlich in dem alter befinden, wo man mit gelassenheit auf solche postings reagieren muss.

    Und jetzt zum thema selbst. Slobodan Milosevic ist ein Mensch, bei dem man seine Zurückhaltung in Bezug auf die todesstrafe vergessen könnte. wer nur ein einziges mal mit menschen gesprochen hatte, die in einem serbischen KZ leben mussten und das über viele Jahre hinweg, dem fallen die argumente gegen die todesstrafe sehr schwer.

    doch ich muss als überzeugter gegner der todesstrafe eigestehen, dass dieser tod von milosevic leider einem freispruch gleich kommen könnte, indem die fanatischen nationalisten serbiens diesen tod natürlich ausschlachten werden.

    Wir europäer brauchen eigentlich kein palästina, wir haben die intifada direkt vor der haustüre und gnade uns gott, wenn die SFOR-Truppen, oder sind es jetzt die KFOR - ??? , keine ahnung, einmal das land geräumt haben. es wird auf dem gesamten balkan ein grausamer progrom entfacht werden , den wir seit dem II.Weltkreig nicht mehr erleben mussten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schwaniwolli (14. März 2006 um 07:42)

  • Schwaniwolli - Hut ab!

    Milosevic: Ich meine, eine lebenslange Gefängnisstrafe, die ihn sicher erwartet hätte, wäre eine gerechtere Strafe gewesen als dieses relativ schnelle Ableben. Tod hat nichts mit Sühne zu tun ... es sei denn, man räumt dem Himmel und der Hölle einen Platz in seiner Weltanschauung ein.

    Was für mich allerdings bei solchen Prozessen immer einen faden Beigeschmack hat ist die Tatsache, dass wohl, selbst wenn er weitergelebt hätte, niemals die komplette Warheit über Ursachen und Verlauf des Krieges ans Tageslicht gekommen wären - ebensowenig wie die Produzenten der Lügen, die uns auch in Deutschland aufgetischt wurden, dafür zur Rechenschaft wären gezogen worden.

    Sieger Fanclubturnier ESA 2006

    Vizemeister Fanclubturnier ESA 2007

    Teamchef Fanclubturnier ESA 2008 :P

  • Zitat

    Original von Sepp
    niemals die komplette Warheit über Ursachen [...] des Krieges ans Tageslicht gekommen[...]


    ?(

    Die Ursachen des Balkankrieges sind eigentlich recht schnell erklärt. Die Bundeswehr liefert auf ihrer Homepage verkürzte, aber trotzdem recht gute und vollständige Informationen darüber.

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • guckst du auch auf der homepage der u.s. army nach, wenn du gute und vollständige informationen über den irakkrieg willst?

    (zugegeben, der vergleich hinkt etwas. aber objektiv kann man diese quelle wohl kaum nennen)

  • Linksaußen, wenn Du bei der Bundeswehr gewesen wärst, was ich mal kategorisch bezweifeln würde, dann wüßtest Du, daß man gerade dort sehr fähige Köpfe hat, was politische Bildung betrifft. Der Vergleich mit der US Army hinkt nicht nur, er ist barfuß.

  • Die Darstellung auf der genannten Homepage ist vollkommen politisch neutral und geschichtlich korrekt. Also kein Grund zu einer solchen Quellenkritik mit dem Holzhammer...

    :rolleyes:

    MfG Felix0711

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    Harald Schmidt

  • Zitat

    Original von Felix0711
    Die Ursachen des Balkankrieges sind eigentlich recht schnell erklärt. Die Bundeswehr liefert auf ihrer Homepage verkürzte, aber trotzdem recht gute und vollständige Informationen darüber.

    Ja, sicher - dennoch bedarf es des Handelns einzelner oder Gruppen und nicht der abstrakte Formulierung von "ethnischen Konflikten", um einen Krieg zum Ausbruch zu bringen.

    Möglicherweise ist es aber auch etwas blauäugig, dergleichen Erkenntnisse von einem solchen Prozeß zu erwarten.

    Und besonders unbefriedigend ist aus meiner Sicht, dass Milosevic nach dem Völkerrecht weiterhin als unschuldig gelten muß. :wall:

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  • Zitat

    Original von Sepp

    Ja, sicher - dennoch bedarf es des Handelns einzelner oder Gruppen und nicht der abstrakte Formulierung von "ethnischen Konflikten", um einen Krieg zum Ausbruch zu bringen.


    Sicher war es vorwiegend ein einzelner, nämlich ein gewisse charismatischer, nationalistischer Führer namens Slobodan Milosevic. Daher schließe ich mich deiner Meinung an, dass sein Tod die Bemühungen um die Aufklärung seiner Beweggründe zu diesem Krieg zurückwirft und dass das sehr bedauerlich ist.

    Indes gibt es genügend qualitativ hervorragende Literatur zu dem Thema, falls du dich wirklich damit beschäftigen möchtest...

    Christopher Bennett: Yugoslavia's Bloody Collapse: Causes, Course and Consequences, Hurst & Company, London 1995.

    Dunja Melcic (Hrsg.): Der Jugoslawien-Krieg. Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999.

    Hajo Funke, Alexander Rhotert, Unter unseren Augen: Ethnische Reinheit. Die Politik des Milosevic- Regimes und die Rolle des Westens. Berlin: Verlag Das Arabische Buch (Schriftenreihe Politik und Kultur am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin, Bd. 2, 1999).

    Allerdings gilt auch bei diesem Thema wieder, dass jede Menge wirre Köpfe Verschwörungstheorien gesponnen haben und sozialistisch und nationalistisch angehauchte Autoren eine etwas andere Sicht auf die Ereignisse haben.

    MfG Felix0711

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    Harald Schmidt

    2 Mal editiert, zuletzt von Felix0711 (15. März 2006 um 12:41)

  • meldet Reuters heute

    MfG Felix0711

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  • Mal eine andere Sichtweise hier dokumentiert:

    Zitat

    Thema: Miloševi: Vor dem Tribunal der Aggressoren
    Slobodan Miloševi, Präsident Serbiens (1989-97) und Jugoslawien (1997-2000) starb am 11.03.2006 unter noch ungeklärten Umständen in Den Haag, wo er sich vor dem UNO-Tribunal gegen Anklagen wegen Kriegsverbrechen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina sowie im Kosovo-Konflikt verteidigte. Am 28. Juni 2001 war er illegal an das Gericht
    ausgeliefert worden, dem er jede Legitimität absprach. Das Tribunal wird weitgehend von jenen NATO-Staaten finanziert, die 1999 völkerrechtswidrige Luftangriffe gegen Jugoslawien verübten. Es war der erste deutsche Kampfeinsatz nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Propagandalügen gerechtfertigt.

    Miloševi war im Westen eine der am meisten angefeindeten Personen der Zeitgeschichte. Wir dokumentieren hier die wichtigsten jW-Beiträge der letzten Jahre. Wir heben noch einmal den Schleier von Desinformation und Halbwahrheiten - vom Amselfeld bis zum Hufeisenplan.

    :

    Die Artikel der Tageszeitung 'Junge Welt' finden sich hier anklicken; Artikel zu den Beerdigungsvorbereitungen: hier

    3 Mal editiert, zuletzt von Karl (17. März 2006 um 12:37)

  • Kopf des Tages: Peter Handke
    Bekenntnisdrang eines Kärntner Weltpoeten
    von Ronald Pohl
    Es gibt zwei Möglichkeiten, sich Peter Handkes gelegentlichen Einlassungen auf die Politik mit der gebotenen Vorsicht anzunähern: Die einen trennen das erzählerische Werk des aus Kärnten gebürtigen Dichters strikt von dessen politisch-ideologischen Verlautbarungen. Diese, argumentieren sie, atmeten den Geist einer aus der poetischen Anschauung gewonnenen Parteilichkeit, seien aber im Übrigen als die Schrullen eines Widerborstigen anzusehen, der das hohe Künderamt des Dichters um den Preis der Zwangsoriginalität ausübe.

    Die anderen schlagen Handkes unbeirrbares Eintreten für Serbien und Milosevic gleich ganz seiner Poetik zu. Handke (63) hat, parallel zu seinem imposant angeschwollenen Prosawerk, eine Philosophie des vorurteilslosen Blicks entworfen, die sich gegenüber allen "politischen" Begriffsbildungen als vorgängig und verblendungsresistent versteht.

    Des Autors Idee, sich als Überraschungsgast anlässlich einer Grabrede für Slobodan Milosevic wiederum so schöner, allgemeiner Trostworte wie des "Nähe"-Gefühls zu bedienen, passt lückenlos in Handkes Programm: Der Dichter kündigt nur zu gern liberaldemokratische Übereinkünfte auf, wenn er dafür das Glück einer "wahren", in letzter Konsequenz tieferen Empfindung zu erleben meint. Er kenne die "Wahrheit" auch nicht, so Handke vorgestern in Pozarevac: "Doch ich blicke herum, höre zu, empfinde, erinnere mich."

    Dass jeder Blickmechanismus Auslassungen kennt, Borniertheiten hat und Blindstellen - von solchen Einschränkungen lässt sich Handkes Engagement für Serbien nicht ankränkeln. Schon sein umstrittener Bericht Eine winterliche Reise . . . (1996) gipfelte in dem Ausbruch: "Gerechtigkeit für Serbien". Handke besuchte 2004 den Den Haager angeklagten Milosevic zu ausgiebigen Konsultationen in dessen Zelle. Die Nato-Intervention im Kosovokrieg 1999 münzte er schwer erträglich in "ein neues Auschwitz" um.

    Dabei steht Handkes Dichterarbeit seit je unter dem Zeichen der Friedfertigkeit - jüngere Romane wie Mein Jahr in der Niemandsbucht und Der Bildverlust stellen ein vielfach faszinierendes Einvernehmen mit archaischen Lebensmodellen und -mustern wieder her. Der in der Nähe von Paris ansässige Autor, Enkel eines Slowenen, selbst Vater von zwei Töchtern aus zwei Ehen, hat jedenfalls einen weiten, verschlungenen Weg zurückgelegt: vom jugendlichen Empörer, der 1966 in Princeton den manierlichen Kollegen der Gruppe 47 den Vorwurf der "Beschreibungsimpotenz" machte - hin zum Verkünder einer einzig poetisch zu beglaubigenden Weltsicht, der sich gewisse politische Einsichten mit dem gespitzten Bleistift vom Leib hält.

    Wegen des Nato-Bombardements gab Handke 1999 den Georg-Büchner-Preis zurück. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.3.2006)

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

  • Für mich sind folgende Fragen die interessantesten:

    - Wie kam das Medikament, welches die Wirkung der Herzarzneien aufhob, in die Hände von Milosevic?

    - Warum hat er einfach seine Herzmedikamente nicht genommen, um seinen Zustand zu verschlechtern, sondern zusätzliche Wirkstoffe?

    - Ihm mußte doch wohl klar sein, dass bei einer Blutuntersuchung (die in jedem Fall vor seiner Reise nach Russland vorgenommen worden wäre) die Schummelei auffliegen muß?

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