Slobodan Milosevic ist tot

Der Schlächter von Belgrad ist tot.

Hätte er noch seine "gerechte" Strafe bekommen? Was ist schon gerecht in Anbetracht der Menschenleben, die der Herr auf dem Gewissen hat?

Politische Legendenbildung - wie soll man das verhindern? Die Verschwörungstheoretiker stehen doch höchstwahrscheinlich schon lange in den Startlöchern...

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Tribunal lässt Leiche obduzieren

Trotz Protesten seitens seiner Familie soll die Leiche von Slobodan Milosevic schon heute obduziert werden. An der Autopsie werden auch ein serbischer und ein russischer Mediziner teilnehmen. Die Sozialistische Partei Serbiens bezeichnet Milosevics Tod als "Mord".

Den Haag - Die Ursache für den Tod des jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic soll so schnell wie möglich geklärt werden. Bereits am heutigen Sonntag erfolgt die Autopsie, gegen die sich bereits gestern Mitglieder der Familie des verstorbenen Serbenführers ausgesprochen hatten. Bei der Leichenschau im Gerichtsmedizinischen Institut in Den Haag soll nach niederländischen Medienberichten auch ein serbischer Mediziner als Vertreter der Regierung in Belgrad anwesend sein, um weiteren Legendenbildungen vorzubeugen. Nach Darstellung des Milosevic-Anwalts Zdenko Tomanovic wird auch ein russischer Mediziner dabei sein. Das UN- Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag teilte mit, ein Wärter habe den 64-Jährigen am Samstag leblos auf dem Bett im UN-Gefängnis in Scheveningen entdeckt.

Slobodan Milosevic: Das Tribunal in Den Haag versucht mit einer schnellen Autopsie vor Zeugen, politischer Legendenbildung vorzubeugen

Bereits wenige Stunden später hatten Milosevics älterer Bruder Borislav sowie Vertreter kommunistischer Parteien in Serbien und Russland den Grund für Verschwörungstheorien um das Ableben des Ex-Präsidenten gelegt.

Der Vorsitzende der russischen Kommunisten, Gennadi Sjuganow, sprach mit Bezug auf das Tribunal in Den Haag von einem "schändlichen Schauprozess", in dem Milosevics Tod nun "gerade recht" komme, da sich die Richter im Tribunal in einer "Sackgasse" befunden habe. Auch das russische Außenministerium hatte indirekt Kritik am Den Haager Tribunal geäußert, da dieses ein Ausreise Milosevics zwecks Behandlung seiner Gesundheitsprobleme in Moskau "trotz russischer Garantien" für dessen Rückkehr nach Den Haag nicht erlaubt habe.

Borislav Milosevic, der ältere Bruder des Verstorbenen, signalisierte, dass die Familie mit einer Autopsie nicht einverstanden sein würde und machte auch klar, warum: Den Ärzten des Tribunals sei nicht zu trauen, was auch immer sie am Ende verkündeten, müsse nicht den Tatsachen entsprechen. Später wurde er deutlicher und gab dem UN-Tribunal die direkte Schuld am Tod seines Bruders. "Die Verantwortung dafür liegt beim UN-Tribunal", sagte Borislav Milosevic am Samstag in Moskau, wo er Ende der 1990er Jahre als Botschafter gearbeitet hatte. Die Sozialistische Partei Serbiens (SPS), deren Vorsitzender Slobodan Milosevic trotz Inhaftierung war, sprach sogar von Mord. "Milosevic ist in Den Haag nicht gestorben, er wurde ermordet", sagte der inoffizielle SPS-Chef Ivica Dacic.

Der Pflichtverteidiger von Milosevic schloss derweil einen Selbstmord seines Mandanten aus. Der britische Jurist Steven Kay erklärte dem Sender BBC News 24 am Samstag: "Er sagte mir vor einigen Wochen: "Ich habe diese Sache nicht so lange ausgestanden, um mir irgendetwas Anzutun".

Die Europäische Union nahm den Tod des Ex-Politikers zum Anlass, die Menschen in Serbien zur Aussöhnung aufzurufen. Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, die Bemühungen sollten erneuert werden, auf dem Balkan für Frieden und Stabilität zu sorgen. Der Serbe Milosevic gilt als der maßgebliche Anstifter der Kriege in den 1990er Jahren auf dem Balkan, bei denen zehntausende Menschen bei so genannten ethnischen Säuberungen ums Leben kamen.

Die Chefanklägerin des Tribunals Carla Del Ponte bedauerte den Tod Milosevics. Im Schweizer Fernsehen erklärte sie sich am Samstagabend überzeugt, dass der Prozess zu einem Abschluss gekommen und Milosevic verurteilt worden wäre. Dazu seien genug Beweise vorgelegt worden. "Ich bedauere es auch für die Opfer, die Tausenden von Opfer, die auf Gerechtigkeit warteten", sagte die Schweizerin.

Milosevic war seit Ende Juni 2001 in Haft. Seit Februar 2002 lief der Völkermordprozess gegen ihn wegen der Bürgerkriege nach dem Auseinanderfallen des Vielvölkerstaates Jugoslawiens. Es war beabsichtigt, die mündliche Verhandlung im Mai zu beenden. Das Gericht hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass ihm eine lebenslange Haft droht.

Milosevic litt unter häufigen Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen, weswegen der Prozess mehrmals unterbrochen werden musste. Erst Ende Februar hatte das Gericht einen Antrag seiner Pflichtverteidiger abgelehnt, ihn zur Behandlung in einer Spezialklinik vorübergehend nach Moskau zu entlassen. Das Gericht hatte die Befürchtung geäußert, der Angeklagte werde nicht zur Fortsetzung des Prozesses zurückkehren. In Moskau leben nach russischen Medienberichten angeblich auch seine Frau und sein Sohn.

Vor einer Woche hatte sich der bereits verurteilte frühere serbische Politiker Milan Babic im UN-Gefängnis das Leben genommen, als er darauf wartete, in einem Prozess als Zeuge vernommen zu werden.

Die US-Regierung sprach sich für eine Fortsetzung der Arbeit des Tribunals aus. "Milosevic war der Hauptverantwortliche für die gewaltsame Zerstückelung Jugoslawiens in den 90er Jahren", hieß es in einer Stellungnahme des US-Außenministeriums. Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy nannte Milosevic "einen, wenn nicht den Hauptakteur der Balkankriege des Endes des 20. Jahrhunderts". Der britische Außenminister Jack Straw sagte: "Jetzt ist es wichtig, dass das serbische Volk einen Schlussstrich unter Milosevic' Vergangenheit und sein Leben zieht."

pat/AP/dpa

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Original von Lischen ich kenn den typen nicht, aber da er anscheind ja was schlimmes angestellt hat und daher im knast saß, wird sein tod ja nicht ganz so schlimm sein!

Dieses Unwissen ist schlimmer als jeder Rechtschreibfehler.

Jedem seine Meinung und das Recht, sie ungefragt in den Raum zu werfen. Warum sollte sich Gottfried da einschränken?

Muss mich übrigens korrigieren: Unwissenheit ist noch akzeptabel - man kann ja nicht alles wissen. Und was wichtig ist und was nicht, liegt anscheinend im Auge des Betrachters.

Unwissenheit gepaart mit Desinteresse und unqualifizerter "Meinungs"äußerung ist tatsächlich schlimmer...