Möchte hier erstmal kommentarlos einen Artikel von wdr.de über den teuersten Türkischen Film aller Zeiten stehen lassen. Steuber fordert die sofortige Absetzung des Films.
"Tal der Wölfe": Propaganda im Kino
Türkische Kinoproduktion schürt das Feindbild USA
Von Christian Herrmanny
Neue Folter-Bilder aus dem Irak oder der Streit um Mohammed-Karikaturen erhitzen einen Streit der Kulturen zwischen West und Ost. Zusätzlich läuft zurzeit ein türkischer Film in den Kinos, der mit seinem einseitigen Blick auf Verbrechen von US-Soldaten Erfolg hat.
Täglich 30.000 Besucher
"Das ist zwar nur ein Film, aber was da gezeigt wurde, ist alles Tatsache. Das macht schon wütend". Ekrem Özcan ist 17 Jahre alt und hat gerade mit seinem Vater den türkischen Film "Tal der Wölfe - Irak" angeschaut. Und gelitten: Schonungslos zeigt der Spielfilm in mehr als zwei Stunden Gräueltaten US-amerikanischer Soldaten im Nordirak. "Das beweist doch, dass die Amerikaner die Terroristen sind", ergänzt Vater Sabri Özcan.
Tatsächlich beruht die Geschichte auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 2003: Eine türkische Spezialeinheit wurde seinerzeit von eigentlich befreundeten amerikanischen Soldaten verhaftet und mit Säcken über dem Kopf abgeführt. Die Bilder sorgten schon damals für Aufruhr, jetzt wird das Pulverfass noch einmal aufgemacht - als abendfüllende Unterhaltung.
Teuerster türkischer Film aller Zeiten
Den Film gibt es nur als "Original mit Untertiteln"
"Der Film war sehr gut", meint Tülay Yavuz, als sie den Oberhausener Kinokomplex nach zwei Stunden mit purer Action und brutalsten Szenen auf der Leinwand wieder verlässt. "Das alles macht mich traurig und wütend", sagt die junge Türkin. "Und ich finde es schade, dass immer dem Islam die Schuld für den Terrorismus gegeben wird."
"Tal der Wölfe" aber macht genau das nicht, die türkische 10-Millionen-Dollar-Produktion wählt den exakt anderen Weg: Ein skrupelloser Mörder in US-Uniform - mit dem symbolträchtigen Namen Sam Marshall - verkörpert alles, was in der Realität weltweit Empörung und auch Hassgefühle hervorruft. Der Befehlshaber erschießt im Film mit sadistischem Lächeln Frauen und Kinder, lässt Kurden und Araber foltern, verantwortet Blutbäder. Das alles auch mit christlich-missionarischem Auftrag und gestärkt durch Gebete zu Jesus am Kreuz. Sein Leibarzt, bezeichnenderweise ein Jude, entnimmt den Leichen Organe, die anschließend nach Tel Aviv und London geflogen werden. Erst ein türkischer Geheimagent - der Held des Films - kann die Verbrecher stoppen.
"Inhalte diskussionswürdig"
Auftrag im Film: Rache an den Amerikanern
In 20 Kinos allein in NRW läuft "Tal der Wölfe" seit einer Woche (Stand: 16.02.06), und das sehr erfolgreich. Manchmal ist der Film deutsch untertitelt, oft aber auch nicht. Wer den Kinosaal verlässt, ist in jedem Fall hoch emotionalisiert, denn die Botschaft des Films ist eindeutig: Die USA betreiben einen modernen Kreuzzug gegen den Islam.
"Dass die Inhalte diskussionswürdig sind, darin sind wir uns einig", erklärt Arne Schmidt, Sprecher des Kinobetreibers Cinemaxx. "Aber dann ist es auch gut, zu diskutieren und nicht, das Thema zu unterdrücken." Doch der Zeitpunkt des Filmstarts macht die Darstellung von Dämonen in US-Uniform sicherlich nicht einfacher. Während in der Wirklichkeit westliche Diplomatenhäuser im Nahen Osten brennen und europäische Karikaturisten mit dem Tod bedroht werden, massakrieren im Film amerikanische Soldaten im Irak.
Platz 5 in den bundesdeutschen Kinocharts
Der Held des Films: Rächer Alemdar
Viele Zuschauer sind empört über die Vereinigten Staaten, so wie Sahin Arslanbuga: "Die greifen überall an und töten unschuldige Menschen, Frauen und Kinder. Umsonst! Deswegen freut es mich auch, wenn US-Soldaten umgebracht werden." Mit den emotionalen Reaktionen seines fast ausschließlich türkischen Publikums hat der Verleiher Maxximum-Film keine Probleme. Geschäftsführer Anil Sahin argumentiert: "Der Film zeigt, wie die Amerikaner Macht und Gewalt ausüben, was in der realen Welt genau so ist. Wie kann ein Film gegen diese Willkür im Irak - und das frage ich nicht als Verleiher, sondern als Mensch - objektiv bleiben?" Einseitigkeit gehöre zum Kino, finde sich in jedem James-Bond-Streifen, in fast allen US-Filmen, so Sahin.
Am Wochenende läuft "Tal der Wölfe" auch in Dänemark, England, Belgien und der Schweiz an. Und auch Kinobetreiber aus den USA und aus Irland haben angekündigt, den Film zeigen zu wollen. Hoffentlich bleibt das Publikum auch dort nach dem Kinobesuch so friedlich, wie bislang hier zu Lande.