Ball von hinten herausspielen

  • Moin ans Forum,

    ich hab spontan durch Suchen keine aktuellen Beiträge zum Thema "Herausspielen des Balles von hinten/seite" gefunden. Also erschlagt michnicht gleich, wenn der Thread doppelt sein sollt.

    Die Situtaion des Herausspielens von hinten bzw. von der Seite kennt ein jeder Handballer. Man setzt sich gegen die Deckung durch, ist in der Luft und in der Ausholbewegung wird einem der Ball durch einen Deckungsspieler herausgespielt.

    So, nun die Frage: irgendwie hab ich das gefühl, dass es dazu mal eine Regelklarstellung bzw. Richtlinie der IHF gab, dass dieses "Herausspielen" geahndet werden soll, da der Grad zwischen Herausspielen (was ja laut Regelwerk erlaubt ist) -siehe Regel 8.1 b- und "Herausschlagen des Balls" bzw. der Griff in den Arm bei einer solchen Situation und dem damit verbundenen erheblichen Verletzungsrisiko sehr sehr schmal ist -Regel 8.5 a.

    Gab es da mal was in der letzen oder vorletzten Saison oder ist das nur wunschdenken von mir?

    Ich bekomme bei solchen Situationen jedesmal Anfälle, da ich bereits eine schwere Schulterverletzung hinter mir habe und ich die Schmerzen niemandem Wünsche. Und bei solchen Situationen muss das Timing des Ball herausspielens mehr als perfekt sein. Wenn nicht, dann kann man schon fast einen Krankenwagen bestellen. Und das kann es meiner Meinung nach nicht sein. Ich bin bestimmt nicht der netteste Deckungsspieler, aber wenn mein Gegenspieler vorbei ist, dann wird da nicht hinterher gegriffen. Irgendwie gibt es dochunter Sportlern auch so was wie einen Ehrenkodex, oder nicht?

    Also, ichhoffe, ihr steigt durch meinen Thread durch.

    Würd mich über Antworten freuen, gern auch mit regelbezug bzw. Klarstellung. Ich weiß auch, dass es genug Spieler gibt, die meinen sie treffen immer nur den Ball. Aber das eine Mal wo sie dann doch daneben griefen schicken sie einen Spieler ins Krankenhaus. Und einmal ist in meinen Augen schon einmal zu viel ... selbst wenn man 30 Jahre Handball spielt.

    Gruß in die weite Welt der handballecke ....

  • Also regeltechnisch gibt es an der Stelle eigentlich nur:

    8:1 b)

    Zitat

    Es ist erlaubt, dem Gegenspieler mit einer offenen Hand den Ball aus jeder Richtung wegzuspielen;

    Dieses Herausspielen ist in jedem Fall erlaubt, und soll auch nicht geahndet werden.
    Allerdings ist es in der Praxis wohl eher selten anzutreffen, denn meist erwischt der Abwehrspieler doch noch die Hand des Angreifers mit.

    Ein Indiz dafür, dass ein Ball "sauber" herausgespielt wurde, wäre, dass der Ball nach oben fliegt - in anderen Fällen sollte man dort mehr als nur skeptisch sein.
    Läuft dann meist mindestens auf eine Hinausstellung raus, wenn nicht gar eine Disqualifikation mit Hilfe von
    8:5

    Zitat

    Ein Spieler, der den Gegenspieler gesundheitsgefährdend angreift, ist zu disqualifizieren (16:6b), insbesondere, wenn er: a) einem in einer Wurfaktion befindlichen Spieler von der Seite oder von hinten auf den Wurfarm schlägt oder den Wurfarm zurückreißt;

  • Meiner Meinung kann man den Ball gar nicht sauber herausspielen, wenn der Gegenspieler den Ball in der Hand hat. Man muss ihn in diesem Fall immer herausschlagen.

  • Zitat

    Original von Lasse
    Meiner Meinung kann man den Ball gar nicht sauber herausspielen, wenn der Gegenspieler den Ball in der Hand hat. Man muss ihn in diesem Fall immer herausschlagen.

    Sehe ich eigentlich ähnlich. Einem Spiele der in der Wurfbewegung ist, ist es nur sehr schwer möglich, denn Ball sauber aus der Hand raus zuspielen, ohne dabei auch die Hand zu treffen.

  • Zitat

    Original von Lasse
    Meiner Meinung kann man den Ball gar nicht sauber herausspielen, wenn der Gegenspieler den Ball in der Hand hat. Man muss ihn in diesem Fall immer herausschlagen.

    denk ich auch. das haben wir auch auf schiedsrichtersitzungen gesagt bekommen!

  • zuletzt gab es eine Szene im Pokalspiel Kiel - Lemgo, als Daniel Stephan den Ball einem Kieler aus den Fingern gespielt hat. Sah brutal aus, war aber offenbar korrekt.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Einem Spieler den Ball beim Wurf den Ball aus der Hand herauszuspielen ist natürlich möglich! Voraussetzung ist, das der Werfer den Ball in der Hand liegen hat und nicht greift. Es gibt Spieler, die so werfen.

    Die SR müssen auch erkennen, ob der Abwehrspieler den Ball herausschlägt bzw. auf den Wurfarm schlägt, oder ob er den Ball blockt (auch z.B. bei Würfen von Aussen).

    Theoretisch ist's immer möglich, praktisch wird man das nur in Sonderfällen erleben dürfen.

  • Moin,

    ist ja schon mal schön zu hören, dass ihr in solchen Situationen im Grundsatz mir zustimmt, dass ein sauberes Herausspielen des Balles in tiefster Theorie möglich, aber in der Realität selten bis nie zum Tragen kommt.

    Wir hatten am beim letzten Saisonspiel in etwa 6 Szenen, in denen der Ball herausgespielt wurde, angeblich jedesmal korrekt, was ich bei der Vielzahl an Szenen kaum für möglich halte. Komisch meiner Meinung nach auch, dass Spieler zum Teil nach dem Wurf wg. Schmerzen liegen blieben bzw. über Schmerzen in der Schulter klagten.

    Aber das Gespann war auch "nett" anzusehen. War ein Spiel, bei dem das Gespann wieder das nette Spielchen "Ich sehe was, das du nicht siehst" gespielt hat ... na ja, Punkte sind auf unserem Konto gelandet ...

  • Die neue Ausgabe des HandballSR befasst sich auch bildtechnisch genau mit dem Thema. Kapitel 1.5, seite 8. Das saubere Herausspielen des Balles ist erlaubt und auch gewünscht; geht der Spieler ersichtlich nur zum Ball und trifft die Hand soll es sogar "nur" 7m und keine Progression geben (natürlich je nach Stärke).
    Bei den technischen Möglichkeiten der unteren Klassen halte ich das für absolut problematisch!

  • Seraph: wenn du als SR erkennst, dass der Abwehrspieler klar den Ball spielen wollte und dabei eben doch die Hand getroffen hat, dann solltest du in der tat nicht progressiv bestrafen. Tust du es, wird dieser Spieler bei der nächsten Aktion womöglich jeglichen Versuch an den Ball zu kommen unterlassen und gleich mächtig "hinlangen", weil die Bestrafung erhält er ja sowieso.
    Wir SR müssen eine solche Aktion, bei der die Absicht den Ball zu spielen erkennbar war, auch entsprechend "belohnen", indem wir den Spieler eben nicht bestrafen. Dass auf 7m entschieden wird, ist klar - hierbei handelt es sich auch nur um eine Spielfortsetzung und nicht um eine Bestrafung.
    Wenn sich das durchsetzt, haben die Spieler auch eine Motivation, sich regelgerecht zu verhalten. Wenn jedoch nach jedem Handtreffer der Abwehrspieler sofort bestraft wird, hat er diese Motivation nicht mehr. Selbstverständlich kommt es auch auf die Intensität an, mit der die Hand getroffen wird. Ein kräftiger Schlag ist auch bei einer solchen Aktion ( die eigentlich dem Ball galt ) nicht akzeptabel.

  • Thorsten, wie argumentierst du dann den Spielern gegenüber?
    Dann hast du eine absolut subjektive Entscheidung und somit keine Klare Linie mehr. Die zuschauer, v.a. im Jugend- und Bezirksbereich werden dich lynchen wenn du keine klare Linie in der Progression dabei erkennen lässt.

  • Die Diskussion wird man immer haben, egal ob jetzt bestraft wird oder nicht. Subjektive Entscheidungen und eine klare Linie schliessen sich doch nicht aus.

    Handball-SR hat vollkommen recht, so wird es auch in den mir bekannten Lehrgängen an die SR weitergegeben. Dass das saubere Herausspiele nicht jeder kann, heisst nicht, dass es das nicht gibt. Gerade die "alten Säcke" haben da oftmals ein Auge für.

    Ellob

    Gegenüber Spielern wird nicht argumentiert, die Entscheidung wird erklärt und Ende.


    Es gibt auch noch die Situation mit dem passiven Arm. Abwehrspieler steht, hat die Arme hoch ohne sie zu bewegen und Angreifer bleibt hängen. Sieht spektakulär aus, kann aber niemals eine Strafe nach sich ziehen.

    Gutes Indiz für sauberes Spielen ist auch die Vollendung des Wurfes ohne Ball, sieht auch immer ganz putzig aus.

    Es kann nicht alles geregelt werden, es gibt nun einmal Dinge, die der alleinigen Einschätzung des SR überlassen bleiben müssen.

  • Ziemlich einfach: ich erkläre entweder mit Handzeichen, oder wenn unbedingt nötig auch verbal, dass die Hand beim Versuch den Ball zu spielen getroffen wurde und deshalb keine progr.Bestrafung erfolgt.
    Also bislang habe ich damit nur positive Erfahrungen gemacht.

    Wir können doch nicht, nur um eine einheitliche Linie zu fahren, jeden Handtreffer bestrafen, ohne Unterschiede dahingehend zu machen, ob der Versuch den Ball zu spielen vorhanden war. Nein....so einfach können wir SR es uns nicht machen. Da muss schon jeder Fall aufs neue entschieden werden.
    Und nochmal....ich rede nicht von Schlägen, ich rede von Handtreffern, bei dem Versuch den Ball heraus zu spielen. Wenn das mit der offenen Hand probiert wird und nicht ganz funktioniert hat, dann ist bei klarer Torgelegenheit der 7m obligatorisch, aber in keinem Fall IMMER die Bestrafung. Das ist eine Unsitte die nicht dazu führt, dass Abwehrspieler dazu ermutigt werden, regelkonformes Herausspielen zu trainieren.

  • Und noch mal kurz Haarspalterei:

    Regel 8:2 Es ist nicht erlaubt

    a) dem Gegenspieler den Ball aus den Händen zu entreißen oder ihn herauszuschlagen;

    Sehe ich das richtig, dass hier nicht nur Hand im Plural steht, sondern auch so gemeint ist? Meiner wE und D untersage ich (noch) jeden Angriff auf den mit einer oder zwei Händen gefassten Ball. Bei Anfängern muss ich ohnehin auf Nummer sicher gehen, da sie mit dem Ball auch die Hand treffen.

    Eine Hand - ja / beide Hände - nein? Oder wäre das zu einfach? Im Jugendbereich (insb. bei den Mädels) ist es nicht schwer, den Ball aus einer Hand herauszuspitzeln, da der Griff nicht sonderlich fest ist. Erlaubt?

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Klar..das ist erlaubt. Sofern es mit der offenen Hand geschieht und wirklich nur der Ball herausgespielt wird.

    Das plural nicht wörtlich nehmen. Wobei ein mit beiden Händen gefasster Ball tatsächlich in der Praxis nur schwer herauszuspielen sein wird. Das wird ohne "schlagen" oder "reißen" nur schwer machbar sein - und das wiederum ist eben nicht erlaubt.

    Also eine Aktion, die es wert ist im Training zu üben. Gut ausgebildete SR werden sich immer Mühe geben, die Absicht den Ball zu spielen zu erkennen.

  • dumm ist nur das mit den gut ausgebildeten sr meist auch die gut ausgebildeten spielerInnen zusammentreffen...und sich dieses verhältnis auf dem weg abwärts der tabelle dieser anpasst. da gibt es dann schlecht ausgebildete spieler und schlecht ausgebildete sr. spätestens da tuts weh - entweder in der schulter oder in der seele (wenns unberechtigt war).

  • Zitat

    Original von b738
    Wäre das schön,wenn das Niveau der sr sich genauso steigern würde wie die Fähigkeiten der Spieler.

    Willkommen in der Handballecke! Wenn sich das Niveau Deiner Beiträge demnächst noch dem Durchschnitt hier anpassen würde, wird man Dich vielleicht auch ernst nehmen.

    alamo: Danke für die Antwort. Schade, denn wenn man den Plural wörtlich nähme, dann hätten es alle Beteiligten etwas leichter. So kann ich Deinen Vorschlag nicht im Training umsetzen, denn ich müsste in jedem Spiel auf die Auslegung des Schieris achten und dann evtl. eine Regelansage machen. Gerade in der wE kommt es haufenweise zu der Chance, den in einer Hand gehaltenen / auf der Hand liegenden Ball rauszuspielen. Ich beschränke mich auf das Erobern des gepassten und geprellten Ball, was das Spiel natürlich einengt.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Zitat

    Original von Olaf
    zuletzt gab es eine Szene im Pokalspiel Kiel - Lemgo, als Daniel Stephan den Ball einem Kieler aus den Fingern gespielt hat. Sah brutal aus, war aber offenbar korrekt.

    Das "Ding" sah selbst in der Zeitlupe noch schlimm aus und traf voll den Arm in der Wurfbewegung - für mich ein klare Disqualifikation (zumal der Werfer ja auch noch verletzt zu Boden ging).

  • Zitat

    Original von hsr

    Das "Ding" sah selbst in der Zeitlupe noch schlimm aus und traf voll den Arm in der Wurfbewegung - für mich ein klare Disqualifikation (zumal der Werfer ja auch noch verletzt zu Boden ging).

    Stimmt!!

    Der Daniel Stephan scheint irgendwo Narrenfreiheit zu besitzen. Jedenfalls bekommt er erheblich weniger Zeitstrafen, als er sie verdient hätte.