ZitatAlles anzeigen"Wir blicken im Moment nicht durch"
Experten stehen vor einem Rätsel, wie das gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 eingeschleppt wurde. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie warnt: Jeder Vogel kann sich anstecken. Langfristig können neue Impfstoffe helfen
INTERVIEW TARIK AHMIA
taz: Herr Fiedler, demnächst kehren die Zugvögel zurück. Werden sie noch mehr Vogelgrippenviren nach Deutschland einschleppen?
Wolfgang Fiedler: Die Zugvögel sind nicht mehr entscheidend. Das Virus ist schon da. Es wird sich durch den Kontakt der bereits vorhandenen Vögel verbreiten.
Wie haben sich die Vögel auf Rügen mit dem hochansteckenden H5N1-Virus infiziert?
Da blicken wir im Moment nicht durch. Es ist unklar, wie sich die Schwäne auf Rügen angesteckt haben. Denn sie waren nie in Gebieten, wo H5N1 nachgewiesen wurde. Zurückkehrende Zugvögel scheiden als Infektionsquelle auch aus, weil sie noch nicht unterwegs sind.
Wie kam es dann zur Vogelgrippe?
Es ist möglich, dass die Schwäne das Virus schon länger in sich trugen und dass die Krankheit erst jetzt bei den durch den Winter geschwächten Tieren ausgebrochen ist. Gegen diese These spricht aber, dass das Virus trotz intensiver Suche noch nie in einem äußerlich gesunden Wildvogel nachgewiesen wurde.
Ist es nicht trotzdem möglich, dass ein Vogel mit H5N1 infiziert ist, ohne selbst zu erkranken?
Das ist momentan die einzige Erklärung, wie sich die Schwäne angesteckt haben könnten.
Welche Vogelarten sind besonders anfällig für das Virus?
Jeder Vogel kann sich anstecken. Aus Versuchen wissen wir, dass Enten das Virus besser verkraften als Hühner. Wasservögel können sich aber leichter infizieren, weil das Virus in einer feuchten Umgebung länger überlebt.
Gibt es überhaupt genügend Laborkapazitäten, um alle toten Vögel zu untersuchen?
Im Augenblick sind die Kapazitäten vorhanden, weil die Vorbereitungen schon seit vergangenem Herbst laufen. Ob sie deutschlandweit ausreichen, wird sich zeigen. Der Schnelltest hilft jedoch, die Labore zu schonen, weil unnötige Untersuchungen vermieden werden.
Frankreich und die Niederlande wollen impfen. Die deutsche Geflügelindustrie lehnt das ab, weil nicht mehr zwischen infizierten und geimpften Tieren zu unterscheiden sei.
Die Kritik trifft auf die verfügbaren Impfstoffe zu. Es wird aber ein Marker-Impfstoff entwickelt, der es erlaubt, zwischen geimpften und infizierten Tieren zu unterscheiden. Es werden aber noch mindestens einige Monate vergehen, bis er verfügbar ist.
taz vom 18.2.2006, S. 8, 81 Z. (Interview), TARIK AHMIA
Vogelgrippe
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Von den Behörden wird zusammengefast folgendes empfohlen:
Kontakt mit den Tieren vermeiden, Ansteckung auch über Kot und Sekrete möglich. Sollten mehrere Tiere in engem Radius tot aufgefunden werden, Polizei oder Feuerwehr verständigen, diese werden die Tiere unter Schutzkleidung und Masken entsorgen.
Sollten Schuhe und Geräte etc. mit den Tieren in Kontakt gekommen sein, sind diese zu desinfizieren und mit mindestens 70° C heissem Wasser zu reinigen. Einmalbekleidung ist fachgerecht zu entsorgen.
Fazit Finger weg und die Fachleute ran lassen. -
Inzwischen hat der Virus auch das Festland erreicht, obwohl Bundeswehrsoldaten auf dem Rügendamm und am Fährhafen Sassnitz Desinfektionswannen aufgebaut haben. Man hat damit begonnen, auf Geflügelhöfen und auch bei Kleinzüchtern vorsorglich abzuschlachten.
Die Bundeskanzlerin war inzwischen auch vor Ort und hat sich über die Lage erkundigt.
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Hab letzte Woche das Geld für die Klassenfahrt vom Junior überwiesen, heut kam die Info das die Schule umbucht. Sie wollten im Mai auf Rügen

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Zitat
Original von matteo
Inzwischen hat der Virus auch das Festland erreicht, obwohl Bundeswehrsoldaten auf dem Rügendamm und am Fährhafen Sassnitz Desinfektionswannen aufgebaut haben.Was nützen Desinfektionswannen, wo Autos durchfahren, aber deren Insassen nicht aussteigen müssen (die den Virus ja auch an sich tragen können), oder aber die Vögel einfach drüber fliegen können über diese Absperrungen??
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Reiner Aktionismus ...
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- Offizieller Beitrag
Das hatten wir heute zufällig diskutiert. Anscheinend hatten die Türken jedoch sehr viel Erfolg damit die Ausbreitung zu verlangsamen, einzudämmen oder gar zu verhindern. Die Desinfektion soll wohl ein sehr effektives Mittel sein. Ich kann/konnte es auch nur schwer nachvollziehen.
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Zitat
Original von Heike aus ESA
Hab letzte Woche das Geld für die Klassenfahrt vom Junior überwiesen, heut kam die Info das die Schule umbucht. Sie wollten im Mai auf Rügen
da würde ich vorläufig auch nicht mehr hin fahren!
allerdings finde ich auch, das die sache zu sehr aufgepuscht und dramatisiert wird! anstatt mal richtig zu erklären was h5n1 eigentlich ist, labern sie nur darüber, wie viele vögel umgebracht werden etc.!
mich würd mal interessieren, ob auch sindgvögel etc. gefährdet sind!
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Sag mal Lisa, findest du deine Signatur irgendwie witzig oder so? Oder was willst du uns damit sagen? Ich wusste ja, dass du nicht immer die besten Ideen hast, aber dass man es so übertreibt kann ich nicht verstehen. Dafür gibt es keine Rechtfertigung und nichts. Ich hoffe wirklich für deine Mitmenschen, das du mal erwachsen wirst. Die Hoffnung habe ich langsam aufgegeben.
Für alle, die die Signatur nicht gesehen haben:
Ich habe H5N1!!!!!!!!
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- Offizieller Beitrag
Wieso sollöte Lisa erwachsen werden?? Hat sie doch noch ein bißchen Zeit dazu ... außerdem gibt das bisherige Verhalten da auch nicht viel Anlass zur Hoffnung

Ansonsten sehe ich die Vogelgrippe ziemlich leidenschaftslos ...
... es war nicht die Frage, OB sie nach Deutschland kommt, sondern nur WANN.
... wer heute noch glaubt, die Vogelgrippe würde sich nur auf Rügen/ Vorpommern beschränken, leidet an akuter Realitätsverzerrung.
... wer glaubt, es würde helfen, Fahrzeuge zu desinfizieren und den im Fahrzeug sitzenden Bauern, der den ganzen morgen im Stall war, nicht, der ...
... die Schwäne lagen stunden-/ tagelang am Strand ... in der Zeit haben Möwen von den toten Schwänen gefressen. Diese Möwen fliegen nach Dänemark, Polen, über das deutsche Festland ... und überall, wo sie waren, hinterlassen sie auch das Virus.
... es ist keine Frage, OB die Vogelgrippe zu einer Version mutiert, die Mensch von mensch ansteckt, sondern nur WANN.
... es ist keine Frage, OB es zu einer weltumspannenden Pandemie kommen wird, sondern nur WANN - und ob die Impfstoff-Entwicklung dann schnell genug ist, um die Folgen halbwegs abzufedern (allerdings auch nur in den Industrieländern).
Und sonst verstehe ich den ganzen Hype nicht ... rechnet man mal zusammen, wieviele Menschen weltweit bisher an H5N1 gestorben sind, kommt man auf eine noch nicht mal vierstellige Zahl von Menschen. Was glaubt ihr eigentlich, wieviele Menschen jedes Jahr alleine in Deutschland an einer normalen Grippe sterben??
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WENN es allerdings zur Mutation kommt, wird der Hype noch sehr viel größer. Dann werden wahrscheinlich Millionen dahingerafft wegen dem Hühnerhusten.
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- Offizieller Beitrag
ZitatOriginal von Olaf
Dann werden wahrscheinlich Millionen dahingerafftDa gehe ich davon aus, ja ... denn immerhin hat es die moderne Medizin bis heute nicht geschafft, ein Medikament gegen auch nur eine einzoge Virus-Erkrankung herzustellen ... es geht nur über Impfung ... und bis es den Impfstoff gibt, wird es Tote geben - vermutlich viele.
Die einzge Hoffnung, die dann bleibt, ist Isolation (und zwar eine, die tatsächlich auch diesen Namen verdient, und nicht so ein Pseudokram wie auf Rügen) und eine möglichst hohe Letalität, damit die Kranken möglichst sterben, bevor sie andere Menschen anstecken (das ist übrigens der Grund, warum Ebola, Ebola-Marburg und sämtliche anderen hämorrhargischen Fieber keine weltweiten Massensterben auslösen).
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ich werde die erste sein die in deutschland dran stirbt, heb heute morgen ne vogelfeder angefasst!
sorry das manchen miene signatur nicht gefällt, aber ich find sie lustig!
andere gehen mit ihren kanarienvögeln zum tierarzt ich zeige lieber, das man das nicht allles so schlimm nehmen soll, wenn wir sterben, dann tun wir es eben, irgendwann tun wir es eh!

wie hoch ist eigentlich die chance an vogelgrippe zu sterben bzw, sie erstmal zu bekommen?
(ihr mögt mich eh alle nicht, da kann ich dann ja auch was in meine signatur schreiben, was nicht alle so toll finden, wobei ich drauf stehe! *fg*!)
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Ok, ich habe gedacht ein bisschen normal bist dunoch, aber ich habe mich getäuscht. Man sollte nicht glauben, dass du schon 16 bist. Da gibt es andere, die mit 14 mehr in der Birne haben. Und wenn es dir Spaß macht, dein Leben nicht genießen zu wollen, dann tu es. Aber das ist wirklich geschmacklos und eine Demütigung für all diejenigen, die entweder daran erkrankt oder gestorben sind, oder jemanden deswegen verloren haben.
und witzig find ich deine Beiträge schon lange nicht mehr. -
Tja, Teddy, deine erhoffte, gerade von den Medien sensationslüstern hochgepushte Letalität wird ja in dem von mir geposteten Artikel des Karolinska Institutes angezweifelt. Da ist von leichten Symptomen wie Fieber oder Husten die Rede und das bei rund 900 Leuten in Vietnam. Gestorben sind in Vietnam bisher ca 60 Leute an dem Virus, wenn man diese Zahlen liest, kommt man letzlich auf eine ähnliche Letalität wie bei den bereits üblichen Grippe-Viren ...
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Ist zwar nicht mein Fachgebiet in der Biologie, aber ich plädiere dringend für Aufklärung statt Panikmache! Über manche TV-Nachrichten und Zeitungsartikel kann man nur den Kopf schütteln.
Auto-Desinfektion
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Benni: Richtig!
Aber ist doch 'ne Story, wenn Herr Klöppel live vom Rügendamm berichtet... Dann folgt der erste ARD-Brennpunkt, N-TV und N24 stürzen sich den ganzen Tag auf "Bild"-Artikel und die Pharma-Industrie lebt weiter auf! ("Tamiflu" von Roche [machen die derzeit Kohle damit!!!]; Novartis will nun auch mit einsteigen)Und dann wird die ständig wachsende Bühne noch von den Politikern bestiegen: Landrätin Kerstin Kassner (Linkspartei-PDS) werden von MV-Landesoberhaupt Harald Ringstorff (SPD) und Bundes-Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) Fehler unterstellt; MV-Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) kriegt vom gesamten Bundestag auf die Fr***, gibt dann aber wieder Frau Kassner die Schuld ("sie müsse dafür ihren Kopf hinhalten"); die Opposition von Grüne und FDP werfen dem Landkreis Rügen, dem Land MV, der Bundesregierung und eigentlich jedem anderen Fehler beim Krisenmanagement vor; und zu guter Letzt meldet sich auch noch der im Wahlkampf befindliche Ministerpräsident von Rheinland Pfalz, Kurt Beck (SPD), zu Wort... Ach ja, hätte ich fast Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU - ihr Wahlkreis war übrigens Rügen) vergessen, die sich ebenfalls noch ein Bild von der Lage auf Rügen gemacht hat!
Wenn das mal nicht 'ne gesunde Mischung ist!
Die Wörter des Jahres 2006 stehen übrigens bereits fest:
1. H5N1 bzw. Vogelgrippe
2. Mohammed-Karikaturen -
ZitatAlles anzeigen
Die Insel der unheimlichen Nachrichten
Abgeschottet werden auf Riems seit hundert Jahren Tierseuchen erforscht - nun ist die Vogelgrippe ausgerechnet in der Nachbarschaft ausgebrochen
Von Christina Berndt
Riems, im Februar - Ziemlich unattraktiv ist dieser Arbeitsplatz und sehr entlegen. Die Mauern sind dick, die Fenster ständig verschlossen, und dann gibt es auch noch die vielen hohen Zäune mit ihren scharfen Metallzacken, die sich in konzentrischen Ringen um Timm Harders Labor auf der kleinen Ostseeinsel Riems legen. Willkommen fühlt sich jedenfalls nicht, wer eines der am stärksten abgeschotteten Forschungsinstitute dieser Republik betritt. Verbotsschilder aus heutigen wie längst vergangenen Zeiten zeigen vor allem eines: Hier ist es gefährlich, und deshalb haben Fremde hier auch nichts zu suchen.
Timm Harder aber ist längst kein Fremder mehr auf dem schwer zugänglichen Eiland, und inzwischen hat er sich an all die Unannehmlichkeiten seines Arbeitsplatzes gewöhnt. An die zahllosen Sicherheitsregeln, die furchterregenden Viren und auch an die jämmerlichen Vogelleichen, die in diesen Tagen in großer Zahl auf Riems eintreffen. Nicht einmal der sonst traumhafte Blick auf die Ostsee kann ihn derzeit von der vielen Arbeit ablenken. Dichter Nebel hängt an diesem Wintertag über dem Greifswalder Bodden im äußersten Nordosten der Republik. Hier liegt jene Insel, auf der es nichts gibt als das Friedrich-Loeffler-Institut, Deutschlands oberste Tierseuchenbehörde.
Vollständig und vorschriftsmäßig ist Harder in reinweiße Baumwolle gekleidet, und dies ist noch die verträgliche Variante seiner Arbeitskleidung. Denn jetzt hat der Tierarzt nur im Labor der Sicherheitsstufe zwei zu tun - vergleichsweise harmlos, wenn man bedenkt, dass Harder an einem der gefürchtetsten Krankheitserreger der Welt forscht. Vor wenigen Tagen musste er verkünden, dass die Vogelgrippe Deutschland erreicht hat. Aus seinem Labor kam die Diagnose - "H5N1". Seither untersucht Harder täglich Proben von verendeten Vögeln. 250 sind es inzwischen, und in mehr als 80 hat er das bedrohliche H5N1-Virus gefunden: eine Vogelgrippe-Variante, die seit Jahren in Südostasien auftritt und neben Millionen Vögeln weltweit auch 92 Menschen getötet hat.
Nun ist die Seuche also da. Dass sie eines Tages nach Deutschland kommen würde, war fast sicher. Aber dass es ausgerechnet vor seiner Haustür passiert, hätte Harder nicht gedacht. Rügen ist gleich nebenan, kaum 25 Kilometer von Riems entfernt, von "dem Riems", wie die Einheimischen sagen. Denen ist die nahe Insel mit dem abgeschotteten Forschungsinstitut verdächtig. Das gefährliche Virus sei bestimmt aus dem Riemser Labor ausgebrochen, munkeln manche im nahen Greifswald.Die alten Gerüchte
Die Menschen haben Angst. Da kommen schnell die alten Gerüchte auf. Auf der Insel werde an Biowaffen geforscht, erzählte man sich zu DDR-Zeiten, als ganz Riems mitsamt einem Stück Festland Sperrgebiet war. Zu unheimlich war ein solches Forschungslabor auf einer entrückten Insel, umgeben von Stacheldraht und unfreundlichen Schildern, mit Wachposten, die keineswegs leutseliger waren als die an den Grenzübergängen.
Nur die Schwäne, denen doch die eigentliche Gefahr droht, zeigen keinen Argwohn. Laut schnatternd fliegt ein Pärchen über den Hochsicherheitstrakt des Instituts hinweg. Drinnen werden nun täglich ihre toten Artgenossen seziert. Politiker, Seuchenschützer und besorgte Bürger wollen wissen: Wie viele Tiere sind H5N1 bislang zum Opfer gefallen? Und wie weit hat sich das Virus schon ausgebreitet?
Timm Harder weiß die Antworten auch nicht. Aber der kalte Winter machte ihm die Arbeit zumindest leichter. "Die meisten Proben sind in gutem Zustand", sagt der Tierarzt, der in dem sterilen Weiß noch blasser aussieht, als dass man es allein den vielen Rund-um-die-Uhr-Schichten der vergangenen Woche zuschreiben könnte. Er meint damit, dass die Vögel nicht allzu stark verwest sind, wenn sie in Plastiksäcken sein Labor erreichen. Vor allem sind Hirn und Lunge gut erhalten, wo H5N1 am ehesten zu finden ist.
Die unangenehmste Arbeit macht Harder nicht selbst. Eine Pathologin schneidet den erbärmlich aussehenden Vogelleichen, deren Federn trotz des "guten Zustands" struppig in alle Richtungen stehen, die Lungen heraus. Anschließend schält sie die Haut von den winzigen Köpfen der Vögel. Eine Knabberzange frisst sich langsam durch die Schädel der Schwäne, Möwen, Kormorane und Schwalben. Dann liegen die Gehirne frei, von denen manche kaum größer sind als eine Haselnuss. Und doch verstecken sich mitunter Milliarden Viren darin, die Harder mittels Gentechnik enttarnt.
Dabei kam nun heraus, dass das Virus, das unter den Vögeln im Nordosten umgeht, ein schneller Killer ist. "Es handelt sich um H5N1 vom hochpathogenen Typ", sagt Harder - und schiebt gleich eine Beruhigung hinterher: "Das heißt, dass es die Vögel besonders schnell tötet. Es heißt nicht, dass es besonders ansteckend ist."
Harder hat Erfahrung mit Krankheiten, die die Öffentlichkeit aufwühlen. Die Vogelgrippe ist nicht seine erste Seuche. Ende der achtziger Jahre, da arbeitete er noch im Westen, hat er das Seehundsterben an der Nordseeküste untersucht. Die Menschen nahmen großen Anteil, allerdings sorgten sie sich damals nur um die Tiere mit den Kulleraugen, nicht um sich selbst. Dass das heute anders ist, macht Harders Arbeit zwar bedeutender, aber nicht eben leichter. Der Mittvierziger muss mitunter seinen Forschergeist bändigen, wenn er etwas so Aufregendes entdeckt wie den hochpathogenen H5N1-Typ. "Es ist schon befriedigend, eine solche Diagnose zu stellen", sagt er. "Aber das Gefühl ist ambivalent. Die Auswirkungen können ja dramatisch sein."
Wie gefährlich die Viren wirklich sind, lässt sich anhand ihrer Gene nicht exakt sagen. Der "Pathologische Index" eines Virus zeigt sich erst daran, wie schnell es tötet. Im Labor der höchsten Sicherheitsstufe vier, wo die Forscher wie in Raumanzügen umherwaten, werden deshalb Hühner mit den Viren infiziert - kein angenehmer Test für einen Forscher, der den auch für ihn gefährlichen Erreger flatternden Tieren in die Flügelvene spritzen muss. "Wir vermeiden solche Versuche so gut es geht", versichert Harder. Trotzdem landen jedes Jahr etwa hundert Hühner im Hochsicherheitstrakt der Insel.
Auch wenn Riems so abgelegen ist, ist die "Seucheninsel" vielen noch nicht weit genug weg. Seit fast hundert Jahren werden hier Tierkrankheiten erforscht, und im Grunde ist das gerade mal 20 Hektar große Eiland eine Art Verbannungsort für Wissenschaftler mit unangenehmem Forschungsgebiet. 1910 hatte der Staat Preußen den Greifswalder Professor Friedrich Loeffler, einen Mitbegründer der Virologie, auf die Insel befohlen. Loeffler forschte schon seit längerem an einer besonders ansteckenden Krankheit: der Maul- und Klauenseuche. Und weil in der Nähe seines klapprigen Forschungsstalls immer wieder Rinder und Schweine an der verheerenden Seuche starben, zog er den Hass der Vorpommerschen Bauern auf sich. Loeffler träumte von einem Neubau in sicherer Lage: "Am besten würde sich ohne Zweifel eine Insel eignen", notierte der Professor 1906.
Vier Jahre später wurde auf Riems das erste Institutsgebäude eingeweiht. Auch damals nahmen die Forscher einiges auf sich. In den ersten Jahren mussten sie per Fähre anreisen, später wurde eine Seilbahn gebaut. Fünf Wissenschaftler oder eine Kuh hatten darin Platz. Seit 1971 verbindet zwar ein 600 Meter langer Damm die Insel mit dem Festland. Doch dafür bedeuten die Sicherheitsschleusen, die inzwischen reichlich heruntergekommen sind und in denen noch der muffige Geruch der DDR-Jahre zu hängen scheint, großen Aufwand. "Lästig und zeitraubend ist das schon", sagt Harder.Bis zum letzten Keim
Abends muss er aus seinem Labor "rausduschen", wie das im Forscher-Jargon heißt. Wenn er sich bis in den Hochsicherheitstrakt vorgewagt hat, ist sogar "Zwangsduschen" angesagt. Nur durch eine sich selbst ver- und entriegelnde Schleuse können Menschen diesen Trakt verlassen. Und das Tor zur Freiheit öffnet sich erst, nachdem fünf Minuten lang automatisch Wasser in die Duschkammer gespritzt wurde. "Wer mit trockenem Kopf rauskommt, wird fristlos gekündigt", sagt der sonst so freundliche Harder streng. Zwei Tage lang hat Stallverbot, wer im Hochsicherheitstrakt war. "Wenn ich mit meinen Kindern in den Zoo will, muss ich das gut planen." Derzeit ist an solche Freizeitgestaltung ohnehin nicht zu denken. Fast täglich muss Harder in den abgeschottetsten Raum auf der abgeschotteten Insel.
Den Tieren im Hochsicherheitstrakt ergeht es allerdings zweifelsohne schlechter. Für sie gibt es keine Schleuse in die Freiheit. Egal ob Huhn, Rind, Karpfen oder Wildschwein: Aus diesem Trakt kommt kein Tier lebend wieder heraus. Selbst die Gülle, das Abwasser und der Mist werden unter Hochdruck erhitzt, um auch den letzten Keim abzutöten. Nichts Gefährliches soll je nach draußen gelangen. Deshalb herrscht in den Labors auch ständig Unterdruck, sodass nicht einmal Luft durch etwaige Fensterritzen hinaus kann. "Auf welchem Weg die Vogelgrippe nach Rügen gekommen ist, werden wir vielleicht nie erfahren", sagt Harder und steckt seine Hände noch tiefer in die Taschen seines reinweißen Kittels. Er vermutet, dass infizierte Schwäne wegen des kalten Winters aus Osteuropa eingeflogen sind. "Aber dass H5N1 aus unserem Institut nach draußen gelangt ist, das ist nun wirklich ausgeschlossen."
(SZ vom 22.2.2006) -
Das war bisher eine ganz unterhaltsame Show, was man hier oben abgeliefert hat.
Jeder, der irgendwie wichtig erscheint, hat sich mal blicken lassen, sein Statement abgegeben und dann einem der anderen irgendwelche falschen Entscheidungen, Fehlverhalten etc. vorgeworfen.Zuletzt heute war es unser lieber Ministerpräsident...
Und wenn man dann sieht, wie die "Einsammler" mit ihren Schutzanzügen, Masken und den "gefüllten" Säcken in der Hand zwischen Journalisten (die man hätte gleich mit in die Tüten hätte füllen sollen
) und den Politikern umherstehen, dann kann man sich nur an den Kopf fassen...Der absolute Oberlacher sind allerdings die Desinfektionswannen auf dem Rügendamm (bin ich froh, dass ich Moment nicht auf die Insel muss), deren Effekt gleich Null ist!!!
In welchem Staat leben wir hier eigentlich? Das ist alles so armselig...
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Mittlerweile hat die Vogelgrippe wohl auch den Bodensee und Schleswig Holstein erreicht. Ich denke mal in nächster Zeit kann man auch in NRW mit Fällen rechnen.
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