Der Schlächter von Beirut trifft seinen Schöpfer

  • ...jedenfalls hat er sich schon mal auf den Weg gemacht.

    Der Kriegsverbrecher Ariel Sharon liegt im Sterben.

    Sharon wurde der westlichen Öffentlichkeit vor allem als General der israelischen Armee und Verteidigungsminister bekannt, in dessen direkte Verantwortung das blindwütige Bombardement der llibanesischen Hauptstadt Beirut im August 1982 und die Massaker von Qibya (1953, mind.60 Tore) und Sabra und Shatila (1982, mind. 700 Tote) fallen. Die von ihm befohlene Bombardierung Beiruts kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben.

    In seine Zeit als Ministerpräsident von Israel fallen zum einen der Bau der Mauer um die palästinensischen Zivilgebiete, eine der schlimmsten Repressalien gegen die Zivilbevölkerung eines Landes seit dem Zusammenbruch des Kommunismus, sowie die Abschaffung rechtsstaalicher Prinzipien durch die direkte Liquidierung von gesuchten Verbrechern (meist durch gezielten Raketenbeschuss), anstatt diese, wie in einem demokratischen Rechtsstaat üblich, festzunehmen und vor ein Gericht zu stellen.

    Obwohl ihm die Verantwortung für all diese Dinge mühelos nachzuweisen ist, wurde Sharon niemals für seine zahlreichen Verbrechen zur Verantwortung gezogen oder vor Gericht gestellt. Diese Tatsache wirft ein eindeutiges Licht darauf, wie es die westlichen Staaten mit der Wahrung und Verteidigung der Menschenrechte halten.

    Stattdessen wurde er nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten Israels von den Staats- und Regierungschefs vor allem der "westlichen" Welt sogar regelrecht hofiert und unterstützt. Auch Widerstand gegen die repressive Politik seiner Regierung gegen die Zivilbevölkerung formulierte sich allenfalls hinter vorgehaltener Hand. Die Bundesregierung schenkt Israel sogar neue U-Boote.

    Nach seinem Glauben wird Ariel Sharon nach seinem endgültigen Ableben sich unmittelbar vor seinem Herrn zu verantworten haben. Vermutlich wird der ihm den Weg Richtung Kellertreppe deuten.

  • Das ist schwarz-weiß denken. Israel befand sich zu der Zeit in einem Kriegszustand. Der Krieg ging glaube ich von Ägypten aus, diese wollten die "Juden ins Meer" werfen. Israel wurde angegriffen.
    Und Beirut war eine Hochburg arabischer Terroristen, von der aus immer wieder Attentäter ausgebildet und mit tödlichem Auftrag nach Israel geschickt wurden.
    Scharon war einer der Generäle und hat Maßnahmen ergriffen, die sicher in unsereren Augen Verbrechen sind. Allerdings darf man den geschichtlichen Kontext nicht ganz ausblenden. In deinem Beitrag unterschlägst du die Räumung der besetzten Gebiete die Scharon gegen den erheblichen Widerstand jüdischer Siedler durchgesetzt hat und der in Israel sicher nicht popuär war. Ein palistinänsicher Politiker sagte dieser Tage, Scharon war der einzige israelische Politiker mit dem man wirksam über den Frieden verhandeln konnte.

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • Sicher, niemand ist nur böse oder nur gut. Das ändert nichts daran, dass er ein Kriegsverbrecher ist und Völkerrecht mit Füßen tritt, wenn es seinen Zwecken dient. Und ohne Druck von Außen (z.B. USA) wäre er auch nicht auf die Idee gekommen, die Siedlungen räumen zu lassen. Für mich ist es allerdings auch bis heute ein Rätsel, wie man Arafat den Friedensnobelpreis geben konnte.

    Jetzt, wo der eine schon weg ist und der andere bald folgen dürfte, sehe ich, wenn die richtigen Leute nun zusammenkommen, eher Chancen, dass sich im Nahen Osten mal was zum Positiven wendet. Die letzen Jahre waren zu einem nicht unerheblichen Teil durch eine unsägliche Fehde zweier Männer geprägt, auf den Rücken ihrer Völker ...
    Solange Arafat gelebt hatte, wäre Scharon nie auf die Idee gekommen, die Siedlungen zu räumen.

    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Darauf wollte ich hinaus. Scharon ist sicher ein skrupelloser Politiker, aber eben auch seine Feinde. kein schwarz-weiß-denken.
    Auch ich hoffe, dass vielleicht der Nahostkonflikt sich zum positiven wendet.
    Die Menschen in der Region, ob Juden oder Araber oder Palistinänser hätten es allemal verdient.

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • Leider befürchte ich dass Arafats Nachfolger ein Hardliner sein könnte un der fortschreitende Friedensprozess enorm "zurückfallen" kann.

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

  • Der Meinung ist wohl nicht nur unser Oli...

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • Zitat

    Original von michel b.
    Das ist schwarz-weiß denken. Israel befand sich zu der Zeit in einem Kriegszustand. Der Krieg ging glaube ich von Ägypten aus, diese wollten die "Juden ins Meer" werfen. Israel wurde angegriffen.

    Sofern du den Krieg meinst, bei dem unter anderem die Golanhöhen und der Gazastreifen besetzt wurden, liegst du falsch. Israel hat seinerzeit einen Präventivschlag geführt - ohne Kriegserklärung. Und selbst, als die UNO einen Waffenstillstand aushandelte, führte Israel die Kampfhandlungen weiter. Damals weitete Israel sein Staatsgebiet auf das dreifache seiner ursprünglichen Größe aus - alles gegen geltendes Völkerrecht.

    Zitat

    Original von michel b.
    Und Beirut war eine Hochburg arabischer Terroristen, von der aus immer wieder Attentäter ausgebildet und mit tödlichem Auftrag nach Israel geschickt wurden.

    Auch das rechtfertigt nicht die Bombardierung von Zivilisten!

    Zitat

    Original von michel b.
    Scharon war einer der Generäle und hat Maßnahmen ergriffen, die sicher in unsereren Augen Verbrechen sind. Allerdings darf man den geschichtlichen Kontext nicht ganz ausblenden.

    Im "geschichtlichen Kontext" sind dann auch die Kriege in Vietnam, Korea und sogar der zweite Weltkrieg zu rechtfertigen? :pillepalle:
    Krieg bleibt das, was er ist - egal, wieviel Argumente dafür gefunden werden. Sprich mit überzeugten US-Amerikanern - die haben haufenweise Argumente für den Krieg im Irak ...

    Zitat

    Original von michel b.
    In deinem Beitrag unterschlägst du die Räumung der besetzten Gebiete die Scharon gegen den erheblichen Widerstand jüdischer Siedler durchgesetzt hat und der in Israel sicher nicht popuär war.

    Die Räumung der besetzten Gebiete war nichts anderes als eine Maskerade, die der Weltöffentlichkeit die Kompromißbereitschaft Israels signalisieren sollte. Die dann auch prompt darauf hereinfiel. Im gleichen Atemzug hat Scharon beim Bau der Mauer dem Staate Israel eindeutig als palästinensisch deklariertes Terretorium einverleibt. Im übrigen wurden nur Gebiete geräumt, die aufgrund der Überzahl von palästinensischen Einwohnern von der Armee nur noch schwer zu schützen und zu kontrollieren waren.

    Ich wünsche keinem Menschen Schlechtes - aber das Scharon-Schicksal hat in mir die Hoffnung genährt, dass jeder eines Tages für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird.

    Sieger Fanclubturnier ESA 2006

    Vizemeister Fanclubturnier ESA 2007

    Teamchef Fanclubturnier ESA 2008 :P

  • Ich meinte den berühmten 6 Tage Krieg im Juni 1967. Richtig ist, dass die israelische Luftwaffe in einem Präventivschlag die arabischen Luftstreitkräfte am Boden vernichtete. Unterschlagen hast du, dass dieser Aktion eine Aggression Ägypten vorausging, nämlich die Sperrung des Golfs von Akaba, einem lebenswichtigen Transportweg, für israelische Schiffe.
    Im Nahostkonflikt generell gibt es keine Unschuldigen. Sicher nicht Israel, dies wurde hier bereits erwähnt. Aber auch nicht seine arabischen Nachbarn, die Israel immer wieder bedrohten.

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • Zitat

    Original von michel b.
    Ich meinte den berühmten 6 Tage Krieg im Juni 1967. Richtig ist, dass die israelische Luftwaffe in einem Präventivschlag die arabischen Luftstreitkräfte am Boden vernichtete.

    ... und danach seine Bodenstreitkräfte nachschickte - nur der Vollständigkeit halber.

    Zitat

    Original von michel b.
    Unterschlagen hast du, dass dieser Aktion eine Aggression Ägypten vorausging, nämlich die Sperrung des Golfs von Akaba, einem lebenswichtigen Transportweg, für israelische Schiffe.

    Da schmeißt du etwas durcheinander: Die Sperrung des Golfs von Akabar erfolgte 1956. Als Reaktion darauf besetzte Israel die Sinai-Halbinsel, von der sich die Truppen später wieder zurückziehen. Daraufhin wird eine UN-Truppe an der ägyptisch-israelischen Grenze stationiert.

    Der Sechs-Tage-Krieg begann aber erst 1967 - also 11 Jahre später! Und der Präventivschlag erfolgte auf die Tatsache hin, dass Ägypten, Syrien und Jordanien ihre Truppen in Angriffsbereitschaft versetzt hatten. Eine ähnliche Begründung lieferte Hitler übrigens für den Beginn des Rußlandfeldzuges. Und hätten die beiden Supermächte in den Zeiten des kalten Krieges jedesmal zugeschlagen, wenn die Gegenseite ihre Armee in Bereitschaft versetzte, gäbe es unsere Welt schon nicht mehr ...

    Zitat

    Original von michel b.
    Im Nahostkonflikt generell gibt es keine Unschuldigen.

    Oh doch! Nämlich die Zivilbevölkerung, die unter den Machtbestrebungen der Politiker beider Seiten zu leiden hat. Insofern gebe ich dir recht, als dass im Nahost-Konflikt Schwarz-Weiß-Denken fehl am Platze ist.

    Israel muß sich allerdings mit anderen Maßstäben messen lassen, da es ein demokratischer Staat sein will - im Gegensatz zu den arabischen Nachbarn, die größtenteils diktatorisch oder durch Monarchen regiert werden. Und für mein Verständnis lassen sich Angriffskriege, Massaker unter der Zivilbevölkerung von Flüchtlingslagern, gezielte Tötungen (diese Liste ließe sich noch fortsetzen) nicht mit den Gepflogenheiten einer demokratischer gesellscvhaft und eines solchen Staates in Einnklag bringen.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sepp (12. Januar 2006 um 11:08)

  • Zitat

    Original von michel b.
    Im Nahostkonflikt generell gibt es keine Unschuldigen.

    Oh doch! Nämlich die Zivilbevölkerung, die unter den Machtbestrebungen der Politiker beider Seiten zu leiden hat. Insofern gebe ich dir recht, als dass im Nahost-Konflikt Schwarz-Weiß-Denken fehl am Platze ist.

    Volle Zustimmung!

    Im übrigen scheint Scharon sich doch noch etwas Zeit lassen zu wollen, um vor das jüngste Gericht zu treten.

    Mit jedem wag ichs, dem ich kann ins Auge fassen.

  • Zitat

    Original von michel b.
    In deinem Beitrag unterschlägst du die Räumung der besetzten Gebiete die Scharon gegen den erheblichen Widerstand jüdischer Siedler durchgesetzt hat und der in Israel sicher nicht popuär war.

    Ariel Sharon ist einer der Hauptverantwortlichen für das Zustandekommen der Besatzung und die jetzt fast 39 Jahre währende Aufrechterhaltung dieser. Ihm jetzt zugute halten zu wollen, dass er diese von Anfang an widerrechtliche Besatzung aufgibt, ist hanebüchen.

    Das ist in etwa so, als würde ich dir absichtlich ein blaues Auge schlagen, dir anschliessend einen Eisbeutel zum Kühlen bringen und hinterher erwarten, auf Grund des Eisbeutels als Wohltäter deines Auges gefeiert zu werden.

    Ein Abzug Israels aus den besetzten Gebieten ist keine barmherzige Geste, sondern eine Selbstverständlichkeit, die seit Jahrzehnten überfällig ist (und von der UNO seit 1967 formell ununterbrochen eingefordert wird, nämlich in der berühmten Resolution 242).

    Mein Beitrag zielte auch eher darauf, wie der "Westen" mit solchen Leuten wie Ariel Sharon umgeht. Dass man sie hofiert anstatt etwas gegen sie zu unternehmen. Selbst jetzt, da Israel weiterhin darauf beharrt, dass man Verbrecher eher töten will als sie vor Gericht zu stellen, bezeichnen wir diesen Staat als "befreundet" und verschenken über 300 Millionen Euro aus Steuergeldern in Form von Militärgerät (U-Boote). Da stimmt etwas nicht. Diese opportunistische Art der Diplomatie stinkt zum Himmel.

    Man kann einem Volk sein Recht auf demokratische Entscheidungen weder nehmen noch verübeln, aber wenn jemand wie Arik zum Ministerpräsidenten gewählt wird, dann noch direkt vor der Wahl aus rein Wahlkampftaktischen Gründen übel Ärger provoziert (die Tempelberggeschichte, Auslöser der Al-Aksa-Intifada), dann muss ein Staat wie unserer anders reagieren als dieser neuen Regierung warm die Hände zu schütteln. Einfrieren der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen wäre der richtige Schritt gewesen.

    Die viel zitierte "besondere Verantwortung Deutschlands" sehe ich gegenüber allen Völkern, nicht im Besonderen gegenüber Israel. Sie beinhaltet auch und vor allem das eintreten für Frieden und Menschenrechte, die von der israelischen Regierung und Armee, somit in besonderer Weise auch von der dominierenden Figur Ariel Sharon, mit Füssen getreten werden.

    Im Übrigen, bevor das kommt, rechtfertige ich keineswegs die grauenhaften Selbstmordattenate von palästinensischer Seite. Ich bin allerdings der Auffassung, dass ein Staat kein Recht hat, auf solche schrecklichen Geschehnisse mit ungezügelter Gewalt zu reagieren, wie es Israel tut. Dieser "Staatsterrorismus" trägt im Übrigen auch politisch nicht eben zur Entspannung der Lage bei. Die Aufgabe eines Staates in einem solchen Fall ist nicht Rache zu üben, sondern Gerechtigkeit zu schaffen. In einem Rechtsstaat schiesst man keine Raketen auf Verbrecher, wenn man sie geortet hat, sondern man nimmt sie fest und stellt sie vor ein Gericht.