Berlin (Reuters) - In der Affäre um die mutmaßliche Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled El-Masri gerät Außenminister Frank-Walter Steinmeier massiv unter Druck.
Nach Steinmeiers Eingeständnis, seit Juni 2004 von dem Fall zu wissen, drohte die Opposition am Mittwoch in Berlin mit einem Untersuchungsausschuss. Zudem beantragten Liberale und Grüne eine aktuelle Stunde kommende Woche. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel nannte den gesamten Vorgang "unglaublich". Sollte die Regierung ihrer Aufklärungspflicht nicht nachkommen, werde selbstverständlich ein Untersuchungsausschuss gefordert, sagte er dem NDR. Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) versprach, dem Wunsch der Opposition nachzukommen. Allerdings könne die Regierung nicht alle Informationen in der Sache veröffentlichen, da es um Landesinteressen gehe, unterstrich er.
Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" weiß das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG) des Bundestages seit mehr als einem Jahr von den Vorwürfen gegen die CIA, sie habe El-Masri nach Afghanistan verschleppt. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagte im Bayerischen Rundfunk: "Von Joschka Fischer ist derzeit nichts bekannt, was man ihm vorwerfen könnte." Fischer war 2004 Bundesaußenminister.
Der frühere Innenminister Otto Schily (SPD) bestritt, vom Fall El-Masri in seiner Regierungszeit gewusst zu haben. Er habe keine Informationen bekommen, "die mich in die Lage versetzt hätten, dafür zu sorgen, dass einem deutschen Staatsbürger kein Leid geschieht - zu einem Zeitpunkt, wo ich hätte eingreifen können", sagte er in einem "Zeit"-Interview. Auf Sitzungen der EU-Innenminister seien CIA-Flüge und -Gefängnisse nie Thema gewesen.
MÜNTEFERING VERWEIST AUF LANDESINTERESSEN
Müntefering versicherte, die Regierung werde zunächst das Parlament und eventuell auch die Bevölkerung so offen wie möglich informieren. "Es gibt ja auch viele Dinge, die schutzwürdig und -bedürftig sind, auch im Interesse des Landes", sagte der Arbeitsminister. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Steinmeier angewiesen, seinen Erkenntnisstand dem Kontrollgremium zu berichten. Nach Angaben von Regierungssprecher Ulrich Wilhelm ist auch Schily bereit, vor dem PKG Rede und Antwort zu stehen.
Müntefering nahm mit seiner Aussage die ganze Bundesregierung in die Verantwortung. Am Dienstag hatte Merkel betont, Steinmeier werde das Kontrollgremium als früheres Mitglied der rot-grünen Regierung informieren. In Regierungskreisen hieß es, in der Sitzung des Kabinetts am Mittwoch habe Merkel deutlich gemacht, dass sie die Angelegenheit als Sache der gesamten Regierung betrachte. Steinmeier war vor der Wahl Kanzleramtschef.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) verlangte eine umfassende Aufklärung und schloss einen Untersuchungsausschusses nicht aus. Er argumentierte ebenso wie die Opposition, dass eine Unterrichtung des PKG unzureichend sei.
Für den stellvertretenden CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Bosbach stellt sich die Frage noch nicht. Gegenwärtig halte er einen Untersuchungsausschuss "für nicht besonders zielführend", sagte Bosbach dem Fernsehsender n-tv. SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz äußerte sich ähnlich. Ein solches Gremium sei unnötig, erklärte er im Berliner Inforadio. Bütikofer sagte, zunächst müsse sich das Parlament ein Bild von der Sache machen.
FDP WILL ALLE MITTEL AUSSCHÖPFEN
Die FDP-Fraktion wird nach Worten ihres Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt alle parlamentarischen Mittel ausschöpfen, um Licht in die Umstände der möglichen Entführung El-Masris zu bringen. Das Kontrollgremium sei der falsche Ort, "um einen offensichtlichen Rechtsbruch" aufzuklären.
Die "Berliner Zeitung" berichtete, das PKG sei 2004 von Ermittlungen des Bundesnachrichtendienstes im Fall El-Masri unterrichtet worden. Der deutsche Auslandsgeheimdienst sei im Auftrag des Kanzleramtes tätig geworden, nachdem El-Masris Anwalt im Juni 2004 eine Stellungnahme verlangt habe. El-Masri war Ende 2003 in Mazedonien festgenommen worden. Nach seinen Aussagen wurde er fünf Monate in einem Gefängnis in Afghanistan eingesperrt.
Der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP), Hans-Gert Pöttering, hielt im Berliner Inforadio einen Untersuchungsausschuss im Europa-Parlament für möglich.
FRAGE:
Was haltet Ihr nach diesem Geständniss von unsrem Ausenminister? In meinen Augen ist jemand der von eionem solchen Verbrechen wusste un nichts dagegen unternommen hat als Ausenminister untragbar!!!