Aus der heutigen Rhein-Neckar-Zeitung
Heidelberg. Im Kronauer Trainingszentrum ging es in der letzten Woche
beschaulich zu. Bis auf ein paar Ausnahmen waren sämtliche
Handball-Asse der Rhein-Neckar Löwen ausgeflogen. Einige stellten sich
der Herausforderung Supercup, andere streiften sich im Rahmen von
Testspielen die nationalen Farben über. Die Macher im Hintergrund des
badischen Starensembles gönnten sich ebenfalls keine Verschnaufpause.
So galt es beispielsweise die Termine für die Rückrunde abzustimmen,
was bei einer Dreifach-Belastung ein kniffliges Unterfangen ist. Am
Wochenende nahm sich Löwen-Manager Thorsten Storm (Foto: vaf), 45, dann Zeit für
ein ausführliches RNZ-Interview.
Thorsten Storm, die Saison ist in vollem Gange, wie fällt Ihr
Zwischenfazit aus?
Wir stehen zurzeit auf dem dritten Platz der Bundesliga, das
entspricht unserem derzeitigen Entwicklungsstand. Hamburg und Kiel sind
uns anscheinend noch einen Schritt voraus.
Gegen beide mussten die Löwen gleich zu Beginn ran. Mittlerweile wäre
vielleicht mehr drin...
Möglicherweise. Insgesamt war das Saisonstartprogramm für uns leider
alles andere als glücklich. Aber wir haben ja noch die Rückspiele.
Carlos Prieto, der neue Kreisläufer, macht nach wie vor Sorgen. Viele
bezeichnen ihn bereits als Fehleinkauf...
Er hat den Schritt in die Bundesliga gewagt. Das spanische System –
gerade in der Deckung – ist ein völlig anderes. Man muss ihm Zeit
geben, aber es wird schwer für ihn, das stimmt.
Kritiker sagen, dass die Löwen zu viel durchwechseln würden, sprich
ständig neue Spieler verpflichtet werden. Und man somit immer wieder
bei Null anfangen muss. Wie sieht das der Manager?
Am Anfang einer Saison geht es immer bei Null los. Wir haben uns
sportlich in eine Dimension entwickelt, durch die nicht mehr viele
Mannschaften in Europa vor uns stehen. Und das alles in zwei Jahren. Da
gehört es dazu, dass man Spieler verpflichtet, die bei diesem schnellen
Projekt dabei sein möchten und die es eben nicht zu einem bereits lange
etablierten Klub zieht. Alles muss aber auch bezahlbar sein und wir
überstürzen nichts. Die Ausdauer ist auf unserer Seite.
Jesper Nielsen ist der mächtige Mann im Hintergrund. Würde alles
zusammenbrechen, falls er irgendwann mal aussteigt?
Vor zwei Jahren, als ich hier anfing, war mein klarer Auftrag, dass
ich die Löwen unabhängiger von Daniel Hopp machen sollte. Alles sollte
auf eine breite Basis gestellt werden. Wenn es Daniel Hopp in den
Anfangszeiten nicht gegeben hätte, gebe es uns heute nicht mehr.
Mittlerweile ist Jesper Nielsen der starke Mann und Pandora unser
Hauptsponsor. Aber mit Gregor Greinert, Achim Niederberger und Bernd
Rigterink sind neben Hopp und Nielsen noch drei weitere Top-Unternehmer im Aufsichtsrat. Dies und eine vernünftige Sponsorenstruktur, die unser Vertriebsteam aufgebaut hat, ist eine breite und solide Basis. Dass wir auf Dauer vorne angreifen können, hängt jedoch natürlich auch stark mit dem zukünftigen Engagement von Jesper Nielsen zusammen.
Wo sieht Thorsten Storm die Löwen in zwei Jahren?
Das ist schwer zu sagen. Wir werden einer der europäischen Topklubs
sein. Ich hoffe, dass wir mit Kiel und Hamburg gleichziehen können.
Dazu fehlen aber noch einige sportliche Bausteine in der Mannschaft.
Aber wir werden alles geben, um mit unseren Fans auch mal einen großen
Titel feiern zu können.
Momentan spalten die regelmäßigen Champions-League-Abstecher nach
Karlsruhe die Fans in zwei Lager. Gibt es überhaupt eine Alternative
zur Europahalle?
Wenn es nach der EHF ginge, würden wir alle Spiele in der SAP Arena
austragen. Sie entspricht den Vorstellungen der Funktionäre. Die Arena
ist zum einen aber nicht immer verfügbar und zum anderen ist die
Zuschauerresonanz gerade in der Vorrunde sehr überschaubar. Ich würde
mich sogar für eine noch kleinere Halls als die Europahalle
entscheiden. Aber hier gibt es eben klare Vorgaben, die mit
Fernsehübertragungen und vielen anderen Richtlinien der
Champions-League zu tun haben. Die Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle wird
von der EHF beispielsweise nicht mehr als Spielort akzeptiert. Ich kann
den Unmut der Fans bei diesen Standortwechseln verstehen.