So ein Mist - das kann doch nicht sein! Wie kann man den 15 sekunden vor Schluß den Ball verdaddeln und dann auch noch den TW mit nach vorne nehmen? Da spiel ich doch lieber den Angriff aus und freu mich evt. über einen Punkt...
ZitatAlles anzeigenHSG bremst sich vor allem selbst
bundesliga Beim 31:32 gegen Gummersbach fehlt Nordhornern die Cleverness
Die HSG spielte den Spitzenreiter in der ersten Halbzeit an die Wand und hätte zur Pause höher als 16:12 führen können. In einer dramatischen Schlussphase behielt dann der VfLer Yoon den Überblick und erzielte das entscheidende Tor.
von frank hartlef
nordhorn – Fassungslos hockte Holger Glandorf am Boden. Sieben Tore hatte der Rückraumspieler der HSG Nordhorn gegen den VfL Gummersbach erzielt, so viel wie kein anderer Spieler der Gastgeber gestern Abend gegen den Spitzenreiter der Handball-Bundesliga. 15 Sekunden vor Schluss hatte der Linkshänder in seinem erst zweiten Spiel nach wochenlanger Verletzungspause zum 31:31 ausgeglichen. Zu siebt hatte Trainer Ola Lindgren seine Formation aufs Feld geschickt, um in einer dramatischen Schlussphase zumindest einen Punkt zu erobern. Dass es dazu nicht reichte, lag daran, dass Kyung-Shin Yoon zwei Sekunden vor dem Ende von der Mittellinie ins leere HSG-Tor zum 32:31-Endstand für die Gäste warf, die damit im 14. Saisonspiel ungeschlagen blieben.Während sich die Gummersbacher vor Freude über ihren glücklichen zwölften Saisonsieg in die Arme fielen, sanken die Nordhorner deprimiert zu Boden. Statt endlich einen der großen Fünf besiegt zu haben, standen sie wieder mit leeren Händen. Und das war nicht allein der Kaltschnäuzigkeit des Koreaners Yoon geschuldet, der die Übersicht behalten und mit seinem sechsten Treffer ins leere Tor getroffen hatte, als die Nordhorner ihren Torhüter Jesper Larsson wieder ins Spiel bringen wollten; es lag auch nicht nur daran, dass der überragende Daniel Narcisse einfach nicht zu bremsen war und 14 Mal einnetzen durfte. Es lag vor allem – an den Nordhornern selbst.
"Was soll ich sagen", rang Jan Filip nach den richtigen Worten, die dem Kapitän dann doch flüssig über die Lippen kamen: "Wir waren einfach nicht clever genug." Trainer Ola Lindgren konnte seinem Rechtsaußen nur beipflichten. Beim letzten Angriff des VfL, so der Schwede, "müssen wir die schnelle Mitte verhindern, auch wenn es zwei Minuten gibt". Statt dessen stellte der Trainer mit Schrecken fest, dass drei Spieler zum Wechseln kamen: "Das müssen sie nicht." Allein den Torwartwechsel befand er für notwendig. Mit Iwan Ursic, der mit einem gelben Leibchen als siebter Feldspieler auf die Spielfläche gerannt war, die letzten Sekunden im Tor zu spielen, wäre dem Schweden zu riskant gewesen. "Wir müssen den Ball aus der Halle werfen oder sonstwas machen, auch wenn es die Rote Karte gibt", wusste Filip. Doch dafür sind die Nordhorner zu brav. Torhüter Larsson, der gegen den langen Wurf von Yoon zu spät kam, fand klare Worte: "Uns fehlt halt so ein richtiges Arschloch!"
Allerdings hätten es die Gastgeber vor 3200 Zuschauern im Euregium gar nicht erst so weit kommen lassen müssen, dass sie am Ende so in die Bredouille gerieten. Mit bis zu sieben Toren hatten sie geführt (13:6, 19.). Angeführt von einem wieder glänzend aufgelegten Spielmacher Ljubomir Vranjes, wurde der deutsche Rekordmeister in der ersten Halbzeit nach allen Regeln der Handball-Kunst auseinander genommen. "Wir wurden vorgeführt", erkannte VfL-Trainer Velimir Kljaic ganz richtig. Und hätte die HSG ihre Chancen besser genutzt, wäre ihr Vorsprung zur Pause viel höher als 16:12 ausgefallen.
Und selbst als der Vorsprung nach und nach dahin schmolz und es bei 20:20 (41.) wieder unentschieden stand, schien sich die HSG wieder befreien zu können. Ausgerechnet Filip, der oft am guten VfL-Torhüter Steiner Ege gescheitert war, tat sich in dieser Phase als Leitfigur hervor. Der Kapitän erzielte vier Treffer in Folge und war so maßgeblich an der 25:21-Führung (46.) beteiligt.
Doch während bei der HSG Kraft und Konzentration schwanden, wies der Spitzenreiter seine ganze Klasse nach: "Wir haben die big points gemacht", strahlte Kljaic. Damit zielte er auf den Treffer von Alexander Mierzwa zum 21:24 ab, als der VfL in doppelter Unterzahl agierte – und auf den letzten Treffer eines dramatischen Spiels durch den schlitzohrigen Yoon.
Beide Artikel aus der GN von heute.
ZitatAlles anzeigen"Nordhorn hat den Sack nicht zugemacht"
Stimmen zum Spiel
Ola Lindgren, Trainer HSG Nordhorn: Das war ein sehr gutes Handballspiel mit einer unheimlich motivierten HSG-Mannschaft, der man anmerken konnte, dass sie sich unbedingt für die zwei unnötigen Niederlagen zuletzt revanchieren wollte. Wir haben gekämpft mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Zum Schluss müssen wir den schnellen Anwurf der Gummersbacher verhindern. Trotzdem muss man der Mannschaft ein Kompliment machen; sie hat gefightet bis zum Schluss, auch wenn sie mit ihrer Kraft am Ende war.
Velimir Kljaic, Trainer VfL Gummersbach: Wenn das Spiel 57 Minuten dauert, wäre Nordhorn als Sieger vom Feld gegangen. Aber leider für die HSG dauert ein Spiel 60 Minuten und da haben wir gewonnen. Wir haben hier nicht unsere normale Leistung gebracht. Aber Sieg ist Sieg. Für uns ist das ein Riesenschritt nach vorn. Nordhorn hat nicht die Nerven gehabt, den Sack zuzumachen. Ich wünsche der HSG, dass sie jetzt alle unsere Gegner im Kampf um die Meisterschaft schlägt.
Jan Filip, Kapitän HSG Nordhorn: Wir führen das ganze Spiel und verlieren mit einem Tor. Dass wir die schnelle Mitte und das letzte Tor nicht verhindert haben, war ein taktischer Fehler von uns. Aber es ging auch alles so schnell.
Bernd Rigterink, Manager HSG Nordhorn: Wir hätten das Spiel schon lange klar haben können. Wir haben einige hundertprozentige Chancen vergeben und müssen eigentlich viel höher führen. Dass am Ende die Kraft fehlte, kann man den Spielern nicht vorwerfen, unser Kader ist einfach zu dünn. Zum Schluss waren wir einfach nicht die Glücklicheren. Es ist unfassbar.