was für ein tag heute - schon vergessen

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    Original von Gottfried

    Aber da geht es Ihnen ja scheinbar nicht anders als "33% der Bevölkerung" und die Medien haben es bestimmt deswegen vergessen :wall:

    Da fällt mir ein Zitat ein, weiß nur leider nicht mehr, von wem:

    Zitat

    Wir lernen aus der geschichte, dass wir nichts aus der Geschichte lernen."

    Hoffentlich nicht. Es gibt ja noch Hoffnung, bei den übrigen 67 Prozent.

  • Zitat

    Original von Snuffmaster
    Also es gab schon soo viel am 9.11. dass man gar net an alles ständig erinnern kann. Ich sehe den Fall der Mauer 86 nicht so hochwetig als Reichsprogromnacht oder Gründung der Weimaer Republik, weil ich den 3.10.90 für die Einheit wichtiger finde. Aber Ansichtssache...

    Richtig, reine Ansichtssache. Mir persönlich bedeutet der 3.10.90 eher weniger als der 9.11.89. An dem Tag hatte ich schon das Gefühl, dass wirklich Geschichte geschrieben wird.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

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    Original von harmi
    Moin,

    das war schon ein Hammer, als Günter Schabowski einen Handzettel vorlas, auf dem etwas stand, was noch gar nicht beschlossen war: Die Ausreise der Leute, die in den Botschaften warteten.
    Auf Nachfrage der Journalisten stotterte er ein weing rum, ein kurzes "äh, ja, ich würde sagen ab sofort" und plötzlich war es so weit.

    Wenn damals die Verantwortlichen für die Grenzposten usw. nicht so besonnen gehandelt hätte, wäre der 9. November 1989 vielleicht als "Blutdonnerstag" in die Geschichte eingegangen...

    Gruß, harmi

    Ja harmi, ich hab damals auch vorm Fernseher gesessen und immer nur in die Kiste geglotzt und mich immer nur gefragt: "Hast Du das jetzt wirklich gehört oder träumst Du"
    Als ich am nächsten Tag an die Arbeit ging waren da grad mal 5 von 50 Beschäftigten da. Und einkaufen war auch nicht möglich, da die Geschäfte geschlossen waren, da keine Verkäuferinnen kamen.
    Da wußte ich endlich, daß ich nicht geträumt hatte :P

    LG Heike

    Mütter beschreiten manchmal Wege, die Engel befürchten zu gehen.

    Einmal editiert, zuletzt von *Heike* (10. November 2005 um 18:45)

  • der 3.10. war doch ein reiner verwaltungsakt, bürokratisch festgelegt. immense historische bedeutung, klar, aber der 9.11. ist da als ausdruck des volkes schon wertvoller (89, natürlich, ähem).

  • also wenn man so über die Öffnung der Mauer diskutiert: Warum werden negative Ereignisse schnell vergessen? Warum erinnert sich niemand so genre (nagut hat hier keiner real mitgemacht) an die Nazizeit? Find ich viel wichtiger über negatives zu denken, und zu erinnern, damit so etwas NIE merh vorkommt. Und grade jetzt ist Thema Nazi so present wie schon lange net mehr!

    Viele Grüße
    :hi:

  • Zitat

    Original von Gottfried
    @ Wieland

    Ich kann mich erinnern, da ich kurz vorher erst die Schule verlassen durfte, daß es vielen hier im Westen wohl einen unglaublichen Schmerz bereitetet haben muß, die DDR fallen zu sehen. Hier ließ es sich ja schön nach drüben ins Paradies schielen und die Teilung Deutschlands als unumkehrbare Folge der eigenen Verbrechen anzusehen.

    Was haben wir nicht alles in der Schule diskutiert - die DDR sei friedlich, ein wahres Paradies, gemacht für die Ewigkeit. Blablabla....
    :wall:

    Muß zugeben, dass ich damals zu den traurigen gehörte. Was habe ich die Theorie des Kommunismus verteidigt, zwar Probleme in der DDR gesehen, aber auch viel positives - fehlende Arbeitslosen, soziale Ausgewogenheit.
    Als die Mauer fiel, da fiel ich durchaus in ein Loch.
    Heute bewegen mich die Bilder des Mauerfalls sehr und ich bin nur sehr traurig, dass ich die Freude damals nicht gefühlt habe. Mir wurden durch meine politischen Träumereien ein unglaublich schöner Tag verdorben.
    Heute tröste ich mich ein wenig mit Rio Reisers "Zauberland".
    Egal. Ich halte den 9.11. auf jeden Fall für den Tag der Wiedervereinigung. Aber es bleibt eben auch der Tag der Reichsprogromnacht. Seit 1989 kann es nicht mehr ein Trauertag sein - aber auch nie ein Feiertag, so meine Meinung.

    Und noch eine Geschichte zum 9.11. Als ich in meinen letzten Monaten bei den Ubooten (1995) war, sollte wieder eine Mittelmeerfahrt geplant werden. Diese waren damals noch recht neu, man hat es den alten Taucheisen lange nicht zugetraut. Diese sollte zum ersten Mal auch einen Hafen in Israel beinhalten. Ich meine, es ging um Haifa. Als Einlauftag war der 9. November geplant. Ich bin mir nicht sicher, ob man das noch cancelte, ich glaube ja, irgendwer hatte wohl angefangen nachzudenken. Ansonsten wäre das wohl auch heute noch bekannt.
    Es ist einfach ein brisantes Datum.

  • Zitat

    Original von Gottfried
    Was haben wir nicht alles in der Schule diskutiert - die DDR sei friedlich, ein wahres Paradies, gemacht für die Ewigkeit. Blablabla....


    Ja ja, und bei uns war es der böse Westen mit seinem Kapitalismus :pillepalle:,
    Aber wir hatten durchaus Positives hier: fehlende Arbeitslose (wenn auch nur in der Statistik, genau wie immer 100% Wahlbeteiligung :rolleyes: ), soziale Ausgewogenheit war auf jeden Fall gegeben.

    Zitat

    Ein sehr beeindruckendes Zeugnis dieser Zeit gibt übrigens das Museum "Point Alpha" zwischen Hessen und Thüringen wieder. Ich habe das mal mit Leuten aus Australien besucht, die sich überhaupt nicht vorstellen konnten, welche unmenschliche Mauer durch dieses Land ging.


    Das ist korrekt und ein wirklich beeindruckendes Zeugnis - ich wohne nicht allzu weit davon ( Point Alpha )

    LG Heike

    Mütter beschreiten manchmal Wege, die Engel befürchten zu gehen.

  • Ich weiß noch, wie ich damals von dem Fernseher saß und Tagesschau guckte und absolut nix verstand, nur dass da gerade irgendwas "Großes" im Gange war. Ich war damals gerade 9.

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • ich kann immerhin behaupten, an diesem 9. November in Berlin gewesen zu sein. Da hat man aber nun gar nichts gemerkt von diesem Tag. Sah alles sehr nach großer Normalität aus.

    Snuffmaster

    wenn wir nur das Negative unserer langen Geschichte hervorkramen und uns den Positiven nicht widmen, werden wir immer griesgrämige Grobklotze bleiben. Der 9. und 10.11.89 gehören auch in meiner aktiven Erinnerung zu den bewegendsten Tagen, nur übertroffen durch die Geburt meiner Kinder.

    Ich war wie viele, nachdem wir aus dem ersten Traum erwacht waren, wenige Tage und Wochen nach der Grenzöffnung der Meinung, die DDR solle mal schön weiter existieren. Irgendwann sah ich aber eine Fernseh-Diskussion, in der Wolf Biermann davon sprach, dass man die Ossis nicht als Versuchskaninchen mißbrauchen dürfe für eine bessere Welt. Das hat mich schlagartig überzeugt.

    Die Fehler, die damals gemacht worden sind und Auswirkungen bis heute haben, sind sehr ärgerlich, aber eine Teilung unseres Landes kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Es ist gut so, dass es damals so gekommen ist (auch wenn dem Kapitalismus der Kommunismus zunehmend als Korrektiv fehlt)

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Zitat

    Original von Olaf
    Es ist gut so, dass es damals so gekommen ist (auch wenn dem Kapitalismus der Kommunismus zunehmend als Korrektiv fehlt)

    Sehr treffend. Und ich will die soziale Markwirtschaft (oh bitte bleib noch ein wenig) nicht als perfekt ansehen, noch möchte ich die Ideen von Marx, Engels oder gar Mühsam abschreiben - Schauen wir, wie es weitergeht, im Augenblick geht die SMW in eine Richtung, die auch scheitern wird - Der Klassenkampf, davon bin ich überzeugt - wird wiederkommen.
    Aber schön, das ein großer Teil des Unrechts in Europa augenblicklich abgeschafft ist.