Sehr interessantes Interview von Daniel Stephan gesehen auf sport1.de
"Wollen Anschluss zu Kiel und Flensburg schaffen"
Lemgo/München - Der Countdown läuft. Am 2. September eröffnet der TBV Lemgo in Wilhelmshaven die neue Saison.
Mit großer Zuversicht blickt Daniel Stephan Richtung Bundesliga-Start. Der Nationalspieler hat sich viel vorgenommen.
"Wir wollen mit dem TBV Lemgo den Anschluss zu Kiel und Flensburg schaffen", sagt der 32-Jährige im Gespräch mit Sport1.de.
Der frühere Welthandballer spricht über den neuen TBV Lemgo, die Erweiterung der Lipperlandhalle und die Europameisterschaft 2006.
Sport1.de: Herr Stephan, die Vorbereitung läuft auf Hochtouren. Was ist neu beim TBV?
Daniel Stephan: Wir haben unseren Kader aufgefrischt. Vier Neue sind dazugekommen. Das tut der Mannschaft gut. Die Eindrücke bislang sind vielversprechend. Die letzte Serie lief ja nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber wir schauen nicht zurück. Wir wollen aus der vergangenen Saison lernen. Ich verspreche mir einiges.
Sport1: Top-Favoriten sind aber doch sicher Kiel und Flensburg.
Stephan: Ja. Der Unterschied zu den anderen in der vergangenen Saison war enorm. Deswegen darf unser Ziel nicht die Meisterschaft sein. Wir müssen den ersten Schritt vor dem zweiten tun. Natürlich wollen wir vorn mitspielen und den beiden Paroli bieten. Aber erstmal müssen wir versuchen, den Abstand zu Kiel und Flensburg zu verringern. Wenn wir dann auf Augenhöhe sind, kann einiges passieren. Dorthin müssen wir aber erstmal kommen.
Sport1: Dabei könnte die erweiterte Lipperlandhalle helfen.
Stephan: Sicher. Wir alle freuen uns auf die neue Halle. Das wird ein Schmuckkästchen. Der Spielplan ist zwar deswegen nicht optimal, weil wir zu Beginn der Saison ein paar Auswärtsspiele mehr haben. Aber es wird toll sein, vor 5000 Fans zu spielen. Die Lipperlandhalle wird ein wichtiger Mosaikstein des TBV sein.
Sport1: Manager Fynn Holpert hat davon gesprochen, dieses Team sei der beste TBV aller Zeiten.
Stephan: Sicher haben wir uns qualitativ verbessert. Vor allem Sebastian Preiß und Filip Jicha machen bisher einen hervorragenden Eindruck.
Sport1: Aber?
Stephan: Aber man muss sehen, wie wir mit Verletzungen zurecht kommen. Handballspiele sind sehr intensiv geworden. Kiel und Flensburg haben erhebliche Vorteile, weil sie qualitativ besser besetzt sind. Ich will mich aber gar nicht beschweren. Ich kenne die Vereinspolitik. Wir geben nur das Geld aus, das wir haben. Und wir haben ein starkes Team.
Sport1: Auf drei Hochzeiten wird Lemgo dabei sein.
Stephan: Die Meisterschaft ist am wichtigsten. Aber wir werden versuchen, jeden Wettbewerb für sich zu sehen. Natürlich wollen wir zum Final Four nach Hamburg. Und wir wollen endlich mal wieder einen internationalen Titel holen. Das ist ein großes Ziel. Im Vordergrund aber steht die Bundesliga. Dort ist unser Ziel ein Champions-League-Platz.
Sport1: Da wird es aber eng.
Stephan: Sicher. Magdeburg, Gummersbach und Lemgo bewegen sich auf einer Linie und wollen ganz nach oben, wollen Kiel und Flensburg angreifen.
Sport1: Vergangene Saison gehörte zu diesem Kreis auch Essen. Wie sehen Sie die Lizenzentzüge für den TUSEM und Wallau/Massenheim?
Stephan: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich ist es schade, dass die beiden Traditionsvereine nicht mehr dabei sind. Aber das Lizenzierungsverfahren hat endlich auch gegriffen. Schlechtes Wirtschaften muss bestraft werden.
Sport1: Unterbrochen wird die Saison wieder durch ein großes Turnier, die EM. Was darf man von der DHB-Auswahl im Hinblick auf die WM 2007 erwarten?
Stephan: Nun, mit der WM 2005 in Tunesien darf man angesichts der Personalprobleme zufrieden sein. Die Mannschaft hat sich gut geschlagen. Bei der EM in der Schweiz wollen wir nun mit einem vollen Kader ein Ausrufezeichen setzen. Wenn wir bei der WM im eigenen Land 2007 vorn dabei sein wollen, müssen wir eine gute EM spielen, um uns Respekt zu verschaffen. Das ist keine Durchgangsstation. Wir sind schließlich Titelverteidiger.
Sport1: Ist sogar der Titel drin?
Stephan: Die Rücktritte von Petersen, Zerbe, Schwarzer und Kretzschmar müssen erst einmal verkraftet werden. Die fehlende Cleverness und Routine müssen wir mit Kampfkraft wettmachen. Ich vermag nicht zu sagen, ob der Titel drin ist. Sechs, sieben Teams werden vorn dabei sein. Dazu rechne ich uns auch.
Sport1: Blicken wir ein Jahr voraus. Was soll nach der Saison 2005/2006 bei Ihnen auf der Visitenkarte stehen?
Stephan: Ich will nicht vermessen sein und sagen: Da muss ein Titel stehen. Wir wollen mit dem TBV Lemgo den Anschluss zu Kiel und Flensburg schaffen. Ein internationaler Titel wäre natürlich etwas Besonderes. Und mit der Nationalmannschaft wäre eine Medaille schön. Das kann ich ein halbes Jahr vor der EM ruhig mal raushauen. Persönlich möchte ich meine Leistung der Vorsaison bestätigen und verletzungsfrei bleiben.
Das Gespräch führte Michael Schwartz